Lymphödem der Arme

Unter einem Lymphödem versteht man eine Abflussstörung des Lymphsystem im Bereich der Arme bzw. auch des Schulter- und Brustbereiches. Durch den gestörten Abtransport der Gewebsflüssigkeit schwillt der Arm an und kann u.a. für Bewegungseinschränkungen oder auch Schmerzen verantwortlich sein.

Lymphödem der Arme

Definition

Zu einem Lymphödem der Arme kann es durch eine Abflussstörung des Lymphsystems im Bereich der Arme, der Schulter oder der Brust kommen. Über die Lymphbahnen wird Gewebswasser abtransportiert und in den Kreislauf eingespeist. In der Folge der Abflussstörung kommt es zu einer sicht- und tastbaren Einlagerung von Wasser im Arm, wodurch dieser anschwillt.
Meist handelt es sich um ein sekundäres Lymphödem, das heißt es tritt als Folge zum Beispiel eines Unfalls oder einer Operation auf.
In seltenen Fällen liegt ein (erblich bedingtes) primäres Lymphödem ohne Auslöser vor. Durch regelmäßige Behandlung kann oft weitestgehend eine Beschwerdefreiheit erreicht werden, eine Heilung ist jedoch nicht möglich. Erfolgt keine Behandlung, kann es in manchen Fällen zu einer irreversiblen Verhärtung und Funktionseinschränkung des Armes kommen.

Ursachen

Ursächlich für ein Lymphödem der Arme ist eine Ansammlung von Lymphflüssigkeit im Gewebe, bedingt durch einen Lymphstau. Aufgrund unterschiedlicher Ursachen dieser Funktionsstörung des Lymphsystems unterscheidet man zwischen einem primärem und einem sekundärem Lymphödem der Arme.

Das sekundäre Lymphödem der Arme ist wesentlich häufiger und geht auf einen oder mehrere Auslöser zurück, der oder die den Lymphabfluss des Armes beschädigt haben. Das kann zum Beispiel ein Unfall sein, der zu einem Knochenbruch im Bereich von Schulter oder Arm geführt hat.
Eine weitere häufige Ursache ist eine Krebserkrankung zum Beispiel der Brust. Meist müssen bei Brustkrebs zur Behandlung eine Operation und häufig auch eine Bestrahlung erfolgen. Durch beide Therapieformen kann es als Nebenwirkung auch zu einer Schädigung des Lymphsystems kommen und in der Folge ist die Entstehung eines Lymphödem des Armes möglich. Bei der Operation aufgrund von Brustkrebs müssen meist Lymphknoten mitentfernt werden und durch die Bestrahlung verkleben die Lymphbahnen. Betroffen ist in der Regel je nach Körperseite der Erkrankung auch der zugehörige Arm.

Ebenso kann eine Infektion des Armes, die zu einer Wundrose (Erysipel) führt, in der Folge zu einem sekundären Lymphödem führen.

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Weitaus seltener ist das sogenannte primäre Lymphödem der Arme. Hierbei gibt es keinen direkten Auslöser für die Erkrankung, sondern das Lymphödem entwickelt sich ohne vorrausgehendes Ereignis häufig nach der Pubertät. Frauen sind hierbei häufiger betroffen. Vermutlich sind erbliche Faktoren bei der Entstehung eines primären Lymphödems der Arme verantwortlich.

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Nach Brustkrebs

Nach einer Brustkrebserkrankung, bei der meistens eine Operation sowie häufig eine zusätzliche Bestrahlung erfolgen müssen, kann es in einigen Fällen in der Folge zu einem Lymphödem des Armes kommen. Um die Krebserkrankung zu behandeln, müssen meist mehrere Lymphknoten mitentfernt werden, die auf dem Lymphabflussweg des Armes liegen. Dadurch kann der Lymphfluss beeinträchtigt werden. Zusätzlich schädigt die Bestrahlung die Lymphbahnen, sodass diese verkleben können. Ein Lymphödem kann daher als mögliche Komplikation der Tumorbehandlung auftreten. Allerdings sind heutzutage schonendere Operationsverfahren möglich, die meist eine sichere Tumorentfernung ermöglichen, ohne dass der Lymphabfluss zu stark beeinträchtigt wird, sodass es nur noch in etwa 2% der Fälle zu einem Lymphödem der Arme nach einer Brustkrebsbehandlung kommt.

Begleitende Symptome

Bei einem Lymphödem der Arme kommt es neben einer Schwellung oft zu einem Spannungsgefühl der Haut. Zusätzlich kann es zu Schmerzen sowie Bewegungseinschränkungen des betroffenen Armes kommen. Anfangs Lassen sich die Ödeme meist noch leicht eindrücken und nach Lösen des Drucks verbleiben kurzzeitig Dellen. Im weiteren Verlauf kommt es zu einer typischen teigigen Schwellung ohne Dellenbildung. Im fortgeschrittenen Stadium kann der Arm auch stark verhärten. Dazu kommt es insbesondere bei ausgeprägten Lymphödemen der Arme und wenn keine rechtzeitige Behandlung erfolgt.

Schmerzen

Bei einem Lymphödem der Arme kann es aufgrund der Schwellung im Gewebe auch zu Schmerzen kommen, die insbesondere bei Belastung der Arme bemerkbar werden. Meist äußert sich das Lymphödem vor allem durch ein Schwere-, Druck- oder Spannungsgefühl.
Wenn jedoch plötzlich stärkere Schmerzen hinzukommen und gegebenenfalls auch eine Rötung und Überwärmung auftritt, kann es sich auch um die Zeichen einer Entzündung handeln. Diese treten bei Lymphödemen an den Armen häufiger auf und sollten durch einen Arzt untersucht und behandelt werden. Ansonsten droht auch eine Verschlechterung und eine Zunahme des Lymphödems.

Diagnose

Die Diagnose eines Lymphödems der Arme durch einen Arzt wird vor allem durch die körperliche Untersuchung und das ärztliche Gespräch (Anamnese) gestellt.

Typisch für ein Lymphödem ist, dass es nur auf einer Körperseite auftritt und es einen Auslöser gibt. Das kann zum Beispiel eine vorhergegangene Operation oder ein Unfall mit Verletzung des Arms oder der Schulter sein. Fragen bezüglich des Auftretens der Schwellung und ob es lindernde oder verschlechternde Faktoren gibt, ermöglichen dem Arzt die Diagnose und die Abgrenzung zu anderen Ursachen einer Schwellung des Armes. Die gegebenenfalls im fortgeschrittenen Stadium des Lymphödems der Arme auftretende Verhärtung des Bindegewebes kann zusätzlich durch eine Ultraschalluntersuchung festgestellt werden. In manchen Fällen kann auch eine Lymphabflussszintigraphie für die Diagnose des Lymphödems sinnvoll sein. Dabei wird ein schwach radioaktiver Stoff in die Lymphbahnen gegeben und es erfolgt eine Messung der Strahlung anhand derer die Funktion des Lymphsystems beurteilt werden kann.

Behandlung / Therapie

Die Therapie eines Lymphödems der Arme besteht aus verschiedenen Maßnahmen, die gemeinsam eingesetzt werden sollten. Dazu zählt zum einen die Kompressionsbehandlung. Durch spezielle Bandagen wird das Gewebe gezielt zusammengedrückt und der Lymphabfluss wird erleichtert. Dazu können auch sogenannte Lymphdrainagen beitragen. Geschulte Therapeuten oder Ärzte können durch massierende Bewegungen mit den Händen die Schwellung reduzieren.

Wichtig ist jedoch auch eine aktive Bewegung des betroffenen Armes durch den Patienten. Durch spezielle krankengymnastische Übungen kann der Lymphabfluss bei regelmäßiger Durchführung langfristig verbessert werden. Zudem ist bei der Behandlung eines Lymphödems der Arme eine gute Hautpflege von großer Bedeutung. Aufgrund der Schwellung ist die Haut besonders anfällig für Verletzungen und Infektionen, die den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen können.

Lesen Sie hierzu auch Krankengymnastik / Physiotherapie

Beim sekundären Lymphödem kann gegebenenfalls auch zusätzlich der Auslöser direkt behandelt werden. So sollte zum Beispiel eine Wundrose (Erysipel) frühzeitig durch Antibiotika behandelt werden.

Übungen

Grundsätzlich kann Bewegung, die die Arme einbezieht, sich bei einem Lymphödem positiv auswirken. Besonders effektiv sind Bewegungen, bei denen die Arme sich über Herzhöhe befinden, da so der Lymphabfluss erleichtert wird. Vermieden werden sollte Aktivität, bei der die Arme herabhängen, wie beim Tragen schwerer Gegenstände. Am besten sollten spezielle Übungen durch einen Physiotherapeuten vermittelt werden oder der Rat eines Arztes eingeholt werden. Eine Überbelastung sollte vermieden werden, da das Lymphödem sich ansonsten verschlimmern kann. Zu empfehlen sind insbesondere Aquafitness und Schwimmen, da im Wasser ein geringerer Druck auf das Gewebe wirkt und die Lymphe besser aus den Armen abtransportiert werden kann. Gezielte Bewegungsübungen außerhalb des Wassers sollten nur bei gleichzeitiger Kompressionsbehandlung durch geeignete Bandagen oder Strümpfe für die Arme durchgeführt werden.

Kompression

Die Kompressionsbehandlung ist ein wichtiger Bestandteil bei der Behandlung eines Lymphödems. Das Prinzip dieser Therapieform ist, dass durch gezieltes Zusammendrücken des Gewebes der Abfluss der Lymphe gefördert und das Ödem in den Armen verringert wird. Erreicht wird die Kompression mithilfe von Kompressionsbandagen, die mit einer speziellen Technik um den Arm gewickelt werden. Zudem werden auch angepasste Kompressionsstrümpfe für die Arme eingesetzt.

Lesen Sie mehr dazu unter Kompressionsstrümpfe

Ist ein Lymphödem heilbar?

Eine vollständige Heilung eines Lymphödems der Arme ist in der Regel nicht möglich. Je nachdem in welchem Stadium sich die Erkrankung befindet, ist jedoch zumindest eine teilweise oder sogar vollständige Rückbildung der Schwellung möglich. Durch regelmäßige professionelle Therapie, mit der frühzeitig begonnen wird, können in vielen Fällen die Beschwerden eingegrenzt und ein Voranschreiten der Erkrankung verhindert werden.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 13.10.2017 - Letzte Änderung: 18.09.2024