Eiweißmangelödem

Bei Ödemen handelt es sich um krankhafte Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe. Meistens tritt die Flüssigkeit aus dem Gefäßsystem aus und sammelt sich im Zwischenraum des Gewebes, zwischen den Zellen (Interstitium).

Eiweißmangelödem

Definition

Bei Ödemen handelt es sich um krankhafte Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe.
​​​​​​​Meistens tritt die Flüssigkeit aus dem Gefäßsystem aus und sammelt sich im Zwischenraum des Gewebes, zwischen den Zellen (Interstitium). Ursache für eine Ödembildung ist neben einer Durchblutungsstörung auch ein Eiweißmangel. Man spricht dann von Eiweißmangelödemen. Diese entstehen aufgrund der Tatsache, dass der onkotische Druck in den Kapillaren zu gering ist. Durch den Eiweißmangel kann nicht genug Druck aufgebaut werden die Flüssigkeit im Gefäßsystem zu halten.

Ursachen

Durch einen Eiweißmangel im Blut kann es zur Bildung von Eiweißmangelödemen kommen.
Flüssigkeit sammelt sich dann außerhalb des Blutgefäßsystems im interstitiellen Raum (Zellenzwischenraum). Sinkt der Eiweißgehalt im Blutserum unter 5 g/dl besteht ein hohes Risiko ein Eiweißmangelödem zu entwickeln. Die Ursachen für einen Eiweißmangel im Blut (Hypoproteinämie) können zahlreich sein. Zum einen ist eine niedrige Eiweißzufuhr in der Nahrung dafür verantwortlich.

Dies ist in der westlichen Welt meist kein Problem. In Afrika leiden jedoch viele, vor allem Kinder, an Eiweißmangelödemen, die man auch Hungerödeme nennt. Ebenfalls zum Eiweißmangel kommt es bei bestimmten Krankheiten. Bei einer Schwäche der Bauchspeicheldrüse (Pankreasinsuffizienz) können die großen Eiweißmoleküle im Darm nicht vollständig gespalten werden und so auch nicht über die Schleimhaut aufgenommen werden. Auch bei fehlender Syntheseleistung der Leber (durch Leberzirrhose) kann es zum Eiweißmangel kommen, da dort aus den Aminosäuren, die mit der Nahrung aufgenommen werden, normalerweise neue Eiweißmoleküle gebildet werden. In Europa ist ein Eiweißmangelödem im Rahmen einer Tumorerkrankung (durch den erhöhten Eiweißverbrauch) eine häufige Ursache. Dies gilt auch für einen erhöhten Eiweißverlust durch die Nieren (nephrotisches Syndrom).

Lesen Sie dazu mehr unter: Nephrotisches Syndrom

An welchen Symptomen erkennt man ein Eiweißmangelödem?

Bei Ödemen handelt es sich um krankhafte Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe. Diese können prinzipiell überall im Körper auftreten. Meistens aber in einer der oberen Hautschichten, weil hier die Kapillaren Flüssigkeit verlieren. Diese Ödeme werden dann von außen als Schwellung wahrgenommen. Ein weiterer Hinweis für einen Eiweißmangel ist ein Gewichtsverlust. Dieser entsteht meist durch die Verringerung der Muskelmasse. Die Muskulatur wird abgebaut um den Eiweißgehalt im Blut ein wenig zu erhöhen. Durch die fehlende Muskulatur fühlt sich der Betroffene oft schlapp und weniger leistungsfähig.

Die Wundheilung ist deutlich verzögert, da für den Aufbau von neuem Gewebe ebenfalls Eiweiß benötigt wird. Auch das Immunsystem ist schwach. Häufige Infekte sind die Folge. Weitere Anzeichen sind Augenringe sowie hervorstehende Knochen (z.B. im Gesicht). Auch Haarausfall und brüchige Nägel können ein Hinweis auf einen Eiweißmangel sein. Insgesamt gibt es also zahlreiche Symptome bei denen man an Eiweißmangel denken kann.

Lesen Sie mehr zum Thema: Ursachen von Ödemen

Symptome am Bauch

Vor allem Hungerödeme zeigen sich mit einer Wasseransammlung im Bauchbereich. Ursache für ein Hungerödem ist Eiweißmangel. Normalerweise benötigt der Körper eine entsprechende Eiweißzufuhr durch die Nahrung um den Eiweißgehalt im Blut aufrecht zu erhalten. Durch Hungern kommt es im Verlauf zu einem starken Eiweißmangel. Dadurch sinkt der onkotische Druck im Blutgefäßsystem und Wasser sammelt sich im Zwischenzellenraum an. Dies ist bei Hungerödemen zwar auch in den Beinen aber vor allem am Bauch der Fall.

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Diagnose

Den Verdacht auf ein Eiweißmangelödem kann man bereits mit Anamnese und einer kurzen körperlichen Untersuchung stellen.
Der Arzt fragt nach Vorerkrankungen, die auf einen Eiweißmangel oder einen erhöhten Eiweißverlust hindeuten. Dann folgt die körperliche Untersuchung. Ödeme sind ja oft Blickdiagnosen. Selbst der Laie nimmt Wasseransammlungen im Gewebe oft wahr. Dem schließt sich dann eine Blutuntersuchung an. Der Gesamteiweißgehalt im Blut wird gemessen. Zudem kann auch Urin untersucht werden, ob eine Eiweißausscheidung im Urin vorliegt.

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Krankheitsverlauf

Der Krankheitsverlauf von Eiweißmangelödemen ist ebenfalls von deren Ursache abhängig.
Wird die Ursache für den Eiweißmangel auf die Dauer nicht behoben, verschlimmern sich die Symptome. Neben Eiweißmangelödemen kommt es auch zu einem rapiden Verlust an Muskelmasse. Um den Eiweißgehalt im Blut annähernd konstant zu halten, baut der Körper Muskulatur ab. Je länger Eiweißmangelödeme bestehen, desto höher ist daher auch das Risiko für Komplikationen. Durch eine Zufuhr von Eiweiß (über die Nahrung oder als Infusion) kann der Krankheitsverlauf meist aufgehalten werden.

Therapie eines Eiweißmangelödems

Eiweißmangelödeme lassen sich dann behandeln, wenn man es schafft die Ursache für die Ödeme auszuschalten – den Eiweißmangel.
Bei einem Hungerödem (verminderte Eiweißzufuhr in der Nahrung) sollte man die Eiweißzufuhr sukzessive steigern um kein Refeeding-Syndrom zu erzeugen. Dieses Krankheitsbild kann entstehen wenn man Patienten nach langer Zeit der Mangelernährung plötzlich schlagartig normale Nahrungsmengen zuführt.
Bei einer Schwäche der Bauchspeicheldrüse kann man die Verdauungsenzyme in Tablettenform verabreichen. Dies führt dann zu einer besseren Eiweißspaltung im Darm. Patienten mit einer Lebererkrankung im Endstadium bekommen meist Infusionen mit Eiweiß. Da eine ausreichende körpereigene Eiweißbildung nicht mehr möglich ist. Eine Extraportion Eiweiß über die Vene (als Infusion) kann man auch Tumorpatienten angedeihen lassen. Vor allem wenn diese durch den Eiweißmangel unter Bauchwasser (Aszites) leiden. Entstehen die Eiweißmangelödeme durch einen Eiweißverlust in der Niere muss versuchen die Nierenerkrankung zu behandeln um einen weiteren Eiweißverlust zu verhindern.

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Prognose

Die Prognose von Eiweißmangelödemen ist sehr unterschiedlich. Bei Eiweißmangelödemen handelt es sich ja meistens eher um ein Symptom, das bei diversen Erkrankungen auftreten kann. Die Prognose richtet sich dann nach der Prognose der Erkrankung. Ein Hungerödem lässt sich meistens ganz gut behandeln, wenn man auf eine schrittweise Erhöhung der Eiweißzufuhr achtet. Eiweißmangelödeme im Rahmen einer Schwäche der Bauchspeicheldrüse können medikamentös behandelt werden und haben eine gute Prognose.

Schwere Leber- und Nierenerkrankungen, die zu Eiweißmangelödemen führen, können meist nur schlecht behandelt werden. Dementsprechend schlecht ist auch die Prognose was die Ödeme betrifft. Dies trifft auch auf Eiweißmangelödeme bei Tumorpatienten zu. Wobei man sagen muss, dass man durch eine (intravenöse) Eiweißgabe oft unabhängig von der Grunderkrankung zumindest temporär einen Rückgang der Ödeme erreichen kann.

Folgeerkrankungen

Die Folgen von Eiweißmangel sind gravierend. Sie können bis hin zu lebensbedrohlichen Erkrankungen reichen.
Der Körper versucht daher alles um einem drohenden Eiweißmangel entgegenzuwirken. Ödeme durch Eiweißmangel sind daher schon eine Folgeerkrankung des Eiweißmangels, die normalerweise erst bei ausgeprägtem Eiweißmangel auftreten. Davor versucht der Körper bereits Muskelmasse abzubauen. Wird der Eiweißmangel nicht ausgeglichen kommt es zu Untergewicht. Dies kann bis zum Tod führen.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 03.09.2018 - Letzte Änderung: 18.09.2024