ASS 100 ist ein sogenannter Blutgerinnungshemmer, das heißt die normale Blutgerinnung unterbunden, so dass das Blut dünnflüssiger wird und die Gefahr von sich bildenden Blutgerinnseln eingedämmt wird. So wird ein evtl. drohender Herzinfarkt bzw. Schlaganfall medikamentös abgewendet.
Acetylsalicylsäure, ASS, Aspirin®
Die Acetylsalicylsäure wird in der niedrigen Dosis von 100 mg zur Hemmung der Blutgerinnung verwendet. Sie sorgt dafür, dass die Thrombozyten, also Blutplättchen, nicht mehr anheften und untereinander verklumpen können, wie es bei der normalen Blutgerinnung der Fall wäre. Zur Vermeidung von einem entstehenden Blutgerinnsel ist das ASS 100 daher therapeutisch gut geeignet, ebenso bei der vorbeugenden Behandlung von Herzinfarkten und Schlaganfällen.
ASS 100 wirkt hemmend auf den physiologischen Vorgang der Blutgerinnung, der sich in primäre und sekundäre Hämostase aufteilen lässt.
Die primäre Hämostase sorgt für die Blutstillung und die sekundäre für die eigentliche Gerinnung des Blutes. Die Acetylsalicylsäure entfaltet ihre Wirkung über eine Hemmung der Blutstillung.
Kommt es zu einer Gefäßverletzung, zieht sich zunächst das Gewebe rund um die Wunde zusammen. Über verschiedene Glykoproteinrezeptoren binden nun Blutplättchen (Thrombozyten) an freiliegende Kollagenfasern am Ort der Verletzung. Über diese sogenannte „Adhäsion“ der Blutplättchen werden diese aktiviert und schütten verschiedene Mediatoren aus, darunter Calcium, Serotonin, ADP und Thromboxan A2.
Es werden noch mehr Thrombozyten angelockt und es kommt zur Gestaltänderung der sonst flachen Blutplättchen. Der nun kugelige und stachelige Zustand erlaubt ihnen ein leichtes Verklumpen miteinander. So entsteht ein loser Wundverschluss, der durch die sekundäre Hämostase schließlich gefestigt wird.
Acetylsalicylsäure ist ein irreversibler Cyclooxygenase -Hemmer (COX-Hemmer). Die COX befindet sich in den Thrombozyten und sorgt dort für die Herstellung von Thromboxan A2 aus Arachidonsäure. Wird die COX gehemmt, kann kein Thromboxan ausgeschüttet werden und dessen Wirkung, die Verengung des Gewebes und Verklumpung der Thrombozyten, nicht mehr ordnungsgemäß ablaufen. Gehemmte
Cyclooxygenase kann nicht von den Thrombozyten nachgebildet werden. Der gerinnungshemmende Effekt hält solange an, bis genug neue Thrombozyten entstanden sind, die wieder eine vollständig funktionierende Cyclooxygenase enthalten. Die Lebenszeit von Blutplättchen beträgt circa 7-12 Tage, solange hält auch die Wirkung von ASS 100 an.
ASS 100 ist nicht verschreibungspflichtig und kann über die Apotheke in Tablettenform erworben werden. Die Aufnahme erfolgt nach der Nahrungsaufnahme zusammen mit einem Glas Wasser. Es ist darauf zu achten, die Tablette möglichst unzerkaut herunterzuschlucken. Eine Ausnahme stellt der akute Herzinfarkt dar: hier sollte die erste Tablette zerkaut geschluckt werden.
Bei Patienten mit einer instabilen Angina pectoris („Brustenge“, ausgelöst über Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefäße) und einem akuten Herzinfarkt beträgt die empfohlene Tagesdosis 1x 100mg. Um einem weiteren Herzinfarkt vorzubeugen, wird eine Dosis von 3x 100 mg täglich verabreicht.
Nach Operationen und gefäßchirurgischen Untersuchungen ist eine Dosis von 1x 100mg am Tag vorgesehen, ebenso zur Vorbeugung eines Schlaganfalls. Generell sollte ASS 100 für eine langfristige Therapie eingesetzt werden, die genaue Dauer legt allerdings der behandelnde Arzt fest.
Gegen Scherzen ist ASS 100 nicht wirksam. Für die schmerzlindernde (analgetische) Komponente des ASS sind höhere Dosierungen (ASS 500) erforderlich. Liegt den Kopfschmerzen jedoch eine Durchblutungsstörung zugrunde, kann ASS 100 bereits zur Linderung dieser Schmerzen führen. Diese Kopfschmerzen können bei einer Einengung eines Gefäßes (Stenosierung) oder bei einem zu dickflüssigen Blut zustande kommen. Durch die gerinnungshemmende Eigenschaft des ASS 100 können so die Kopfschmerzen gelindert werden.
Zu den häufigen Nebenwirkungen von ASS 100 zählen Beschwerden des Magen-Darm-Trakts mit
Gelegentlich kann es zu
Seltene Nebenwirkungen sind
sehr selten kann eine Hirnblutung auftreten.
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Magenschmerzen sollten bei einer dauerhaften Einnahme von ASS 100 nicht auftreten.Diese Magenscherzen, die auf eine Magenschleimhautentzündung (Gastritis) oder ein Magenulkus (Magengeschwür) hindeuten, kommen meist erst unter der Einnahme von ASS 500 vor. Diese ist begründet durch eine vermehrte Produktion von Magensäure. Gelindert werden können diese Beschwerden durch die zusätzliche Einnahme eines Protonenpumpenhemmer, wie zum Beispiel Omeprazol oder Pantoprazol. Aufgrund der Gefahr der Ulkusbildung sollte ASS 500 im Gegensatz zu ASS 100 nicht über einen längeren Zeitraum angewendet werden. Bei anhaltenden Magenschmerzen sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Durch das Bestehen eines Magenulkus kann es zu einem Magendurchbruch und damit zu einer starken inneren Blutung kommen. Das Magenulkus kann sicher nur durch eine Magenspiegelung gesichert werden, kann aber ebenfalls mit Protonenpumpeninhibitoren behandelt werden.
ASS 100 sollte nicht eingenommen werden, wenn eine bekannte Allergie gegenüber dem Wirkstoff besteht. Außerdem bei bestehenden Magendarmgeschwüren, einer verstärkten Blutungsneigung, schweren Leber- und Nierenfunktionsstörungen und einer Einnahme von mehr als 15mg Methotrexat (ein Zytostatikum zur Behandlung bösartiger Tumore) pro Woche.
In der Schwangerschaft und Stillzeit sind höhere Dosen ASS 100 (>150 mg) zu vermeiden. In den ersten 6 Monaten einer Schwangerschaft sollte eine Einnahme auf jeden Fall mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.
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Eine streng kontrollierte Behandlung sollte erfolgen, wenn sonstige Schmerzmittelallergien bekannt sind, bei chronischen Erkrankungen der Atemwege, bei zusätzlicher Cumarintherapie (z.B. mit Marcumar®), Dysfunktion von Leber und/oder Niere und bei bevorstehenden Operationen (Blutungsrisiko erhöht).
Die Einnahme von ASS 100 hat keinen Einfluss auf die Empfängnis. ASS kann daher unbedenklich auch bei Kinderwunsch angewendet werden. Im Internet gibt es die verbreitete Meinung, dass ASS die Empfängnis fördere. Hierzu gibt es jedoch keine Studien, die das beweisen. Sicher ist jedoch, dass ASS 100 keine negativen Effekte auf den Kinderwunsch hat.
ASS 100 ist in der Schwangerschaft unbedenklich. In einer niedrigen Dosierung wird ASS zur Hemmung der Blutgerinnung angewendet. Dieses ist nötig bei erhöhter Neigung zur Blutgerinnsel Bildung (Thrombose) oder nach einem Herzinfarkt. Auch wird es bei der Angina Pectoris und der koronaren Herzkrankheit (KHK) eingesetzt. In höherer Dosierung (ASS 500) wirkt ASS dagegen schmerzlindernd (analgetisch), fiebersenkend (antipyretisch) und entzündungshemmend (antiinflammatorisch).
Das ASS 500 sollte im letzten Trimenon der Schwangerschaft nicht eingenommen werden. Das ASS in hoher Dosierung führt hier zu einem vorzeitigen Verschluss des ductus arteriosus botalli, der Verbindung zwischen Lungenarterie und Aorta (Hauptschlagader). Dieses führt beim ungeborenen zur pulmonalen Hypertonie (Lungenhochdruck) und hat Auswirkungen auf die Pumpleistung des Herzens. Es gibt Studien die beweisen, dass das Risiko einer Präeklampsie in der Schwangerschaft durch ASS 100 gesenkt wird und es weniger Wachstumsretardierungen und intrauterine Fruchttode gibt. Das lässt sogar auf eine förderliche Wirkung während der Schwangerschaft schließen. Bei der Einnahme von ASS sollte der Ductus Arteriosus Botalli in dem letzten Trimenon vom Gynäkologen regelmäßig per Ultraschall untersucht werden. Einige Tage vor der Geburt sollte das ASS wegen erhöhter Blutungsneigung unter der Geburt abgesetzt werden.
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Bei der gleichzeitigen Einnahme von Aspirin® und Alkohol kann es zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen, welche teilweise mit gefährlichen Folgen für die betroffene Person einhergehen können. Besonders die Gefahr vor der Entstehung von Magengeschwüren und Magenblutungen, bekannte Nebenwirkungen bei der Einnahme von Aspirin, können durch den gleichzeitig stattfindenden Konsum von Alkohol noch verstärkt werden.
Reizungen der Magenschleimhaut, Magenblutungen, sowie Magengeschwüre können durch eine Vielzahl typischer Symptome auffällig werden. Magenblutungen gehen charakteristischerweise mit tiefschwarz gefärbten Stühlen und blutigem oder kaffeesatzartigem Erbrechen einher. Bei einer sehr ausgeprägten Blutung kann es zu einem erheblichen Blutverlust mit einhergehenden Symptome kommen. Chronische Magengeschwüre können zu Veränderungen am Magenausgang führen und damit Verdauungsproblemen und Erbrechen hervorrufen. Typisch sind außerdem stechende Bauchschmerzen welche besonders nach dem Essen verstärkt auftreten.
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