Die Harnröhre stellt die Verbindung von der Blase nach außen dar. Sie ist bei Mann und Frau unterschiedlich. Die weibliche Harnröhre ist kürzer im Gegensatz zur männlichen. Daher leiden Frauen auch häufiger an einer Blasenentzündung, da Bakterien aus dem Darm leichter in die Blase aufsteigen können.
Lateinisch: Urethra
Lage und Verlauf der Harnröhre unterscheiden sich erheblich zwischen Mann und Frau. Beiden gemeinsam ist, dass sie ein Verbindungsstück zwischen Harnblase (Vesica urinaria) und äußerer Harnöffnung am Genitale darstellt. Sie ist überzogen von einer speziellen Schleimhaut des Harntrakts, die auch Blase, Harnleiter (Ureter) und Nierenbecken (Pyelon) auskleidet.
Die weibliche Harnröhre ist nur etwa 3-5 cm lang und verläuft gerade. Sie hat ihren Ursprung am unteren Blasenende, dem Blasenhals, und verläuft dann nach unten direkt vor der Scheide (Vagina) im kleinen Becken. Sie tritt durch den Beckenboden, eine dreilagige Muskelschicht im kleinen Becken. Sie mündet mit dem äußeren Harnausgang (Ostium urethrae externum) zwischen den kleinen Schamlippen kurz hinter dem Kitzler (Klitoris) und damit vor dem Scheideneingang.
Aufgrund des geraden Verlaufs der weiblichen Harnröhre ist sie relativ einfach mit einem Blasenkatheter zu versorgen, falls z.B. für eine Operation erforderlich.
Da die weibliche Harnröhre sehr kurz ist, können rasch Bakterien aus der Scheide oder dem Enddarm in die Harnblase aufsteigen und dabei eine Blasenentzündung (Zystitis) verursachen.
Eine Übersicht aller Abbildungen von Dr-Gumpert finden Sie unter: medizinische Abbildungen
Die männliche Harnröhre ist ca. 20 cm lang und damit deutlich länger als die weibliche. Im Gegensatz zur weiblichen Harnröhre ist die männliche gleichzeitig Harn- und Geschlechtsweg, da sich der Samen und die Produkte der Geschlechtsdrüsen über die Harnröhre entleeren.
Die Harnröhre des Mannes hat ihren Ursprung (Ostium urethrae internum) ebenso wie die weibliche am Blasenhals. Danach folgen vier anatomische Abschnitte:
Da die männliche Harnröhre in zwei Krümmungen verläuft und drei Engstellen besitzt, ist ein Blasenkatheter deutlich schwieriger einzuführen. Man hilft sich, in dem man den Penis zum Katheterisieren gerade zieht, sodass man zumindest die Krümmung im Penis begradigen kann.
Durch die Länge der männlichen Harnröhre ist der Mann nicht so häufig von Blasenentzündungen betroffen wie die Frau, jedoch können sich in den Engen und Krümmungen leichter Nierensteine verfangen, die dann zu Nierenkoliken führen können.
Die Harnröhre wird von Ästen der tiefen Beckenarterie (Arteria iliaca interna) mit arteriellem Blut versorgt. Diese große Arterie teilt sich im kleinen Becken in die Arteria pudenda auf. Diese wiederum hat viele feinere Endäste, eine davon ist die sogenannte Harnröhrenarterie (Arteria urethralis), die letztendlich zur Harnröhre zieht.
Der venöse Abfluss erfolgt über die Vena urethralis, die wiederum über die etwas größere Vena pudenda in die tiefe Beckenvene (Vena iliaca interna) mündet.
Zur Kontinenz, also der Fähigkeit, den Harn zu halten, benötigt man einerseits ein Erschlaffen der Blase und andererseits den intakten inneren Schließmuskel am Übergang von der Blase in die Harnröhre (Musculus sphincter urethrae internus). Unterstützt wird der Schließmuskel zudem durch einen Teil des muskulären Beckenbodens (Musculus sphincter urethrae externus). Ist dieser Beckenboden zu schlaff, wie es nach mehreren Geburten häufig der Fall ist, kann die Patientin den Harn nicht halten und es kommt zur Inkontinenz bei Belastung (z.B. beim Lachen, Treppen steigen).
Die Harnröhre hat eine eigene Nervenversorgung mit vegetativen Nervenästen. Diese bilden ein Nervengeflecht (Plexus vesicalis) im kleinen Becken.
Um die Miktion (das Wasserlassen) einzuleiten, wird einerseits über die Nerven an das Gehirn ein Signal gesendet, dass eine gewisse Blasenfüllung vorliegt und damit der Eindruck „Harndrang“ entstehen kann. Andererseits kann darüber auch vom Gehirn willentlich die Blasenentleerung eingeleitet werden. Es kommt dabei zur Anspannung des Blasenmuskels (Musculus detrusor vesicae) und zur Entspannung der beiden Blasenschließmuskeln.Der innere Schließmuskel wird dabei über das vegetative Nervensystem kontrolliert, und ist somit willensunabhängig. Der äußere Schließmuskel wird vom zentralen Nervensystem – also dem Gehirn – kontrolliert und kann damit willensabhängig erschlaffen. Der Urin gelangt in die Harnröhre, die mittels der Schwerkraft den Harn in Richtung äußeren Harnausgang befördert.
Die Harnröhrenentzündung (Urethritis) ist eine Schleimhautentzündung der Harnröhre. Man unterscheidet die Gonorrhoe (Tripper) von der nicht-gonorrhoischen Urethritis. Erstere wird durch das Bakterium Neisseria gonorrhoea verursacht, letztere meistens durch Chlamydien. Es handelt sich um typische durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragbare Erkrankungen. Die Harnröhrenentzündung präsentiert sich mit eitrigem Ausfluss, Juckreiz und Brennen beim Wasserlassen. Der Arzt führt einen Abstrich aus der Harnröhre zum Nachweis des Bakteriums durch und verabreicht Antibiotika zur Therapie.
Es handelt sich um eine relativ häufige angeborene Fehlbildung der männlichen Harnröhre. Die Harnröhre mündet bei der Hypospadie an der Unterseite des Penis, bei der Epispadie an der Oberseite des Penis. Es sollte eine operative Korrektur im 1. oder 2. Lebensjahr erfolgen.
Eine sehr häufige Erkrankung stellt die Blasenentzündung dar. Diese tritt vor allem bei Frauen auf, da hier die Harnröhre deutlich kürzer ist. Es kann zum Hochsteigen von Bakterien, meistens Escherischia coli aus dem Darm, kommen, die über die Harnröhre in die Blase wandern.Die Patienten haben meist verstärkten Harndrang schon bei geringer Urinmenge, Schmerzen beim Wasserlassen, Blut im Urin und Unterbauchschmerzen.
Therapie der Wahl ist eine ein- bis dreitägige Antibiotikatherapie. Die Gefahren sind einerseits ein wiederholtes Auftreten der Blasenentzündung, andererseits bei z.B. geschwächter Abwehrlage ein Aufsteigen der Keime über die Harnleiter bis in das Nierenbecken und darüber zu einer Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis).
Sehr viele Männer im mittleren bis höheren Lebensalter haben eine gutartige Vergrößerung der Vorsteherdrüse (Prostata). Da die Harnröhre des Mannes durch die Prostata hindurch verläuft, kommt es schnell zu einem Druck und einer Verengung der Harnröhre (Harnröhrenstriktur). Der Patient leidet dann an einem schwachen Harnstrahl, häufigem Wasserlassen, Harnstottern, Restharngefühl und Nachträufeln nach dem Urinieren.
Die Komplikation ist, dass die Prostata die Harnröhre soweit verengt, dass es zu einem Harnverhalt kommt. Der Patient hat dabei eine stark überdehnte Blase, kann aber wegen dem Hindernis gar nicht mehr urinieren. Eine sofortige Entlastung über einen Katheter ist unbedingt erforderlich!
Weiterführende Informationen zu diesem Thema finden Sie unter:
Weitere Informationen zur Thema Anatomie finden Sie unter: Anatomie A-Z.