Bei der künstlichen Blase handelt es sich um einen Ersatz der körpereigenen Blase um den Urin aus dem Körper abzuleiten. Hierbei gibt es verschiedene operative Methoden, die je nach Erkrankung bzw. Vorerkrankung variieren.
Unterschiedliche Erkrankungen können dazu führen, dass die körpereigene Harnblase durch eine künstliche Blase ersetzt werden muss. Es handelt sich bei dem Einsetzen einer künstlichen Blase um einen hoch komplexen Eingriff der Urologie.
In der Medizin spricht man von einer künstlichen Harnableitung, bei welcher die körpereigene Blase durch unterschiedliche Methoden ersetzt wird und der Urin über andere Wege aus dem Körper geleitet wird. Es werden dabei, je nach Operationsmethode, verschiedene Darmabschnitte dazu benutzt, eine neue Blase zu formen, welche die Funktion der alten Blase, das Sammeln und Abführen von Urin, übernehmen kann.
Welche Art der künstlichen Blase gewählt wird, hängt von der zugrundeliegenden Erkrankung und Vorerkrankungen ab und kann mit dem behandelnden Arzt am besten individuell besprochen werden.
Es existieren eine Reihe unterschiedlicher Formen und Möglichkeiten eine künstliche Blase zu bilden und mit dieser die ursprüngliche Blase zu ersetzen. Welche der Möglichkeiten individuell angewandt wird, entscheidet neben der zugrundeliegenden Erkrankung auch die Präferenz des Patienten.
Generell muss zwischen einer kontinenten und einer inkontinenten Harnableitung unterschieden werden. Je nach Form der Harnableitung kommen unterschiedliche Möglichkeiten der Operation in Betracht.
Die kontinente Harnableitung wird so genannt, da der Urin willentlich abgelassen werden kann. Eine künstliche Blase, welche die Möglichkeit der Kontinenz verschafft, stellt die Idealform dar. Wenn beispielsweise die aus Darmabschnitten geformte Blase mit den Harnleitern und der Harnröhre verbunden wird, ist eine kontinente Harnableitung gegeben. Auch ein sogenannter Pouch stellt eine kontinente Form einer künstlichen Blase dar. Hierbei wird der Urin entweder mithilfe eines Ventils über die Bauchdecke abgelassen oder in den Darm geleitet. Letzteres ist nur bei einem ausreichend funktionierendem Schließmuskel möglich.
Dem gegenüber stehen inkontinente Formen einer künstlichen Blase. Hierbei wird die körpereigene Blase allein durch ein kleines Stück Darm ersetzt, welches den Urin über die Bauchdecke nach außen in einen Beutel leitet. Bei dieser als Conduit bezeichneten Form der Harnableitung wird somit die Blase nicht durch das Formen eines Reservoirs im Körper ersetzt, sondern der Urin sammelt sich in einem Beutel außerhalb des Körpers.
Eine Reihe von Erkrankungen können das Ersetzen der Blase mit einer künstlichen Blase nötig machen. Dies wird immer dann nötig, wenn die körpereigene Blase nicht mehr in der Lage ist, die Aufgabe des Urinsammelns korrekt auszuführen oder wenn diese im Laufe einer Erkrankung entnommen werden muss.
So können beispielsweise Krebserkrankungen der Blase das Entfernen der Harnblase nach sich ziehen. Um das Wachstum und das Entstehen von Metastasen zu verhindern, wird die Blase bei der Feststellung mancher Tumoren entfernt. Nicht jeder Tumor der Blase macht jedoch eine Blasenentfernung und damit das Anlegen einer künstlichen Blase erforderlich.
Auch bei angeborenen Erkrankungen kommen künstliche Blasen zum Einsatz. So ist es beispielsweise bei Menschen, welche an der Erkrankung eines sogenannten „offenen Rückens“ (medizinisch: Spina bifida, Meningomyelocele) leiden, häufig nötig, die Blase zu entfernen und mit einer künstlichen Blase zu ersetzen.
Ein Verschluss der Harnröhre, welcher entweder angeboren oder im Laufe des Lebens auftritt, kann dazu führen, dass eine künstliche Blase eingesetzt werden muss und die Körpereigene ersetzt.
Die Harnblase kann durch eine Strahlentherapie so stark geschädigt werden, dass infolge der Therapie eine künstliche Blase eingesetzt werden muss. Besonders bei Tumorerkrankungen der Blase mit einer Strahlentherapie ist dies häufiger der Fall.
Eine künstliche Blase wird in der Regel aus unterschiedlichen Abschnitten des Darms geformt. Es kommen hierbei, je nach gewählter Art der Harnableitung, unterschiedliche Teile des Darms zum Einsatz.
Mit unterschiedlichen Schnitt-Techniken kann aus dem länglichen Darmabschnitt, welcher für die künstliche Blase verwendet wird, ein mehr oder weniger rundes Reservoir geformt werden, welches als Blasenersatz fungiert. Das fehlende Stück Darm kann durch die übrigen Darmabschnitte in seiner Funktion ersetzt werden, weshalb behandelte Patienten nur wenige Nebenwirkungen der Darmfunktion erleben.
Da der Darm normalerweise nicht die Funktion eines Urinreservoirs übernimmt, ergeben sich aus der Verwendung von Darmabschnitten für die künstliche Blase dennoch Komplikationen. So kann es beispielsweise zu bösartigen Veränderungen des verwendeten Darms kommen. Die Blase muss außerdem häufiger entleert werden, da der Darm im Gegensatz zur Harnblase deutlich weniger dehnfähig ist.
Abschließend stellt der Darm jedoch bei der künstlichen Harnableitung weiterhin das Material der Wahl dar.
Die Anatomie des Harntraktes unterscheidet sich zwischen Mann und Frau. So kommt es, dass auch die Art der künstlichen Blase, welche bei Frauen und Männern verwendet wird, teilweise Unterschiede aufweist. Da man festgestellt hat, dass an der weiblichen Harnröhre selbst nach der Entfernung des Tumors häufig ein Rezidiv entsteht, wird dieser meist bei einer Blasenentfernung mit entfernt. Dies führt dazu, dass der Einsatz einer künstlichen Blase, welche mit der Harnröhre verbunden wird und so eine kontinente Harnableitung darstellt, bei Frauen weniger häufig durchgeführt wird. Die Anlage eines Pouches oder Conduits ist nach Entfernung der Blase bei Frauen aus diesem Grund meist Mittel der Wahl.
Eine der häufigsten Ursachen für die Anlage einer künstlichen Blase ist die Entstehung eines Tumors des Harntrakts. Neben Tumoren der Harnblase selbst können auch Tumore der Harnröhre die Entfernung und Neuanlage der Blase nach sich ziehen.
Welche Art der künstlichen Blase bei einer aufgrund eines Tumors entfernten Blase zum Einsatz kommt, muss individuell entschieden werden. Häufig ist das Einsetzen einer künstlichen Blase aus Dünndarmabschnitten möglich. Andere vorliegende Erkrankungen und Vorerkrankungen sowie die bei der Operation vorliegende Situation beeinflussen die Wahl der Harnableitung jedoch maßgeblich. Entscheidend für die Wahl ist außerdem die Art des Tumors und dessen Aggressivität.
Die Therapiemöglichkeiten werden vom Fortschreitungsgrad beeinflusst. Neben dem Einsetzen einer künstlichen Blase können zuerst andere Behandlungsmöglichkeiten angewandt werden. Es kann etwa versucht werden, Tumorzellen von innen auszuschaben. Auch eine auf den Harntrakt beschränkte Strahlen- oder Chemotherapie von Tumoren ist möglich.
Eine künstliche Blase wird stets durch eine Operation eingesetzt. Bei der Operation einer künstlichen Blase handelt es sich um einen komplexen urologischen Eingriff. Eine ausführliche Aufklärung über die Maßnahme und ihre Alternativen kann durch den behandelnden Chirurgen und sein Team geschehen. Spezialisten für die Durchführung einer solchen Operation sind Fachärzte für Urologie.
Zunächst muss hierbei die körpereigene Blase entfernt werden. Danach wird anhand der individuell vorliegenden Situation entschieden, ob die zuvor gewählte Wahl des Blasenersatzes durchführbar ist. Die Struktur des Darms und die anatomische Situation der Harntraktes sind hierbei maßgeblich für die Entscheidungsfindung des Chirurgen. Nachdem die alte Blase entfernt wurde, wird der benötigte Darmabschnitt entnommen und gründlich gereinigt. Durch verschiedene Schnitttechniken wird nun die Blase aus dem Abschnitt geformt. Die Harnleiter, welche von der Niere den Urin ableiten, müssen daraufhin an der neuen Blase angenäht werden. Je nach Wahl der Ableitung kann die Harnröhre nun an das Reservoir genäht werden oder es kommt ein weiterer Darmabschnitt zum Einsatz, welcher den Urin zur Bauchdecke ausleitet.
Die Prognose hängt maßgeblich von den vorhandenen Erkrankungen sowie dem Grund der Durchführung für die Operation ab.
Generell können nach dem Einsetzen der neuen Blase eine Reihe von Komplikationen entstehen, weshalb eine engmaschige Kontrolle bei dem behandelnden Arzt empfohlen wird. Es können
Generell ist jedoch die Situation nach der Durchführung einer Harnableitung durch das Einsetzen der künstlichen Blase besser als zuvor. Die Patienten erfahren nur eine gewisse Einschränkung der Lebensqualität und in der Regel keine Einschränkung der Lebenserwartung.
Diese Themen könnten Sie ebenfalls interessieren: