Wann braucht man bei einer Erkältung Antibiotika?

Wann braucht man bei einer Erkältung Antibiotika?

Einleitung

Erkältungen sind vor Allem in bestimmten Jahreszeiten allgegenwärtig. Jeden Erwachsenen in Deutschland erwischt es im Schnitt zwei bis vier mal pro Jahr, Kinder sogar noch häufiger. Bis heute gibt es noch keine Medikamente, die eine Erkältung zuverlässig bekämpfen oder im Voraus verhindern.

Viele Patienten glauben noch immer in der Hoffnung, so schnell wie möglich wieder gesund zu werden, ein Antibiotikum einnehmen zu müssen. Doch die Wirksamkeit von Antibiotika bei Erkältungen ist umstritten. Ein Antibiotikum hilft nur in seltenen Fällen, die Erkältung schneller wieder loszuwerden. Außerdem bringen Antibiotika oft unangenehme Nebenwirkungen mit sich. Zudem nimmt die Anzahl von Bakterien, die gegen bestimmte Antibiotika resistent sind, weiter zu. Als mögliche vermeidbare Ursache für diesen Trend gilt auch das unnötige Verschreiben von Antibiotika wie beispielsweise bei Erkältungen. 

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Sind Antibiotika sinnvoll?

Der Begriff Antibiotikum bezeichnet lediglich eine Substanz, die Mikroorganismen abtötet. Im allgemeinen medizinischen Sprachgebraucht versteht man unter Antibiotika aber Stoffe, die Bakterien abtöten oder in ihrer Fortpflanzung einschränken. Bei Viren wirkt ein Antibiotikum aber nicht!

Das Problem bei Erkältungen ist jedoch, dass schätzungsweise 98% der Erkältungen allein durch Viren verursacht werden. Die häufigsten Erreger sind die sogenannten Parainfluenza-, Rhino-, oder Adenoviren. Daraus lässt sich der Rückschluss ziehen, dass bei 98% der Erkältungen Antibiotika also schlicht und ergreifend nicht helfen und sogar noch unangenehme Nebenwirkungen auslösen können. Nur in sehr wenigen Fällen (ca. 2%) haben Antibiotika einen positiven Effekt. (Siehe Superinfektion)

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Wann sollten Antibiotika eingesetzt werden?

In bestimmten Fällen muss auch bei einer Erkältung zu Antibiotika gegriffen werden. Die Erkältung an sich wird fast immer durch Viren verursacht, kann sich jedoch in seltenen Fällen aber zu einer sogenannten Superinfektion entwickeln, bei der zusätzlich zu der viralen Infektion auch eine bakterielle Infektion hinzukommt.  Schätzungsweise betrifft dies jeden fünfzigsten mit Erkältung. Die Bakterien können sich besonders gut vermehren, weil das Immunsystem durch die bestehende Virusinfektion schon geschwächt ist. Dann kommt es zum Beispiel zu einer Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis), einer Bronchitis, einer Mittelohrentzündung (Otitis media) oder starken Halsschmerzen (Pharyngitis).

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Ob dann eine Behandlung mit Antibiotika durchgeführt werden muss, sollte immer noch individuell durch einen Arzt entschieden werden. Häufiger Verschreibungsgrund für Antibiotika ist eine Entzündung der Mandeln (Tonsillitis) wegen einer bakteriellen Besiedelung, die besonders gehäuft im Kindesalter vorkommt. Außerdem müssen Antibiotika zwingend vom Arzt verschrieben werden, wenn eine Lungenentzündung vorliegt (Pneumonie).

Diese Erkrankungen haben aber auch in der Regel deutliche Symptome, die leicht von einer Erkältung abgegrenzt werden können. Dazu gehören beispielsweise Fieber über 38°C, eine erhöhte Atemfrequenz mit Atemnot und einen erhöhten Puls.

Welche Antibiotika werden eingesetzt?

Durch zunehmende Resistenzentwicklung und auch durch die zahlreichen neu entwickelten Antibiotika muss ein Arzt zunehmend besser abwägen, welches der vielzähligen Präparate er dem Patienten verordnet, wenn er eine bakterielle Infektion vermutet. Wenn ein Antibiotikum benötigt wird, haben sich Bakterien auf der Schleimhaut der Atemwege eingenistet. Diese Bakterien haben oft schon vorher auf der Schleimhaut gelebt, ohne Beschwerden auszulösen. Die meisten dort ansässigen Baktieren haben ähnliche Eigenschaften und lassen sich daher mit typischen Antibiotika angreifen. Dennoch muss der Arzt vor der Verschreibung sein Antibiotikum gezielt wählen, da verschiedene Antibiotika gegen verschiedene Arten wirken. Eine Mandelentzündung (Tonsillitis) wird beispielsweise mit einem anderen Antibiotikum behandelt als eine Lungenentzündung (Pneumonie).

Die am häufigsten verschriebenen Antibiotika bei einer Infektion der oberen Atemwege sind die sogenannten Beta-Laktam-Antibiotika. Der berühmteste Vertreter dieser Gruppe ist das vielen bekannte Penicillin. Eine etwas abgeänderte Form ist das sogenannte Amoxicillin, auch dieses wird häufig verschrieben. Da gegen diese Art von Antibiotika aber nicht selten Allergien bestehen, werden manchmal auch sogenannte Makrolid-Antibiotika wie zum Beispiel Erythromycin verschrieben. Öfters verschrieben werden auch Antibiotika aus der Gruppe der Cephalosporine, zu denen beispielsweise der Wirkstoff Cefuroxim gehört. Diese sind in ihrem Wirkmechanismus aber wieder dem Penicillin ähnlich und sollten beim Verdacht auf oder dem Bestehen einer Allergie gegen Beta-Laktam-Antibiotika (auch Penicillinallergie genannt) nicht eingenommen werden.

Welche Nebenwirkungen gibt es?

Antibiotika können eine Reihe von Nebenwirkungen auslösen. Dabei haben viele Antibiotika ähnliche Nebenwirkungen: Die wahrscheinlich häufigste Nebenwirkung, die bei allen Antibiotika auftreten kann, die in Tablettenform eingenommen werden, sind Magen-Darm-Beschwerden. Diese äußern sich in der Regel in Form von Übelkeit, Bauchschmerzen, Blähungen und/oder Durchfall.

Seltenere Nebenwirkungen wie beispielsweise Pilzbefall im Mund oder Magen-Darm-Trakt, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Schwindel, Blutdruckabfall oder auch Gelenkbeschwerden und Sehnenrisse sein. Die möglichen Nebenwirkungen variieren oft von Antibiotikum zu Antibiotikum. Bitte beachten Sie hier immer im Einzelfall den Beipackzettel des Antibiotikums.

Generell wird außerdem empfohlen, wärend der Einnahme von Antibiotika keinen Sport zu treiben. Bei einigen Antibiotika gilt es auch zu beachten, dass man einige Lebensmittel, Milch oder Alkohol nicht trinken soll, um Nebenwirkungen möglichst zu vermeiden.

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Was kann ich tun, wenn Antibiotika nicht helfen?

Wenn das eingenommene Antibiotikum die Symptome nicht lindert, sollte immer mit einem Arzt Rücksprache gehalten werden! Denn normalerweise zeigt sich bei der Behandlung eines bakteriellen Infekts innerhalb der ersten zwei Tage eine deutliche Verbesserung der Symptomatik. Dennoch kann es auch andere Ursachen geben, warum Antibiotika bei einer Erkältung nicht helfen: Der einfachste Grund hierfür wäre, dass eventuell gar keine bakterielle, sondern eine virale Infektion stattfindet und trotzdem Antibiotika eingenommen werden. Wenn also Antibiotika verschrieben wurden, aber eigentlich gar keine bakterielle Infektion besteht, wird auch die Dauer der Erkältung nicht verkürzt und die Symptome halten an. Dann sollten weiterhin die Erkältung an sich behandelt werden.

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Bin ich noch ansteckend, wenn ich Antibiotika einnehme?

Ob man nach der Einnahme von einem Antibiotikum noch ansteckend ist, hängt stark davon ab, welche Erkrankung mit dem Antibiotikum behandelt wird. Wenn im Rahmen einer Erkältung zusätzlich eine bakterielle Infektion behandelt wird, ist die Erkältung, die primär durch Viren ausgelöst wurde nach wie vor ansteckend, da diese nicht mit einem Antibiotikum bekämpft werden können.

Bei einer bakteriellen Mandelentzündung (auch Tonsillitis oder Angina genannt), ist die Infektionsgefahr für Mitmenschen in der Regel bereits 1-2 Tage nach Beginn der Antibiotikatherapie wieder sehr gering. Andere Erkrankungen, wie zum Beispiel eine Lungenentzündung, können aber auch noch länger ansteckend sein, daher sollte immer der behandelnde Arzt gefragt werden, wie lange man noch zu Hause bleiben sollte.

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Generell sollten aber immer bis zum vollständigen Abklingen der Symptome die typischen Hygienemaßnahmen eingehalten werden. Hierzu gehört beispielsweise, dass man das Händeschütteln mit anderen Personen vermeidet, um für diese das Ansteckungsrisiko zu senken. Zudem sollte auf Handhygiene geachtet werden, indem die Hände regelmäßig gewaschen oder desinfiziert werden. Auch naher Kontakt von Gesicht zu Gesicht sollte vermieden werden, da auch über das Sprechen Erreger übertragen werden können, diesen Vorgang nennt man Tröpfcheninfektion.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 15.05.2018 - Letzte Änderung: 18.09.2024