Das toxische Megakolon beschreibt eine lebensgefährliche, akute Erkrankung des Dickdarms. Eine sofortige Therapie ist indiziert! Mittels konservativer Therapie versucht man den Zustand des Patienten zu stabilisieren, falls sich aber innerhalb der nächsten 48-72h keine Besserung zeigt, sollte der betroffene Darmabschnitt entfernt werden. Die Prognose der Erkrankung ist schlecht, da die Hälfte der Patienten trotz Therapie verstirbt.

Toxisches Megakolon

Das Toxische Megakolon ist ein akutes, lebensbedrohliches Krankheitsbild, welches als Komplikation bei anderen Darmerkrankungen, wie Morbus Crohn, Colitis Ulcerosa, der Chagas-Krankheit, und der pseudomembranösen Colitis auftreten kann.
Es handelt sich bei dem Toxischen Megakolon um eine Erweiterung des Dickdarms begleitet von einer schweren Dickdarmentzündung. Die Betroffenen kommen häufig mit akuten, schwersten Bauchschmerzen und Fieber in die Notaufnahme und müssen intensivmedizinisch betreut werden.
Diese Komplikation tritt selten auf. Die Diagnose wird mit Röntgenaufnahmen gesichert.

Symptome & Diagnose

Symptome eines toxischen Megakolons

Das Hauptsymptom, mit dem sich die Betroffenen in der Notaufnahme vorstellen, sind sehr starke Bauchschmerzen und eine Abwehrspannung im Bauchbereich, welche sich dem Untersucher als brettharter Bauch präsentiert.
Begleitet werden die Schmerzen von hohem Fieber und einem deutlich verschlechterten Allgemeinzustand des Betroffenen.

Beim Abhören des Bauchs zeigt sich ein gelähmter Verschluss des Darms, welcher paralytischer Ileus genannt wird. Dies bedeutet, dass ein Weitertransport von Darminhalt nicht mehr möglich ist. Dieser Anstau von Darminhalt verursacht unter anderem die starken Schmerzen. Das hohe Fieber führt zudem zu einem beschleunigten Puls und einer schnellen Atmung.
Die Kombination aus hohem Puls und niedrigem Blutdruck bei hohem Fieber wird der Sepsis zugeschrieben, was besser unter dem Begriff Blutvergiftung bekannt ist.
Durch die geschädigte Darmwand kommt es auch zu einer Verschiebung des Wasser- und Salzhaushalts des Körpers, da die Darmzellen unter Normalbedingungen eng in die Kontrolle dieses Systems involviert sind. Dies führt häufig zu einem Wasserverlust und somit zu einem Austrocknen des Patienten, was wiederum den Blutdruck senkt.
Weiterhin zeigen die Betroffenen häufig eine Blutarmut und neigen auch zu Blutungen. Die Zahl der weißen Blutkörperchen, die Leukozyten, kann deutlich erhöht sein, was ein typisches Entzündungszeichen darstellt.

Insgesamt macht der Betroffene einen sehr kranken und schwachen Eindruck und hat stärkste Schmerzen.

Diagnose

Die Diagnose Toxisches Megakolon wird meistens mit Röntgenaufnahmen vom Bauch des Betroffenen gestellt. Zusätzlich kann auch eine Computer-Tomographie genutzt werden. In beiden Fällen kann der untersuchende Arzt den vergrößerten Dickdarmabschnitt deutlich erkennen.

Weiterhin wird routinemäßig ein Blutbild gemacht. Dort zeigen sich meistens eine Blutarmut und erhöhte Entzündungswerte. Wichtig zur Diagnosesicherung ist immer auch die Befragung des Patienten, ob eine entzündliche Darmerkrankung bekannt ist oder andere Risikofaktoren, wie eine Antibiotika-Therapie, vorliegen. Zudem hat der Betroffene meist einen hohen Puls und einen niedrigen Blutdruck.

Behandlung

Das Toxische Megakolon ist immer ein akuter Notfall, welcher einer sofortigen Behandlung bedarf.

Die Therapie des Toxischen Megakolon beginnt meist mit einer konservativen Behandlung. Der verschobene Salz- und Wasserhaushalt muss korrigiert werden. Dies geschieht bei engmaschiger, intensivmedizinischer Betreuung mittels Spritzenpumpen. Zusätzlich müssen bei der konservativen Therapie die Toxine, welche den Zustand ausgelöst haben, entfernt werden. Hierbei ist es wichtig die Ursache der Erkrankung zu kennen.
Weiterhin hat sich gezeigt, dass es positive Wirkung zeigt, eine Leukozytenapherese durchzuführen. Dies ist eine Art Blutwäsche, bei der die Leukozyten, welche stark vermehrt sind, aus dem Blut gesammelt werden, wodurch sich die Entzündung vermindern kann.
Medikamentös ist auch eine Gabe von Antibiotika und eine Antikörpertherapie möglich.

Wenn sich der Zustand des Betroffenen nicht innerhalb von 48-72 Stunden besser, ist eine Operation nötig. Der betroffene Darmabschnitt wird vollständig entfernt und es wird ein künstlicher Darmausgang gelegt.
Falls der Dickdarm komplett entfernt werden muss, muss der künstliche Darmausgang lebenslänglich behalten werden. Bei Patienten, wo nur ein Teil des Dickdarms entfernt werden muss, ist eine Entfernung des künstlichen Darmausganges nach der Ausheilung des Darms möglich.

Antibiotika

Im besten Fall werden die Grunderkrankungen bereits vor Entstehen eines Toxischen Megakolon therapiert. Hierbei gibt es Antibiotika, die zum Beispiel gegen eine Clostridium Difficile Infektion wirken.
Bei Auftreten eine Toxischen Megakolon bekommt der Betroffene sogenannte Breitbandantibiotika, die gegen eine Vielzahl von Bakterien helfen.
Auch nach der Operation bekommen die Betroffenen Antibiotika, um eine Infektion zu verhindern.

Mehr zum Thema Anwendungsgebiete von Antiobiotika hier nachlesen.

Wann braucht man eine OP?

Im Vordergrund der Behandlung steht der Versuch den betroffenen Darmabschnitt zu entlasten und zu erhalten. Es wird zunächst konservativ unter strenger intensivmedizinischer Kontrolle versucht, den Wasser- und Salzhaushalt auszugleichen und die auslösenden Gifte zu entfernen.
Erst wenn die konservative Therapie innerhalb von 48-72 Stunden keinen Erfolg zeigt, muss operiert werden.

In einigen Kliniken wird inzwischen auch eine frühere OP angestrebt. In der Operation wird der betroffene Darmabschnitt vollständig entfernt und ein künstlicher Darmausgang gelegt.

Lesen Sie hier mehr über die Anlage eines künstlicher Darmausgang

Ernährung

Während der Behandlung am Toxischen Megakolon wird der Betroffene über die Venen mit Nährstoffen versorgt, da zur Abheilung des Darms eine vollständige Leerung des Darms notwendig ist.

Nach einer operativen Behandlung mit Anlage eines künstlichen Darmausganges sollten die Betroffenen ballaststoffarme Nahrung zu sich nehmen und viele kleine Mahlzeiten einnehmen
Mit der Zeit kann der Darm wieder an seine normale Funktion gewöhnt werden. Besonders wichtig ist es, dass die Betroffenen auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten.

Optimale Ernährung bei Dickdarmerkranungen? - Lesen sie hier mehr dazu.

Ursachen & Prophylaxe

Ursachen für die Entstehung eines toxischen Megakolons

Die Ursachen für ein Toxisches Megakolon sind in vielen Fällen chronische oder infektionsbedingte, entzündliche Erkrankungen des Dickdarms.

Zu den chronischen Erkrankungen zählt die Colitis Ulcerosa. Dies ist eine chronische Entzündung die sich kontinuierlich über den Darm ausbreitet und meistens zwischen dem 20. und dem 40. Lebensjahr ausbricht. Die Erkrankung zeigt sich in blutigen Durchfällen und kolikartigen Bauchschmerzen, welche schubweise auftreten.
Eine weitere chronische Entzündung des Darms ist Morbus Crohn. Diese ist der Colitis Ulcerosa sehr ähnlich, aber betrifft meist isolierte Darmabschnitte und ist somit nicht kontinuierlich. Der gesamte Magen-Darm-Trakt kann befallen sein. Die Erkrankung tritt meist zu Erst zwischen dem 15. und dem 35. Lebensjahr auf. Es handelt sich um eine Autoimmunerkrankung mit familiärer Häufung.

Neben den chronischen Entzündungen kommen auch Infektionskrankheiten als Ursache eines Toxischen Megakolons in Frage. Eine relativ häufige Infektion, die zur Entzündungen im Dickdarm führt, ist eine Infektion mit dem Erreger Clostridium Difficile, welcher bei vielen Menschen im Darm vorkommt, jedoch unter Normalbedingungen keine Erkrankung auslöst. Die Erkrankung wird häufig durch eine Antibiotika-Therapie ausgelöst, da die normalen Bakterien im Darm angegriffen werden und Clostridium Difficile sich stärker vermehren kann. Die Bakterien produzieren ein Gift, welches die Entzündungen im Dickdarm auslöst.
Eine in Europa sehr seltene Ursache ist die Chagas-Krankheit. Dies ist eine Infektionskrankheit, welche durch Parasiten übertragen wird und nur in Mittel- und Südamerika vorkommt. Auch hierbei ist eine Komplikation der Infektion eine Entzündung des Darms.

Neben den hier genannten gibt es noch einige andere Ursachen für ein Toxisches Megakolon.

Erfahren Sie mehr zum Thema chronische Darmerkrankungen auf unserer Seite. 

Verlauf & Prognose

Verlauf

Das Toxische Megakolon ist ein sehr akutes Krankheitsbild, welches sich schnell entwickelt und verschlechtert. Diese akute Situation muss direkt behandelt werden, sodass die Patienten nach 72 Stunden ohne Besserung operiert werden.
In dem Fall ist das akute Krankheitsbild behoben, jedoch ist die Dauer der anschließenden Abheilung sehr unterschiedlich.

Mögliche Komplikationen

Bei dem Toxischen Megakolon sind einige mögliche Komplikationen bekannt.
Eine Möglichkeit ist die eines Darmdurchbruchs. In diesem Fall bricht der stark vorgeschädigte Darm auf und der Darminhalt gelangt in die Bauchhöhle, was zu einer Bauchfellentzündung führen kann.
Des Weiteren besteht die Gefahr, dass die Betroffenen in einen septischen Schock abgleiten. Dies bedeutet, dass der Blutdruck weiter absinkt und der Puls weiter ansteigt, bis der Kreislauf dies nicht mehr ausgleichen kann und es zum Multiorganversagen kommt.
Zusätzlich kann es zu starken Blutungen kommen, da die Blutgerinnung der Betroffenen eingeschränkt ist.

Prognose

Die Sterblichkeitsrate ist auch bei Behandlung mit ca. 50% sehr hoch.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 29.11.2017 - Letzte Änderung: 18.09.2024