Eine Entzündung des Darmes kann sich, je nach betroffenem Abschnitt und zugrunde liegender Ursache, unterschiedlich bemerkbar machen. Häufig sind vor allem anhaltende Bauchschmerzen, Übelkeit, Ebrechen und Durchfall.
Unser Darm bildet den wichtigsten Teil des Verdauungssystems. Man unterscheidet zwischen Dünndarm und Dickdarm.
Direkt nach dem Magen folgt der Dünndarm, gegliedert in Zwölffingerdarm, sowie Leer- und Krummdarm. Hauptaufgaben dieses Darmabschnittes sind Verdauung, Aufnahme von Nährstoffen, Mineralien und Wasser, sowie Immunabwehr.
An der Bauhin-Klappe (Valvula ileocaecalis) geht der Dünn- in den Dickdarm über.
Im Dickdarm ansässige Bakterien helfen bei der Verdauung schwer spaltbarer Nahrungsbestandteile (zum Beispiel Pflanzenfasern). Zudem spielt der Dickdarm eine wichtige Rolle bei der Eindickung des Stuhls.
Entzünden sich nun Abschnitte des Darmes, können verschiedene Symptome auftreten. Dazu zählen z.B. Durchfall, Schmerzen oder Erbrechen. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen akuten entzündlichen (z.B. Enteritis) und chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (z.B. Colitits ulcerosa).
Ursache für die Entzündung können unter anderem Bakterien, Viren, Parasiten, Pilze oder Autoimmunprozesse sein.
Wenn die Stuhlfrequenz auf mehr als 3 Toilettengänge pro Tag ansteigt, das Stuhlgewicht über 200 Gramm pro Tag liegt oder der Stuhl eine wässrige Konsistenz aufweist, spricht man von Durchfall (Diarrhö). Durchfall ist ein häufiges Symptom, welches bei Entzündungen im Darm auftritt.
Häufig gehen zwei Mechanismen im Darm miteinander einher und verursachen so das Symptom: Zum Einen verändern sich die Darmbewegungen, so dass die Nahrung den Verdauungstrakt schneller passiert. In Folge dessen erhöht sich auch der Wasseranteil im Darm, so dass die Nahrung noch schneller ausgeschieden wird. Mögliche Gründe für diese Vorgänge können sein:
Mangelhafte Aufnahme von Nahrungsbestandteilen
Vermehrte Aufnahme von wasserbindenden Substanzen, z.B. bestimmte Süßstoffe
Aktive Flüssigkeitsabgabe der Darmschleimhautzellen
Entzündungen der Darmschleimhaut, die zur Beimengung von Blut und Zellen führen
Entzündungen im Darm können heftige Schmerzen verursachen. Je nach Qualität, Lokalisation und Dauer der Schmerzen, kann der Arzt Rückschlüsse auf die Art der Entzündung ziehen.
So findet man z.B. bei einer Entzündung von Divertikeln (Aussackungen) im Dickdarm sehr häufig Schmerzen im linken Unterbauch. Die Schmerzen lassen also auf einen bestimmten Abschnitt der Darmschlingen zurückführen.
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Ist hingegen der Wurmfortsatz (Blinddarm) betroffen (siehe auch: Blinddarmentzündung), empfinden Betroffene Beschwerden im rechten Unterbauch. Solche gut lokalisierbaren ''somatischen'' Bauchschmerzen sind typisch für Entzündungen im Darmbereich und besitzen meist einen brennenden, scharfen Charakter. Davon abzugrenzen ist der "viszerale" Schmerz. Er ist eher schlecht zu lokalisieren und von dumpfer, diffuser Natur. Typischerweise tritt er z.B. bei starker Dehnung oder Sauerstoffmangel der Verdauungsorgane auf.
Erbrechen ist ein weiteres mögliches Symptom bei Entzündungen des Darms. Dabei kommt es zu einer umgekehrten, unwillkürlich gesteuerten Entleerung des Magen-Darm-Traktes. In fast allen Fällen ist begleitende Übelkeit zu beobachten.
Durch drei unterschiedliche Mechanismen kann Erbrechen ausgelöst werden:
Schädigung der Funktion innerer Organe, insbesondere des Verdauungsapparates, v.a. durch Bakterien, Viren oder Parasiten
Im Blut befindliche Substanzen (Gifte) wie z.B. Alkohol und Medikamente
Psychische Belastung wie Ekel, Stress oder andere Emotionen.
Bei der klassischen "Magen-Darm-Grippe" zählt Erbrechen zu den häufigsten Symptomen. Vereinfacht gesprochen, entfernt unser Körper mittels dieses Mechanismus schädliche Erreger aus dem Organismus.
Im Rahmen einer Entzündung des Darmes empfinden Betroffene nicht selten ein unterschiedlich stark ausgeprägtes Schwächegefühl. Verantwortlich dafür ist der Wasser- und Mineralienverlust, entweder durch Erbrechen oder Durchfall.
Dem Körper mangelt es an Volumen und Elektrolyten, so dass insbesondere das Herz-Kreislaufsystem vermehrt Energie aufbringen muss, um eine ausreichende Blut- und Sauerstoffversorgung der Organe sicherzustellen. In schweren Fällen muss daher eine Gabe von Flüssigkeit und Elektrolyten über die Vene (Infusion) in Betracht gezogen werden.
Schwere Entzündungen des Darmes können Fieber verursachen. Vor allem Patienten mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung können in einem schweren Schub höheres Fieber entwickeln.
In fast allen Fällen sind Nahrungsaufnahme und Beschwerden bei einer Entzündung des Darmes eng miteinander verknüpft. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Betroffene oft unter einem Gewichtsverlust leiden.
Um eine Entzündung des Darmes zu diagnostizieren, stehen der modernen Medizin viele Möglichkeiten zur Verfügung.
Zunächst wird der behandelnde Arzt eine ausführliche Befragung (Anamnese) des Patienten durchführen. In diesem Zusammenhang werden zum Beispiel Art, Dauer und erstmaliges Auftreten der Beschwerden erfragt.
Nach der körperlichen Untersuchung, in der vor allem der Bauch abgetastet und abgehört wird, können unter Umständen weitere diagnostische Mittel in Betracht gezogen werden. In vielen Fällen genügen jedoch Anamnese und Untersuchung, um die Ursachen der Beschwerden einzugrenzen. Meistens handelt es sich nämlich bei Entzündungen des Darms um harmlose Magen-Darm-Infekte, so dass keine weiteren Maßnahmen eingeleitet werden müssen.
Wenn die Ursache jedoch unklar ist, die Beschwerden nicht verschwinden oder sogar schlimmer werden, veranlasst der Arzt häufig eine Blutentnahme sowie eine Stuhlprobe.
So können zum Beispiel Abwehrreaktionen des Körpers auf einen Erreger nachgewiesen und auch spezifische Entzündungsparameter bestimmt werden. Bei manchen Erkrankungen, wenn zum Beispiel bestimmte Bakterien oder Parasiten die Entzündung des Darmes ausgelöst haben, lassen sich Kulturen aus der Stuhlprobe anzüchten: Dazu wird ein feiner Ausstrich des Probenmaterials auf ein Nährmedium verteilt, welches alle nötigen Nährstoffe für das Bakterienwachstum enthält. Unter optimalen Bedingungen wachsen Bakterien und bilden mit dem bloßen Auge sichtbare Ansammlungen, auch Kolonien genannt.
Zusätzlich kann der Arzt einen Ultraschall des Bauches durchführen. Bei dieser schmerzlosen Untersuchung werden mit Hilfe von Ultraschallwellen die einzelnen Strukturen des Bauchraumes sichtbar gemacht.
Wenn weiter Unklarheit über die Ursache der Beschwerden vorliegt, kommt häufig eine Darmspiegelung (Koloskopie) zum Einsatz. Dabei wird unter schwacher Narkose ein dünner Schlauch mit einer kleinen Kamera rektal eingeführt.
Durch die leichte Sedierung schläft der Patient während der Untersuchung und verspürt keine Schmerzen. So kann der Untersucher den Zustand des Darmes beurteilen und eventuell vorhandene Entzündungen leicht entdecken. Insbesondere bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen sind charakteristische Veränderungen der Darmwand festzustellen.
Im Rahmen der Untersuchung werden häufig winzige Gewebeproben entnommen (Biopsie). Unter Umständen kann dann im pathologischen Labor festgestellt werden, welche Art der Entzündung vorliegt.
Lesen Sie mehr zum Thema: Ultraschall des Bauches
Auf alle Fälle sollte bei einer Darmentzündung, unabhängig von der Ursache, auf eine ausreichende Flüssigkeits- und Elektrolytgabe geachtet werden. Durch häufiges Erbrechen beziehungsweise wiederkehrende Durchfälle kann unser Körper in kurzer Zeit große Mengen derselben verlieren. Salzstangen, Zwieback, lauwarmer Tee und Wasser eignen sich hierfür am besten.
Wenn Betroffene jedoch unter sehr starken Beschwerden leiden, muss unter Umständen Flüssigkeit über die Venen (Infusion) gegeben werden.
Zusätzlich sind eine Vielzahl von Medikamenten gegen Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen im Handel.
Medikamente gegen Durchfall sollten jedoch mit Vorsicht eingenommen werden, da sie den Körper in seiner natürlichen Abwehrreaktion gegen die Durchfallerreger behindern und im schlimmsten Fall sogar schädlich sein können.
Bei einer schweren bakteriellen Entzündung müssen Antibiotika angewendet werden.
Die Therapie einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (wie zum Beispiel Morbus Crohn) gestaltet sich deutlich komplizierter. Im akuten "Schub" werden z.B. Cortisonpräparate eingesetzt. Weiterhin nehmen Patienten Mittel ein, die das körpereigene Immunsystem hemmen, da dieses in der Krankheitsentwicklung von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen eine große Rolle spielt.
Lesen Sie mehr zum Thema: Medikamente gegen Magen-Darm-Erkrankungen
Hinter dem Begriff "infektiöse Darmentzündung" verbirgt sich die im Volksmund bekannte "Magen-Darm-Grippe" (Magen-Darm-Infekt). Der Mediziner spricht dann auch von einer Gastroenteritis.
Verschiedene Erreger können die Ursache sein, gemeinsam ist ihnen jedoch eine mögliche Übertragung auf andere Menschen: Die Magen-Darm-Grippe ist also ansteckend! Daher muss bei einer Erkrankung unbedingt auf eine strenge Hygiene geachtet werden. Insbesondere die Benutzung einer gemeinsamen Toilette sollte nach Möglichkeit vermieden werden oder zumindest nur nach gründlicher Desinfektion erfolgen.
Klassische Symptome einer Magen-Darm-Grippe sind Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Man unterscheidet zwischen Erregern, die selbst krankheitserregend wirken, und Erregern, welche giftige Substanzen (Toxine) produzieren (z.B. EHEC).
Zu den häufigsten Viren gehören: Noroviren, Adenoviren und Rotaviren.
Zu den häufigsten Bakterien gehören: Salmonellen, Campylobacter, Shigellen, unterschiedliche krankheitserregende Escherichia coli-Stämme, Yersinien, Clostridium difficile und Staphylococcus aureus.
Zu den häufigsten Parasiten zählen: Entamoeba histolytica und Cryptosporidium parvum.
Grundsätzlich können die genannten Erreger vor allem über kontaminierte Lebensmittel, verunreinigtes Trinkwasser, Schmierinfektionen durch unzureichende Händehygiene nach dem Toilettengang oder direkten Kontakt mit Ausscheidungsprodukten erkrankter Personen übertragen werden.
Manche infektiöse Darmentzündungen unterliegen der ärztlichen Meldepflicht, wie zum Beispiel eine Salmonellenerkrakung. Der behandelnde Arzt muss in diesem Fall die Infektion der zuständigen Gesundheitsbehörde mitteilen. Dies dient meist der Sammlung statistischer Daten zu den jeweiligen Erregern.
Unter den Oberbegriff ''chronisch-entzündliche Darmerkrankungen'' fallen Krankheitsbilder, die sich durch eine entzündliche Veränderung der Darmwand auszeichnen.
Sie können "chronisch-aktiv" (d.h. die Symptome sind permanent vorhanden) oder "schubweise" verlaufen (Wechsel zwischen beschwerdefreien und symptomatischen Phasen).
In den meisten Fällen erkranken die Betroffenen zwischen dem 15. und 40. Lebensjahr, grundsätzlich ist aber jedes Alter möglich. Schätzungen zufolge sind in Europa etwa 200 von 100.000 Einwohnern betroffen.
Die Ursache von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen konnte bis heute nicht abschließend geklärt werden. Genetische Veranlagung, Stress, Nikotinkonsum und Umweltbedingungen scheinen jedoch eine Rolle zu spielen.
Charakteristisch für den Morbus Crohn ist eine chronische Entzündung der gesamten Darmwand, die abschnittsweise (diskontinuierlich) den gesamten Magen-Darm-Trakt betreffen kann.
Patienten entwickeln im Verlauf der Krankheit Bauchschmerzen und Durchfälle, häufig kommen Fieber und Gewichtsabnahme hinzu.
Die Colitis ulcerosa ist eine chronische Entzündung der Dickdarmschleimhaut, die immer im Mastdarm beginnt und von dort kontinuierlich auf weitere Abschnitte des Dickdarmes übergreift. Erkrankte leiden vor allem unter blutigen Durchfällen, begleitet von einem dauernden Stuhlzwang (Tenesmen).
Als Divertikel bezeichnet man Ausstülpungen der Dickdarmschleimhaut, die sehr häufig sind: Über 50% der 60-Jährigen sind betroffen.
Bei einer Divertikulitis kommt es zu kleinen Verletzungen eines Divertikels, z.B. begünstigt durch ballaststoffarme Kost. So gelangen Bakterien in die Ausstülpung und verursachen dort eine Entzündung. Typischerweise empfinden Betroffene Schmerzen im linken Unterbauch, begleitet von Fieber, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall.
Gerade bei Darmentzündungen kann mit ein paar einfachen Mitteln das Risiko, zu erkranken, drastisch reduziert werden:
Regelmäßiges gründliches Händewaschen, insbesondere nach jedem Toilettengang, vor der Zubereitung von Mahlzeiten sowie vor dem Essen, minimiert die Ansteckung mit krankheitserregenden Keimen. Dabei ist es wichtig, auch Daumen und Fingerkuppen gründlich zu reinigen.
Manche Keime und Parasiten haften auf Lebensmitteln und lassen sich nur durch gründliches Abwaschen entfernen. Achten Sie zudem auf die streng getrennte Zubereitung von noch rohem Fleisch und Gemüse.
Nach Möglichkeit sollten Betroffene eine separate Toilette benutzen. So verhindern Sie effektiv eine Ansteckung! Ist dies nicht möglich, muss die Toilette nach jeder Benutzung gesäubert und desinfiziert werden. Letztendlich sollte direkter körperlicher Kontakt zwischen Erkrankten und Gesunden nach Möglichkeit vermieden werden.
In der Regel heilt eine "klassische Magen-Darm-Grippe" innerhalb relativ kurzer Zeit wieder aus und hinterlässt keine bleibenden Schäden.
Bei manchen, seltenen Erregern können jedoch Komplikationen auftreten, wie z.B. blutige Durchfäle bei der EHEC-Epidemie 2011.
In Deutschland haben zudem Entzündungen wie die Divertikulitis oder eine Blinddarmentzündung ausgesprochen gute Prognosen.
Auf dem Gebiet der chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen konnten in den letzten Jahren große therapeutische Fortschritte erzielt werden, so dass Patienten weniger unter ihrer Erkrankung leiden müssen.
Allgemeine Ínformationen zur Anatomie des Verdauungstraktes finden sie unter:
Weitere Informationen zum Thema Darmentzündung und Ähnlichem erhalten Sie auf folgenden Seiten:
Eine Liste aller Erkrankungen aus dem Bereich Magen-Darm finden Sie unter Übersicht Magen- Darm- Erkrankungen.