Entzündung des Dünndarms

Eine Entzündung des Dünndarms kann durch verschiedene infektiöse oder Autoimmun-Erkrankungen hervorgerufen werden und äußert sich durch Bauchschmerzen, Durchfälle, Erbrechen, Übelkeit und evtl. Fieber.

Entzündung des Dünndarms

Der Dünndarm verbindet mit seinen 5-6 Metern Länge den Magen mit dem Dickdarm. Der Dünndarm wird in 3 Teile unterteilt. Zu Beginn findet sich direkt im Anschluss an den Magenpförtner der circa 30 cm lange Zwölffingerdarm (=Doudenum), dessen Hauptaufgabe die Neutralisierung der Magensalzsäure sowie die Zersetzung der Nahrungsbestandteile mit Hilfe des Sekrets der Bauchspeicheldrüse, sowie der Galle ist. Es folgen der Leerdarm und der Krummdarm, deren Hauptaufgabe die Aufnahme der Nahrungsbestandteile in den Körper ist. Zudem wird der Nahrung hier bereits 80% des Wassers entzogen. Die restlichen 20% werden im - sich an den Dünndarm anschließenden - Dickdarm aufgenommen.

Symptome & Diagnose

Symptome

Die Symptome einer Dünndarmentzündung unterscheiden sich je nach Ursache. Eine Enteritis, also die Entzündung durch Infektion mit Bakterien, Viren oder anderen Erregern geht oft mit Durchfällen und Bauchschmerzen, begleitet von Übelkeit und Erbrechen einher.
Beim Hören auf den Bauch lässt sich eine vermehrte Bewegung des Darmes (=Peristaltik) als „Gluckern“ wahrnehmen. Eventuell kann noch Fieber hinzukommen, was dann eher für eine bakterielle Ursache der Enteritis spricht.

Morbus Crohn, die dauerhafte oder schubweise Entzündung der Dünndarmschleimhaut, äußert sich typischerweise während eines Schubes mit Schmerzen im rechten unteren Teil des Bauches ähnlich einer Blindarmentzündung, leichtem Durchfall und Appetitlosigkeit.

Die Zöliakie, ebenso durch Entzündung der Dünndarmschleimhaut gekennzeichnet äußert sich schon im Kindesalter nach der Aufnahme glutenhaltiger Lebensmittel. Der Betroffene kann durch den Untergang der Zellen die mit der Nahrung aufgenommenen Nährstoffe nicht mehr aufnehmen und es kommt zu Symptomen wie Gewichtsverlust, Müdigkeit, Gedeihstörungen aber auch unspezifischen Symptomen wie Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Appetitverlust. Der Gang zum Arzt erfolgt oftmals erst wegen zunehmendem Gewichtsverlust der Kinder. Die Beschwerden nehmen durch die Zunehmende und fortschreitende Zerstörung der Darmschleimhautzellen im Laufe der Erkrankung zu, wenn der Betroffene nicht auf glutenfreie Ernährung umstellt.

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Diagnose

Die Diagnose einer Darmgrippe wird meist aufgrund der Symptome recht einfach gestellt. Welcher Erreger der Entzündung zugrunde liegt spielt meist keine Rolle, da sie in den allermeisten Fällen alle innerhalb weniger Tage ausheilen. Erst wenn der Durchfall und die Beschwerden anhalten wird man den speziellen Erreger aus einer Stuhlprobe herausfiltern und bestimmen, um dann doch eine spezielle Therapie einleiten zu können.

Eine Zöliakie lässt sich oftmals aus der Geschichte der Betroffenen erahnen. Die Eltern berichten von Beginn der Beschwerden seit das Kind die ersten Getreideprodukte zu sich genommen hat. Endgültige Klarheit bringt dann meist eine Blutuntersuchung. Im Blut betroffener Menschen finden sich oft Antikörper, die als Teile unseres Immunsystem die Entzündung im Darm hervorrufen. Diese speziellen Antikörper sind gegen das sogenannte Endomysium, das Gliadin und die sogenannte Tissue-Transglutaminase gerichtet. Auch eine Probeentnahme im Rahmen einer Darmspiegelung kann Klarheit bringen.

Die Diagnose eines Morbus Crohn wird anhand verschiedener Untersuchungen gestellt. Hierbei spielen vor allem die Darmspiegelung, Röntgen, Ultraschall, Blut- und Stuhluntersuchungen eine entscheidende Rolle. Bei der Darmspiegelung imponiert vor allem die flächenhafte , „landkartenartige“ Entzündung, da fast nie ganze Darmabschnitte betroffen sind.

Um eine Entzündung des Dünndarms zu diagnostizieren hat sich zuletzt auch das MRT nach Sellink etabliert. Nach Kontrastmittelgabe wird eine MRT Untersuchung des Dünndarms gemacht, wodurch sich Schleimhautveränderungen sehr gut zeigen.


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Behandlung

Eine Enteritis endet meist von selbst innerhalb weniger Tage bis maximal 2 Wochen. Eine medikamentöse Therapie ist in den meisten Fällen nicht notwendig. Da die am häufigsten auftretenden Entzündungen durch Viren bedingt sind, ist auch ein Antibiotikum nur selten notwendig und sollte nur bei nachgewiesener bakterieller Ursache eingesetzt werden. Die wichtigsten Vertreter der angewendeten Antibiotika sind Metronidazol, Ciprofloxacin oder auch Trimetoprim in Kombination mit Sulfmethoxazol.
All diese Präparate eignen sich hervorragend für verschiedenste Keime im Darm, sodass eine genaue Bestimmung des Bakteriums nicht immer notwendig ist.

Wichtig ist in allen Fällen der Ausgleich des Flüssigkeitsverlustes durch den Durchfall sowie den Verlust wichtiger Salze im Körper. Dieser Verlust kann zur totalen Austrocknung des Körpers führen und in extremen Fällen lebensbedrohlich sein. Ziemlich rasch von der Austrocknung bedroht sind vor allem Säuglinge oder ältere Menschen und für diese Gruppe endet eine Enteritis nicht selten mit einem Krankenhausaufenthalt, um den Flüssigkeits- und Salzverlust durch direkte Flüssigkeitsgabe in das Gefäßsystem des Körpers auszugleichen.
Hält der Durchfall an oder soll er bei bestimmten Anlässen zwingend gestoppt werden, so kann in Ausnahmefällen das Medikament Loperamid zum Einsatz kommen, was den Durchfall durch Stilllegung der Darmbewegungen aufhalten kann.

Eine Zöliakie lässt sich nur durch eine glutenfreie Ernährung in den Griff bekommen, nicht jedoch heilen. Glutenfreie Getreide sind Mais, Reis oder Hirse. Verboten sind Weizen, Gerste, Roggen, Grünkern und Dinkel.

Der Morbus Crohn als autoimmune Ursache einer Entzündung ist ebenso wie die Zöliakie nicht heilbar und begleitet Betroffene ein Leben lang. Bei optimaler Behandlung kann der Betroffene jedoch nahezu normal leben. Die Therapie besteht zum einen aus Kortison- sowie anderen Medikamenten, die das Immunsystem herunterregulieren, damit es keine körpereigenen Strukturen bekämpft. Während akuter Schübe können zusätzlich Antibiotika eingesetzt werden.

Wichtige Naturheilmittel bei Dünndarmentzündungen sind Knoblauch, Basilikum, Bohnenkraut, Ingwer, Minze, Nelke, Zimt, Zitrone, Wacholder, Propolis, Schwedenkräuter, Thymian oder auch Lavendel.

Ursachen & Prophylaxe

Ursachen

Entzündungen im Dünndarm können im Bereich des Zwölffingerdarmes aufrgrund von Durchblutungsstörungen, schleimhautschädigender Medikamente, Autoimmunerkrankungen oder der Besiedelung mit Helicobacter pylori entstehen.

Für eine Entzündung in den anderen Abschnitten des Dünndarmes gibt es noch einige weitere wichtige Ursachen, die zur dauerhaften Entzündung des Dünndarmes führen. So kann beispielsweise eine Zöliakie, die auch als Sprue bezeichnete Unverträglichkeit des Getreideeiweißes Gluten, einer dauerhaften Entzündung zugrunde liegen. Hierbei reagiert das Immunsystem auf Gluten, ein sehr häufiges Getreideprotein, und bekämpft die Zellen der Darmschleimhaut, die direkten Kontakt mit Gluten haben. Die Zellen reagieren auf diesen Angriff des Immunsystems mit einer Entzündung. Nach und nach können die Zellen dem Immunsystem nicht mehr standhalten und die Darmschleimhaut wird durch fortschreitenden Zelluntergang zunehmend dünner (=Atrophie).

Weiterhin zu erwähnen ist der Morbus Crohn, eine chronisch entzündliche Darmerkrankung, die zur schubweisen chronischen Entzündung der Darmschleimhaut führt. Diese Entzündung kann prinzipiell in jedem Teil des Darmes auftreten, befällt aber oft den Dünndarm. Die Entzündung entsteht wie Zöliakie als Autoimmunerkrankung, was bedeutet, dass der Körper die Darmschleimhaut nicht mehr als zu sich gehörend erkennt und durch das Immunsystem bekämpft, was sich wie bei der Zöliakie in einer Entzündung äußert. Beim Morbus Crohn ist nicht die gesamte Schleimhaut gleichmäßig betroffen und nur wechselnde Teile der Darmschleimhaut zeigen Anzeichen einer Entzündung. So entsteht ein fleckenhaftes Bild im Darm von entzündeten und nicht entzündeten Darmteilen. Die ersten Zeichen dieser Erkrankung treten oft zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr auf.

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Eine akute (das heißt plötzlich und begrenze Zeit auftretende) Entzündung tritt meist im Rahmen einer Infektion mit Viren, Bakterien oder anderen unerwünschter Erregern auf, die eine typische „Darm-Grippe“ auslösen. Die Keime nisten sich in der Darmschleimhaut ein und führen dort nach einer unterschiedlich langen Zeit zur Entzündung. In der Medizin bezeichnet man diese Infektion dann als Enteritis.
Unter den Viren sind Rota-, Adeno oder auch die Noroviren die bekanntesten Vertreter. Verschiedene dieser Erreger, wie zum Beispiel das Norovirus fallen unter die sogenannte gesetzliche Meldepflicht und müssen bei Feststellung dem örtlichen Gesundheitsamt gemeldet werden.

Weitere seltene Ursachen sind eine Entzündung im Rahmen einer Bestrahlung eines Tumorleidens oder auch die Entzündung durch eine Minderdurchblutung des Dünndarms.

Prophylaxe

Die beste Vorsorge gegen Erkrankungen des Darmes im Allgemeinen ist eine gesunde, ausgewogene Ernährung und genügend Flüssigkeitszufuhr von mindestens 1,5 Litern am Tag. In Sachen Ernährung sollten Ballaststoffe, Obst und Gemüse auf dem täglichen Speiseplan stehen.
Einer Enteritis kann man durch ausreichende Hygiene oft vorbeugen. Viele der Erreger können nicht lange außerhalb des Körpers überleben. Deshalb gilt vor allem regelmäßiges Händewaschen und im besten Fall regelmäßige Händedesinfektion zu den wirksamsten Mitteln um einer Enteritis vorzubeugen.
Eine Prophylaxe von Zöliakie oder einem Morbus Crohn ist nach heutigem Wissensstand nicht möglich und eine familiäre Häufung legt eine erbliche Ursache einer Zöliakie nahe.

Verlauf & Prognose

Prognose

Der Verlauf der Morbus-Crohn-Erkrankung ist sehr variabel und unterscheidet sich von Patient zu Patient. Bei ausreichender Therapieeinhaltung ist die Prognose für Morbus Crohn- Betroffene gut und etwa 50% der Erkrankten können beschwerdefrei leben. Die Lebenserwartung ist durch die Erkrankung nicht eingeschränkt.

Auch eine Zöliakie besteht lebenslang und kann nur gelindert, nicht jedoch geheilt werden. Eine nicht therapierte Zöliakie erhöht das Risiko einer Tumorentstehung innerhalb des Verdauungstrakte. Eine glutenfreie Ernährung kann das Risiko von Langzeitschäden jedoch fast auf ein Minimum herabsenken und die Schäden im Darm gering halten.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 13.04.2015 - Letzte Änderung: 18.09.2024