Dieser Text beschreibt verschiedene Ursachen, des Leaky Gut Syndroms. Hierfür werden eine Fehlbesiedlung des Darms, Unverträglichkeiten/Allergien gegen bestimmte Nahrungsbestandteile oder chronisch entzündliche Darmerkrankungen genannt. Desweiteren werden mögliche Behandlungsmöglichkeiten besprochen.
Das „Leaky Gut Syndrom“ bedeutet als Übersetzung aus dem Englischen soviel wie „Syndrom des undichten Darms“. Bei Patienten besteht somit eine erhöhte Permeabilität (Durchlässigkeit) der Darmschleimhaut für zahlreiche Stoffe, mit denen unser Verdauungstrakt tagtäglich in Kontakt kommt. Es gibt zahlreiche „Transporter“ (exakt gesteuerte Transportproteine) in der Darmschleimhaut, sowie Systeme zur „Abdichtung“ des Darms, die darüber entscheiden, was in welcher Menge in den Blutkreislauf aufgenommen wird. So sorgen beispielsweise die Schlussleisten („Tight junctions“) normalerweise, als dichte Zell-Zell-Verbindungen, für einen ausreichenden Schutz, damit Bakterien, Toxine und unzureichend verdaute Nahrungsbestandteile nicht aufgenommen werden. Als ein Grund für die Undichtigkeit der Schleimhaut wird eine unzureichende Funktion der Schlussleisten angenommen. Da somit die Filterfunktion für den Übertritt ins Blut gestört ist können so unter anderem entzündliche Prozesse oder Immunreaktionen angestoßen werden.
Beim Leaky gut Syndrom gibt es kein einzelnes Symptom, das spezifisch nur bei diesem Krankheitsbild vorkommt, sondern eine Vielzahl von möglichen Symptomen, die in der Zusammenschau ein Hinweis für einen durchlässigen Darm sein können. Das Immunsystem wird einerseits durch das vermehrte Eindringen schädlicher Stoffe massiv gefordert. Andererseits muss die Entgiftung über die Leber und die Ausscheidung über die Nieren parallel ablaufen. Das äußert sich als Leistungsminderung, Müdigkeit und Abgeschlagenheit. Die Entstehung bzw. das Fortschreiten von entzündlichen Darmerkrankungen wird durch den Schaden an der Schleimhaut gefördert. Diese Schädigung kann auch zu Durchfall, Blähungen und Gewichtsverlust führen. Das Immunsystem kann sich aufgrund eindringender schädlicher Stoffe ins Blut und der Aufnahme von nur zum Teil verdauter Nahrungsmittel auch gegen den eigenen Körper richten und somit Autoimmunerkrankungen oder Unverträglichkeiten gegen Nahrungsmittel begünstigen.
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Das sogenannte Reizdarmsyndrom („Colon irritable“) kann im Rahmen eines Leaky gut Syndroms auftreten und ist generell sehr häufig bei Patienten mit Magen-Darm-Beschwerden. Es handelt sich hierbei um eine Ausschlussdiagnose, das heißt, dass alle anderen Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts vor Diagnosestellung ausgeschlossen werden müssen. Das liegt daran, dass das Reizdarmsyndrom als harmlos anzusehen ist und prognostisch gut verläuft.
Symptome sind Veränderungen des Stuhlgangs mit Durchfall (Diarrhoe) oder auch Verstopfung (Obstipation). Bei Durchfällen ist häufiger eine Schleimbeimengung zu beobachten und es wird das Gefühl von „Stuhldrang“ und von einer unvollständigen Darmentleerung beschrieben. Diffuse Bauchschmerzen im gesamten Magen-Darm-Trakt können ebenfalls vorkommen.
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Therapeutisch können kurzfristig krampflösende Medikamente sinnvoll sein, längerfristig sind allerdings autogenes Training, die Zufuhr von Probiotika (z.B. Joghurtzubereitung mit lebensfähigen Mikroorganismen) oder eine Ernährungsumstellung sinnvoller.
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Warnhinweise, die strikt gegen ein Reizdarm-Syndrom sprechen sind nächtliche Durchfälle, Fieber, Blut im Stuhl oder Gewichtsverlust. Das Vorhandensein dieser Warnhinweise bedarf einer dringenden ärztlichen Abklärung.
Zur Diagnosestellung sollte immer eine ausführliche und gründliche Anamnese (Erhebung der Krankengeschichte) am Anfang stehen. Bei Beschwerden, die den Magen-Darm-Trakt betreffen ist hier unter anderem auch eine Reiseanamnese (Frage nach Aufenthalten im Ausland) sinnvoll. Eine körperliche Untersuchung kann im Anschluss wertvolle Hinweise auf die zugrundeliegende Erkrankung geben und entscheidet darüber, welche Tests und weiteren Maßnahmen im Anschluss sinnvoll ergänzt werden können. Durch verschiedene Stuhl- und Bluttests kann die entsprechende Diagnose bestätigt oder widerlegt werden.
Beim Verdacht auf ein Leaky Gut Syndrom kann zunächst eine Stuhl-Untersuchung erfolgen. Hier wird einerseits auf das Vorhandensein von pathogenen (krankmachenden) Darmkeimen, zum Beispiel Clostridium difficile, Shigellen etc. getestet. Andererseits findet eine Untersuchung des Darm-Mikrobioms (der „Darmflora“) statt. Hier wird das Verhältnis der verschiedenen Darmkeime bestimmt, also ob ausreichend „gute/gesunde“ Bakterienarten vorhanden sind.
Darüber hinaus sollten bei Verdacht auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten entsprechende gezielte Tests, beispielsweise ein H2-Laktose-Atemtest bei Laktose-Intoleranz, erfolgen.
Bei Hinweisen auf einen zugrundeliegenden entzündlichen Prozess im Darm kann als Marker Calprotectin im Stuhl sinnvoll sein. Auch Bluttests auf sogenannte „Entzündungsparameter“ wie beispielsweise das CRP (C-reaktives Protein), die Anzahl der Leukozyten oder eine BKSG (Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit) können hilfreich sein.
Ein spezifischer Test für eine erhöhte Durchlässigkeit des Darms ist der Laktulose-Mannitol-Test. Grundlage für diesen Test ist, dass beide Zucker nicht verstoffwechselt werden und somit bei Gesunden unverändert im Urin gemessen werden können. Während Mannitol durch die Zellen hindurch aufgenommen wird, wird Laktulose parazellulär, das heißt zwischen den Zellen hindurch aufgenommen. Beim Leaky gut Syndrom sind primär die Schlussleisten betroffen, die den Transport zwischen den Zellen begrenzen. Daher erscheint Laktulose im Verhältnis zu Mannitol bei Betroffenen mehr im Urin. Der Quotient aus Laktulose und Mannitol im Urin nach Trinken einer Lösung mit beiden Stoffen ist somit aussagekräftig für eine Störung der Durchlässigkeit des Darms. Darüber hinaus kann auch sekretorisches Immunglobulin A im Stuhl bestimmt werden. Er wird von den Plasmazellen im Darm gebildet und ist primär für die Abwehr an Schleimhautoberflächen zuständig.
Alle genannten Tests sollten unbedingt abhängig von den Beschwerden und nach Beratung bezüglich der Notwendigkeit durch einen Arzt durchgeführt werden.
Es bietet sich an, dass die Patienten mit entsprechenden Beschwerden sich zunächst an ihren niedergelassenen Allgemeinmediziner oder Facharzt für Innere Medizin wenden, der auch die hausärztliche Betreuung sicherstellt. Dieser kann im Anschluss an die Anamnese und die körperliche Untersuchung entscheiden, inwieweit eine Vorstellung bei einem Facharzt für Gastroenterologie sinnvoll ist. Ein Facharzt für Gastroenterologie beschäftigt sich Schwerpunktmäßig mit allen Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes und kann, falls erforderlich, weiterführende diagnostische und therapeutische Maßnahmen anbieten.
Eine kausale (gezielte) Behandlung für das Leaky gut Syndrom steht nicht zur Verfügung. Einerseits sollten gegebenenfalls zugrundeliegende Erkrankungen (z.B. chronisch entzündliche Darmerkrankungen) möglichst optimal ärztlich behandelt werden.
Andererseits kann eine Vermeidung auslösender Faktoren, beispielsweise bei nachgewiesenen Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Linderung verschaffen. Hier sollte eine ärztliche Beratung erfolgen, um Unverträglichkeiten optimal zu behandeln. Zudem spielt der jeweilige Lebensstil eine absolut entscheidende Rolle. Auf übermäßigen Alkoholkonsum, Rauchen oder eine Ernährung mit viel Weißmehl oder Zucker sollte verzichtet werden.
Beim Vorliegen einer Fehlbesiedlung des Darms mit Veränderung des eigenen Milieus kann eine Darmsanierung mit Zufuhr bestimmter Darmbakterienpräparate sinnvoll sein. Dies solle nur gezielt und mit ärztlicher Beratung erfolgen. Eine ballaststoffreiche Kost kann die Erholung der Schleimhaut begünstigen. Für eine ausreichende Zufuhr von Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen und Aminosäuren sollte unbedingt gesorgt werden. Zusätzlich kann die Zufuhr von sogenannten Probiotika (Arzneien mit lebensfähigen Mikroorganismen) den Wiederaufbau der Darmschleimhaut unterstützen.
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Heilerde wird aus einer Lehmart (Löss) gewonnen und wird in kleinen Mengen in Wasser gemischt und getrunken zur innerlichen Anwendung. Wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit gibt es nicht. Die Wirkung beim Leaky gut Syndrom wird über eine Bindung schädlicher Stoffe und eine anschließende Ausscheidung derer vermittelt. Somit soll die Sanierung/Erholung des Darms unterstützt werden.
Das sogenannte „Darmmikrobiom“ (die „Darmflora“) bezeichnet die Gesamtheit der Keime, vor allem Bakterien, die den Verdauungstrakt besiedeln. Für das Immunsystem, das zu einem großen Teil im Darm lokalisiert ist, ist diese Flora von essentieller Bedeutung. Ebenfalls ist eine exakt funktionierende Barriere der Darmschleimhaut von einem intakten Milieu im Darm abhängig.
Ursache für ein Leaky gut Syndrom kann eine Fehlbesiedlung des Darms, also ein vermehrtes/vermindertes Vorkommen bestimmter Bakterienarten sein. Unverträglichkeiten/Allergien gegen bestimmte Nahrungsbestandteile, wie beispielsweise Gluten, Histamin oder Laktose können zu einer Immunreaktion führen, die sich negativ auf die Barriere der Darmschleimhaut auswirkt. Ebenso können chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn für eine vermehrte Durchlässigkeit des Darms sorgen, da die Schleimhaut massiv beeinträchtigt ist. Eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis) kann dies ebenfalls begünstigen.
Eine ungesunde Ernährung mit viel Alkohol, Kaffee, Zucker, Weißmehl und Rauchen wird mit verantwortlich gemacht. Auch der Verzehr von Konservierungsstoffen, Aromastoffen und Nahrungszusätzen wird als ungünstig angesehen. Die häufige Einnahme von Medikamenten wie beispielsweis Antibiotika oder Schmerzmitteln hat über verschiedene Mechanismen Einfluss auf den gesamten Verdauungstrakt, unter anderem auch auf die Darmflora, die Dichtigkeit des Darms und somit auf das Immunsystem. Auch Stress, Operationen und insbesondere eine vorangegangene Strahlentherapie (generell und insbesondere im Bereich des Bauches) können ein Leaky gut Syndrom begünstigen.
Es gibt keine wissenschaftlich gesicherten Erkenntnisse über den konkreten Verlauf des Leaky gut Syndroms. Entscheidend ist die Behandlung der entsprechenden Ursache für die vermehrte Durchlässigkeit des Darms, beispielsweise eine Fehlbesiedlung, eine vorangegangene Antibiotikatherapie oder eine chronisch entzündliche Darmerkrankung. Wenn die auslösenden Ursachen beseitigt werden und die Therapie zeitnah begonnen ist der Verlauf günstig zu beeinflussen und es kommt zur Ausheilung. Bei mangelnder Behandlung der Ursache und/oder mangelnder Mitarbeit der Patienten kann auch nach erfolgreicher Behandlung erneut ein Leaky gut Syndrom auftreten.
Die Dauer ist bei jedem individuell und stark abhängig von diversen Faktoren wie zum Beispiel bereits bestehenden Grunderkrankungen, Alter und Lebensstil. Die Dauer kann also zwischen einigen Wochen bis hin zu zwei Jahren betragen. Essentiell ist hier die Mitarbeit der Patienten, beispielsweise bei der Ernährung und einer Änderung des Lebensstils.
Ein Leaky gut Syndrom kann geheilt werden. Es kommt dabei allerdings auf entscheidende Faktoren an. Beispielsweise ob die auslösenden Ursachen beseitigt werden können und von der Mitarbeit der Patienten bei der Therapie. Darüber hinaus haben bereits bestehende weitere Erkrankungen oder eine notwendige Bestrahlung oder Operationen Einfluss auf die Heilungschancen.
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