Bei einer Blinddarmentzündung kommt es zu einer Entzündung des Wurmfortsatzes, eines eigentlich unwichtigen Anhängsels des Darms. Kommt es zu bei einer Blinddarmentzündung zu einem Durchbruch besteht Lebensgefahr.
Von einer Blinddarmentzündung (Appendizitis) spricht man bei einer Entzündung des Wurmfortsatzes (Appendix vermiformis) des Blinddarms (Zäkum). Der Begriff Blinddarmentzündung ist medizinisch also nicht korrekt, da nicht der Blinddarm selbst entzündet ist, sondern der Wurmfortsatz des Blinddarms. Richtigerweise müsste man also von einer Wurmfortsatzentzündung sprechen.
Die "Blinddarmentzündung" präsentiert sich mit Schmerzen im rechten Unterbauch, Übelkeit, Erbrechen und Fieber. Die Diagnose ist auch jetzt noch für Mediziner eine Herausforderung und Bedarf eines schnellen Handelns in Form einer operativen Wurmfortsatzentfernung (Appendektomie). Eine gefürchtete und schwerwiegende Komplikation der Appendizitis ist der Durchbruch (Perforation) des Wurmfortsatzes, die mit einer lebensgefährlichen Bauchfellentzündung (Peritonitis) einhergehen kann.
7% der Bevölkerung machen einmal in ihrem Leben eine akute Blinddarmentzündung (Appendizitis) durch. Sie tritt mit einer Häufigkeit von 100 Fällen im Jahr pro 100.000 Einwohner auf und ist mit 50% die häufigste Ursache für plötzlich einsetzende starke Bauchschmerzen (akutes Abdomen). Der Erkrankungsgipfel der Blinddarmentzündung liegt zwischen dem 10 und 30 Lebensjahr, aber am häufigsten erkranken Schulkinder. Kleinkinder und ältere Menschen erkranken seltener und haben oft einen untypischen Verlauf, sodass die Erkrankung später diagnostiziert wird und so häufiger Komplikationen auftreten. Allgemein liegt die Sterblichkeit (Letalität) der Blinddarmentzündung bei <1%. Eine Blinddarmentzündung, die verkompliziert wird durch eine Bauchfellentzündung, hat eine deutlich höhere Letalität von 6-10%. Eine frühe Diagnosestellung ist also von großer Bedeutung.
Der Bauplan des Blinddarms ist geradezu vorbestimmt für die Entstehung einer Entzündung. Der Wurmfortsatz besitzt eine geringe Schwellfähigkeit und sein geringer Innendurchmesser (Lumen) ist prädestiniert zur Verstopfung. Die Bedeutung des zahlreich im Appendix vorkommenden lymphatischen Gewebes ist bislang noch nicht geklärt. Verursacher einer Blinddarmentzündung können Verschlüsse der Appendix sein, die durch harten Kot (Kotsteine), Abknickung des Wurmfortsatzes, Narbenstränge (Briden) und Druck von außen (Tumoren und Blähungen) entstehen. Fremdkörper wie Kirsch-, Melonen-, Traubenkerne können auch einen Verschluss verursachen. Häufig können lokale oder allgemeine Infekte (viral, bakteriell) eine Blinddarmentzündung zum Ausbruch bringen (lokale Dekompensation). Als Beispiel kann man die Mandelentzündung, Grippe, Masern, Windpocken oder Scharlach nennen, bei welchen meistens Kinder betroffen sind.
In ganz seltenen Fällen können Parasiten, wie Spulwürmer die Ursache einer Blinddarmentzündung (Appendizitis) sein. Die Bakterien, die bei einer Appendixverstopfung eine eitrige Entzündung verursachen, sind E-coli, Preteus, Enterokokken und gehören zur normalen Darmflora. Eine Magen-Darm-Grippe (Gasteroenteritis) kann auch als Ursache in Frage kommen. In sehr seltenen Fällen kann ein Morbus Crohn eine Appendizitis verursachen.
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Es gibt verschiedene Anzeichen für eine Blinddarmentzündung.
Diese treten aus voller Gesundheit meist sehr schnell auf und verschlimmern sich weiter.
Als am einfachsten zu erkennendes und erstes Anzeichen hat der Betroffene Bauchschmerzen. Diese meist starken Schmerzen beginnen typischer Weise um den Bauchnabel herum oder etwas oberhalb auf der rechten Seite, was zunächst als Magenschmerz fehlgedeutet wird.
In kurzer Zeit verlagert sich dieser Schmerz dann nach unten rechts. Dieses Phänomen wird als "Wanderschmerz" bezeichnet.
Typisch für die Schmerzen bei einer Blinddarmentzündung ist die Lageabhängigkeit.
Das heißt, dass zum Beispiel beim Springen der Schmerz schlimmer wird, was dadurch erklärt wird, dass sich auch der entzündete und gereizte Blinddarm in der Bauchhöhle bewegt (Erschütterungsschmerz).
Eine Seitendifferenz, also ein Unterschied in der Schmerzintensität von rechts zu links spricht ebenso für eine Blinddarmentzündung.
Für den Mediziner gibt es einige klinische Anzeichen, die weiterhin auf eine Blinddarmentzündung hinweisen.
Eines davon ist der sogenannte Loslass-Schmerz. Drückt man mit zwei Fingern die Bauchdecke auf der linken, also der dem Blinddarm entgegengesetzten Seite tief ein und lässt abrupt los, so schmerzt es dem Patienten auf der rechten Seite.
Ebenfalls typisch ist das als Psoas-Dehnungsschmerz bezeichnete Phänomen. Wenn der Patient das rechte Bein gegen Widerstand im Hüftgelenk beugt, verursacht dies starke Schmerzen im rechten Unterbauch.
Ursächlich dafür ist die Anspannung des Muskels, der das Bein hebt und durch die Entzündung sehr schmerzempfindlich geworden ist. Für den Laien ist dies interessant, da beim normalen Gehen das selbe Prinzip einen Schmerz verursacht.
So können Schmerzen beim Gehen im rechten Unterbauch auf eine Blinddarmentzündung hinweisen. Ein Anzeichen, dass auch ein Angehöriger oder man selbst sehen und spüren kann, ist eine Verspannung der Bauchmuskulatur über der Blinddarmentzündung (Abwehrspannung).
Ein nicht vorhandenes Anzeichen schließt jedoch eine Blinddarmentzündung ebenso wenig aus wie ein vorhandenes eben diese mit Sicherheit anzeigt.
Die Anzeichen müssen immer im Kontext mit anderen Symptomen und den Angaben des Erkrankten gesehen werden.
Es gibt somit weitere auf eine Blinddarmentzündung hinweisende Anzeichen. Da sich das Geschehen bei einer Blinddarmentzündung in nächster Nähe zu den Verdauungsorganen Magen, Dünn- und Dickdarm auftritt, sind wichtige weitere Hinweise Übelkeit und Erbrechen.
Die Entzündung und dabei freigesetzte Botenstoffe reizen dabei benachbarte Nervenfasern und lösen diese Symptome aus. Sie treten quasi bei jeder Blinddarmentzündung parallel zu den Schmerzen auf.
Damit einhergehend lässt sich bei vielen Betroffenen ein Verlust des Appetites beobachten.
Als objektiv messbaren Anzeichen tritt bei der Blinddarmentzündung Fieber auf, welches zum Beispiel nicht bei Verdauungsproblemen vorkommt und auf ein entzündliches Geschehen hinweist.
Die Temperatur beträgt nicht selten 39 Grad Celsius oder höher. Bei der Fiebermessung im Rahmen einer Blinddarmentzündung ist oft eine Temperaturdifferenz zwischen rektal und axillär gemessener Temperatur von über 1 Grad Celsius zu beobachten, was auch ein Anzeichen sein kann.
Dazu kann eine erhöhte Pulsfrequenz gemessen werden (Tachykardie).
Mit dem Fieber einhergehend kommt es zu vermehrtem, äußerst starken Schwitzen vor allem nachts, was für Außenstehende das erste Anzeichen für eine Blinddarmentzündung sein kann.
Wichtig zu wissen ist, dass fast jede Blinddarmentzündung bei jungen Menschen mit Fieber verbunden ist. Jedoch kann es vorkommen, dass ältere Menschen erkranken ohne Fieber zu haben.
Ein eventuell auftretender Stuhlverhalt kann als zusätzliches Anzeichen einer Blinddarmentzündung gedeutet werden.
Der Verdauungstrakt ist mit einem weit verzweigten Nervensystem ausgestattet ist, welches relativ unabhängig dessen Vorgänge steuert. Durch die Entzündung wird es beeinträchtigt und kann so zu einer Verstopfung führen.
Als Unterschied dazu ist auch das Gegenteil möglich, bei dem der Patient über Durchfälle klagt.
Erschwerend bei der richtigen Beurteilung der Anzeichen ist die Tatsache, dass es bei der Lage des Blinddarms in der Bauchhöhle von Mensch zu Mensch anatomische Variationen geben kann.
Der Großteil trägt ihn im rechten Unterbauch. Jedoch kann der Blinddarm auch mittig oder links liegen und sogar über die horizontale Bauchnabellinie wandern.
Dieses Wissen sollte besonders bei schwangeren Patientinnen berücksichtigt werden. Auftretende Schmerzen werden sonst wegen der ungewöhnlichen Lage fehlinterpretiert.
All diese typischen Anzeichen, ohne die bei Kindern und Jugendlichen fast keine Blinddarmentzündung abläuft, sind bei älteren Patienten hingegen oft nur in abgeschwächter Form zu sehen.
Manche treten gar nicht auf.
Eine Blinddarmentzündung kann in jedem Alter auftreten, allerdings ist das Haupterkrankungsalter das Schulalter. Ein Häufigkeitsgipfel ist zwischen dem fünften und zwölften Lebensjahr zu erkennen. Je jünger das Kind ist, desto größer ist die Gefahr eines Durchbruchs (Perforation), sodass bei einem Kleinkind häufig schon bei Einweisung in die Klinik ein Durchbruch vorliegt.
Der klassische Symptomverlauf einer Blinddarmentzündung mit Schmerzen im Nabelbereich, die in Verbindung mit Übelkeit, Erbrechen und einer Körpertemperaturerhöhung innerhalb weniger Stunden in den rechten Unterbauch wandern, kann auch bei Kindern auftreten.
Allerdings sind besonders bei Kindern viele Abweichungen von diesen klassischen Symptomen möglich, weshalb es für den Untersucher häufig schwieriger ist, eine sichere Diagnose zu stellen. Bei Kindern kommt es häufiger zu Durchfall, hohem Fieber, einer frühen Verschlechterung des Allgemeinbefindens und Appetitlosigkeit. Grundsätzlich sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden, wenn ein Kind über krampfartige Schmerzen im rechten Unterbauch klagt, die länger als drei Stunden anhalten, da es im Falle einer Blinddarmentzündung zu einem gefährlichen Durchbruch kommen kann. Allerdings kann es in manchen Fällen beim Kind auch zu einem allmählichen Einsetzen der Symptome kommen, weshalb auch starke Schmerzen kein sicheres Anzeichen für eine akute Blinddarmentzündung darstellen.
Zusätzlich zu diesen klinischen, spürbaren Anzeichen wird ein Verdacht auf eine Blinddarmentzündung mit weiteren Methoden untersucht. Bei der Laborbestimmung einer Blutprobe sind zum Beispiel die Entzündungszeichen wie das CRP und die weißen Blutzellen erhöht.
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Fieber ist eine Reaktion des Körpers auf das Vorhandensein von ungewollten Erregern. Die Körpertemperatur wird erhöht, da das Immunsystem verstärkt aktiviert wird. Bei einer Blinddarmentzündung ist das Auftreten von Fieber, vor allem bei Kindern und Jugendlichen, keine Seltenheit. Bei älteren Menschen treten Fieber sowie andere Beschwerden, wie Schmerzen und Erbrechen, bei einer Blinddarmentzündung eher seltener auf. Typischerweise ist das Fieber rektal gemessen deutlich höher als die Temperatur unter der Achsel. Der Temperaturunterschied beträgt mindestens einen Grad Celsius. Selten liegt das Fieber jedoch höher als 39 Grad Celsius. Es kann zusätzlich zu einem erhöhten Puls und zu Nachtschweiß kommen.
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Eine Blinddarmentzündung kann sich ganz unterschiedlich ankündigen. Die Anzeichen einer akuten Appendizitis sind nicht immer unbedingt charakteristisch für die Erkrankung, weshalb die Abgrenzung zu anderen Ursachen der Beschwerden manchmal schwierig sein kann.
Bei Schwangeren können als Anzeichen einer Blinddarmentzündung Schmerzen im rechten Oberbauch auftreten. Bei älteren Menschen sind die Symptome häufig nicht sehr deutlich ausgeprägt, sodass die Diagnose einer Blinddarmentzündung erschwert wird. Häufig kommt es auch zu einer Mitentzündung des Harnleiters, was zu einer Irrtümlichen Diagnose einer isolierten Harnleiterentzündung führen kann.
Ein Hauptsymptom der Erkrankung ist der klinische Symptomwechsel. Dabei kommt es zunächst zu Schmerzen in der Gegend des Bauchnabels (periumbilikal) und in der Magengegend.
Innerhalb weniger Stunden wechselt dann die Lokalisation der Schmerzen in den rechten Unterbauch. In vielen Fällen kommt es zu Übelkeit und Erbrechen, auch Appetitlosigkeit kann ein Anzeichen für eine Blinddarmentzündung darstellen. In fortgeschritteneren Stadien der Erkrankung kann es sogar zu einer Darmlähmung (paralytischer Ileus) kommen. Wie bei jeder Entzündung kann auch bei einer Blinddarmentzündung die Körpertemperatur auf bis zu 39 Grad Celsius ansteigen. Häufig besteht dabei eine Temperaturdifferenz zwischen der Messung in der Armbeuge und dem After. Als Folge des Fiebers kann es zu einem Anstieg des Pulses (Herfrequenzanstieg, Tachykardie) kommen.
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Bestehen Anzeichen auf eine Blinddarmentzündung, sollte möglichst schnell ein Arzt aufgesucht werden. Je länger man wartet, desto höher ist das Risiko eines Durchbruches und einer Entzündung des gesamten Bauchraumes. Bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 9 bis 15 Jahren, bei denen am häufigsten eine Blinddarmentzündung auftritt, sollte bei den entsprechenden Beschwerden besonders an eine mögliche Blinddarmentzündung gedacht und entsprechend gehandelt werden.
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Eine Blinddarmentzündung zu erkennen ist nicht immer ganz einfach. Es gibt zwar einige typische Symptome, die auf eine Blinddarmentzündung hinweisen, allerdings kommt es in vielen Fällen auch zu einem untypischen Verlauf, der eine Diagnose erschwert.
Häufig beginnen die Symptome bei einer Blinddarmentzündung relativ plötzlich innerhalb von 12 bis 24 Stunden. Es kommt zu Beginn oft zu einem Schmerz im Bereich des Bauchnabels, der dann innerhalb weniger Stunden in den rechten Unterbauch wandert. In vielen Fällen kommt es zu allgemeinem Unwohlsein, zu Erbrechen, Übelkeit und einer Körpertemperaturerhöhung. Dabei lässt sich eine Blinddarmentzündung in manchen Fällen daran erkennen, dass ein Temperaturunterschied zwischen der Achselbeuge und dem After besteht.
Auch Verstopfung, Durchfall oder Appetitlosigkeit können für eine Blinddarmentzündung sprechen. Die oft sehr unklaren Oberbauchbeschwerden können leicht für typische Beschwerden einer Magenschleimhautentzündung gehalten werden. Eine Blinddarmentzündung kann man häufig daran erkennen, dass ein sogenannter Erschütterungsschmerz im Unterbauch auftritt. Dabei kommt es zu einer Schmerzverstärkung, wenn der Betroffene beispielsweise auf einem Bein hüpft. Auch kommt es in vielen Fällen zu einem Bewegungsschmerz, insbesondere beim Anheben des rechten Beines kommt es zu einer Schmerzverstärkung im rechten Unterbauch. Aus diesem Grund kann man bei Betroffenen häufig eine Schonhaltung erkennen, da sich die Betroffenen möglichst wenig bewegen wollen, um die Schmerzen zu vermeiden.
Bei Kindern und älteren Menschen ist es oft noch schwieriger, eine Blinddarmentzündung zu erkennen, da beispielsweise bei Kindern oft untypische Schmerzen auftreten. Ältere Menschen zeigen dagegen häufig einen milden Verlauf der Symptome ohne Fieber und ohne starke Schmerzen.
Grundsätzlich sollte bei länger anhaltenden, unklaren Bauchbeschwerden ein Arzt aufgesucht werden. Auch für einen erfahrenen Untersucher kann es unter Umständen nicht ganz einfach sein eine Blinddarmentzündung sofort zu erkennen. Aus diesem Grund gibt es eine Reihe von Tests und Untersuchungen, die das Erkennen der Erkrankung erleichtern und wodurch andere Ursachen für die Beschwerden ausgeschlossen werden können.
Die Untersuchung des Bauches kann einige Hinweise auf eine Blinddarmentzündung liefern. So kommt es oft an bestimmten Stellen am Bauch zu einem Druckschmerz oder zu einer typischen Schmerzverstärkung bei bestimmten Bewegungen. Diese körperliche Untersuchung in Verbindung mit einer Körpertemperaturmessung, einem labormedizinischen Befund und einer Ultraschalluntersuchung erleichtern das Erkennen einer akuten Blinddarmentzündung. Trotzdem kann in manchen Fällen trotz unklarer Beschwerden nicht sicher eine Blinddarmentzündung ausgeschlossen werden, weshalb in diesen Fällen trotzdem als Vorsichtsmaßnahme eine operative Entfernung des Blinddarmes stattfindet, um mögliche Komplikationen zu verhindern.
Bei einer Blinddarmreizung kann der Blinddarm bzw. der Wurmfortsatz durch verschiedene Ursachen gereizt sein. Da sich im Wurmfortsatz viele Zellen des Immunsystems befinden, können durch Erreger dort schnell Infektionen entstehen. Bei Reizung des Blinddarmes kann es zu Schmerzen meist im rechten Unterbauch kommen, ähnlich wie bei einer Blinddarmentzündung. Eine Blinddarmentzündung folgt nach einer Reizung, wenn weiterhin Ursachen für eine Entzündung vorhanden sind. Bei einer Blinddarmreizung ist der Unterbauch meist sehr druckschmerzhaft.
Bei einer Blinddarmentzündung hingegen lassen sich typische Untersuchungen durchführen, beispielsweise der „kontralaterale Loslass-Schmerz“. Bei dieser Untersuchung drückt der Untersucher mit den Fingern in den linken Unterbauch und bei Loslassen schmerzt dem Patienten mit Blinddarmentzündung der rechte Unterbauch stark. Bei einer Blinddarmentzündung können im Vergleich zu einer Blinddarmreizung die Beschwerden ausgeprägter sein. Es kann neben Schmerzen zu Übelkeit, Erbrechen oder Fieber kommen.
Es ist zu empfehlen, einen Arzt aufzusuchen und die Ursache der Beschwerden abklären zu lassen. Bei einer Blinddarmentzündung besteht das Risiko eines Durchbruches, bei der das Entzündungsmaterial in den Bauchraum gelangt und eine Infektion der gesamten Bauchhöhle auslösen kann.
Spricht man von einer Blinddarmentzündung, wird meist die akute Blinddarmentzündung (Appendizitis) gemeint. Diese ist zu unterscheiden von der chronischen Blinddarmentzündung. Bei einer chronischen Blinddarmentzündung kommt es immer wieder zu kleinen akuten Blinddarmentzündungen, welche jedoch von selbst wieder abheilen. Beschwerden sind wiederholte leichte Schmerzen im rechten Unterbauch, eine gestörte Verdauung und Unwohlsein.
Durch die wiederholten leichten Entzündungen kann es jedoch in dem Bereich um den Wurmfortsatz zu Verwachsungen und Verklebungen kommen. Sind diese Verwachsungen stark ausgeprägt, kann es im Verlauf zum Einklemmen von Darmanteilen kommen. Dadurch entsteht ein mechanischer Verschluss der Darmpassage und die Verdauung sowie der Transport im Darm kommen zum Erliegen.
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Bei einer chronischen Blinddarmentzündung besteht kein Risiko eines Durchbruches, da die Entzündung zuvor immer wieder abheilt. Dementsprechend ist auch keine Operation notwendig. Sollte es jedoch auf Grund der Verwachsungen zu einem Darmverschluss kommen muss dieser eventuell operativ versorgt werden.
Bei einer Blinddarmentzündung stehen neben den anderen Symptomen besonders die Schmerzen im Vordergrund, die einen wesentlichen Leidensdruck beim Patienten bedeuten.
Schmerzen sind das erste und wichtigste Anzeichen für diese Erkrankung.
Für den Mediziner sind sie äußerst wichtig, da die Art und das Auftreten der Schmerzen von großer Bedeutung für das weitere Vorgehen und die Diagnosestellung sind.
Die Blinddarmentzündung besitzt einige typische Schmerzphänomene, die man sich auch in der Diagnostik zu Nutze macht.
Die Schmerzen beginnen meist um den Bauchnabel herum oder in der Nähe des Magens. Von da steigen sie innerhalb von 12 bis 24 Stunden in den rechten Unterbauch ab. Dieses als "wandernder Schmerz" bezeichnete Phänomen ist charakteristisch für eine Blinddarmentzündung.
Die Schmerzen können schon anfangs sehr heftig sein, doch meist beginnen sie moderat und nehmen in den ersten Stunden stark zu. Sie können auch wieder nachlassen, um dann im Unterbauch wieder aufzutreten.
Im Folgenden werden weitere typische Schmerzen einer Blinddarmentzündung beschrieben.
Zunächst zu nennen ist der Loslass-Schmerz.(s.o.).
Dieses Manöver gehört zu jeder Untersuchung bei Verdacht auf Blinddarmentzündung. Des weiteren verursacht ein Ausstreichen des Dickdarms entgegen der natürlichen Richtung der Nahrung in Richtung Blinddarm starke Schmerzen, da hier der Darminhalt zurückgedrückt wird und der Blinddarm durch Dehnung schmerzt.
Auch Schmerzen beim Gehen werden oft beschrieben. Das liegt an der Anspannung des das Bein anhebenden Muskels, der in der Nähe der Blinddarmentzündung liegt und bei Anspannung die gereizten Nervenfasern aktiviert.
Aufgrund der verschiedenen anatomischen Lagetypen im Bauch, die der Blinddarm haben kann, werden Schmerzen auch an anderen Stellen als im rechten Unterbauch beobachtet.
Auch wenn Schmerzen ein entscheidendes Symptom der Blinddarmentzündung sind, treten sie auch bei einer Vielzahl anderer Vorkommnisse auf.
Bei Vorkommen der typischen Schmerzen, die schlimmer werden, sollte man jedoch einen Arzt aufsuchen, da bei einer Blinddarmentzündung Zeit ein wichtiger Faktor für die Prognose ist.
Haben Sie weitere Fragen zu den Schmerzen bei einer Blinddarmentzündung? Lesen Sie mehr dazu unter: Schmerzen bei einer Blinddarmentzündung
Meist wandern die Schmerzen bei einer Blinddarmentzündung vom mittleren Oberbauch etwas über dem Bauchnabel in den rechten Unterbauch. Je nach Lage des Wurmfortsatzes können die Schmerzen jedoch auch in anderen Regionen des Bauchraumes lokalisiert sein. Der Wurmfortsatz kann hinter den Blinddarm rutschen und dort in aufsteigender Lage zu finden sein, dann äußern sich die Schmerzen eher in der rechten Flanke oder im Rücken als im rechten Unterbauch. Selten kann der Wurmfortsatz auch tiefer liegen als im Normalfall, dann befinden sich die Schmerzen eher im Becken und es können Beckenorgane gereizt werden. Liegt der Wurmfortsatz höher als normal, treten die Schmerzen eher im rechten Oberbauch auf.
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Bei einer Blinddarmentzündung kann es in einigen Fällen zu Rückenschmerzen kommen. Je nach Lage des Wurmfortsatzes, können die Schmerzen in den unteren Bereich des rechten Rückens ausstrahlen. Der Schmerz kann im Verlauf der Erkrankung auch vom Oberbauch in die untere Rückenregion wechseln.
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Eine Blinddarmentzündung kann auch ohne oder nur leichte Schmerzen verlaufen. Es kann sein, dass der Betroffene nur ein leichtes Ziehen im Unterbauch spürt oder Schmerzen nur bei Druck auf den Bauch auftreten. Dies ist vor allem bei älteren Menschen der Fall. Meist beginnt eine Blinddarmentzündung jedoch mit Schmerzen im mittleren Oberbauch etwas über dem Bauchnabel, die dann im Verlauf in den rechten Unterbauch wandern. Die Schmerzen können je nach Person unterschiedlich stark empfunden werden.
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Durchfall (Diarrhoe) ist ein typisches Symptom bei einer Vielzahl von Magen-Darm-Erkrankungen. Man spricht von Durchfall, wenn häufiger als dreimal am Tag wässrige, ungefomte oder breiige Stühle auftreten. Die häufigste Ursache von Durchfall sind Viren (z.B. "Magen-Darm-Grippe" oder Reisedurchfall). Auch Medikamente, Nahrungsmittel oder bestimmte Erkrankungen wie chronisch-entzündliche Darmerkrankungen können Durchfall verursachen.
Auch bei einer akuten Blinddarmentzündung kann es zu Durchfall kommen. In Abgrenzung zu den anderen Ursachen von Durchfall kommt es dabei oft zu einem gleichzeitigen Auftreten von typischen Symptomen einer Blinddarmentzündung. Schmerzen, die zunächst im Nabelbereich auftreten und innerhalb kurzer Zeit in den rechten Unterbauch wandern, sowie Übelkeit und Erbrechen, Fieber, Appetitlosigkeit und eine Verschlechterung des Allgemeinbefindens können in Verbindung mit Durchfall für eine akute Blinddarmentzündung sprechen. Durchfall ist kein klassisches Symptom einer Blinddarmentzündung, da die Erkrankung sich jedoch häufig mit untypischen Symptomen präsentiert, sollte auch bei akutem Auftreten von Durchfall unter Umständen an eine Blinddarmentzündung gedacht werden.
Eine typische oder "klassische" Symptomkombination ist bei einer Blinddarmentzündung sehr selten. Häufig kommt es zu diffusen Beschwerden, die eine Diagnosestellung zunächst nicht eindeutig zulassen. Für die Diagnose einer Blinddarmentzündung ist die Vorgeschichte (Anamnese) des Betroffenen ein wichtiges Kriterium. Typischerweise ist die Vorgeschichte relativ kurz, es werden kurze Phasen von Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen angegeben.
Da die Blinddarmentzündung eine relativ häufige Erkrankung ist, kommt sie schon beim Auftreten von wenigen, aber typischen Beschwerden als Diagnose in Betracht. Daraufhin wird eine körperliche Untersuchung durchgeführt. Dadurch kann sich der Verdacht auf eine Blinddarmentzündung sehr schnell erhärten, da es eine Reihe von Tests und Untersuchungen gibt, die auf die Erkrankung hinweisen.
Wenn die körperliche Untersuchung keine Auffälligkeiten ergibt, kann eine Blinddarmentzündung mit großer Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden. Außerdem wird für die Diagnose eine Laboruntersuchung durchgeführt, bei der beispielsweise bei einer Blinddarmentzündung fast immer eine Erhöhung der weißen Blutkörperchen (Leukozytose) feststellbar ist. Die Körpertemperatur wird gemessen und wenn möglich wird eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie) durchgeführt. Häufig kann man bei der Sonographie einen verdickten Wurmfortsatz erkennen, was für eine Blinddarmentzündung sprechen könnte. Allerdings kann auch bei einer unauffälligen Ultraschalluntersuchung nicht hundertprozentig eine akute Blinddarmentzündung ausgeschlossen werden.
Vielmehr dient die Sonographie zum Ausschluss anderer Erkrankungen, die ähnliche Beschwerden wie eine Blinddarmentzündung hervorrufen können, darunter fallen beispielsweise Nierensteine und andere Erkrankungen im Bereich der Niere und Harnleiter sowie gynäkologische Erkrankungen. Am häufigsten kommt eine sogenannte "Magen-Darm-Grippe" (Gastroenteritis) als alternative Diagnose in Betracht. Aber auch verschiedene andere Erkrankungen müssen vor der Diagnose "Blinddarmentzündung" ausgeschlossen werden, besonders bevor die Indikation zu einer Operation gestellt wird.
In besonders schlimmen Verläufen kann ebenfalls ein MRT vom Bauch von Nöten sein.
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Es gibt eine Reihe von möglichen Tests, die den Verdacht auf eine Blinddarmentzündung bestätigen können. Eine eindeutige Diagnose kann durch diese Tests nicht gestellt werden und in manchen Fällen schließt auch ein negativer Test eine Blinddarmentzündung nicht aus.
Ein einfacher Test ist beispielsweise das Hüpfen auf einem Bein. Bei einer Blinddarmentzündung kann es durch die Erschütterung durch das Hüpfen zu einer Verstärkung der Schmerzen im Bauch kommen.
Weiterhin gibt es eine Vielzahl von verschiedenen Druckpunkten, die bei der klinischen Untersuchung des Bauches betastet werden. So kann bei betasten von bestimmten Stellen des Unterbauches (Mc-Burney-Punkt, Lanz-Punkt) bei einer Blinddarmentzündung häufig ein starker Schmerz ausgelöst werden.
In den meisten Fällen ist eine Blinddarmentzündung rechts gelegen. Beim sogenannten Blumberg-Test wird auf der linken Seite ein Druck mit der Hand des Untersuchers auf den Unterbauch ausgeübt und plötzlich wieder losgelassen. Der Test ist positiv und kann auf eine Blinddarmentzündung hinweisen, wenn sich daraufhin rechts im Bereich des Blinddarmes ein Schmerz einstellt.
Bei manchen Menschen liegt der Blinddarm auch nach hinten umgeklappt. Hier kommt es im Falle einer Entzündung zu einem Schmerz, wenn das rechte Bein im Hüftgelenk gegen einen Widerstand gebeugt wird. Auch dieser Test (sogenannter Psoas-Dehnungsschmerz) kann Hinweise auf eine Blinddarmentzündung liefern. Der Ten-Horn-Test kann bei Männern durchgeführt werden, indem der Hoden aktiv heruntergezogen wird. Kommt es daraufhin zu Schmerzen im rechten Unterbauch (Mc-Burney-Punkt) ist der Test positiv.
Die Altersappendizitis ist mit 5-10% eher seltener anzutreffen und zeichnet sich durch einen schleichenden Verlauf aus. Wegen der häufigen Verschleppungsrate kommt es auch bei dieser Krankengruppe besonders häufig zur Bauchfellentzündung.
Eine Blinddarmentzündung während der Schwangerschaft ist besonders schwierig zu erkennen, da der Blinddarm samt Wurmfortsatz mit dem Wachstum der Gebärmutter auch nach oben wandert. Das bedeutet dass der Blinddarmschmerz je nach Schwangerschaftsmonat an atypischer Stelle (rechter Oberbauch) lokalisiert sein kann, was zu Fehldiagnosen führen kann.
Bei Bauchschmerzen in der Schwangerschaft ist Vorsicht geboten. Tückisch bei einer Blinddarmentzündung während der Schwangerschaft ist, dass die Beschwerden leicht mit Schwangerschaftsbeschwerden verwechselt werden können. Bei Bauchschmerzen, Erbrechen, Übelkeit sowie Fieber in der Schwangerschaft, sollte auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden. Es können auch Symptome wie Appetitlosigkeit, Blässe oder Schwitzen auftreten.
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Meist ist die Druckempfindlichkeit, welche bei anderen Personen ein deutliches Zeichen für eine Blinddarmentzündung ist, bei Schwangeren nicht vorhanden. Auch die Lage des Wurmfortsatzes kann sich in der Schwangerschaft verändern, vor allem zum Ende der Schwangerschaft. Dementsprechend befinden sich die Schmerzen nicht mehr im rechten Unterbauch, sondern eher im rechten Oberbauch.
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Wie bei den meisten Blinddarmentzündungen ist die operative Entfernung des Wurmfortsatzes die Therapie der Wahl. Wird die operative Behandlung zu lange herausgezögert, besteht die Gefahr eines Durchbruches und einer Entzündung des gesamten Bauchraumes, was lebensbedrohlich sein kann. Es gibt zwei Operationsmethoden, entweder minimal invasiv mittels drei kleinen Hautschnitten oder eine offene Operation. Heutzutage wird meist minimal invasiv operiert. Bei einer Operation besteht immer ein Grundrisiko für Komplikationen, jedoch ist das Risiko bei einer Blinddarmentfernung für Mutter und Kind gering.
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Die Dauer einer Blinddarmentzündung kann von Person zu Person unterschiedlich sein. Bei manchen beginnt eine Blinddarmentzündung mit leichten Schmerzen im Oberbauch, bei anderen setzen zu Beginn schon stärkste Schmerzen ein. Je nach Stärke der Beschwerden wird zu Beginn vielleicht noch mit dem Besuch bei einem Arzt gewartet. Die Dauer ist in dem Fall abhängig davon, wie zügig der Betroffene einen Arzt aufsucht und dieser nach Abklären der Ursache die weiteren Schritte einleitet.
Ein entzündeter Blinddarm sollte operativ entfernt werden. Die Operation dauert, je nachdem, ob offen oder minimal invasiv, etwa 20 bis 30 Minuten. Wird keine Operation durchgeführt, kann eine Blinddarmentzündung von Beginn der Beschwerden bis zum Durchbruch bzw. zum Absterben des Blinddarmgewebes 48 Stunden dauern. Jedoch variiert auch diese Dauer von Person zu Person.
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Die Länge der Erkrankungsdauer hängt von dem Zeitpunkt der Diagnose ab. Liegen die Beschwerden einer Blinddarmentzündung vor, sollte auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden. Je länger der Besuch beim Arzt herausgezögert wird, desto unangenehmer werden die Beschwerden und desto höher wird das Risiko einer lebensbedrohlichen Bauchfellentzündung.
Meist ist eine operative Entfernung des Blinddarmes sinnvoll. Nach der Operation erholt sich der Betroffene häufig schnell wieder. Ab dem zweiten Tag nach der Operation ist meistens schon wieder Ernährung mit Schonkost möglich. Die Krankenhausaufenthaltsdauer beträgt im Normalfall drei bis fünf Tage. Je nach Operationsmethode sind zwei bis sechs Wochen Schonung wichtig.
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Eine Blinddarmentzündung muss nicht in jedem Fall mit einer Operation behandelt werden. Prinzipiell ist eine abwartende, konservative Behandlung mit Einhalten von Bettruhe, der Verabreichung von Antibiotika, laborchemischen Kontrollen und einem vorübergehenden Verzicht auf Nahrung (Nahrungskarenz) möglich. Durch dieses Vorgehen sollen unnötige operative Eingriffe vermieden werden, es besteht jedoch grundsätzlich die Gefahr einer Verschlimmerung und eines weiteren Fortschreitens (Aggravation) der Erkrankung.
Wenn allerdings eine akute Blinddarmentzündung nicht mit hinreichender Sicherheit auszuschließen ist, so ist grundsätzlich die Indikation zu einer OP gegeben. Natürlich geht eine Operation unter Vollnarkose immer mit einem Risiko für Komplikationen einher. Allerdings wird dieses Risiko als geringer eingeschätzt, als die Entfernung des Blinddarms bei einer akuten Blinddarmentzündung.
Bei einer Blinddarmoperation wird bei fast einem Drittel der Fälle eine Perforation (Durchbruch) des Blinddarms in die freie Bauchhöhle ausgelöst. Dabei kommt es zu einem Einreißen der Darmwände des Blinddarms durch das Absterben von Gewebe (Nekrose). Der mit Keimen überschwemmte Darminhalt kann sich so in den Bauchraum ergießen und dort eine oft lebensgefährliche Bauchfellentzündung (Peritonitis) hervorrufen. Das Auftreten einer solchen Bauchfellentzündung ohne OP ist mit einer Sterblichkeitsrate (Letalität) von bis zu 30 Prozent verbunden, weshalb die Indikation zu einer OP bei einer akuten Blinddarmentzündung sehr großzügig gestellt wird, um diese Folgeschäden zu verhindern.
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Die OP einer Blinddarmentzündung nennt sich Appendektomie, womit die Entfernung des Wurmfortsatzes am Blinddarm bezeichnet wird. Es gibt zwei verschiedene Operationstechniken, man unterscheidet die konventionelle von der laparoskopischen Appendektomie.
Bei der konventionellen OP wird der chirurgischer Zugang über einen sogenannten Wechselschnitt am rechten Unterbauch gewählt. Dabei werden zunächst nach einem kurzen Schrägschnitt der Haut die Fasern der Bauchmuskulatur entsprechend ihrer Faserverlaufsrichtung auseinandergedrängt und das Bauchfell eröffnet. Das Öffnen der Bauchhöhle über einen Bauchdeckenschnitt wird als Laparotomie bezeichnet. Der Chirurg hat dabei direkten Zugang zu den inneren Organen und kann unter direkter Sicht den Eingriff vornehmen.
Davon unterscheidet sich die zweite Operationstechnik, die als Laparoskopie oder Minimal-invasive Chirurgie bezeichnet wird. Für die Laparoskopie ist nur ein minimaler Hautschnitt (etwa einen Zentimeter lang) knapp unterhalb des Nabels und zwei noch kleinere sogenannte "Arbeitszugänge" am Unterbauch angelegt. So können nach dem Schlüsselloch-Prinzip spezielle Geräte an die eine Videokamera und eine Lichtquelle angeschlossen sind, in den Bauchraum eingeführt werden und die Operation durchgeführt werden. Durch die kleineren Schnitte und Verletzungen bei diesem Zugang kommt es meist zu weniger Schmerzen nach der Operation und auch zu einer rascheren Erholung.
Es kommt nach einer Laparoskopie im Vergleich zur konventionellen Methode seltener zum Auftreten von Narbenbrüchen (Narbenhernien) und die Rate an Wundheilungsstörungen ist geringer. Nachteilig ist in manchen Fällen eine geringere Übersichtlichkeit des Operationsfeldes und der verzögerten Zugriffsmöglichkeit bei einer bedrohlichen Komplikation wie beispielsweise einer starken Blutung im Operationsbereich. Außerdem ist der apperative Bedarf bei der konventionellen OP geringer (die Kosten für die beiden Verfahren unterscheiden sich nur minimal).
Nachdem ein Zugang zum entzündeten Blinddarm geschaffen wurde, verläuft die OP bei beiden Operationstechniken sehr ähnlich ab. Zunächst wird die Blutversorgung der Appendix unterbrochen und der Wurmfortsatz am Übergang zum Blinddarm abgetrennt und entfernt. Wenn eine starke Entzündung des Blinddarmes vorliegt, kann eine Drainage vorübergehend angelegt werden, um Wundsekret aus dem Bauchraum herauszuleiten.
Typische Komplikationen die mit einer Blinddarmoperation verbunden sind, sind neben den allgemeinen Risiken durch die Narkose beispielsweise ein Defekt (Insuffizienz) der Naht am Darm, wodurch es zu einer eitrigen Bauchfellentzündung oder einem Abszess (Eiterhöhle) kommen kann. Des weiteren kann es zu Wundinfektionen kommen, vor allem bei einem Durchbruch des Blinddarms und daraus folgende Verschleppung von Erregern in die Bauchhöhle. Es besteht das Risiko von Verwachsungen, was gelegentlich zu einem Darmverschluss (Ileus) führen kann. Außerdem kann es durch die Operation zu Blutungen und Verletzungen von Harnleiter, Darm oder anderen Nachbarorganen kommen.
Die Aussicht auf Heilung (Prognose) ist bei einer Blinddarmoperation sehr gut. Bei einer nicht perforierten (durchbrochenen) Appendizitis liegt die Sterblichkeitsrate unter 0,001 Prozent und ist damit sehr gering. Ist es bereits zu einer Perforation der Entzündung gekommen, liegt die Sterblichkeitsrate aufgrund des erhöhten Risikos für Komplikationen allerdings bei etwa einem Prozent.
Die OP sollte bei Verdacht auf eine akute Blinddarmentzündung möglichst früh durchgeführt werden. Innerhalb von etwa 48 Stunden sollte operiert werden, um einen Durchbruch der Entzündung möglichst zu verhindern. In den meisten Fällen bestehen für die Betroffenen bei einer Operation innerhalb der ersten 48 Stunden der Erkrankung keine weiteren Risiken.
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Lagevarianten der Appendix:
Die typische Blinddarmentzündung kann man in Entzündungsstadien einteilen:
1. Katarrhalisches Stadium: Der Wurmfortsatz ist geschwollen, gerötet und schmerzhaft. Es entsteht noch kein Eiter und dieses Stadium ist noch voll reversibel (umkehrbar).
2. Seropurulentes Satdium: Das ist ein Übergangsstadium zwischen 1 und 3
3. Destruktives Stadium: 3 Stadien werden hierbei unterschieden:
Wenn ein Entleerungshindernis im Wurmfortsatz vorliegt stauen sich das Sekret und der Kot in ihr.
Der Wurmfortsatz schwillt an, wird rot und das erste Schmerzereignis tritt auf. In einer Zeit von 12-24 Stunden entwickeln sich die ersten Symptome der Blinddarmentzündung.
Die im Appendix vorkommenden Bakterien können sich daraufhin im dem stehenden Sekret stark vermehren. Durch die Schwellung des Wurmfortsatz werden allmählich die Blutgefäße abgedrückt, sodass eine Sauerstoffunterversorgung für das Gewebe entsteht. Das Gewebe geht langsam zugrunde und die Bakterien können die Schleimhautbarriere durchbrechen.
Wenn sie dann nach ungefähr 48 Stunden auch die letzte Schicht der Darmwand, die Serosa, durchwandern, wird das umgebende Bauchfell (Peritoneum) mit infiziert (Periappendizitis, lokale Peritonitis) die sich dann im gesamten Bauchfell (Peritoneum) ausbreiten kann.
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Die Blinddarmentzündung ist eine lebensbedrohliche Erkrankung und sollte schnellstmöglich diagnostiziert und behandelt werden. Einige schwerwiegende Komplikationen können bei verzögerter Diagnose der Blinddarmentzündung entstehen.
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Antibiotika sind Medikamente, welche gegen eine Entzündung durch Bakterien eingesetzt werden kann. Je nachdem welche Ursache eine Blinddarmentzündung hat, kann der Einsatz von Antibiotika sinnvoll sein. Durch Verstopfung des Wurmfortsatzes durch Kotsteine, Abknicken oder Fremdkörper, wie Obstkerne, kann es zu einer bakteriellen Entzündung im Wurmfortsatz kommen. In milden Verläufen von Blinddarmentzündungen kann es sinnvoll sein, den Betroffenen Antibiotika zu geben und damit die Infektion zu bekämpfen. In dieser Situation würden die Operationsrisiken wegfallen.
In komplizierten Fällen, bei denen möglicherweise ein Durchbruch und somit eine lebensbedrohliche Bauchfellentzündung droht, sollte jedoch der Wurmfortsatz operativ entfernt werden. Antibiotika können auch nach der Entfernung eines Blinddarmes zum Einsatz kommen, beispielsweise bei Wundinfektionen.
Je nachdem welche bakteriellen Erreger für die Entzündung verantwortlich sind, können verschiedene Antibiotika eingesetzt werden. Es werden meist Betalaktam-Antibiotika, welche den Zellwandaufbau der Bakterien verhindert, angewendet. Häufig wird Amoxicillin mit Clavulansäure zusammen verabreicht. Auch das Antibiotikum Cefotaxim kann verwendet werden. Sobald Beschwerden auftreten, sollte der Betroffene einen Arzt aufsuchen und die Entscheidung, ob und wenn ja, welches Antibiotikum verwendet wird, sollte anschließend beim Arzt liegen.
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Liegt eine Blinddarmentzündung vor, sollte der Wurmfortsatz unbedingt operativ entfernt werden, da das Risiko einer lebensbedrohlichen Bauchfellentzündung besteht. Zur Linderung der Beschwerden bei einer Blinddarmentzündung gibt es dennoch verschiedene Hausmittel. Beispielsweise regt Rizinusöl die Verdauung an und kann bei Verstopfungen eingenommen oder als Umschlag auf den Bauch aufgelegt werden. Ingwertee und Knoblauch haben entzündungshemmende Eigenschaften und können helfen Schmerzen und Übelkeit bei einer Blinddarmentzündung zu lindern. Auch Zitrone und Minze können die Verdauung anregen und Schmerzen vermindern.
Der Blinddarmentzündung beim Kind kommt eine große Bedeutung zu, da die Mehrheit der beobachteten Fälle bei Kindern und Jugendlichen in Erscheinung tritt. Pro Jahr suchen in Deutschland ca. 28.000 Kinder bis 15 Jahren wegen einer Blinddarmentzündung ein Krankenhaus auf, 38 % aller Blinddarmentfernungen stellt die Gruppe der 5- bis 19-Jährigen.
Kinder unter zwei Jahren erkranken in der Regel nicht, Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen.
Die Diagnose ist jedoch beim Kind oftmals schwieriger als bei Erwachsenen. Das hängt einerseits damit zusammen, dass ein Kind häufiger über Bauchschmerzen klagt, die in aller Regel harmlos sind. Die Eltern können daher bei ernsteren Problemen die Schmerzen beim Kind als Banalität abtun.
Andererseits kann sich ein Kind nicht so differenziert mitteilen wie ältere Menschen. Die Art und das Auftreten der Schmerzen sind jedoch wichtige Hinweise auf den Verdacht einer Blinddarmentzündung.
Allerdings wird man schnell bemerken, ob es sich um normale Bauchschmerzen handelt oder ob sich das Kind vor Schmerzen krümmt.
Bleiben die Schmerzen somit über mehr als drei Stunden vorhanden und werden stärker, sollte man aufgrund der Häufigkeit dieser Erkrankung beim Kind die Sache abklären lassen.
Andere typische Anzeichen für eine Blinddarmentzündung beim Kind sind eine ausgeprägte Berührungsempfindlichkeit und das Verweigern von Nahrung. Auch wenn ein Kind weniger spielt als normaler Weise, kann dies als Anzeichen für die Blinddarmentzündung gedeutet werden.
Gekrümmtes Gehen und Liegen wird bei Kindern beobachtet, um die angespannte und schmerzende Bauchdecke zu entspannen. Diese Abwehrspannung kommt zum Beispiel bei Magen-Darm-Infekten nicht vor.
Fieber kommt oft hinzu. Beim Kleinkind ist es möglich, dass die Symptome schwächer auftreten, was die Diagnose zusätzlich erschwert.
Wichtig ist es in jedem Fall, Bauchschmerzen beim Kind immer zu beobachten und auf das Verhalten des Kindes zu achten.
Die Behandlung besteht immer in einer Operation, bei der der Blinddarm entfernt wird. Heutzutage wird dabei im Gegensatz zur früher gängigen offenen Operation die minimal invasive "Schlüsselloch-Chirurgie" angewendet.
Durch nur einen kleinen Schnitt, meist am Bauchnabel ohne später sichtbare Narbe, kann so eine Blinddarmentzündung gut therapiert werden.
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Eine Blinddarmentzündung ist nicht ansteckend. Die bakterielle Entzündung im Wurmfortsatz kann durch eine Verlegung mit Kotsteinen oder Fremdkörpern, wie Obstkernen, sowie durch Abknicken oder Druck von außen entstehen. Die Infektion beschränkt sich jedoch auf den Wurmfortsatz und kann nicht von Mensch zu Mensch übertragen werden.
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