Bei dem Omentum majus, auch "großes Netz" genannt, handelt es sich um eine binde- und fettgewebige Duplikatur des Bauchfells. Es hängt schürzenförmig von der großen Kurvatur des Magens über die tiefen Bauchorgane herab und ist neben der Polsterung und dem Schutz der Organe auch für die Immunabwehr, den Flüssigkeitshaushalt und die Fettspeicherung zuständig.
Das Omentum majus bedeutet übersetzt "großes Netz" und bezeichnet eine Duplikatur des Bauchfells (Peritoneum). Es ist an der Unterseite des Magens (großen Kurvatur) sowie dem waagerecht verlaufenden Anteil des Dickdarms (Colon transversum) befestigt und hängt schürzenförmig herab. Dadurch überdeckt es die tiefen Bauchorgane wie den gesamten Dünn- und den quer verlaufenden Dickdarm. Entwicklungsgeschichtlich ist das Omentum majus durch die Drehung des Magens entstanden. Es hat sich aus der hinteren Verbindung von Magenanlage zur Rückwand der Körperhöhle gebildet und wurde durch die Drehung und Kippung des Magens während der Embryonalentwicklung stark in die Länge gezogen.
Durch die Größe und die oberflächliche Lage des Omentum majus werden die darunter befindlichen Organe geschützt. Es dient somit vor allem der Polsterung. Zudem besteht das Omentum majus aus Fettgewebe und enthält Lymphknoten, die der Immunabwehr dienen. Diese siedeln sich meist sekundär im Omentum majus an. Da diese Struktur sehr beweglich und verschieblich ist, kann es leicht zu Verklebungen oder Verwachsungen des Omentum majus mit dem Peritoneum der benachbarten Organe kommen. Dies wird vor allem durch lokale Entzündungen begünstigt. Es kommt zur Bewegungseinschränkung der Organe. Die dabei entstehenden Verbindungen zwischen Organen und Omentum majus werden als Briden bezeichnet. Sie können sehr gefährlich werden, wenn sie zu Einklemmungen der darunter liegenden Organe führen. Eine Bride kann so zum Beispiel ein Passagehindernis für den Darm darstellen und zu Verstopfungen bis hin zu einem Darmverschluss (Ileus) führen.
Weitere Informationen zu Verwachsungen/Briden finden Sie unter: Verwachsungen im Bauchraum
Andererseits kann das Omentum majus durch seine große Anzahl an Immunabwehrzellen und seine Fähigkeit des Bedeckens eines Organes zur Eindämmung einer Entzündung beitragen. Die Ausbreitung und damit die Gefahr einer lebensgefährlichen Peritonitis (Bauchfellentzündung) wird vermindert.
Außerdem hilft das Omentum majus maßgeblich bei der Flüssigkeitsregulation der Bauchhöhle, da es über seine große Oberfläche viel Flüssigkeit aufnehmen und wieder abgeben kann.
Zuletzt hat das Omentum majus auch eine wichtige Funktion als Fettspeicher des Körpers. Es kann in Zeiten verminderter Nahrungsaufnahme als Energiereserve dienen. Bei übergewichtigen Menschen ist das Omentum majus häufig vergrößert und einige Zentimeter dick. Dadurch wird es auch bei bauchchirurgischen Eingriffen zu einem Hindernis. Häufig gelangt es in diesem Rahmen in eine andere Position als es ursprünglich der Fall war.
Zum Omentum majus werden neben dem prominenten schürzenförmigen Fett- und Bindegewebe, die von der großen Krümmung des Magens herabhängt, auch noch einige Bänder gezählt. Diese verbinden die benachbarten Organe untereinander.
Das Ligamentum gastrocolicum ist eine Bandstruktur, die zwischen der Unterseite des Magens und dem Dickdarm verläuft. Das Band setzt an der horizontal verlaufenden Seite des Dickdarmrahmens an. Es enthält Gefäße, die Anteile des Darms versorgen. Außerdem bildet dieses Band die Vorderseite der Bursa omentalis. Hierbei handelt es sich um einen Spaltraum beziehungsweise um eine kleine Höhle im Peritoneum.
Das Ligamentum gastrophrenicum verläuft zwischen dem oberen Anteil des Magens, der auch als Fundus bezeichnet wird und dem Zwerchfell.
Außerdem bildet das Ligamentum gastrosplenicum einen Anteil des Omentum majus. Dieses Band verläuft von der Unterseite des Magens zum Milzhilum, dem Bereich der Milz, der Ein- und Austrittspforte für die Gefäße darstellt. Dieses Band fixiert die Milz in ihrer Position und enthält Gefäße zur Versorgung des Magens.
Die operative Entfernung des Omentum majus wird als Omentektomie bezeichnet. Sie kann durch einen offenen chirurgischen Eingriff oder durch einen minimal invasiven Eingriff mittels Bauchspiegelung (Laparaskopie) erfolgen und wird entweder aufgrund einer Durchsetzung (Infiltration) des Omentum majus durch einen malignen Tumor oder aufgrund einer extremen Vergrößerung bei ausgeprägtem Übergewicht entfernt. Es kann entweder direkt unterhalb des Magens oder erst unterhalb des Darms abgetrennt werden.
Durch die Resektion wird mehr Platz für die anderen Bauchorgane geschaffen, sodass eventuelle Einklemmungen behoben werden. Jedoch sind die Bauchorgane durch das Fehlen des Omentum majus geringer geschützt und gepolstert. Außerdem geht mit der Entfernung des Omentum majus eine wichtige Sammelstation für Immunabwehrzellen in der Bauchhöhle verloren. Nach einer Omentektomie sollte daher besonders genau auf die Anzeichen einer beginnenden Bauchfellentzündung (Peritonitis) geachtet werden. Die klinischen Symptome solch einer Bauchfellentzündung sind starke Schmerzen, eine Abwehrspannung des Bauches, sowie hohes Fieber.
Bei Tumoren in der Bauchhöhle und dem Becken kann es zur Metastasierung, also einer Tumorabsiedelung in das Omentum majus, kommen. Besonders gerne metastasieren die Tumorzellen des Eierstockkrebs in die fettreiche Bauchfellduplikatur, denn sie enthält viele Nährstoffe und Energie, sodass optimale Wachstumsbedingungen für die Metastasen gegeben sind. Sie können entweder vereinzelt auftreten oder das gesamte Omentum majus in eine harte Platte aus Metastasen verwandeln. Forscher gehen mittlerweile sogar davon aus, dass bestimmte Botenstoffe in den Fettzellen des Omentum majus die Tumorzellen anlocken. Ein besonders ungünstiger Aspekt ist die zumeist späte Symptomatik des Eierstockkrebs und der daraus resultierenden Metastasen. Frühsymptome sind nicht erkennbar oder sehr unspezifisch, sodass die meisten Frauen erst aufgrund einer Zunahme des Bauchumfangs, als Folge des Wachstums des Tumors einen Arzt konsultieren. Neben dem Eierstockkrebs können auch andere Tumore in das Omentum majus metastasieren. Hierzu zählt der Darmkrebs, der Bauchspeicheldrüsenkrebs und auch der Magenkrebs. Als geeignetes Therapieverfahren eignet sich je nach Ausgangstumor häufig eine Kombination aus Chemotherapie und Entfernung des Tumors. Je nach Lage und Größe der Metastasen können diese Ebenfalls entfernt werden. Bei einer Metastasierung in das Omentum majus wird eine komplette Omentektomie durchgeführt.
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