Metastasen sind Tochtergeschwüre eines Tumors. Wenn sie sich im Bauchfell bilden spricht man von Bauchfellmetastasen. Durch das Blut gelangen Krebszellen in andere Körperregionen.
Metastasen sind Absiedlungen eines Ursprungstumors (Primärtumors), die entweder direkt oder aber über den Lymph- oder Blutweg an einen anderen Ort im Körper des Patienten gelangt sind. Befinden sich diese Metastasen im beziehungsweise am Bauchfell (einer Haut, die die Bauchhöhle auskleidet und die meisten Bauchorgane umhüllt – auf Latein Peritoneum genannt), so sind dies Bauchfellmetastasen.
Diese haben Ihren Ursprung meist in Tumoren von Bauchorganen und sind Ausdruck einer sehr fortgeschrittenen Erkrankung an dementsprechenden Krebs. Bauchfellmetastasen sind oft zahlreich (multipel), flächig und schlecht vom gesunden umliegenden Gewebe abgrenzbar (diffus). Häufige Ursprungstumore von Bauchfellmetastasen sind Darmkrebs (Kolon- oder Rektumkarzinom), Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom), Magenkrebs (Magenkarzinom), sowie im Endstadium des Bauchspeicheldrüsenkrebses.
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Im Zuge einer zunehmenden Entartung (mutative Onkogenese) von Krebszellen verlieren diese irgendwann ihre Eigenschaft, sich an umliegenden Zellen festzuhalten. So kommt es vor, dass sich bei fortgeschrittenen Krebsen immer wieder einzelne Zellen oder auch kleine Gruppen aus dem Hauptzellverband des Ursprungstumors (Primärtumors) lösen. Mit dem Blut- oder Lymphstrom, mitunter auch direkt (per continuitatem), gelangen sie dann an andere Orte, wo sie sich dann ansiedeln. Dieser Vorgang wird Metastasierung genannt.
Vor allem Darmkrebs (Kolon- oder Rektumkarzinom), Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom) und Magenkrebs (Magenkarzinom) metastasiert gerne in das Bauchfell.
Manchmal fallen eine Bauchumfangzunahme oder eine Ansammlung von Bauchwasser (Aszites) auf, selten auch Beschwerden der Magen-Darm-Passage. Oft bleiben Bauchfellmetastasen jedoch, vor allem im Frühstadium, ohne jegliche Symptome, verraten sich also nicht durch die Ausprägung von Krankheitszeichen, sondern bleiben lange unentdeckt.
Vor allem, wenn die Bauchfellmetastasen eine gewisse Größe erreicht haben, können sie Organe des Bauchraumes einengen. Drücken die den Darm ab, kommt es im Extremfall zu einem Darmverschluss (Ileus). Auch eine Einengung der Harnleiter mit nachfolgendem Nierenstau ist denkbar.
Durch eine lokale Entzündungsreaktion des Körpers als Antwort auf die Bauchfellmetastasen kann die Durchlässigkeit (Permeabilität) des Darms für Wasser steigern; in der Folge sammelt sich dann Wasser in der Bauchhöhle. Diese Bauchwassersucht (Aszites) kann allerdings auch im Rahmen zahlreicher anderer Erkrankungen auftreten.
Bauchfellmetastasen verraten sich nicht durch auffällige Veränderungen im Patientenblut und sind auch durch eine ausführliche ärztliche Untersuchung schlecht nachweisbar. Allenfalls eine Bauchwassersucht (Aszites) kann ein Verdachtsmoment herstellen. In der medizinischen Befragung (Anamnese) können Symptome erfragt werden, die durch Bauchfellmetastasen erklärt werden könnten. Bis hierhin kann ein Vorhandensein von Bauchfellmetastasen nicht bewiesen werden, denn alle von ihnen verursachten Symptome können auch andere Ursachen haben.
Allenfalls ein bekannter (oder vermuteter) Primärtumor, der gerne in das Bauchfell streut, legt die Verdachtsdiagnose Bauchfellmetastasen nahe. Auch bildgebende Verfahren wie CT und MRT helfen oft nicht weiter, diese können Bauchfellmetastasen in vielen Fällen nicht erkenntlich machen.
Ist der Befund einer radiologischen Untersuchung uneindeutig oder sogar negativ, ist der nächste diagnostische Schritt eine Operation. Eine sogenannte Bauchspiegelung (Laparoskopie), also ein operativer Eingriff, bei dem die Bauchhöhle eröffnet wird, bietet dem Arzt die Möglichkeit die Situation vor Ort zu begutachten und eine eindeutige Antwort auf die Frage zu liefern, ob Bauchfellmetastasen vorliegen.
Die Metastasen an sich können unspezifische Bauchschmerzen verursachen oder sich im Anfangsstadium gar nicht bemerkbar machen. Allerdings lösen die Metastasen eine Reihe von Begleiterscheinungen im Bauch aus, die zu Schmerzen führen können. Durch den voranschreitenden Befall kann ein schmerzhaftes Druckgefühl im Bauch entstehen.Zusätzlich kann es zur Bildung von Bauchwasser (Aszites) kommen, welches das bestehende Druckgefühl verstärken und Schmerzen auslösen kann.
Vor den Schmerzen sollte man keine Angst haben, denn in adäquater Betreuung durch einen Arzt und im besten Fall zusätzlich durch ein Palliativteam kann eine ausreichende Schmerztherapie gewährleistet werden, die nach dem Bedarf des Patienten ausgerichtet ist. Eventuell durch die Metastasen enstehendes Bauchwasser kann durch einen kleinen Eingriff abgelassen werden, was für den Patienten eine Erleichterung bedeuten kann.
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Meistens kommen Bauchfellmetastasen als Folge von Krebserkrankungen im Bauchraum vor. Allerdings können sie gelegentich auch als Folge von Brustkrebserkrankungen auftreten. Wenn bei einer Brustkrebserkrankung Metastasen auftreten, gilt der Brustkrebs generell als nicht mehr heilbar. Trotzdem ist das nicht das Ende der medizinischen Maßnahmen, ein Arzt kann weiter für die Patienten da sein und Symptome lindern.
Etwa 30% der Frauen mit Brustkrebs erkranken an Metastasen, denn die Krebszellen können sich über die Blutwege oder Lymphwege im Körper verteilen. Um Metastasen zu verhindern oder bereits früh zu erkennen sollten Patientinnen, die an einer Krebserkrankung leiden, regelmäßige Kontrolluntersuchungen wahrnehmen. Generell sind Bauchfellmetastasen nicht typisch für Brustkrebs, sondern treten eher selten auf. Häufiger sind Knochen-, Leber-, Gehirn- und Lungenmetastasen.
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Eierstockkrebs wird in vier Stadien unterteilt. FIGO I und II beschreiben eine Krebserkrankung, die entweder nur die Eierstöcke oder das Becken betrifft. Leider wird Eierstockkrebs häufig erst spät diagnostiziert, weshalb der Eierstockkrebs sich manchmal bereits in das angrenzende Bauchfell ausgebreitet hat. Das Vorkommen von Bauchfellmetastasen klassifiziert einen Tumor also als FIGO III. Erst im weiteren Verlauf metastasiert der Krebs über die Nachbarschaftsverhältnisse hinaus in den restlichen Körper und Metastasen sind auch in der Lunge oder im Lymphsystem zu finden.
Die chirurgische Therapie umfasst in diesem fortgeschrittenen Stadium die Entfernung der Eierstöcke, des Eileiters, der Gebärmutter und des Bauchfells. Wenn sich die Bauchfellmetastasen bereits auf andere Bauchorgane, wie die Leber oder den Darm ausgebreitet haben, kann es auch notwendig sein diese zu entfernen. Anschließend wird zur Bekämpfung der Krebszellen im Blut eine Chemotherapie begonnen. Die Überlebenszeit von Patientinnen mit Eierstockkrebs variiert je nach der ursprünglichen Klassifikation. Auch Patientinnen mit Bauchfellmetastasen können noch eine gute Prognose haben, wenn es möglich ist Tumor und Metastasen vollständig zu entfernen.
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Bei ausgedehntem Wachstum, welches die Magenwände durchbricht kann sich ein Tumor des Magens auch auf das angrenzende Bauchfell ausbreiten und zu Bauchfellmetastasen führen. Anschließend kann er die Lymphknoten, Lymphbahnen und Blutgefäße infiltrieren. Häufig auftretende Metastasierungsorte bei Magenkrebs sind das Bauchfell, die Leber, umliegende Lymphknoten und die Lunge.
Im Fall von Bauchfellmetastasen ist Magenkrebs nicht mehr heilbar. Trotzdem kann es sinnvoll sein, eine Operation durchzuführen um starke, durch den Tumor und die Metastasen entstandene Beschwerden zu lindern. Ein wichtiger Bestandteil der Therapie ist dann die Chemotherapie, welche eine Rückbildung oder Stagnation des Krebses und der Metastasen bewirken kann.
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Die Therapie von Bauchfellmetastasen erweist sich als äußerst schwierig. Gemeinhin treten diese erst im Spätstadium einer Krebserkrankung auf. Oft sind dann Absiedelungen (Metastasen oder Filae) des Ursprungstumors (Primärtumors) auch an anderen Orten im Körper zu finden, und die Absiedelungen sind meist zahlreich und in ihrem Größenwachstum fortgeschritten. Bei einem metastasären Befall des Bauchfells erfolgt diese oft flächig. Auch ein Wiederauftreten eines Tumors (Rezidiv) in der Bauchhöhle beziehungsweise am Bauchfell ist nicht ungewöhnlich. Dann hat der Tumor oft bereits Resistenzen gegen die zuvor eingesetzten Chemotherapeutika entwickelt, was eine Therapie zusätzlich erschwert.
Auch ist das Bauchfell eine schlecht durchblutete Region im Körper und Chemotherapeutika können dort angesiedelte Metastasen über den Blutweg nicht gut erreichen.
Zusammenfassend ist eine Therapie von Bauchfellmetastasen schwierig, weil diese oft flächig und unscharf begrenzt, sowie über den Blutweg pharmakologisch schlecht zu erreichen sind, und mitunter durch Vortherapien Resistenzen gegen die entsprechenden Chemotherapeutika aufweisen.
Entscheiden sich Patient und behandelnder Arzt dann trotz mäßiger Erfolgschancen nicht für eine Linderung verschaffende (palliative) Therapie, sondern für eine, die auf Heilung abzielt (kurativer Ansatz), so ist in der Regel ein aufwändiger, fachbereichübergreifender (interdisziplinärer) Eingriff notwendig.
Dieser besteht aus einer operativen Entfernung des Bauchfelles (Peritonealektomie) mit anschließender Spülung der Bauchhöhle mit Chemotherapeutikum. Um die Wirksamkeit dieser intraoperativen Chemotherapie zu erhöhen, wird diese routinemäßig erwärmt - und somit die lokale Durchblutung gefördert. Erfolgt die Spülung mit einer Flüssigkeit, so spricht der Fachmann von einer hyperthermen intraperitonealen Chemoperfusion (HIPEC). Alternativ kann das Medikament auch von einer kleinen Pumpe direkt in der Bauchhöhle vernebelt werden, wodurch das Chemotherapeutikum noch besser in die entlegensten Winkel gelangen soll. Diese Verfahren wird Pressurized Intraperitoneal Aerosol Chermotherapy genannt und zu PIPAC abgekürzt.
Bauchfellmetastasen sind üblicherweise Ausdruck für das Endstadium einer Krebserkrankung oder deren Rückkehr (Rezidiv), die Prognose ist daher im allgemeinen schlecht. Bei einem Vorliegen von Bauchfellmetastasen bestehen oft auch anderen Stellen des Körpers Absiedelungen, die die Heilungsaussichten zusätzlich schmälern.
Des Weiteren erschweren diverse Umstände eine kurative Therapie. Manche Krankenhäuser versprechen bei Anwendung einer HIPEC eine Heilungschance von 25%. Individuelle Erfolgschancen einer derartigen Therapie hängen jedoch von vielen Faktoren, wie etwa Alter, Allgemeinzustand und bestehenden Nebenerkrankungen ab.
In vielen Fällen sind sowohl der primäre Tumor, wie auch die Bauchfellmetastasen bereits weit entwickelt. Selten nur stehen kurative Ansätze zur Verfügung, bei denen realistische Heilungschancen bestehen. Immer gegenwärtig auch nach einem kurativen Eingriff ist das Risiko, dass der Tumor zurückkehrt oder neue Metastasen auftreten (Rezidiv). Im Falle von Bauchfellmetastasen gibt es allerdings einige Ansätze, die den Leidensdruck des Krankheitsbildes lindern und die Lebensqualität des Patienten verbessern können und manchmal sogar zur Heilung führen können. Die individuelle Prognose hängt von der Grunderkrankung und dem Stadium ab und kann nur von den behandelnden Ärzten abgeschätzt werden.
Zum einen kann das Bauchfell mit den Metastasen chirurgisch entfernt werden. Falls benachbarte Bauchorgane betroffen sind, können Teile von ihnen ebenfalls ganz oder teilweise entfernt werden.
Zum anderen kann eine Chemotherapie direkt in den Bauchraum infundiert werden, mit dem Ziel dort lokal die Metastasen zu bekämpfen. Eine solche Chemotherapie kann die Bauchfellmetastasen schrumpfen lassen oder ihr Wachstum und die Ausbreitung eindämmen. Eine reguläre Chemotherapie ist bei Bauchfellmetastasen häufig nicht optimal wirksam, da die Medikamente über das Blut zum Wirkort transportiert werden und das Bauchfell nicht sehr stark durchblutet ist.
Ein weiterer Ansatz der derzeit in der Erprobung ist, ist eine Immuntherapie im Bauchraum, die durch Abwehrzellen gegen den Tumor die Metastasen bekämpfen soll.
In jedem Stadium solltendie Symptome, die durch die Bauchfellmetastasen enstehen (Bauchwasser, Schmerzen, Druckgefühl) zu lindern.
In den meisten Fällen sind die Heilungschancen bei Bauchfellmetastasen gering. In einigen Fällen kann, abhängig von der Art und dem Stadium des Primärtumors, dem Vorliegen von zusätzlichen Metastasen an anderen Orten im Körper und der Größe und Ausprägung der Bauchfellmetastasen selbst, durch eine interdisziplinäre Therapie eine Heilung erreicht werden. Meist gilt der Befall des Bauchfells aber als endgültige Diagnose, besonders dann, wenn die Metastasen im kompletten Bauch zu finden sind und selbst ein operativer Eingriff nicht sicher alle Tumorzellen entfernen kann.
Im Folgenden wechselt man dann von einem kurativem (heilenden) Ansatz zu einem sog. palliativen (schmerzlindernden) Ansatz, durch welchen die Beschwerden minimiert und die Lebensqualität der Betroffenen möglichst verbessert werden soll. Einen wichtigen Bestandteil der palliativen Therapie stellt die Schmerztherapie dar, die nach den Bedürfnissen des Patienten ausgerichtet wird und von einem erfahrenen Team aus Onkologen (Krebsärzten) und Schmerztherapeuten durchgeführt werden sollte. Außerdem werden Symptome der Erkrankung, die den Patienten einschränken, so gut wie möglich gelindert. Dies kann medikamentöse, aber auch chirurgische Therapien umfassen. Im Falle von Bauchfellmetastasen kann beispielsweise in einem kleinen Eingriff Bauchwasser abgelassen werden, was für den Patienten eine Erleichterung bedeuten kann. Auch eine psychologische Betreuung, die von speziell ausgebildeten Psychotherapeuten durchgeführt wird, kann helfen mit einer endgültigen Diagnose umzugehen. Die behandelnde Klinik kann hier den Kontakt herstellen.
Sollte die Pflege eines im Endstadium erkrankten Patienten die Angehörigen überfordern, gibt es die Möglichkeit das Angebot einer Betreuung in sogenannten Hospizen, die auf die Betreuung unheilbar Kranker in der letzten Phase ihrer Erkrankung spezialisiert sind, zu nutzen.
In der Palliativtherapie hat der Wille des Patienten oberste Priorität.
Selbstverständlich möchte jeder Patient, der die Diagnose Krebs und Metastasen bekommt wissen, wie lange er noch zu leben hat. Doch dies sind individuelle Werte, die abhängig davon sind, wie ausgeprägt die Metastasen sind, und ob sie durch einen operativen Eingriff noch zu entfernen oder durch medikamentöse Therapie einzudämmen sind. In späten Stadien können auch die umliegenden Organe (Magen, Darm, Blase) von den Bauchfellmetastasen beeinflusst werden.Außerdem hängt die Prognose von der Grunderkrankung und weiteren Metastasierungsorten ab. Auch der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten spielt eine Rolle. Zuletzt wird die Prognose bei Krebserkrankungen auch immer dadurch beeinflusst, wie die Erkrankung auf die Therapie anspricht.
Die Prognose kann nur von den behandelnden Ärzten abgeschätzt werden. Selbst diese können, auch wenn sie alle entscheidenden Faktoren berücksichtigen, nur eine Überlebenswahrscheinlichkeit angeben. Ob und wie lange ein individueller Patient mit einer bestimmten Erkankung überlebt, kann letztlich niemand sicher voraussagen.
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