An diesen Symptomen erkenne ich eine Blinddarmentzündung beim Kind

Die Blinddarmentzündung verursacht vor allem Bauchschmerzen im rechten Unterbauch. Daneben kann es auch zur Verstopfung, Fieber, Übelkeit und Erbrechen kommen. Diese Symptome sollte man beachten und umgehend einen Arzt aufsuchen. Die Therapie besteht meistens in einer operativen Entfernung des Blinddarms.

An diesen Symptomen erkenne ich eine Blinddarmentzündung beim Kind

Einleitung

Eine Blinddarmentzündung ist eine Erkrankung, die besonders häufig bei Kindern auftritt und unbedingt durch einen Arzt behandelt werden sollte.
Dabei gibt es verschiedene Symptome, die Hinweise darauf geben können, ob eine Blinddarmentzündung vorliegen könnte. Die Einschätzung, ob eine Blinddarmentzündung als wahrscheinlichste Ursache der Beschwerden vorliegt, kann jedoch letztlich nur durch einen erfahrenen Chirurgen gestellt werden. Letztlich kann man eine Blinddarmentzündung nur durch die operative Entfernung des Organs nachweisen oder ausschließen. Typische Symptome für eine Blinddarmentzündung beim Kind sind starke oder zunehmende Bauchschmerzen, Fieber und Teilnahmslosigkeit.

Übersicht über mögliche Symptome

Das Leitsymptom, bei dem an eine Blinddarmentzündung beim Kind gedacht werden muss, sind Bauchschmerzen, die im rechten Unterbauch angegeben werden. Zu Beginn der Erkrankung sind die Beschwerden jedoch auch oft eher im rechten Oberbauch oder mittig um den Nabel lokalisiert. Bei kleinen Kindern kommt erschwerend hinzu, dass diese häufig keine genaue Angabe machen können, wo die Schmerzen am stärksten sind. Im Verlauf werden die Schmerzen bei einer Blinddarmentzündung meist zunehmend stärker. Das Kind will dann oft nur Liegen und nimmt gegebenenfalls sogar eine gekrümmte Schonhaltung ein.

Neben Schmerzen ist Fieber ein typisches Symptom bei einer Blinddarmentzündung. Die Temperatur sollte bestenfalls rectal gemessen werden. Eine normal gemessene Körpertemperatur schließt eine Blinddarmentzündung jedoch nicht aus.

Viele Kinder, die an einer Blinddarmentzündung erkranken, haben als begleitende Symptome Übelkeit und müssen gegebenenfalls erbrechen. Zudem haben sie meist keinen oder zumindest weniger Appetit.

Der Bauch des Kindes kann bei einer Blinddarmentzündung zudem verhärtet sein und leichter Druck verstärkt oftmals die bestehenden Schmerzen. Ein weiteres Symptom, das auftreten kann, ist Verstopfung.

Durchfall dagegen spricht eher für eine Magen-Darm-Grippe als Ursache der Beschwerden, kann in manchen Fällen jedoch auch bei einer Blinddarmentzündung auftreten. Da die Symptome oftmals nicht eindeutig sind und eine Einschätzung durch Laien kaum möglich ist, sollte das Kind bei Bauchschmerzen, die nicht nachlassen oder schlimmer werden sowie anderen der genannten möglichen Symptomen zeitnah durch einen Arzt untersucht werden.

Weitere ausführliche Informationen finden Sie hier: Symptome einer Blinddarmentzündung

Fieber

Fieber ist ein unspezifisches Symptom, das unter anderem bei allen möglichen Entzündungsreaktionen im Körper auftreten kann.
Die häufigste Ursache für Fieber bei Kindern sind harmlose Infekte zum Beispiel der Atemwege oder des Magen-Darm-Traktes, die in der Regel und keiner speziellen Behandlung bedürfen. Fieber kann jedoch auch eine Begleiterscheinung bei einer Blinddarmentzündung darstellen.

Bei Bauchschmerzen in Verbindung mit Fieber sollte daher an eine solche Erkrankung gedacht werden. Typisch für eine Fieberreaktion bei einer Blinddarmentzündung ist eine deutliche Erhöhung der rektal gemessenen Temperatur bei oftmals nur geringfügig erhöhten Werten im Mund, den Ohren oder unter dem Arm. Eine solche Konstellation verstärkt den Verdacht, dass eine Blinddarmentzündung vorliegen könnte, stellt jedoch wie alle anderen Symptome für sich genommen keinen Beleg dar. Umgekehrt kann eine Blinddarmentzündung auch dann vorliegen, wenn kein Fieber gemessen werden kann.

Bauchschmerzen

Bauchschmerzen zählen bei Kindern zu den häufigsten Gesundheitsbeschwerden. Diese können eine Vielzahl möglicher Ursachen haben, wobei nur in wenigen Fällen eine ernsthafte und behandlungsbedürftige Erkrankung vorliegt.
An eine Blinddarmentzündung sollte dabei gedacht werden, wenn das Kind sonst keine Bauchschmerzen hat oder wenn diese besonders stark sind oder ungewöhnlich erscheinen. Auch das Verhalten des Kindes sollte beobachtet werden. Wenn das Kind aufgrund der Bauchschmerzen weniger aktiv ist und etwa nicht mehr laufen oder spielen möchte, sollte eine ernsthafte Erkrankung in Erwägung gezogen werden. Im Zweifel sollte daher bei starken oder stetig zunehmenden Bauchschmerzen zeitnah eine Vorstellung des Kindes beim Haus- oder Kinderarzt erfolgen.

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Verhärtung des gesamten Bauches

Eine Bauchverhärtung beim Kind kann verschiedene Ursachen haben und unter Umständen auch bei einer Blinddarmentzündung auftreten.
Oftmals ist die Bauchverhärtung jedoch die Folge von Verdauungsproblemen, die zu einer Verstopfung führen. Auch eine übermäßige Blähung der Darmschlingen durch Darmgase kann eine Ursache darstellen.

Bei einer Blinddarmentzündung bleibt der Bauch meist weich und lässt sich eindrücken, allerdings je nach Fortschreiten der Entzündung mit schmerzbedingter Abwehrspannung im mittleren Oberbauch oder rechten Unterbauch.

Fühlt sich allerdings der gesamte Bauch hart an und jede Manipulation der Bauchdecke führt zu starken Schmerzen und Abwehrspannung sollte möglichst schnell ein Arzt aufgesucht werden, da wahrscheinlich eine Entzündung des Bauchfells und somit des gesamten Bauchraums vorliegt. Die Bauchfellentzündung, auch Peritonitis genannt, ist eine schwere Komplikation der Blinddarmentzündung.

Beim Bauchfell handelt es sich um eine doppelschichtige Haut, welche alle Organe im Bauchraum auskleidet. Im Rahmen einer Blinddarmentzündung kann es zum Austritt von Darmbakterien in den Bauchraum kommen- der häufigste Erreger hierbei ist das Darmbakterium Escherichia coli- welche das Bauchfell infizieren und somit zu einer Entzündung des gesamten Bauchraums führen. Hierbei handelt es sich um eine lebensbedrohliche Infektion, welche schnellstmöglicher Therapie bedarf.

Appetitlosigkeit

Wenn ein Kind, das normalerweise gut und gerne isst, auf einmal keinen Appetit mehr verspürt, liegt dies oftmals daran, dass es krank wird. Dabei stellen oftmals harmlose Erkrankungen wie eine Magen-Darm-Grippe oder eine Erkältung mögliche Ursachen für Appetitlosigkeit dar.
Eine ernsthafte Erkrankung wie eine Blinddarmentzündung kann sich ebenfalls durch Appetitlosigkeit als begleitendes Symptom äußern. Dabei treten in der Regel jedoch auch Bauchschmerzen auf, die im Verlauf meist weiter zunehmen.

Verstopfung

Eine Blinddarmentzündung kann im Zusammenhang mit einer Verstopfung stehen. Zum einen kann eine über längere Zeit bestehende Verstopfung bzw. eine Neigung zu hartem Stuhl eine Ursache für eine Blinddarmentzündung darstellen, da die Darmpassage verlangsamt ist und eine Infektion des Blinddarms mit Darmbakterien begünstigt wird.

Zum anderen kann eine Verstopfung bzw. ausbleibender Stuhlgang die Folge einer Blinddarmentzündung sein, da die Entzündungsreaktion die Bewegungen der Darmmuskulatur hemmen kann. Wenn ein Kind, das ansonsten nie Verdauungsbeschwerden hat plötzlich unter Verstopfung leidet und zudem Bauchschmerzen angibt, sollte daher an eine Blinddarmentzündung als mögliche Ursache gedacht werden und eine zeitnahe ärztliche Vorstellung erfolgen. Andererseits schließt ein normaler Stuhlgang eine Blinddarmentzündung nicht aus. Durchfall macht zwar eine Magen-Darm-Grippe als Ursache der Beschwerden wahrscheinlicher, kann jedoch ebenfalls bei einer Blinddarmentzündung auftreten.

Lesen Sie mehr dazu unter: Verstopfung bei Kindern

Dauer der Symptome

Es lässt sich keine allgemeine Aussage darüber treffen, wie lange die Symptome bei einer Blinddarmentzündung andauern. Zudem gibt es unterschiedliche Verläufe.

Bei einer schweren Entzündung des Blinddarms kommt es innerhalb einiger Stunden bis wenigen Tagen zu immer stärker werdenden Bauchschmerzen. Die Beschwerden lassen dann in der Regel erst durch die Therapie nach, die in der Regel in einer operativen Entfernung des Blinddarms besteht.

In einigen Fällen kann bei einer leichten Blinddarmentzündung oder Reizung jedoch auch zunächst beobachtet werden, wie sich die Beschwerden entwickeln. Manchmal lassen diese  bis zum nächsten Tag deutlich nach und verschwinden innerhalb der nächsten Tage wieder vollständig, ohne das operiert werden muss.

In Ausnahmefällen wird eine Blinddarmentzündung auch durch eine Behandlung mit Antibiotika erfolgreich therapiert. Dauern die Beschwerden jedoch auch nach Abwarten oder nach einer versuchten Antibiotikatherapie weiter an oder nehmen sogar weiter zu, muss in der Regel eine operative Entfernung des entzündeten Blinddarms erfolgen.

Wichtige Informationen zur Therapie finden Sie auch unter: Diagnostik und Therapie der Blinddarmentzündung

Was ist eine Blinddarmreizung beim Kind?

Von einer Blinddarmreizung spricht man, wenn Beschwerden einer Blinddarmentzündung in leichter Ausprägung vorliegen. Es handelt sich jedoch nicht um einen medizinisch eindeutig festgelegten Begriff. Wenn zwar Symptome wie Bauchschmerzen im rechten Unterbauch sowie Begleitbeschwerden vorliegen, diese aber in ihrer Ausprägung nicht so stark sind, dass sie einen unmittelbaren Handlungsbedarf nach sich ziehen, wird oftmals eine Einstufung als Blinddarmreizung durch den Arzt vorgenommen.

Man beobachtet im Verlauf, ob es zu einem Rückgang der Beschwerden kommt. Wenn diese gleich bleiben oder gar weiter zunehmen ist doch von einer Blinddarmentzündung auszugehen und es muss meist eine operative Therapie erfolgen.

Die Symptome einer Blinddarmreizung beim Kind entsprechen daher denen einer Blinddarmentzündung, jedoch in leichterer Ausprägung. In den meisten Fällen stellen Bauchschmerzen das vordergründige Symptom dar. Diese treten meist zunächst diffus im Mittel- oder Oberbauch auf und wandern dann innerhalb einiger Stunden in den rechten Unterbauch. Hinzukommen können Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen, Verstopfung, Fieber oder Durchfall. Zudem fällt oftmals eine Verhaltensänderung beim Kind auf. Diese kann zum Beispiel darin bestehen, dass das Kind auffallend ruhig ist und nicht mehr umherrennen oder spielen möchte.

Ergänzende Informationen:

Verstärken Hüpfen und Bewegen den Schmerz?

Für eine Blinddarmentzündung beim Kind ist es typisch, dass die Schmerzen durch Hüpfen und Bewegungen verstärkt werden. Insbesondere das Hüpfen führt durch die daraus resultierenden Erschütterungen im Bauchraum zu einem besonderen Schmerzreiz am entzündeten Blinddarm.

Auch Bewegungen wie beim Laufen können ausreichen, um die Beschwerden zu verstärken. Oftmals meiden Kinder mit einer Blinddarmentzündung solche Bewegungen daher von selbst. Ein Anzeichen für die Erkrankung kann daher darin bestehen, dass ein sonst sehr aktives Kind auf einmal nicht mehr rennen oder hüpfen will.

Besonders deutlich ist die Verstärkung der Schmerzen durch Hüpfen und Bewegen bei Kindern, bei denen der Wurmfortsatz hinter dem eigentlichen Blinddarm umschlägt. Dort liegt er direkt einem großen Rumpfmuskel auf, der beim Laufen und Hüpfen angespannt wird, sodass durch diese Bewegungen bei einer Blinddarmentzündung Schmerzen ausgelöst werden. Umgekehrt kann bei einem Kind, das ohne Beschwerden auf dem rechten Bein hüpfen kann, eine schwere Blinddarmentzündung mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden.

Verschlechterung der Symptome

Wenn eine Blinddarmentzündung nicht erkannt oder behandelt wird, droht in den meisten Fällen eine Verschlechterung der Symptome. Die Schmerzen im Bauch nehmen meist stetig weiter zu, sodass das Kind irgendwann nur noch in einer Schonhaltung mit angezogenen Beinen liegen kann.

Auch kann es durch die Entzündungsreaktion zu einem Durchbruch des Blinddarms in die freie Bauchhöhle kommen. Dies äußert sich paradoxerweise zunächst durch eine plötzliche Linderung der Schmerzen. Im weiteren Verlauf kommt es ohne Behandlung dann jedoch wieder zu zunehmenden, diffusen Schmerzen im ganzen Bauch. Zudem kann sich der allgemeine Zustand des Kindes verschlechtern, sodass es apathisch oder gar bewusstlos wird.

Eine Blinddarmentzündung, die nicht rechtzeitig behandelt wird, kann im schlimmsten Fall auch bei einem ansonsten gesunden Kind tödlich verlaufen. Daher sollte ein Arzt spätestens dann aufgesucht werden, wenn Symptome wie Bauchschmerzen sich im Verlauf verschlechtern.

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Mit welchen Symptomen muss ich zum Arzt?

Es ist nicht immer gut möglich einzuschätzen, bei welchen Symptomen man mit einem Kind zum Arzt gehen sollte. Bei einer Blinddarmentzündung stehen in der Regel Bauchschmerzen im Vordergrund. Wenn das Kind unter Bauchschmerzen leidet und diese nicht nachlassen oder sogar stetig zunehmen, sollte an eine Blinddarmentzündung gedacht werden.

Wenn das Kind zudem unter Fieber leidet, Übelkeit angibt oder sogar erbrechen muss, ist eine Vorstellung beim Arzt zu empfehlen. Auch wenn nur eine harmlose Magen-Darm-Grippe vorliegen könnte kann durch die Untersuchung des Arztes eine mögliche Blinddarmentzündung rechtzeitig erkannt werden.

Eine Vorstellung mit dem Kind beim Arzt ist auch dann angebracht, wenn das Kind andere Verhaltensweisen aufzeigt, die beunruhigend wirken wie Appetitlosigkeit, Abgeschlagenheit oder starke Unruhe. In manchen Fällen lässt sich gerade bei sehr kleinen Kindern eine Blinddarmentzündung nur schwer erkennen, weil die typischen Symptome wie Schmerzen im Unterbauch fehlen oder nicht angegeben werden können.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 05.09.2018 - Letzte Änderung: 18.09.2024