Blinddarm-OP

Blinddarm-OP

Definition

Als Blinddarm-OP wird umgangssprachlich die Operation zur Entfernung des entzündeten Blinddarms bezeichnet. In Wahrheit handelt es sich dabei jedoch nicht um den Blinddarm (Caecum), sondern um den am Blinddarm hängenden Wurmfortsatz (Appendix vermiformis). Im Folgenden werden die beiden Begriffe der Einfachheit halber jedoch als Synonyme verwendet. Die Blinddarm-OP wird medizinisch auch als Appendektomie bezeichnet (Ektomie=Herausschneiden). Der häufigste Grund für eine Appendektomie ist ein entzündeter Wurmfortsatz (Appendizitis), auch Blinddarmentzündung genannt. Oft wird der Blinddarm jedoch auch bei anderen Bauchoperationen mitentfernt, um eine spätere Entzündung oder Komplikation auszuschließen.

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Vorbereitung der Blinddarm-OP

In Deutschland wird die Blinddarm-OP in der Regel mit stationärem Aufenthalt durchgeführt. Eine Blinddarm-OP wird meist bei einer akuten Symptomatik, beispielsweise wegen einer Entzündung durchgeführt. Der Patient wird entweder von seinem Hausarzt überwiesen oder kommt direkt über die Notaufnahme ins Krankenhaus. Dort wird der oder die Betroffene stationär aufgenommen. Zunächst werden diagnostische Maßnahmen unternommen, wie eine körperliche Untersuchung, eine Blutentnahme und ein Ultraschall. Bestätigt sich der Verdacht, so wird die Operation geplant. Der Patient muss für die Operation nüchtern sein. Das heißt es darf mindestens sechs Stunden vor dem Eingriff nichts mehr gegessen und mindestens zwei Stunden vorher nichts mehr getrunken haben. Des Weiteren erfolgt eine Begutachtung durch einen Anästhesisten, welcher das Narkoserisiko einschätzt, empfiehlt welche Medikamente nicht mehr oder noch genommen werden sollten und evtl. einige Tests unternimmt (Herzuntersuchung, Lungentests, …). Ein Allgemein- oder Viszeralchirurg wird den Patienten und gegebenenfalls die Eltern (bei minderjährigen Patienten) über die Operation, den Ablauf und die möglichen Komplikationen des Eingriffs aufklären und anschließend ihre Einverständnis erfragen.

OP – Ablauf einer Blinddarm-OP

Sobald die entsprechende Operationskapazität geschaffen ist und alle Vorbereitungen abgeschlossen sind, wird der Patient vom Pflegepersonal in den OP gebracht, was auch als „Einschleusen“ bezeichnet wird. Dort gelangt der oder die Betroffene zunächst in den Vorbereitungsraum der Anästhesie. Dort wird er von einem Anästhesisten und der Anästhesiepflege erwartet, welche sie um die Einleitung der Narkose kümmern. Der Anästhesist fragt erneut die patientenspezifischen Daten ab, um das wichtigste noch einmal zusammenzufassen und um eine Verwechslung auszuschließen. Hier wird meist, wenn nicht bereits geschehen, ein venöser Zugang in eine Vene des Handrückens oder Arms gelegt. Zusätzlich wird der Patient an den Monitor angeschlossen, welcher Blutdruck, Herzrhythmus und den Sauerstoffgehalt im Blut misst. Nachdem noch einmal abschließend Sauerstoff über eine Maske gegeben wird, verabreicht der Arzt die Narkosemedikamente und der Patient schläft ein. Der Anästhesist wird noch einen Beatmungsschlauch in die Luftröhre vorschieben und den Patienten abschließend in den Operationssaal fahren.
Der Ablauf der Blinddarm-OP hängt davon ab, ob eine offene der eine laparoskopische (minimal-invasive) Operation geplant ist. In der Regel wird dies ein laparoskopischer Eingriff sein. Es gibt jedoch einige Ausnahmen, in welchen eine offene OP notwendig sein kann. Bei der offenen Operation wird ein circa 6 cm langer Schnitt im rechten Unterbauch gemacht, über welchen der gesamte Eingriff stattfindet. Bei der laparoskopischen OP werden drei Operationsinstrumente (Throkare) über drei kleine, circa 2 cm große, Schnitte eingebracht. Einer dieser Schnitte befindet sich direkt unter dem Bauchnabel. Hier wird eine Kamera eingeführt. Über die beiden anderen Schnitte werden die roboterartigen Throkare eingebracht, welche die Hände der Chirurgen „verlängern“ und über welche die Operation erfolgt. Um sich einen Überblick zu verschaffen und besser arbeiten zu können wird der Bauch zuvor mit Gas (C02) aufgebläht, welches nach Beendigung der OP wieder abgelassen wird. Über einen (offene OP) oder drei (laparoskopisch) Hautschnitt(e) wird der Blinddarm im rechten Unterbauch aufgesucht. An diesem hängt die Appendix (Wurmfortsatz), welche ebenfalls ausfindig gemacht wird. Der Chirurg wird anschließend die zuführenden Gefäße abklemmen und abtrennen, um die Blutversorgung zu unterbinden. Der Wurmfortsatz wird entfernt und der Stumpf durch Nähte verschlossen. Abschließend wird die Bauchdecke schichtweise zugenäht und die Haut durch Klammern oder Nähte verschlossen. Der Patient wird in den Aufwachraum gebracht, in welchem er noch circa zwei Stunden liegen bleiben muss bis er wieder auf eine Normalstation gebracht werden kann.

Nachbehandlung einer Blinddarm-OP

Häufig wird bereits während der Operation eine Therapie mit Antibiotika, meist Metronidazol und Ciprofloxazin begonnen, welche für circa fünf Tage fortgesetzt wird. Befindet sich der Patient nach dem Eingriff wieder auf seiner Station, so beginnt die Nachbehandlung. Der Patient soll am Tag der Operation nichts mehr Essen und am Morgen danach langsam mit einer Schonkost beginnen. Postoperative Beschwerden, bedingt durch die Narkose, wie beispielsweise Übelkeit, Husten, Heiserkeit, Müdigkeit und Muskelkater (selten) sind normal und sollten sich im Verlauf des ersten Tages deutlich bessern. Schmerzen an den Operationswunden sind ebenfalls vollkommen normal und treten besonders dann auf, sobald die Schmerzmedikation der Narkose nachlässt. In diesem Fall können weitere Schmerzmittel, wie beispielsweise Novalgin® oder Ibuprofen gegeben werden. Die postoperativen Wundschmerzen sollten sich innerhalb weniger Tage deutlich verbessern, wobei ein sehr viel länger anhaltender Schmerz bei einer Manipulation der Wunden (Husten, Lachen, Nießen, Heben von schweren Lasten, …) auftreten kann. Wurde bei der OP ein nicht-resorbierbares (sich auflösendes) Nahtmaterial verwendet (siehe ggf. Entlassungsbrief), so ist nach etwa zehn Tagen ein Fadenzug nötig, welcher jedoch vom Hausarzt übernommen werden kann. Wie lange ein stationärer Aufenthalt notwendig ist, variiert je nach Verlauf der Operation und Zustand des Patienten. Meist ist jedoch eine Entlassung nach etwa zwei bis drei Tagen möglich. Eine weitere Schonung des Körpers sollte auf jeden Fall erfolgen.

Komplikationen der Blinddarm-OP

Die Blinddarm-OP ist eine der am häufigsten durchgeführten Operationen in Deutschland. Die Komplikationsrate ist sehr gering (unter 0,1%), weshalb auch in unsicheren Fällen oder bei einer zweifelhaften Entzündung vorsichtshalber der Blinddarm entfernt wird. Zu den Komplikationen zählen vor allem die allgemeinen Narkose- und Operationsrisiken. Diese sind Wundinfektionen, Allergien, Thrombosen, Embolien, Blutungen, Verletzungen von Gefäßen oder Nerven, Schmerzen, Gabe von Bluttransfusionen mit eventueller Reaktion darauf, Entzündungen, intraoperative Änderung des Eingriffes, Übelkeit, Erbrechen, Verletzung der Zähne und Heiserkeit.
Neben dem allgemeinen Operationsrisiko kann es bei der Appendektomie zu spezifischen Komplikationen, wie beispielsweise eine Verletzung von Darm, Nachbarorganen, Nerven oder Gefäßen, Undichtigkeiten von Nahtstellen, Entzündungen, Abszesse, Wundinfektionen, Darmverschluss, Verwachsungen und Narbenhernien. Zusammenfassend ist jede Operation mit einem gewissen Risiko für Komplikationen verbunden. Bei der Blinddarm-OP sind diese jedoch extrem selten, weshalb die sie zu den sichersten Operationen überhaupt gehört.

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Schmerzen nach der Blinddarm-OP

Eine Blinddarm-OP wird unter Vollnarkose durchgeführt. Das heißt der Patient schläft während des Eingriffes und bekommt von der Operation nichts mit. Im Anschluss an die Operation können postoperative Wundschmerzen im Bereich der Schnitte auftreten. Diese sind zunächst noch sehr schwach, da die Schmerzmittel der Narkose noch eine Weile nachwirken. Im Verlauf werden diese jedoch stärker, wobei sie ihr Maximum meist am Abend der Operation oder in der Nacht erreichen. Insgesamt sind die postoperativen Wundschmerzen bei einer Blinddarm-OP jedoch gut auszuhalten. Bei laparoskopischen Verfahren sind sie etwas geringer als bei offenen, da die Hautschnitte deutlich kleiner sind. In der Regel werden im Anschluss an die OP weiterhin Schmerzmittel gegeben, um dem Patienten einen möglichst angenehmen Verlauf zu ermöglichen. Dabei handelt es sich meist um Novalgin® (Metamizol) oder Ibuprofen. Die Schmerzen sollten sich im Verlauf der nächsten Tage deutlich verbessern. Ein Druckschmerz an den entsprechenden Stellen sowie Schmerzen beim Husten, Lachen, Nießen, Stuhlgang, Bewegungen und beim Heben von schweren Lasten treten im Verlauf noch deutlich länger auf und können sich auch noch nach Wochen bemerkbar machen. Bei starken postoperativen Schmerzen kann auf Nachfrage hin eine Schmerzmedikation mit Ibuprofen auch nach der Entlassung noch weitergeführt werden.

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Narbe nach einer Blinddarm-OP

Wo eine Narbe entsteht und wie große diese sein wird hängt vor allem von der Art des Eingriffs ab. Bei einer minimal-invasiven Operation werden drei kleine Schnitte gemacht, die später zu Narben werden. Eine Narbe lässt sich leider nicht vermeiden, da die Schnitte sehr tief sind. Je nach Nahtverfahren, Technik des Operateurs und anschließender Schonung können diese jedoch unterschiedlich dick ausfallen. Der Schnitt am Bauchnabel, durch welchen die Kamera eingeführt wird, ist meist innerhalb des Bauchnabels versteckt und dadurch sehr unauffällig. Die beiden anderen Schnitte können je nach Technik des Chirurgen variieren und sich dadurch entweder auf beiden Seiten in der Bikinizone oder mittig und seitlich in der Bikinizone befinden. Bei einem offenen OP-Verfahren wird ein circa 6 cm langer, schräger Schnitt im rechten Unterbauch gemacht, welcher im Verlauf eine etwas auffälligere Narbe darstellt. Eine ausreichende Schonung im Anschluss an den Eingriff kann die Narbengröße beeinflussen. Durch eine vermehrte Spannung, zum Beispiel durch viel Bewegungen wird diese gedehnt und dadurch breiter. Im Verlauf schrumpfen die Narben meist so sehr, dass sie nach einigen Jahren kaum noch erkennbar sind. In seltenen Fällen kann es zu pathologischen (krankhaften) Wucherungen oder Narbenhernien (Narbenbruch) kommen. In diesem Fall ist eine erneute Vorstellung bei einem Arzt zu empfehlen.

Dauer einer Blinddarm-OP

Bei der Blinddarm-OP handelt es sich um einen sehr kleinen und einfach Eingriff, weshalb die Operation meist nur circa 20 Minuten dauert. Ein minimal-invasives Verfahren dauert in der Regel etwas länger als eine offene OP. Dies ist jedoch nur ein Mittelmaß und kann je nach Situation und Patient teils stark variieren. Die Operationsdauer hängt auch davon ab, ob der Patient schon einmal am Bauch operiert wurde. Beim wiederholten eröffnen der Bauchdecke werden dann meist Verwachsungen festgestellt, die das Operieren deutlich erschweren und Zeit kosten. Werden während der Operation pathologische (krankhafte) Strukturen festgestellt (z.B. ein Meckel-Divertikel) oder kommt es zu Komplikationen, so werden diese innerhalb des Eingriffs ebenfalls korrigiert, was die Dauer deutlich verlängern kann. Führte die Blinddarmentzündung zuvor bereits zu einem Riss des Wurmfortsatzes, so wird auf ein offenes Verfahren umgestiegen werden und gleichzeitig ein deutlich aufwendigerer Eingriff mit zusätzlicher Begutachtung des Bauchfells durchgeführt. Zusätzlich zu der reinen Operationszeit muss jedoch auch die Zeit für die Einleitung durch die Anästhesie und der anschließende Aufenthalt im Aufwachraum beachtet werden, welche die insgesamte Dauer des Eingriffs um einige Stunden verlängert.

Ab wann darf man wieder Sport machen nach einer Blinddarm-OP?

Ab wann eine sportliche Aktivität wieder erlaubt ist hängt von der Art des Eingriffs und der jeweiligen sportlichen Aktivität ab. Dabei werden leichte Sportarten von schweren, belastenden Sportarten unterschieden. Zu den leichten Sportarten gehören zum Beispiel Schwimmen, Wandern und vorsichtiges Rad fahren. Zu den schweren Sportarten gehören alle Ball- und Kontaktsportarten, Krafttraining, Gewichtheben und jede Art von Leistungssport. Bei offenen Operationsverfahren können leichte Sportarten ab der 3. Woche und schwere Sportarten ab der 6. Woche durchgeführt werden. Bei einer minimal-invasiven Blinddarm-OP ist eine frühere Belastung möglich. Leichte Sportarten können ab der 2. Woche und schwere Sportarten bereits ab der 4. Woche unternommen werden. Grund dafür ist die deutlich geringere Länge der Narbe. Ein Narbenbruch ist eine der häufigsten Komplikationen bei Bauchoperationen, weshalb eine ausreichende Schonung von großer Bedeutung ist. Eine körperliche Belastung, wie das Heben von schweren Lasten, sollte daher während der ersten beiden Wochen vollständig vermieden werden.

Wie hoch sind die Kosten einer Blinddarm-OP?

Die Kosten einer durchschnittlichen Appendektomie ohne größere Komplikationen betragen circa zwischen 2.000 € und 3.000 €. Die Kosten hängen vor allem von der Aufenthaltsdauer im Krankenhaus und dem Auftreten von Komplikationen ab. Durch das Auftreten von Komplikationen oder einer Bauchfellentzündung können die Gesamtkosten auf knapp das Doppelte ansteigen. Eine laparoskopische Blinddarm-OP ist um wenige hundert Euro teurer als die klassische, offene Methode. Grund dafür ist das zusätzliche Verwenden von aufwendigem Operationsmaterial (Kamera, Throkare, …). Die Kosten gleichen sich jedoch dadurch in etwa aus, dass eine minimal-invasive Operation meist mit einer gering verkürzten Verweildauer im Krankenhaus einhergeht.

Wie lange ist man danach krank?

Für wie lange eine Krankschreibung nach einer Blinddarm-OP notwendig ist entscheidet meist der Hausarzt. Dies hängt von dem aktuellen Zustand des Patienten und dessen Alltag ab. Schwere Arbeiten sollten vor zwei Wochen nach der Operation nicht wieder begonnen werden, um das Auftreten von Komplikationen, wie Narbenhernien zu vermeiden. Leichte Arbeiten, zum Beispiel am Schreibtisch, Schule oder Studium können in der Regel spätestens nach einer Woche wieder begonnen werden. Wichtig ist, sich bei der Arbeit stets zu schonen und vor allem das Heben von schweren Lasten oder erhöhten Druck auf den Bauch zu vermeiden. In jedem Fall sollten die Wunden regelmäßig begutachtet werden, um eine mögliche Veränderung möglichst früh zu erkennen.

Wie lange ist man bei einer Blinddarm-OP im Krankenhaus?

Die durchschnittliche Dauer des Krankenhausaufenthaltes nach einer Blinddarm-OP beträgt circa zwei bis drei Tage. Diese bezieht sich jedoch auf einen typischen Verlauf ohne Komplikationen bei einem gesunden Patienten. Bei schweren Verläufen, beispielsweise bei einem Blinddarmdurchbruch oder einer Bauchfellentzündung, verlängert sich der Aufenthalt um einige Tage, da eine längere Beobachtung und die Gabe von Antibiotika notwendig sind. Auch bei postoperativen Schwierigkeiten, wie Entzündungen oder starken Schmerzen, kann sich die Dauer verändern. Zudem werden Patienten nur dann entlassen, wenn sie einen einigermaßen gesunden Eindruck machen und gut aufstehen und laufen können. Insgesamt soll die Dauer des Aufenthalts bei laparoskopischen Verfahren im Gegensatz zur offenen Technik gering verkürzt sein.

Geht eine Blinddarm-OP auch ambulant?

Prinzipiell ist eine ambulante Blinddarm-Operation möglich, jedoch sehr selten. Grund dafür ist, dass eine solche OP meist aufgrund einer akuten Blinddarmentzündung durchgeführt wird. Eine akute Blinddarmentzündung sollte jedoch im Anschluss an eine Operation beobachtet werden, um mögliche Komplikationen behandeln zu können. Eine ambulante Blinddarm-OP kommt daher nur für elektive (geplante) Operationen in Frage. Im Falle einer ambulanten OP sollte jedoch im Anschluss, vor allem bei Kindern, eine ausreichend lange Beobachtung erfolgen, um bei der Entlassung auf einer möglichst sicheren Seite zu sein.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 27.10.2017 - Letzte Änderung: 18.09.2024