Ein Dammriss kann bei der Geburt auftreten, wenn das Gewebe zwischen After und Scheide zu stark gedehnt wird. Dammrisse Grad 1 und 2 treten relativ häufig auf, während schwerwiegendere Dammrisse Grad 3 und 4 sehr selten vorkommen.
Bei einem Dammriss kommt es zum Einreißen von Gewebe zwischen After (Darmausgang) und Scheidenrückseite. Ein Dammriss tritt typischerweise im Rahmen einer zu starken Dehnung bei der Geburt eines Kindes auf. Dieser Dehnung kann das Gewebe irgendwann nicht mehr Stand halten.
Zusätzlich kann es ebenfalls zu einem Einrissen im Bereich der Schamlippen, der Klitoris und auch im Bereich der Gebärmutter kommen.
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Meist sind nur schwache Gewebearten von einem Dammriss betroffen, wie Haut- und Fettgewebe, sodass bei den meisten Betroffenen die Muskulatur verschont bleibt.
Während des Geburtsvorgangs spürt die Frau den Dammriss kaum. Allerdings kommt es nach der Geburt, wenn die Wehentätigkeit nachgelassen hat, meist zu Schmerzen und Blutungen. Die Schmerzen treten vor allem beim Laufen, Sitzen, Stuhlgang und bei sportlicher Belastung auf.
Manche Frauen spüren allerdings aufgrund einer herabgesetzten Schmerzempfindlichkeit nach der Geburt die mit einem Dammriss einhergehenden Schmerzen nicht, weswegen jede Frau nach der Geburt gynäkologisch unter anderem auf einen Dammriss hin untersucht werden muss.
Selten kommt es als Folge eines Dammrisses zu permanenten Schmerzen beim Geschlechtsakt. Fachsprachlich spricht man von einer Dyspareunie.
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Bei knapp einem Drittel aller Frauen, die natürlich vaginal entbinden, kommt es im Verlauf der Geburt zu einem Dammriss. Circa 13% aller Gebärenden erleiden dabei einen Dammriss ersten Grades. Bei etwa 15% der natürlich entbindenden Frauen kommt es zu einem Dammriss zweiten Grades.
Ein Dammriss dritten oder vierten Grades ist wesentlich seltener, sie kommen nur bei etwa 2% aller vaginalen Geburten vor.
Ein Dammriss tritt häufiger bei älteren Müttern auf. Das Alter der Mutter hat einen Einfluss auf den Stoffwechsel des ungeborenen Kindes. Kinder von Müttern über 35 Jahren sind meistens größer und schwerer, sodass es häufiger zu einem Dammriss kommt.
Ein Dammriss tritt eigentlich nur bei einer Geburt auf. Manche Frauen berichten auch, dass es durch den Geschlechtsakt zu einem Dammriss gekommen ist, dazu gibt es allerdings keine genauen Beweise.
Bei einem Dammriss während einer Geburt kommt es meist währen der Austreibung des Kopfes oder der Schultern des Säuglings zum Einreißen. Ein erhöhtes Risiko für einen Dammriss besteht bei einem besonders großen Kind, wenn das Kind während des Geburtsvorganges ungünstig liegt oder bei einer zu schnellen Geburt.
Muss ein Dammschnitt während der Geburt durchgeführt werden, kann ein zu kleiner Dammschnitt, ebenfalls zu einem Dammriss führen. Auch der Einsatz von Zangen oder anderen Hilfsmitteln, bei der sogenannten operativen vaginalen Geburt, sorgt häufig für einen Dammriss.
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Einen Dammriss kann man in vier Schweregrade unterteilen. Die Einteilung erfolgt anhand des Ausmaßes des Einrisses. Vom Dammriss ersten Grades spricht man, wenn nur die Haut und das Unterhautgewebe betroffen ist, die kräftigere Muskulatur aber noch intakt ist.
Beim Dammriss zweiten Grades hingegen ist nun auch die Dammmuskulatur betroffen. Maximal reicht dies bis zum äußeren Schließmuskel (Musculus Sprinter anti externus), wobei der Schließmuskel noch intakt ist.
Ein Dammriss ersten und zweiten Grades kommt relativ häufig vor und ist in der Regel unproblematisch.
Beim Dammriss dritten Grades ist nun auch der äußere Schließmuskel teilweise oder vollständig betroffen, sodass eine Stuhlinkontinenz folgen kann.
Handelt es sich um einen Dammriss vierten Grades ist zusätzlich zu den Dammmuskeln inklusive des äußeren Schließmuskels auch die Schleimhaut des Rektums (letzter Darmabschnitt) betroffen.
Ein Dammriss dritten und vierten Grades kommt sehr viel seltener vor als ein Dammriss ersten oder zweiten Grades, da die Muskulatur ein wesentlich festeres Gewebe darstellt, als zum Beispiel die Haut. Dammrisse dritten und vierten Grades kommen meist im Rahmen eines durchgeführten Dammschnittes oder bei einem anderen geburtshilflichen Eingriff vor.
Prinzipiell ist der weibliche Körper auf die Geburt eines Kindes ausgelegt und auch das Gewebe kann diesen Kräften stand halten. Dies kommt vor allem durch den Einfluss der Schwangerschaftshormone zustande, die zu einer gesteigerten Elastizität des Gewebes führen. Dennoch kommt es circa bei einem Drittel aller entbindenden Frauen zu einem Dammriss.
Besonders von Hebammen können einige Methoden zur Vorbeugung eines Dammrisses empfohlen werden. Vorbeugende Maßnahmen können das Gewebe weicher machen und die Durchblutung fördern.
Zu diesen Maßnahmen zählt zum Beispiel die Dammmassage während der Schwangerschaft. Sie sorgt dafür, dass das Gewebe gelockert wird und somit besser auf eine Geburt vorbereitet wird. Die Dammmassage muss nicht während der gesamten Schwangerschaft durchgeführt werden, sondern ist ab der 36. Schwangerschaftswoche täglich für etwa zehn Minuten empfehlenswert. Als Massageöl kann zum Beispiel Pflanzenöl verwendet werden.
Des Weiteren kommen warme Kompressen zum Einsatz, die ebenfalls darauf abzielen, die Elastizität des Gewebes zu steigern.
Manchmal kommt auch ein sogenanntes Geburtsgel zum Einsatz. Es wird im Geburtskanal aufgetragen und sorgt für eine verminderte Reibung während der Geburt, sodass unter Umständen der Geburtsvorgang verkürzt werden kann und es somit weniger wahrscheinlich zu einem Dammriss kommt.
Auch die Auswahl der Gebärposition spielt eine wichtige Rolle bei der Vorbeugung eines Dammrisses. Die Gebärposition in Rückenlage stellt zwar mit die häufigste Gebärposition dar, bei ihr kommt es allerdings zu den meisten Dammrissen, denn das gesamte Gewicht liegt dabei auf dem Damm. Während bei einer Gebärposition im Hocken, Knien, Stehen oder im Vierfüßlerstand der Damm eher entlastet wird.
Auch eine Wassergeburt senkt das Risiko, da durch das Wasser das Gewebe weich wird und somit elastischer. Das Wasser übernimmt die Funktion eines Dammschutzes. Als am besten hat sich die aufrechte Gebärposition im Wasser erwiesen.
Während der Geburt sollte des Weiteren auch nicht zu fest und zu lange am Stück gepresst werden. Werden ausreichend Pausen eingelegt, hat der Damm zwischendurch ausreichend Zeit zur Erholung und Dehnung.
Zur Prophylaxe kann die Hebamme während der Geburt auch einen sogenannten Dammschutz vornehmen. Dafür drückt die Hebammen mit ihrer Hand gegen den Damm, um diesen zu stützen. Mit ihrer anderen Hand versucht sie den Kopf des Kindes ein wenig zu bremsen (Kopfbremse).
Ein Dammschutz wird vor allem bei einer Gebärposition in Rückenlage durchgeführt, da in dieser Position der Damm am stärksten belastet wird und das Risiko für einen Dammriss größer ist. Die Wirksamkeit des Dammschutzes ist mittlerweile allerdings umstritten.
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Die Behandlung eines Dammrisses hängt von den bereits beschriebenen Schweregraden ab. Dammrisse ersten Grades, bei denen nicht die Muskulatur betroffen ist, können ohne Behandlung auskommen. Da die Hauteinrisse auch ohne Naht wieder von alleine verheilen.
Kommt es zu tieferen Rissen müssen diese schichtweise genäht werden. Die Versorgung findet noch im Kreißsaal, also unmittelbar nach der Geburt statt, in der Regel unter einer Lokalanästhesie. Fand die Geburt unter einer Periduralanästhesie (PDA) statt, ist keine Lokalanästhesie nötig, sondern die Anästhesie der Geburt kann noch ausgenutzt werden.
Bei einem Dammriss zweiten Grades werden selbstauflösende Fäden benutzt, sodass nach der Abheilung keine Fäden mehr gezogen werden müssen.
Vor allem bei einem Dammriss dritten oder vierten Grades muss besonders auf eine korrekte Versorgung geachtet werden, da bei beiden Graden der äußere Schließmuskel mitbetroffen ist und somit bei einer schlechten Versorgung eine Stuhlinkontinenz droht.
Bei beiden wird zuerst der Schließmuskel und der Darm versorgt, bevor der Damm vernäht werden kann. Liegt ein komplizierter Dammriss vor, wird dieser teilweise auch unter Vollnarkose behandelt.
Vor der Behandlung eines Dammrisses muss der behandelnde Gynäkologie verschiedene Faktoren untersuchen: Wo befindet sich der Riss? Ist nur die Haut betroffen oder auch die Muskulatur? Wenn die Muskulatur betroffen ist, ist auch der äußere Schließmuskel betroffen? Ist auch der Darm vom Dammriss betroffen?
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Ein versorgter Dammriss muss gut gepflegt werden, damit Entzündungen oder auch Blutungen ausbleiben. Manchen Patienten wird empfohlen einen Entzündungshemmer einzunehmen, um einer Entzündung der Wunde vorzubeugen oder um einer entstandenen Schwellung entgegen zu wirken. Durch den Entzündungshemmer geht die Schwellung zurück und die Durchblutung wird besser, sodass die Wunde besser heilen kann. Zur Pflege eignen sich gut kurze lauwarme Sitzbäder. Nach einer Reinigung sollte die Wunde immer gut abgetrocknet werden.
In den ersten Tagen bis Wochen nach der Versorgung eines Dammrisses, kommt es während des Stuhlganges häufig zu Schmerzen und einem brennenden Gefühl im Bereich der Verletzung. Wenn die Verletzung noch nicht ganz ausgeheilt ist, sollte ein starkes Pressen beim Stuhlgang vermieden werden, damit es nicht wieder zu einem Aufreißen der Nähte kommt.
Des Weiteren sollte am besten weiche Nahrung zu sich genommen werden, sodass auch der Stuhl weich ist. Ist der äußere Schließmuskel vom Dammriss mitbetroffen, kann es bis zu einigen Monaten dauern, bis dieser wieder einwandfrei funktioniert.
Als Komplikation kann es auch zu einer bleibenden Inkontinenz kommen. Dies tritt allerdings sehr selten auf. Um funktionellen Störungen entgegen zu wirken, eignet sich ein gezieltes Training der Beckenbodenmuskulatur.
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Um einen Dammriss unter der Geburt zu vermeiden oder um den Geburtsvorgang zu beschleunigen, wird teilweise ein Dammschnitt durchgeführt. Meist wird ein Dammschnitt aufgrund des Gesundheitszustandes des Kindes durchgeführt, um das Kind während der Geburt weniger zu belasten. Teilweise wird ein Dammschnitt auch durchgeführt, um einen Dammriss zu vermeiden.
Durch den Dammschnitt wird der Beckenausgang vergrößert. Wird der Dammschnitt allerdings zu klein gesetzt, kann dies ebenfalls zu einem Dammriss führen. Ein Dammschnitt wird nicht selten durchgeführt, ist allerdings umstritten.
Bei einem Dammschnitt kann es zur Verletzung von Blutgefäßen und Nervenbahnen kommen, sodass es zu Blutungen und Sensibilitätsstörungen kommen kann. Bei einem Dammriss wiederum werden Blutgefäße und Nerven meist geschont. Auch eine spätere Inkontinenz, die bei einem Dammriss, wenn auch selten, auftreten kann, kann durch einen durchgeführten Dammschnitt nicht verhindert werden.
Im Bereich der späteren Narbe des Dammschnittes kann es zu Schmerzen und Komplikationen kommen.
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In Folge der operativen Versorgung eines Dammrisses entsteht nach der Verheilung eine Narbe. Teilweise kann diese Narbe Beschwerden verursachen. In manchen Fällen entsteht im Scheidenbereich eine wulstige Narbe, die Schmerzen verursachen kann. Die Schmerzen können beim Sitzen oder Gehen auftreten. Bei sehr wenigen Patientinnen kann die Narbe auch zu dauerhaften Schmerzen beim Geschlechtsakt (Dyspareunie) führen.
Bei manchen Frauen kann es zu einer sogenannten Keloidbildung kommen. Dabei entsteht rund um das Narbengewebe überschüssiges Gewebe. Eine Keloidbildung kommt verstärkt bei dunkelhäutigen Menschen vor.
Ist die Narbe verdickt oder verhärtet kann eine Dammmassage mit Ölen das Gewebe erweichen. Handelt es sich um eine ausgeprägte Symptomatik kann es nötig werden, dass man überschüssiges Gewebe entfernt und die Wunde eine zweites Mal näht.
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