Komplikationen unter der Geburt treten nur selten auf. Zu den wichtigsten möglichen Komplikationen gehören Dammriss, unvollständiges Ablösen der Plazenta, Lage- und Haltungsanomalien des Kindes sowie Komplikationen der Nabelschnur. Die meisten dieser Komplikationen sind gut behandelbar. In einigen Fällen kann ein Kaiserschnitt notwendig sein.
Unter der Geburt kann es zu einer Vielzahl von Komplikationen für Mutter und/oder Kind kommen. Diese sind zum Teil gut behandelbar, können jedoch auch akute Notfälle darstellen. Sie betreffen sowohl den Geburtsverlauf bis zur Entbindung des Kindes als auch die Nachgeburtsphase.
Komplikationen für Mutter und Kind können auch bereits während der Schwangerschaft bzw. kurz vor der Geburt auftreten. Gründe hierfür sind beispielsweise ein Schwangerschaftsdiabetes, ein Bluthochdruck der Mutter oder eine Schwangerschaftsvergiftung.
Insgesamt sind Komplikationen unter der Geburt selten, sodass die meisten Geburten ohne Probleme verlaufen. Todesfälle von Müttern im Zusammenhang mit der Geburt sind hierzulande extrem selten.
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Zu Komplikationen für die Mutter kann es vor allem während der Nachgeburtsphase kommen, also wenn das Kind bereits entbunden ist und die Nachgeburt (Mutterkuchen, Reste der Nabelschnur und Eihäute) noch geboren werden muss. Dabei sollte die Abstoßung der Plazenta etwa 10 bis 30 Minuten nach der Entbindung des Kindes erfolgen. Eine unvollständige Abstoßung der Nachgeburt kann zu einem starken Blutverlust und im schlimmsten Fall zu einem Kreislaufversagen führen (siehe unten).
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Zu starken Blutverlusten kann es ebenfalls kommen, wenn sich die Gebärmuttermuskulatur nach der Geburt nicht oder nicht ausreichend zusammenzieht (sogenannte Uterusatonie). Ursachen hierfür können eine Überdehnung der Gebärmutterwand (durch beispielsweise sehr große Kinder oder Mehrlinge) oder Fehlbildungen der Gebärmutter sein.
Eine sehr seltene aber schwere Komplikation für die Mutter ist die sogenannte Uterusruptur, die während der Schwangerschaft und unter der Geburt auftreten kann. Dabei kommt es zu Rissen in der Gebärmutterwand, die mit plötzlich auftretenden starken Schmerzen und einem großen Blutverlust einhergehen.
Weitere Komplikationen für die Mutter sind Geburtsverletzungen. Dazu gehören unter anderem Verletzungen an der Scheide, der Schamlippen, der Scheide, des Gebärmutterhalses, des Muttermundes und sehr selten auch der Schambeinfuge (sogenannte Symphyse). Eine häufige Geburtsverletzung ist der sogenannte Dammriss, also eine Verletzung der Haut und eventuell der Muskulatur zwischen Scheide und Darmausgang. Diese werden je nach Größe und Tiefe in verschiedene Grade eingeteilt und kommen bei etwa 20 bis 30 Prozent aller Geburten vor.
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Im Vordergrund der Versorgung der Geburtsverletzungen stehen Blutstillung, Wundsäuberung und das Nähen der Wunde.
Eine sehr seltene Komplikation unter der Geburt ist die Fruchtwasserembolie. Dabei gelangt Fruchtwasser (meist über Geburtsverletzungen) in das Blut der Mutter und es kann durch eine plötzliche Blutgerinnung zu Atemnot und Kreislaufversagen kommen.
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Komplikationen für das Kind treten vor allem während des Geburtsverlaufes auf. Ursachen hierfür können zum einen die Größe, Lage bzw. Haltung des Kindes sein oder zum anderen durch die Wehentätigkeit und den Körperbau der Mutter bedingt sein.
Eine wichtige Komplikation dieser genannten Ursachen ist der Geburtsstillstand, bei dem die Geburt im Verlauf trotz guter Wehentätigkeit nicht weiter fortschreitet (Lesen Sie hierzu auch: Welche CTG-Werte sind normal?). Bei einem Geburtsstillstand in der Eröffnungsphase (keine weitere Öffnung des Muttermundes über einen Zeitraum von mehr als zwei Stunden) wird in den meisten Fällen ein Kaiserschnitt durchgeführt. Bei einem Geburtsstillstand in der Austreibungsphase (kein Geburtsfortschritt über mehr als etwa eine Stunde) kommt es entweder zu einem Kaiserschnitt oder die Geburt wird mithilfe einer Saugglocke oder einer Zangenentbindung beendet.
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Zu den sogenannten Lageanomalien des Kindes gehören neben der Beckenendlage (siehe unten), die Quer- oder Schräglage, wenn das Kind quer bzw. schräg in Bezug auf den Geburtskanal liegt. Haltungsanomalien beschreiben unter anderem die Stirn- oder Gesichtslage, wenn der Kopf des Kindes nach hinten überstreckt ist. In den meisten Fällen wird dann ein Kaiserschnitt durchgeführt.
Probleme während der Geburt können auch dann auftreten, wenn sich der Kopf des Kindes nicht richtig in das Becken der Mutter dreht. Stellt sich der Kopf trotz verschiedener Hilfestellungen nicht richtig ein, muss die Geburt durch ein Eingreifen von außen (Saugglocke, Zange oder Kaiserschnitt) beendet werden. Eine sogenannte Schulterdystokie tritt in 0,5 bis 1 Prozent der Geburten auf und beschreibt den Zustand, wenn der Kopf des Kindes bereits geboren ist aber aufgrund einer fehlenden Drehung des Kindes die Schultern noch im Becken der Mutter hängen, sodass der restliche Körper nicht geboren werden kann. Das Risiko für das Auftreten einer Schulterdystokie ist bei großen Kindern (über 4000 g) erhöht und stellt einen Notfall für Mutter und Kind dar.
Eine Störung der Wehentätigkeit bedeutet Stress für Mutter und Kind und kann unter anderem eine Sauerstoffunterversorgung des Kindes, eine Verzögerung im Geburtsablauf oder einen Geburtsstillstand hervorrufen. Dabei können die Wehen entweder zu schwach oder aber auch zu stark sein: Eine zu geringe Wehentätigkeit beschreibt zu schwache Wehen, zu kurze Wehen oder zu lange Pausen zwischen den einzelnen Wehen. Eine zu heftige Wehentätigkeit beschreibt zu starke oder zu häufige Wehen bis hin zu einem sogenannten Wehensturm.
Daneben kann Stress für das Kind während der Geburt zum vorzeitigen Abgang des sogenannten Kindspechs (Mekonium) führen. Beim Kindspech handelt es sich um den ersten Stuhl des Neugeborenen, der normalerweise innerhalb der ersten 48 Stunden nach der Geburt abgegeben wird. Bedingt durch Geburtskomplikationen wie beispielsweise einer Sauerstoffunterversorgung des Kindes kann es bereits während des Geburtsvorgangs zum Absetzen des Mekoniums in das Fruchtwasser kommen. Dies stellt eine akute Bedrohung für das Kind dar, da das Mekonium-haltige Fruchtwasser eingeatmet werden kann und zu Lungenschädigungen führen kann (Mekoniumaspirationssyndrom).
Auch ein Missverhältnis zwischen Kopf des Kindes und Becken der Mutter (Form und/oder Größe passen nicht zusammen), ein zu enges Becken oder ein zu straffer Beckenboden können Komplikationen unter der Geburt verursachen und unter anderem zu einem Geburtsstillstand führen.
Weitere Komplikationen für das Kind unter der Geburt stellen Probleme mit der Nabelschnur dar. Diese können zum Beispiel Nabelschnurumschlingungen und Nabelschnurknoten sein – ein akuter Notfall ist der Nabelschnurvorfall (siehe unten).
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Komplikationen der Nabelschnur sind Nabelschnurumschlingungen, Nabelschnurknoten und der Nabelschnurvorfall. Zum Teil können diese Nabelschnurkomplikationen bereits vor der Geburt erkannt werden oder fallen während der Geburt durch Veränderungen des sogenannten CTGs (Kardiotokographie; Aufzeichnung von kindlichen Herztönen und Wehentätigkeit) auf.
Die Nabelschnurumschlingung tritt bei ungefähr 20 Prozent aller Kinder auf und beschreibt eine ein- oder mehrfache Umschlingung des Halses durch die Nabelschnur. Ursachen hierfür sind unter anderem eine erhöhte körperliche Aktivität des Kindes oder eine lange Nabelschnur. Nabelschnurknoten treten bei etwa einem Prozent aller Geburten auf. Auch sie können durch eine vermehrte Bewegung des Kindes zustande kommen. Selten kommt es während der Geburt durch das Zusammenziehen der Knoten zu einer Sauerstoffunterversorgung des Kindes. Nabelschnurumschlingungen oder -knoten führen unter der Geburt in den meisten Fällen jedoch zu keinen größeren Komplikationen.
Ein Notfall stellt allerdings der Nabelschnurvorfall dar. Er tritt bei 0,5 Prozent aller Geburten auf und beschreibt eine Einklemmung der Nabelschnur zwischen Becken und Kopf nach dem Blasensprung. In der Folge kann es zu einem Sauerstoffmangel des Kindes kommen, weshalb schnell gehandelt und ein Notkaiserschnitt durchgeführt werden muss.
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Eine Beckenendlage beschreibt eine Kindslage, bei der nicht der Kopf des Kindes, sondern dessen Beckenende (Steiß-, Fuß- oder Knielage) vorausgeht. Sie tritt bei fünf Prozent aller Geburten auf, bei Frühgeburten sind es etwa zehn bis 15 Prozent. Die Ursachen für eine Beckenendlage sind oft unklar.
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Eine normale, vaginale Geburt bei Beckenendlage birgt insbesondere bei der ersten Geburt viele Risiken. Zum einen ist die Geburt des Kopfes erschwert, weil der Geburtskanal durch den vorhergehenden Durchtritt von Steiß bzw. Gesäß unzureichend geweitet wurde. Zum anderen kommt es häufiger zu Nabelschnurvorfällen und -einklemmungen mit folgender Sauerstoffunterversorgung des Kindes.
Unter bestimmten Bedingungen ist eine vaginale Geburt möglich – die Entscheidung hierfür sollte aber sehr gründlich abgewogen werden, bedarf einiger Untersuchungen im Vorfeld der Geburt und sollte in bestimmten spezialisierten Zentren stattfinden. Meist werden Kinder in Beckenendlage jedoch entweder nach erfolgreicher äußerer Wendung vaginal geboren oder es erfolgt ein geplanter Kaiserschnitt. Eine äußere Wendung kann ab der 37. Schwangerschaftswoche vorgenommen werden. Dabei wird versucht, das Kind von außen in die richtige Position zu drehen. Sie erfolgt unter strenger Überwachung von Mutter und Kind.
Die Plazenta (Mutterkuchen) stellt eine direkte Verbindung zwischen Mutter und Kind dar, über die unter anderem Sauerstoff und Nährstoffe ausgetauscht werden. Durch eine Fehllage der Plazenta oder Probleme hinsichtlich der Ablösung der Plazenta kann es zu Komplikationen vor, während und nach der Entbindung des Kindes kommen.
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Die Placenta praevia beschreibt eine Fehllage der Plazenta und kommt in 0,4 Prozent aller Schwangerschaften vor. Dabei liegt der Mutterkuchen tiefer in der Gebärmutter und kann den Muttermund teilweise oder vollständig bedecken. Während der Geburt kann es zu schweren Blutungen kommen und es muss ein Kaiserschnitt durchgeführt werden.
Auch eine vorzeitige Plazentalösung, d.h. eine Ablösung der Plazenta, bevor das Kind abgenabelt wurde, kann Komplikationen vor oder während der Geburt verursachen. Sie tritt in etwa 0,8 Prozent aller Schwangerschaften auf und kann Mutter und Kind akut gefährden. Symptome sind unter anderem eine harte Gebärmutter, Schmerzen, Schwindel, Bewusstlosigkeit und Blutungen und es kann zu einem Kreislauf- und Nierenversagen kommen.
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Eine Störung der Plazentalösung liegt vor, wenn sich die Plazenta nach mehr als 30 Minuten nach der Abnabelung noch nicht gelöst hat, die Mutter mehr als 300 ml Blut verloren hat oder die Nachgeburt nicht oder nur unvollständig geboren wurde. Hierfür können unterschiedliche Ursachen vorliegen, beispielsweise dass sich die Gebärmuttermuskulatur nicht ausreichend zusammenzieht, um die Plazenta abzustoßen oder dass die Plazenta mit der Gebärmutterwand verwachsen ist.
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Weiterhin kann auch eine Verkrampfung des Muttermundes dazu führen, dass die Nachgeburt nicht geboren werden kann. Komplikationen sind vor allem starke Blutungen. Therapeutisch werden Medikamente oder verschiedene Handgriffe eingesetzt, im schlimmsten Fall muss die Gebärmutter operativ entfernt werden.
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