Beim sogenannten Kindspech (auch Mekonium) handelt es sich um den ersten Stuhl, den ein Neugeborenes innerhalb der ersten 48 Stunden nach der Geburt abgibt. Es handelt sich dabei nicht um ein Verdauungsprodukt, sondern um eine Mischung aus abgestorbenen Hautzellen, Haaren und Gallenflüssigkeit. Das Kindspech ist geruchlos. Stressbedingt kann es bereits im Mutterleib oder während des Geburtsvorgangs zum Absetzen des Kindspechs kommen. Dies stellt eine akute Gefahr für das Kind dar, da es zum Einatmen Mekonium-haltigen Fruchtwassers kommen kann. Dies wiederum kann zu Lungenschäden beim Neugeborenen führen.
Der erste Stuhl des Neugeborenen wird umgangssprachlich als Kindspech bezeichnet. Mediziner sprechen dabei vom sogenannten Mekonium, das aus dem Griechischen „mekonion“ kommt und so viel wie „Mohnsaft“ bedeutet.
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Das Kindspech wird meist innerhalb der ersten 48 Stunden nach der Geburt vom Neugeborenen ausgeschieden. Charakteristisch ist die grünliche bis schwarze Färbung, die durch den erhöhten Gehalt von Biliverdin, einem Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffes (Hämoglobin), bedingt ist.
Das Kindspech ist kein Verdauungsprodukt im eigentlichen Sinne, sondern vielmehr eine Mischung aus eingedickter Gallenflüssigkeit und mit dem Fruchtwasser aufgenommenen Bestandteilen, wie Haare oder Hautzellen.
Die Ansammlung dieses Mekoniums beginnt schon sehr früh während der Schwangerschaft, circa in der zehnten bis vierzehnten Schwangerschaftswoche. Die richtige Stuhlausscheidung beginnt erst mit der Nahrungsaufnahme des Neugeborenen in Form von Muttermilch oder Ersatzmilch.
Kommt es innerhalb der ersten zwei bis drei Tage nicht zum Absetzen von Mekonium, sollte eine kinderärztliche Vorstellung erfolgen. Denn fehlendes Kindspech kann ein Hinweis für eine Störung der Darmpassage oder gar eines Verschlusses (Ileus) sein, der wiederum weiterer Intervention beziehungsweise späterer Ursachenklärung bedarf.
Ein Ileus ist ein Darmverschluss. Bei einem Darmverschluss wird die Darmpassage verhindert. Es kommt zu einem Aufstau von Stuhl und Nahrung. Symptome sind Koterbrechen, stärkste Bauchschmerzen und Stuhlverhalt. Bei Nichtbehandlung eines Darmverschlusses kommt es zur tödlichen Bauchfellentzündung. Bei einem Mekoniumileus handelt es sich um einen Darmverschluss durch das Mekonium. Durch Verklebungen kommt es hier zu einer gestörten Darmpassage.
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Setzt ein Neugeborenes also innerhalb der ersten Lebenstage einen grünlich-schwarzen und sehr zähen Stuhl ab, ist dies nicht beunruhigend, sondern vielmehr ein Zeichen eines gut funktionierenden Darm- und Ausscheidungssystems.
Mit dem Mekonium werden toxische Stoffe ausgeschieden, die von der Leber abgebaut werden, sowie Galle ausgeschieden. Im Mekonium sind Rückstände von Drogen, die in der Schwangerschaft konsumiert wurden, nachweisbar.
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Obwohl das Kindspech eine grünlich-schwarze Farbe hat und daher die Vermutung nahe liegt, der Geruch sei ebenso charakteristisch, ist es geruchlos. Dies lässt sich wiederum damit erklären, dass das Mekonium kein echtes Verdauungsprodukt darstellt und somit auch keine Darmbakterien enthält, die einen eindrücklichen Geruch hervorrufen könnten.
Der Stuhl, der nach dem Kindspech abgesetzt wird, riecht je nach Nahrungszufuhr. Wird das Neugeborene gestillt riecht der Stuhl eher säuerlich, wohingegen Babys, die eine Ersatzmilch bekommen, einen Stuhlgang haben, der eher unangenehm riecht.
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Das Fruchtwasser ist normalerweise klar oder milchig. Wird das Kindspech jedoch vorzeitig schon vor oder während der Geburt abgegeben, ist das Fruchtwasser grünlich eingetrübt bis schwärzlich verfärbt.
Gründe für das vorzeitige Ausscheiden von Kindspech sind verschiedene Stresssituationen, denen das Ungeborene ausgesetzt ist. Die häufigsten Ursachen sind eine Sauerstoffunterversorgung (Hypoxie) oder unzureichende Blutversorgung (Ischämie). In diesen Situationen kommt es zu einer Umverteilung der Blutversorgung (Zentralisierung), wodurch lebenswichtige Organe, wie Herz und Gehirn, auf Kosten des Magen-Darm-Traktes besser durchblutet werden. Hierdurch entsteht im weiteren Verlauf eine zunehmende Darmbewegung und Entspannung des Schließmuskels. Das Mekonium gelangt so in Fruchthöhle und kann mit dem Fruchtwasser zusammen wieder verschluckt werden.
Zu den Risikofaktoren einen verfrühten Mekoniumabgangs zählen ein schwieriger und verlängerter Geburtsverlauf, eine Infektion in der Fetalperiode, Mütter mit einer Zuckerkrankheit oder hohem Blutdruck, sowie Rauchen, Drogen oder Alkohol in der Schwangerschaft.
Durch das vorzeitige Absetzen von Mekonium in das Fruchtwasser besteht die Gefahr, dass verunreinigtes Fruchtwasser von Fötus geschluckt wird. Bei einer Aspiration handelt es sich um das ungewollte Einatmen von Körperflüssigkeiten oder Fremdkörpern. Nicht das Verschlucken an sich, aber die große Gefahr des Einatmens des Mekonium-haltigen Fruchtwassers stellt hierbei ein Bedrohung für das Kind dar.
Da das Mekonium mit Darmkeimen wie E. Coli und Enterokokken besiedelt ist, besteht bei einatmen des Mekoniums die Gefahr einer Lungenentzündung für das Neugeborene. Diese kann unter Umständen zu einer Blutvergiftung führen.
Bei bis zu vier Prozent der Ungeborenen, deren Fruchtwasser mit Mekonium verschmutzt ist, gelangt dieses durch versehentliches Einatmen über die Luftröhre in die Lunge (Mekoniumaspiration). Das daraus entstehende Krankheitsbild wird entsprechend Mekoniumaspirationssyndrom (MAS) genannt.
Bestandteile des Kindspechs können das Lungengewebe schwer schädigen. Akut kann dabei eine Atemnot auftreten. Das Neugeborene wirkt apathisch, atmet schwer und ist grünlich verschmiert. Meist muss das Baby dann schnellstens intubiert und beatmet werden. Zudem wird versucht das eingeatmete Mekonium abzusaugen. Ein Langzeitschaden stellt die Gewebeveränderung der Lunge mit Überblähung dar (Lungenemphysem). Die meisten Neugeborenen erholen sich jedoch gut, langfristig wird keine eingeschränkte Lungenfunktion bei betroffenen Kindern beobachtet. Lediglich ein leicht erhöhtes Risiko für Lungeninfektionen besteht im ersten Lebensjahr.
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Ein vorzeitiger Abgang von Kindspech im Bauch der Mutter ist keine Rarität. Schätzungsweise 13% aller Babys werden aus Mekonium-haltigem Fruchtwasser geboren. Nur etwa 5-12% von diesen entwickeln eine Komplikation im Sinne eines Mekoniumaspirationssyndroms MAS, wobei das verschmutzte Fruchtwasser versehentlich eingeatmet wird.
Frühchen können ebenfalls Kindspech absetzen, da dies schon sehr früh während der Schwangerschaft gebildet wird. Jedoch stellen Frühgeborene vor der 32. Schwangerschaftswoche nicht die klassische Risikogruppe für einen vorzeitigen Mekoniumabgang in das Fruchtwasser dar und sind daher selten von dessen Komplikationen betroffen. Vielmehr sind "übertragene" Ungeborene betroffen, also diejenigen die schon zu lange im Bauch der Mutter ausharren (über 42 Schwangerschaftswochen).
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