Vorsorgeuntersuchung des Neugeborenen

Die Vorsorgeuntersuchung ist ein vorgeschriebenes Verfahren zur Früherkennung von Krankheiten. Die Vorsorgeuntersuchung des Neugeborenen wird einige Minuten nach der Geburt und nach 3-10 Tagen durchgeführt. Die Vorsorgeuntersuchung wird von einem Kinderarzt durchgeführt.

Vorsorgeuntersuchung des Neugeborenen

Auf dieser Seite werden die Vorsorgeuntersuchungen bei Neugeborenen (U1 und U2) beschrieben.
Wenn Sie die Vorsorgeuntersuchungen U3, U4, U5, U6, U7, U9 und U9 suchen wechseln Sie auf unsere Seite: Vorsorgeuntersuchung bei Kindern

Synonyme

U-Untersuchung, Untersuchung beim Kinderarzt, U1-U9, Neugeborenen-Screening

Definition

Ein großes und entscheidendes Gebiet der Kinderheilkunde bilden die Vorsorgeuntersuchungen, die sogenannten „U’s“, deren regelmäßige Durchführung von Kinderärzten empfohlen wird.

Allgemeine Informationen

Diese 9 kostenlosen Untersuchungen erstrecken sich über einen Zeitraum von 5 Jahren: Die U1 findet am ersten Lebenstag des Kindes statt, die U9 wird im Alter von 5 Jahren als Vorschuluntersuchung durchgeführt.

Sie dienen der Entwicklungs- sowie Gesundheitskontrolle des Kindes.

Die Befunde der Vorsorgeuntersuchungen werden in einem gelben Vorsorgeheft vermerkt, welches nach der Geburt des Kindes von der Hebamme oder dem Arzt an die Eltern ausgehändigt wird.

Bei allen Untersuchungen führt der Arzt eine gründliche körperliche Untersuchung durch, des Weiteren werden die Kinder bei jeder U gemessen und gewogen sowie ihr Kopfumfang bestimmt.

Die Vorsorgeuntersuchungen dienen dem frühzeitigen Erkennen von Krankheiten und Entwicklungsverzögerungen, die beim Kind auftreten können, um rechtzeitig eine Behandlung durchführen zu können. Dies geschieht vor dem Hintergrund, bleibende Schäden beim Kind verhindern zu wollen (S. z.B. Angeborene Schilddrüsenunterfunktion).

U 1

Die U1 ist die Neugeborenen-Erstuntersuchung in den ersten Lebensminuten des Kindes. Sie wird vom Kinderarzt durchgeführt, der beim Neugeborenen folgende Aspekte überprüft: Atmung, Herzschlag, Muskelspannung, Reflexe und Hautfarbe.

Info: Apgar-Index

Die Befunde der dreigliedrigen Untersuchung werden in die sogenannte APGAR-Klassifizierung (=APGAR steht für: Atmung, Puls, Grimassieren, Aussehen, Reflexe) eingeordnet. Mit Hilfe dieser Klassifizierung wird der Vitalzustand des Kindes beurteilt.

In der ersten, fünften und zehnten Minuten nach der Geburt erfasst der Arzt jeweils die Herz- und Atemfrequenz des Kindes, überprüft die Muskelspannung und Reflexe und nimmt eine Beurteilung des kindlichen Hautkolorits (Beurteilung der Hautfarbe etc.) vor.

Außerdem erhalten die Neugeborenen zur Vorbeugung von Blutungen die orale Vitamin-K-Prophylaxe (ebenso erfolgt diese bei der U2 und U3).

Das Baby wird des Weiteren gemessen und gewogen.

Der Arzt untersucht das Kind auch auf mögliche Fehlbildungen:
Die Extremitäten des Kindes werden betrachtet und alle Körperöffnungen auf ihre korrekte Anlage hin überprüft: Beim Absaugen des Fruchtwassers prüft der Kinderarzt die Durchgängigkeit der Speiseröhre und beim rektalen Fiebermessen würde eine Missbildung des Darmausgangs auffallen.

U 2

Die U2- Untersuchung ist die umfassende Basisuntersuchung des Neugeborenen.
Das Kind sollte zwischen dem 3. und 10. Lebenstag von einem Kinderarzt untersucht werden; diese gründliche Untersuchung des Neugeborenen findet entweder noch im Krankenhaus statt, wenn Mutter und Kind noch nicht entlassen sind, oder ambulant beim niedergelassenen Kinderarzt.
Bei dieser Untersuchung können Krankheiten erkannt bzw. Befunde erhoben werden, die unmittelbar behandlungsbedürftig sind oder intensiver Überwachung bedürfen wie z.B. Herzklappenfehler oder ein großer Kopfumfang des Babys.
Der Arzt untersucht das Baby gründlich (Augen, Ohren, Rachenraum, Bauch, Herz, Lunge, Extremitäten) und prüft, ob sich es sich beim Geburtsvorgang verletzt hat.

Des Weiteren beurteilt der Arzt die Ausprägung der Neugeborenen-Gelbsucht (=Icterus neonatorum) beim Baby, welche zwischen dem 2. und 3. Lebenstag beginnt.
Diese Gelbsuchtform ist auf Austauschvorgänge im kindlichen Blut zurückzuführen: Beim Ungeborenen liegt eine spezielle Art des roten Blutfarbstoffs (=Hämoglobin) in den roten Blutkörperchen (=Erythrozyten) des Kindes vor. Dieser Farbstoff wird nach der Geburt sukzessive abgebaut und durch eine andere Farbstoff-Form umgebaut, die auch beim Erwachsenen vorliegt.

Durch den Zerfall des kindlichen Blutfarbstoffes enthält das Blut vermehrt Bilirubin, welches das Abbauprodukt von Hämoglobin ist. Die Leber des Neugeborenen, die Bilirubin abbaut, ist noch nicht komplett ausgereift, weshalb das Bilirubin aus der Blutbahn in andere Körpergewebe übertritt. Hierin erklärt sich die Gelbfärbung der Haut und der Skleren (weißer Anteil des Auges) beim Kind mit Neugeborenen-Gelbsucht.
Liegt die Ausprägung der Gelbsucht im normalen, d.h. physiologischen Bereich, muss keine spezielle Behandlung erfolgen.

Lesen Sie mehr zum Thema unter Neugeborenengelbsucht

Außerdem prüft der Arzt die Verdauung des Kindes und testet verschiedene Reflexe, die Auskunft über die Nerven- und Gehirnfunktion des Kindes geben.
Bei der U2 wird das sogenannte Neugeborenen-Screening durchgeführt:
Dem Kind wird Blut abgenommen, um dieses auf mögliche Stoffwechselerkrankungen oder Hormonstörungen zu untersuchen.

Lesen Sie mehr zum Thema: Phenylketonurie

Es erfolgt eine Ultraschalluntersuchung der Hüfte und alle Gelenke werden auf ihre Beweglichkeit hin überprüft. Fällt eine Fehlstellungen der Füße auf, muss eine frühzeitige krankengymnastische bzw. orthopädische Therapie (z.B. Klumpfuß) eingeleitet werden.
Der Arzt bespricht mit den Eltern darüber hinaus die Vitamin-D, Fluorid- und Jodprophylaxe sowie Fragen zur Ernährung des Kindes.

Lesen Sie mehr zum Thema: U2- Untersuchung

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 16.12.2007 - Letzte Änderung: 18.09.2024