Mit dem Oberbegriff Hirnnerven (Nervi craniales) bezeichnet man 12 Nerven von herausragender Bedeutung für den Menschen. Per Definition sind Hirnnerven eigentlich sogenannte „periphere Nerven“, d.h. Körpernerven.
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Mit dem Oberbegriff Hirnnerven (Nervi craniales) bezeichnet man auf jeder Körperhälfte 12 bestimmte Nerven von herausragender Bedeutung. Diese werden meist aus praktischen Gründen mit Römischen Ziffern abgekürzt, also von I (1) bis XII (12). Alle außer einem (dem 11. Hirnnerven, Nervus accessorius) besitzen die Gemeinsamkeit, dass sie entweder aus dem Gehirn entspringen und es verlassen oder direkt in dieses einmünden.
Per Definition sind Hirnnerven eigentlich sogenannte „periphere Nerven“, also z.B. vergleichbar mit Nerven, die aus dem Rückenmark austreten und unsere Arme versorgen (Körpernerven). Letztlich gibt es davon jedoch auch Abweichungen (z.B. beim 2. Hirnnerven, Nervus opticus), die v.a. darauf beruhen, dass die Hirnhäute (Meningen) sich anders um die eigentlichen Nervenfasern des Nerven gruppieren. Im Übrigen steckt hinter dem medizinischen Begriff von einem normalen peripheren Nerven (z.B. einem Hirnnerven) immer eine Vielzahl von Nervenfasern inklusive speziellem Bindegewebe und nicht etwa der Ausläufer (Axon) einer einzelnen Nervenzelle (Neuron). Die fertigen Nerven und Ihre Nervenäste beschreiten dann teilweise im Schädel oder außen am Schädel, in bestimmten Bindegewebsräumen, oder auch am Hals einen sehr charakteristischen Verlauf, der bei den einzelnen Nerven näher beschrieben wird. Der behandelnde Arzt hat diesen Verlauf natürlich nicht nur bei chirurgischen Eingriffen zu beachten, systematisch werden die Hirnnerven als Bestandteil einer typischen Neurologischen Untersuchung geprüft.
Im Folgenden werden die Hirnnerven im Text mit den römischen Ziffern I-XII bezeichnet.
Die Reihenfolge 1-12 der Hirnnerven spiegelt dabei für die meisten Hirnnerven die Höhe der Lage ihrer Kerngebiete (Nuclei) im Hirnstamm wieder (diese Zuordnung betrifft aufgrund gewisser Besonderheiten nicht den 1., 2. und 11. Hirnnerven, siehe dort). So liegen die Nervenzellen, die in ihrer Gesamtheit das Kerngebiet des 4. Hirnnerven ausmachen, beispielsweise weiter oben (kranial) im Hirnstamm als die Nervenzellen, die sich zum 12. Hirnnerven bündeln.
Jedem Hirnnerven ordnet man formal 1-4 Kerngebiete im Gehirn zu, kleinere Nerven wie der 4. Hirnnerv stammen/münden aus/in nur ein Kerngebiet, größere Nerven wie der 5. Hirnnerv gleich aus/in 4 Kerne!
Dabei ist es auch möglich, dass ein einziger Kern Fasern mit mehreren Hirnnerven teilt: Der für unsere Sensiblität im Kopfbereich zuständige Kern (Nucleus spinalis trigeminalis) enthält Zuflüsse aus gleich 3 Hirnnerven, nämlich V, IX und X.
Was genau machen die Hirnnerven eigentlich, wozu brauchen wir sie?
Kurzum: Sie leiten die Empfindungen unserer Sinnersorgane, also das was wir sehen (II), hören (VIII), schmecken (VII, IX, X) , riechen (I), im Bereich des Kopfes spüren (V), Informationen unseres Gleichgewichtssinnes (VIII), Informationen über den Blutdruck in großen Halsarterien (IX und X aus dem Glomus caroticum) usw. direkt in unser Gehirn zur weiteren Verarbeitung. Darüber hinaus leiten sie aus dem Gehirn die Befehle an eine Vielzahl von Muskeln, wie u.a. den Augenmuskeln (III, IV, VI), der Kaumuskulatur (V), der Mimischen Muskulatur des Gesichts (VII), den Muskeln des Rachens (IX, X), den Muskeln des Kehlkopfes (X), einigen Halsmuskeln (XI) und der Zungenmuskulatur (IX, XII). Neben Muskulatur werden auch Drüsen gesteuert, z.B. Tränendrüse und Speicheldrüsen sowie zahlreiche Reflexe wie der Schluckreflex oder Lidschlußreflex (Kornealreflex) vermittelt. Lediglich der X. Hirnnerv, Nervus Vagus, versorgt Gebiete an uns, die weit über den Kopf-/Halsbereich hinausgehen, wie z.B. sämtliche Organe des Brust- und Bauchraumes. Bereits an dieser verkürzten Auflistung erkennt man, wie wichtig unsere 12 Hirnnerven tatsächlich sind.
Hirnnerv I: Nervus olfactorius (auch Riechnerv)
Hirnnerv II: Nervus opticus (auch Sehnerv)
Hirnnerv III: Nervus oculomotorius
Hirnnerv IV: Nervus trochlearis
Hirnnerv V: Nervus trigeminus (auch Drillingsnerv)
Hirnnerv VI: Nervus abducens
Hirnnerv VII: Nervus facialis
Hirnnerv VIII: Nervus vestibulocochlearis (auch Hör- und Gleichgewichtsnerv)
Hirnnerv IX: Nervus glossopharyngeus
Hirnnerv X: Nervus vagus
Hirnnerv XI: Nervus accessorius
Hirnnerv XII: Nervus hypoglossus
Angesichts der vielfältigen Funktionen unserer Hirnnerven ergeben sich theoretisch für jeden einzelnen von ihnen typische Ausfallerscheinungen bzw. Erkrankungen (Siehe Tabelle). Oftmals treten jedoch bestimmte Kombinationen von Ausfällen auf, so z.B. Schädigungen von IX, X und XI, weil sie an der Schädelbasis eng aneinander liegen und durch ein gemeinsames Loch (Foramen jugulare) laufen.
Sogenannte Doppelbilder entstehen bei Störungen (Läsionen) von III, IV und VI immer dann, wenn die Sehachsen beider Augen nicht mehr übereinstimmen. Dies ist der Fall, wenn die Augäpfel (Bulbi) in der Augenhöhle (Orbita) unterschiedlich ausgerichtet sind.
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