Der Begriff Anisokorie beschreibt den Zustand von unterschiedlich geweiteten Pupillen. Prinzipiell kann die Anisokorie auch angeboren sein, ohne dass sie Ausdruck einer Erkrankung ist. Etwa 20% der gesunden Bevölkerung weisen eine Anisokorie auf.
Die Anisokorie (anisos = ungleich, koros = Pupille) beschreibt eine Seitendifferenz der Pupillengröße.
Die Pupillen können je nach Stärke des einfallenden Lichts unterschiedlich weit gestellt werden. Bei hellem Licht wird die Pupille sehr eng gestellt, damit wir nicht geblendet werden. Bei schwachen Lichtverhältnissen benötigen wir eine weite Pupille, damit genügend Licht auf unsere Netzhaut fällt und wir ein Bild erkennen können.
Auch wenn unsere Augen unterschiedlich hell beleuchtet werden, stellt der Körper die Pupillen gleichmäßig weit und orientiert sich dabei an der heller beleuchteten Pupille. Außerdem wird die Weite der Pupillen durch den Schließmuskel (Musculus sphincter pupillae) und den weitstellenden Muskel (Musculus dilatator pupillae) beeinflusst.
Liegt eine Störung der Muskeln, der für die Muskeln zuständigen Nervenbahnen oder auch der Wahrnehmung der Helligkeit vor, kann es zu einer Anisokorie kommen. Unsere Pupillen sind dann unterschiedlich groß.
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Die Ursachen für eine Anisokorie sind vielfältig.
Zunächst kann die ungleiche Größe der Pupillen vollkommen normal sein, denn bei vielen Menschen liegen im Normalzustand nicht komplett größengleiche Pupillen vor. Man kann davon ausgehen, das etw 20% der gesunden Bevölkerung eine Anisokorie hat.
Eine krankhafte Anisokorie dagegen ist meist durch eine Fehlsteuerung der Pupillenmuskeln bedingt. Die Störung liegt dabei entweder im Gehirn, in den leitenden Nervenbahnen oder in den Muskeln selbst vor.
Typischerweise spricht eine Anisokorie für eine Druckerhöhung im Schädel. Dadurch werden die Leitungsbahnen und das Hirn geschädigt, sodass es zu einer Fehlfunktion der Pupillensteuerung kommt. Bei einer einseitigen Fehlsteuerung tritt eine Anisokorie auf.
Werden beide Seiten nicht mehr angesteuert, bleiben die Pupillen auch dann erweitert, wenn Licht in die Augen fällt.
Typische Ursachen für eine solche Druckerhöhung im Schädel können
Bei einem Hirntumor handelt es sich dem Namen nach grundsätzlich um eine Raumforderung im Hirn. Diese kann sowohl gutartig als auch bösartig sein und äußert sich in beiden Fällen häufig dadurch, dass es zu einem erhöhten Hirndruck kommt. Durch die Raumforderung benötigt das Hirn mehr Platz, allerdings ist es durch die Schädelknochen stark in seiner Ausdehnung begrenzt, wodurch stattdessen der Druck ansteigt.
Dies äußert sich beispielsweise indem die Nervenbahnen im Schädel nicht mehr zuverlässig funktionieren. Ein erstes Anzeichen dafür können unterschiedlich große Pupillen (also eine Anisokorie) sein.
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Bei einem Schlaganfall kommt es aufgrund einer Durchblutungsstörung der Hirngefäße zu einer Mangelversorgung des Nervengewebes mit Sauerstoff und anderen Nährstoffen.
Dies kann einerseits durch eine Verletzung der Gefäße und eine daraus folgende Hirnblutung ausgelöst werden, andererseits kann auch eine Verstopfung der Gefäße beispielsweise durch ein Blutgerinnsel (Thrombus) oder Kalkablagerungen zu einem Schlaganfall führen.
Typischerweise kommt es durch einen Schlaganfall zu einem Aussetzen der Hirnfunktion des betroffenen Gebiets. Die klassischen Symptome dafür sind
Erfahren Sie mehr unter: Daran erkennt man einen Schlaganfall
Die Diagnose der Anisokorie kann durch eine sogenannte Blickdiagnose gestellt werden. Man benötigt also keine apparativen Untersuchungen um eine Anisokorie festzustellen.
Um das Ausmaß der Störung zu bestimmen, wird in der Regel eine Testung mit der Pupillenleuchte durchgeführt. Dabei wird der betroffenen Person zunächst in ein Auge geleuchtet, die Pupillen beider Augen sollten sich dabei verkleinern. Anschließend wird der Test am anderen Auge durchgeführt. Je nach Ort der Störung (Leitungsbahn vom Auge zum Hirn oder vom Hirn zu den Pupillenmuskeln) treten unterschiedliche Reaktionen der Pupillen auf.
Eine weitere Diagnostik kann durchgeführt werden, um die genaue Ursache der gestörten Pupillenfunktion festzustellen. Dabei spielt vor allem die Anamnese eine Rolle, bei der mögliche Auslöser der Anisokorie erfragt werden können. Gegebenenfalls ist eine Bildgebung des Schädels erforderlich.
Ein MRT des Kopfes wird benötigt, wenn man die Ursache der Anisokorie im Gehirn vermutet. Bei plötzlich auftretenden Pupillenstörungen geht man zunächst von einem akuten Geschehen wie beispielweise einer Hirnverletzung, einer Blutung oder einem Schlaganfall aus. In diesem Fall wird zunächst ein CT des Schädels gemacht, da diese Untersuchung wesentlich schneller (wenige Minuten) geht als ein MRT (20 bis 30 Minuten) und die Zeit bei einer akuten Gefahr eine wichtige Rolle für die Prognose des Hirngewebes spielt.
Kann kein akutes Problem vermutet wird, führt man in der Regel ein MRT vom Kopf durch. Dabei können auch kleine Läsionen (Schädigungen) wie beispielsweise Blutungen oder Raumforderungen festgestellt werden. Besonders geeignet ist das MRT für die Tumorsuche, da diese Art der Bildgebung das Hirngewebe besonders gut darstellen kann.
Die begleitenden Symptome bei einer Anisokorie sind stark von der Ursache der Beschwerden abhängig.
Plötzliche Prozesse wie Blutungen oder ein Schlaganfall gehen häufig mit ebenso akuten Störungen anderer Hirnfunktionen einher und äußern sich oftmals durch eine Unfähigkeit bestimmte Muskelgruppen zu bewegen (Gesichtsmuskulatur, Armmuskulatur, Beinmuskulatur, Schlundmuskulatur = Sprachstörungen). Diese Fehlfunktionen sind meist einseitig, da auch die Blutung oder die Minderversorgung des Hirns nur auf einer Seite stattfindet.
Bei langsameren Prozessen wie beispielsweise einem Hirntumor oder einem erhöhten Hirndruck durch Störungen im Abtransport des Hirnwassers treten keine solchen akuten Symptome auf. Stattdessen machen sich die begleitenden Symptome schleichend bemerkbar. Häufig kommt es zunächst zu
Die Migräne bezeichnet eine Art des Kopfschmerzes, der plötzlich auftritt und von weiteren Symptomen wie Übelkeit oder Sehstörungen begleitet wird. Die Schmerzen liegen in der Regel auf einer Hälfte des Kopfes, können aber von Migräneattacke zu Migräneattacke zwischen den Seiten hin- und herwechseln. Nicht selten treten vor der einsetzen Migräne sogenannte Prodromi (Vorzeichen) auf. Diese äußern sich in Form von Stimmungsschwankungen, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, etc.
Während der Migräneattacke sind betroffene Personen häufig geruchs-, licht- und lärmempfindlich, auch eine sogenannte Aura in Form von Sehstörungen kann auftreten. Zudem kann es zu Störungen einzelner Funktionen kommen, was sich in Form vom Augentränen, Anisokorie, Schwindel und Erbrechen äußern kann.
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Die Therapie der Anisokorie ist je nach zugrundeliegender Ursache sehr unterschiedlich. So muss eine physiologische (im gesunden Zustand vorliegende) Anisokorie nicht therapiert werden.
Liegt eine akute Ursache wie eine Blutung oder ein Schlaganfall zugrunde, ist eine sofortige Therapie notwendig. Bei einem Schlaganfall durch ein Blutgerinnsel sollte dies schnellstmöglich medikamentös aufgelöst werden. Kalkablagerungen können durch einen interventionellen Eingriff entfernt werden.
Bei einer Blutung sollte die Blutgerinnung auf einen normalen Wert gebracht werden (meist entsteht sie bei Personen, die mit Blutverdünnern therapiert werden). Bei den meisten akuten Erkrankungen, die eine Anisokorie hervorrufen, ist der Druck im Schädel erhöht. Daher ist eine schnelle Senkung des Hirndrucks beispielsweise durch Mannitol notwendig. Bei sehr starkem Hirndruck kann eine Entlastung durch eine Eröffnung des Schädels vorgenommen werden.
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Auch langsame Prozesse wie beispielsweise ein Hirntumor können einen erhöhten Hirndruck hervorrufen und müssen daher behandelt werden. Die Therapie kann mittels einer Operation oder auch durch Bestrahlung oder Chemotherapeutika erfolgen. Welche Behandlung am besten geeignet ist, ist stark von der Art des Hirntumors abhängig.
Gelegentlich werden Störungen der Pupillenfunktion auch durch Vergiftungen oder Drogen ausgelöst. Durch geeignete Gegenmittel kann auch in diesen Fällen eine Therapie erfolgen. Gegebenenfalls reicht eine Überwachung bis zur Normalisierung der Körperfunktionen aus.
Wie lang eine Anisokorie anhält, ist in der Regel vor allem von der Therapie des Hirndrucks abhängig. So verbessert sich die Pupillenfunktion meist mit der Normalisierung des Drucks im Schädel. Kommt es zu einer direkten Schädigung der für die Pupillen zuständigen Hirnregion, kann die Erholung des Gewebes längere Zeit in Anspruch nehmen.
Bei einer Vergiftung oder nach Drogenkonsum dauert es je nach Droge meist einige Stunden, bis die Wirkung nachlässt. Eine physiologische Anisokorie besteht meist ein Leben lang, hat aber keinerlei Krankheitswert.
Eine Anisokorie beim Baby ist in den meisten Fällen angeboren und hat keinen Krankheitswert, nur in seltenen Fällen liegt eine Erkrankung bzw. eine Pupillenstörung vor.
Wer bei seinem Kind unterschiedliche Pupillengrößen feststellt, sollte zunächst darauf achten, ob weitere Symptome auftreten. Ist dies nicht der Fall, kann von einer physiologischen Anisokorie ausgegangen werden.
Wer sich dennoch sorgt, kann gegebenenfalls eine Abklärung der Anisokorie durch den Kinderarzt durchführen lassen. Meist wird ein Ultraschall des Köpfchens gemacht, gegebenenfalls kann ein EEG (Aufzeichnung der Hirnströme) geschrieben werden. Auch ein Augenarzt kann hinzugezogen werden, wenn eine Störung der Augen vermutet wird.
Tritt die Anisokorie dagegen plötzlich und vor allem zusammen mit weiteren Symptomen wie z.B.
auf, kann dies ein Hinweis auf ein plötzliches Geschehen im Hirn sein. Eine sofortige Abklärung der Beschwerden beim Kinderarzt oder in der Klinik ist in diesen Fällen sinnvoll. Vor allem wenn der Symptomatik eine auslösende Situation wie beispielsweise ein Sturz auf den Kopf vorangeht, sollte man schnellstmöglich eine Klinik aufsuchen.
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