Der Nervus opticus (Sehnerv) ist der zweite Hirnnerv und stammt entwicklungsgeschichtlich aus dem Diencephalon und ist damit eine Ausstülpung der Gehirns. Der Verlauf des Nervs lässt sich in einen intrabulbären, einen intraorbitalen und einen intrakraniellen Anteil einteilen.
Der Sehnnerv (Nervus opticus, altgriech. „zum Sehen gehörig“) ist der zweite Hirnnerv und der erste Anteil der Sehbahn. Er dient der Weiterleitung optischer Reize von der Netzhaut (Retina) an das Gehirn. Aus diesem Grund gehört er zu den Nerven der sensorischen Qualität. Er verläuft von der Lamina cribrosa bis zur Sehnervenkreuzung, dem Chiasma opticum, und ist ca. 4,5 cm lang.
Der zweite Hirnnerv (Sehnerv) ebenso wie der erste Hirnnerv (Bulbus und Tractus olfactorius) stammen entwicklungsgeschichtlich aus dem Diencephalon und sind damit eine Ausstülpung des Gehirn. Da alle anderen Hirnnerven aus den Spinalganglien der Neuralleiste entstammen werden die ersten beiden Hirnnerven oft als „unechte Hirnnerven“ bezeichnet.
Die Axone der verschiedenen Ganglienzellen der Netzhaut vereinigen sich zu einem großen Nerven, dem Sehnerv. Aus diesem Grund besitzt der Sehnnerv kein eigentliches Kerngebiet sondern drei Neurone in der Netzhaut.
Dabei sind die einzelnen Nervenfasern untereinander verschaltet. Die Zellen der Stäbchen- und Zapfenschicht (1. Neuron) werden auf die Bipolarzellen (2. Neuron) und diese auf die Ganglienzellschicht (3. Neuron) verschaltet.
Die Axone der Ganglien vereinigen sich dann zu dem großen Sehnnerv (Nervus opticus), welcher die Netzhaut verlässt und seinen Verlauf zum Gehirn nimmt.
Der Verlauf des Sehnnervs lässt sich grob in drei Teile gliedern. Er beginnt mit einem im Augapfel gelegenen intrabulbären Anteil, verläuft danach innerhalb der Augenhöhle (Orbita) (intraorbitaler Teil) um schließlich im Schädel (intrakranieller Anteil) zu enden.
Nach der Axonvereinigung in der Netzhaut verlässt der Sehnerv die Netzhaut an der Sehnervenpapille (Discus nervi optici). Da sich an dieser Stelle keine Sinneszellen befinden, wird dieser Punkt als blinder Fleck bezeichnet. Sobald der Nerv aus der Netzhaut austritt, ist er von den drei Hirnhäuten und von den Myelinhüllen der Oligodendrozyten umgeben. Diese Myelinschicht ermöglicht eine besonders schnelle Weiterleitung der Informationen. Kommt es jedoch zu einer Schädigung des Sehnnervs verhindern die Astrozyten (Bindegewebszellen) eine Regeneration des Nervs. Der Sehnerv verläuft dann weiter durch die knöcherne Augenhöhle.
Dabei ist er zum Schutz in Fett eingebettet und ermöglicht der Arteria centralis retinae (Zentralarterie des Auges) und der Vena centralis retinae (Zentralvene des Auges) den Zugang zur Netzhaut. Die beiden Gefäße verlaufen in der Mitte des Sehnnervs und können so durch die Sehnnervpapille in die Netzhaut eintreten. Beim Verlassen der Augenhöhle wird der Sehnnerv durch den Sehnenring (Anulus tendineus communis) der Augenmuskeln umgeben.
Nach der Augenhöhle tritt der Sehnnerv in den Canalis opticus des Keilbeins ein und wird auf seinem Weg von der Arteria ophthalamica begleitet. In der Schädelhöhle selbst verlaufen die Nervenfasern des Sehnnervs im Subarachnoidalraum. Vor dem Hypophysenstiel, im Chiasma opticum, kommt es zu einer Kreuzung der nasalen Nervenfasern beider Sehnnerven. So gelangen die Signale aus dem linken Gesichtsfeld zur rechten Gehirnhälfte und umgekehrt. Die teilweise gekreuzten, teilweise ungekreuzten Fasern bilden nun den Tractus opticus. Im Corpus geniculatum laterale werden die Nervenfasern des Tractus opticus auf das vierte Neuron umgeschaltet. Es projiziert dann mit seinen Fasern über die Sehstrahlung (Radiatio retinae) die Informationen in die Area striata.
Dies ist der Ort des primären Sehens (primären Sehrinde, Area 17). Sie liegt im Bereich des Hinterhauptes (Okzipitallappen) und gibt die Informationen an die Area 18, die sekundäre Sehrinde, sowie an höhere visuelle Hirnrindenareale, zur Verarbeitung weiter.
Wird ein Sehnnerv vollständig zerstört, ist das betroffene Auge blind. Wird jedoch nur ein Teil der Fasern zerstört, beispielsweise im Chiasma opticum, also der Kreuzung der Fasern von rechtem und linkem Auge, leidet der Patient unter einer heteronymen Hemianopsie.
Das bedeutet, die nasalen Fasern beider Augen fallen aus, was zu einer Gesichtsfeldeinschränkung beider Augen auf der temporalen Seite führt (Schläfenanteil). Von einer kontralateralen Hemianopsie spricht man, wenn ein Tractus opticus betroffen ist. Dabei sind dann die temporalen Anteile der betroffenen Seite und die nasalen Anteile der Gegenseite nicht mehr funktionsfähig.
Des Weiteren kann der Sehnnerv entzündet sein (Neuritis nervi optici). Dabei treten ein zunehmender Sehschärfenverlust (Visusverlust) und eventuell ein Skotom (punktueller Gesichtsfeldausfall) auf. Ursache einer solchen Entzündung sind meist Entmarkungserkrankungen. Besonders die Multiple Sklerose kann sich mit einer Neuritis nervi optici manifestieren.
Aufgrund der Regenerationsunfähigkeit des Sehnnervs ist eine Wiederherstellung der Sehkraft sehr unwahrscheinlich.
Die Papilla nervi optici, also die Austrittsstelle des Sehnnervs aus dem Augapfel, kann direkt mithilfe eines Augenspiegels von einem Augenarzt betrachtet werden. Ödeme in diesem Bereich weisen auf eine starke Schädigung des Nervs und eine drohende Erblindung hin.
Zur Abgrenzung anderer Erkrankungen an verschiedenen Stellen der Sehbahn dient oft die Gesichtsfeldbestimmung (Perimetrie). So können Ausfälle des Gesichtsfeldes, beispielsweise nasale Ausfälle, auf beiden Augen erkannt und damit eine Schädigung der gekreuzten Fasern im Chiasma opticum diagnostiziert werden. Mit Hilfe visuell evozierter Potenziale (VEP) kann die Nervenleitgeschwindigkeit des Sehnnervs ermittelt werden.
Zur Bildgebung des Nervs und dessen Verlauf dienen der Ultraschall (Sonografie), die Magnetresonanztomografie (MRT) und das Computertomogramm (CT).
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Der Sehnnerv ist der zweite Hirnnerv und gehört entwicklungsgeschichtlich nicht zu den peripheren Nerven, wie fast alle anderen Hirnnerven, sondern direkt zum Gehirn. Er setzt sich aus Millionen kleiner Nervenfasern in der Netzhaut zusammen und nimmt von dort seinen Verlauf zur Sehrinde im Gehirn. Auf seinem Weg durch die Augenhöhle, das Keilbein und den Subarachnoidalraum in das Gehirn ist er durch eine Myelinschicht und die drei Hirnhäute umgeben. Im Gehirn kreuzen sich die nasalen Nervenfasern beider Augen, und verlaufen dann im Gehirn weiter als Tractus opticus. Nach der Passage des Corpus geniculatum laterale enden die Nervenfasern in der primären Sehrinde (Area 17) am Hinterkopf (Okzipitalpol).
Die weitere Verarbeitung der Informationen erfolgt dann in der sekundären Sehrinde (Area 18) und den anderen höheren visuellen Hirnrindenarealen. Auf seinem Weg kann der Sehnnerv an vielen stellen durch Blutungen, Tumore oder andere Erkrankungen geschädigt werden.
Da der Sehnnerv nicht in der Lage ist sich zu regenerieren, ist eine Wiedererlangung der Sehkraft oft unwahrscheinlich. Die Diagnostik von Sehnnervenerkrankungen erfolgt durch die Gesichtsfeldbestimmung, direkte Beurteilung der Sehnnervenpapille am Austrittspunkt mittels eines Augenspiegels oder durch die Bildgebung. Die Nervenleitgeschwindigkeit lässt sich mit Hilfe der visuell evozierten Potenziale messen.
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