Akupunktur und Geburtsvorbereitung

Akupunktur in der Geburtsvorbereitung reduziert den Geburtsstress der werdenden Mutter, die so viel besser bei Kräften bleibt und bei der Entbindung aktiver mitarbeiten kann. Außerdem lindern die Akupunkturnadeln bei der Geburtsvorbereitung Beschwerden infolge des veränderten Hormonhaushaltes wie Sodbrennen oder Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme), Rücken- und Kopfschmerzen, Schlafstörungen sowie das sogenannte Karpaltunnel-Syndrom (Kribbeln in den Fingern, unter dem Schwangere oft leiden). Es stellt sich also heraus: ob morgendliche Übelkeit, Rückenschmerzen oder Kopfweh - während der Schwangerschaft ist Akupunktur eine scheinbar ideale "Medizin".

Akupunktur und Geburtsvorbereitung

Synonyme

Medizinisch: Gestation oder Gravidität,Geburt
Lateinisch: gravitas - „ die Schwere“
englisch: pregnancy

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Einleitung

Die Akupunktur zur Geburtsvorbereitung wird ab der 36. Schwangerschaftswoche von einem Frauenarzt oder von einer Hebamme 1-2 Mal in der Woche durchgeführt. Beide müssen dafür eine entsprechende Fortbildung mit einer Abschlussprüfung absolviert haben. Insgesamt sollten mindestens drei Behandlungen durchgeführt werden, üblich sind vier. Ist der Termin überschritten, sind auch noch weitere Sitzungen möglich.

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Durchführung

Die Schwangeren liegen während der Akupunktur in einem ruhigen Raum für 20 bis 30 Minuten und entspannen sich dabei deutlich. In erster Linie werden Akupunkturpunkte an den Beinen und Armen angewendet. Die Lage der Akupunkturpunkte ist dabei genau festgelegt. Zur Geburtsvorbereitung (Geburt) werden auf jeder Seite des Körpers 4 Punkte behandelt:

  • unterhalb des Knies,
  • im Bereich des Innenknöchels des Fußes,
  • an der oberen seitlichen Wade
  • und an der äußeren Seite der kleinen Zehe.

Ergänzung

Zusätzlich kann zur Geburtsvorbereitung ein Kopfpunkt punktiert werden, der allgemein beruhigend wirkt und bei Angstsymptomen hilft. Die Hebamme oder der Frauenarzt tastet im entsprechenden Bereich so lange, bis die Patientin ihr einen drucksensiblen Punkt signalisiert. Die Nadel (Akupunkturnadeln) wird in einem ersten Schritt schnell und ohne rotierende Bewegung in etwa 0,5 cm Tiefe gebracht. Da die Standard-Nadel nur 0,3 mm dick ist, ist der Einstich in der Regel schmerzlos. Die Nadeln sind aus flexiblem Stahl gefertigt, der sich biegen lässt, aber nicht bricht. Danach wird die Nadel unter einer schnellen Rotationsbewegung bis zur Auslösung des so genannten „De-Qi-Gefühls“ vorgeschoben. Das kann ein Gefühl wie Wärme, Taubheit, Druck, Schwere, Kribbeln oder auch wie ein klitzekleiner, schmerzloser Stromschlag sein. Das ist aber von Patientin zu Patientin verschieden. Die Stichtiefe richtet sich nach der Lage der Punkte und kann zwischen 5mm und mehreren Zentimetern variieren. Nach Vorstellung der traditionellen chinesischen Medizin ist die Geburt durch eine starke Polarität gekennzeichnet. Einerseits zwischen sehr starken Yang-Kräften der Gebärmutter, die eine intensive austreibende Aktivität während der Wehen entfalten und andererseits zwischen den strukturellen Yin-Kräften des Geburtskanals, die noch nicht ausreichend eröffnet sind. Durch diese Polarität zwischen kräftigem aktivem Yang und haltendem Yin entsteht eine zeitweilige Stase von Qi und Blut, welche beide durch das Ausbleiben der Regel im Überfluss vorhanden sind, und es kommt dadurch zu den vorherrschenden Wehenschmerzen. Die geburtsvorbereitende Akupunktur hilft bei der Reifung des Gebärmutterhalses (Cervix) und harmonisiert die haltenden Yin-Kräfte, indem sie 4 Wochen vor der Geburt das Fließen von Qi fördert. Eine gezieltere Wehentätigkeit in der Eröffnungsphase, also in der Zeit bis zur vollständigen Öffnung des Muttermundes, ist das Ergebnis.

Prognose

Die klinische Forschung bestätigt die Wirksamkeit der Akupunktur in der Geburtsvorbereitung und -erleichterung in zahlreichen Studien. Bei der bekanntesten Untersuchung von der Universitätsfrauenklinik Mannheim zeigte, dass durch 4-8 Akupunkturbehandlungen in den letzten vier Schwangerschaftswochen eine deutliche Erleichterung der Geburt erzielt werden konnte. Bei 300 akupunktierten Erstgebärenden war die Geburtsdauer um 20% von 10 auf 8 Stunden verkürzt. Eine Kontrollgruppe von 224 Frauen ohne Therapie hatte eine Geburtsdauer von 10 Stunden. Klinische Befunde zeigten eine deutlich bessere "Geburtsreife" der Gebärmutter bei den mit Akupunktur behandelten Schwangeren. Die geburtsverkürzende Wirkung der Akupunktur wird aber erst ausgelöst, wenn der Körper der Frau auf natürlichem Weg zur Geburt reif ist. Die Behandlung hat also keinen Einfluss auf den Geburtstermin und führt auch nicht zu vorzeitigen Wehen.
Andere Studien weisen die Wirksamkeit der Akupunktur zur Schmerzbekämpfung, Geburtserleichterung und Entspannung unter der Geburt nach. Sie wird bei den ersten stärkeren Beschwerden eingesetzt; meist bei einer Muttermundöffnung von 4-5 cm. Die Akupunkturpunkte zur Schmerzlinderung liegen im Bereich des Unterbauches oder des Rückens der Frau. Außerdem wird sie bei Problemen mit der Loslösung der Plazenta (sog. Mutterkuchen) nach der Geburt des Kindes eingesetzt.
Es gilt heute als gesichert, dass Akupunktur keine schwangerschaftsgefährdende Wirkung hat.

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Autor: Gerret Hochholz Veröffentlicht: 12.01.2011 - Letzte Änderung: 18.09.2024