Welche Nadelform letztlich für die Therapie eingesetzt werden soll, hängt von verschiedenen Überlegungen, der Erfahrung und letztlich der Entscheidung des Anwenders ab. Bei der Wahl der für den individuellen Patienten am besten geeigneten Nadel, sollten auch eventuelle Allergien auf Nickel oder Ähnliches geachtet werden. Zusammen mit seinem Therapeuten kann der Patient aus einer lagen Palette von möglichen Nadeln wählen.
Das wichtigste Instrument eines jeden Akupunkteurs ist natürlich die Akupunkturnadel. Dabei ist Nadel nicht gleich Nadel. Es gibt eine Vielzahl an unterschiedlichen Qualitäten bei Akupunkturnadeln sowie Produktmerkmale, die wichtig sind und die der Patient eigentlich gar nicht kennt. Bei der Nadelauswahl sollte man sowohl Alter und Konstitution des Patienten als auch den Ort der Punktion beachten, wobei die Stichtechnik des Akupunkturanwenders ebenso eine sehr ausschlaggebende Rolle spielt. Erhältlich sind Akupunkturnadeln in unterschiedlichen Stärken und Längen sowie in den verschiedensten Preisklassen.
Am Anfang der traditionellen chinesischen Medizin punktierte man noch mit relativ dicken Steinnadeln und schnitt mit Steinsplittern. Später entstanden Nadeln aus Bambus, Knochen und in der Bronzezeit aus Metallen. Heute werden vorwiegend sterile Einmalnadeln benutzt.
Grob lassen sich folgende Typen von Nadeln einteilen:
Akupunkturnadeln mit Plastikgriffen, deren Nadelschaft ggf. zusätzlich mit Kunststoff, Silikon oder Silikonöl beschichtet ist sind in ihrer Verwendung teilweise sehr umstritten und stellen ein zweischneidiges Schwert dar. Die Beschichtungen sollen vorrangig dazu dienen, dass sich die Nadeln einfacher stechen lassen. Dies ist dennoch nicht unbedingt immer der Fall. Wesentliches hängt natürlich auch von der Stichtechnik sowie der Erfahrung des anwendenden Therapeuten ab.
Bei der Anwendung solcher Nadeln kann nicht völlig ausgeschlossen werden, dass sich winzige Partikel der Beschichtung oder zusätzlich angebrachte Kunststoff-, Silikon- oder ähnlichen Beschichtungen beim Herausziehen oder bei der Manipulation der Nadel im Körper des Patienten lösen. In seltensten Fällen können daraus Granulome (Entzündungsknötchen) an der Einstichstelle resultieren. Alles in einem sind diese Nadeln aber umfassend sicher!
Die klassische chinesische Akupunktur kann mit Silikon bzw. mit Silikonöl oder kunststoffbeschichteten Nadeln und Plastikgriffen nicht angewendet werden. Nach der chinesischen Lehre spielt bei der Behandlung die energetische Verbindung zwischen Arzt bzw. Therapeuten und dem Patienten eine wichtige Rolle. Für den Therapeuten “isolierte” Akupunkturnadeln mit Plastik-Griff etc. werden dort nicht eingesetzt, weil kein energetischer “Austausch” gewährleistet ist. Auch können nicht alle Facetten der original chinesischen Akupunktur ohne weiteres ausgeführt werden. So würden die Plastikgriffe bei der Moxibustion (Erwärmung) dahin schmelzen. Die sehr bewährte Elektrostimulation (Elektroakupunktur) ist auch nicht in dem Maße mit beschichteten Akupunkturnadeln oder Plastikgriffen möglich, wie sie vergleichsweise mit unbeschichteten Stahlnadeln durchgeführt werden kann, da diese zusätzlich noch über einen besonders leitfähigen Silberwendelgriff verfügen.
Alternativ gibt es hoch polierte, unbeschichtete Akupunkturnadeln, bei welchen kein Risiko besteht, dass die genannten Stoffe als Rückstände im Körper abgelöst werden können. Auch können damit alle Facetten der traditionellen chinesischen Akupunktur umgesetzt werden.
Internationaler Standard sind sterile Einmalnadeln aus Stahl mit 3cm Länge (ohne Griff) und 0,3 mm Stärke. Ein Spiralgriff aus Metall ist bei zusätzlicher Stimulation mit Strom vorteilhaft.
Vor allem in der französischen Ohrakupunktur kommen auch Gold- und Silbernadeln zur Anwendung. Sterile Ohr-Dauernadeln ähneln kleinen dünnen „Reißzwecken“; kleiner als ein 1 Cent-Stück. Sie werden in der Regel mit dem Daumen in die Ohrpunkte eingedrückt und mit einem kleinen Pflaster fixiert. Darüber hinaus gibt es noch andere Formen von Ohrdauernadeln mit kleinen “Widerhaken” für den besseren Sitz und Applikator zum Platzieren. Alternativ zu Ohrdauernadeln gibt es noch die traditionelle Möglichkeit, Samenkörner (in der Regel Beifußsamen) mit kleinen quadratischen Pflastern auf den betreffenden Ohrpunkten zu kleben. Sofern es vom Akupunkturarzt oder Akupunkturtherapeuten für notwendig erachtet wird, können bei Bedarf, durch eigenes drücken der Samenkörner (bzw. der Dauernadeln), regelmäßig die Punkte selbst nachstimuliert werden. Z.B. bei der Raucherentwöhnung, wenn sich das Verlangen nach einer Zigarette entwickelt oder bei der Gewichtsreduktion, wenn sich Hungergefühle einstellen.
Darüber hinaus gibt es ebenfalls Akupunkturnadeln mit sogenannten Führungsröhrchen bzw. mit Führungsrohr. Führungsröhrchen sind Stechhilfen für den Akupunkturtherapeuten. Das meist transparente Kunststoff-Führungsrohr, einem Strohhalm ähnelnd, wird über den Akupunkturpunkt aufgesetzt. Die Akupunkturnadel ist dabei, je nach Marke, bereits in das Röhrchen eingeführt bzw. die Akupunkturnadeln werden nach der Entnahme aus der Packung in das Führungsröhrchen eingeführt. Der Griff der Akupunkturnadel steht am oberen Ende des Führungsröhrchens etwas heraus (das Röhrchen ist kürzer als die Akupunkturnadel). Die Akupunkturnadeln werden dann von oben durch das Führungsröhrchen "geschient" in den Akupunkturpunkt gestochen. Bei Rechtshändern z.B. wird das Führungsröhrchen oft zwischen Daumen und Zeigefinger der linken Hand gehalten, auf den Punkt gesetzt und dann mit einem “Zeigefingertip” der rechten Hand, von oben auf den Nadelgriff bzw. Nadelkopf, ähnlich dem „Ascheabklopfen“ bei einer Zigarette, geschient eingestochen. Wenn die Akupunkturnadel sicher sitzt, wird das Kunststoff-Führungsrohr vorsichtig nach oben über die Akupunkturnadel hinweg gezogen. Bei extrem dünnen Nadeln oder bei schwierig zu stechenden Akupunkturpunkten kann z.B. ein Führungsröhrchen durchaus sinnvoll sein. In den chinesischen Fachkliniken hingegen werden in aller Regel keine Führungsröhrchen verwendet. Mit zunehmender Routine greifen die Akupunkturärzte bzw. Akupunkturtherapeuten oft auf dünnere Akupunkturnadeln zurück. Je nach Qualität weisen z.B. unbeschichtete, dünnere Akupunkturnadeln einen wesentlich geringeren Einstichwiderstand auf als dickere Akupunkturnadeln. Dünnere Akupunkturnadeln hingegen sind jedoch in der Regel elastischer als dickere Akupunkturnadeln. Für unerfahrene Akupunkteure sind demzufolge besonders dünne Akupunkturnadeln nicht auf Anhieb geeignet.
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