Der Begriff Osteopathie leitet sich aus dem griechischen ab und steht für Osteon, der Knochen und für Pathos, das Leiden. Die Indikationen der Osteopathie sind vielfältig. Die Osteopathie stellt eine sinnvolle Ergänzung zur Schulmedizin dar.

Osteopathie

Synonyme

griechisch: osteon= Knochen und pathos= Leiden, Krankheit
Synonyme: Manuelle Medizin/Therapie, Manualtherapie, Chirotherapie, Chiropraktik

Lesen Sie auch:

Definition

Die Osteopathie umfasst die Diagnose und das Therapiekonzept wiederherstellbarer Funktionsstörungen des aktiven und passiven Bewegungsapparates. Sie ist eine ganzheitliche manuelle Medizin, bei der man mit den Händen Funktionsstörungen diagnostiziert und behandelt. Sie kommt entweder alleine oder begleitend zur Schulmedizin zur Anwendung. Die Osteopathie ist nur in den USA eine eigenständige Behandlungsmethode.

Einleitung

Die Begriffsabgrenzung der Osteopathie gestaltet sich sehr schwierig. (Fach-) Ärzte, nichtärztliche Osteopathen, Heilpraktiker, Physiotherapeuten, Masseure, Diplomsportlehrer und andere nichtmedizinische Berufsgruppen wenden die Osteopathie an. Bei so vielen unterschiedlichen Bezeichnungen, Berufsgruppen und unterschiedlichen Lehren ist es kein Wunder, dass schnell Verwirrung herrscht. Trotz der Unterschiede sind die wichtigsten manuellen Techniken identisch, werden aber je nach Anspruch verwendet. Die deutsche Orientierung des Osteopathiebegriffs richtet sich an den Ergebnissen naturwissenschaftlicher Grundlagenforschung der Anatomie und Neurophysiologie. Nach dem Vorsatz „Leben ist Bewegung“ müssen der Auffassung nach alle Gewebe frei beweglich sein, sonst kommt es zu Funktionsbeeinträchtigungen und Bewegungsverlusten.
Die Osteopathie im US-amerikanischen Sinne orientiert sich am „… besonderen Menschenbild der „Osteopathie“ US-amerikanischer Prägung …“ (Zitat: Wissenschaftliche Bewertung osteopathischer Verfahren). Auch die Deutsche Gesellschaft für Manuelle Medizin (kurz: DGMM) unterscheidet in solche wirksame osteopathische Techniken, die neurophysiologisch nachvollziehbar sind und Erklärungsansätzen, die im Widerspruch zur naturwissenschaftlichen Forschung stehen.

Historie

Der geistige Vater der Osteopathie war der Amerikaner Andrew Taylor Still (1828-1917). Er begründete vor mehr als 130 Jahren am 22.Juni 1874 die Osteopathie als neue Wissenschaft. Er war auf der Suche nach einem neuen Verständnis von Medizin, das ohne Medikamente und Chirurgie auskam. Er selbst gab als Quelle seines vorwiegend anatomischen Konzepts der Osteopathie Gott und seine eigenen Erfahrungen an. In Realität wusste er wahrscheinlich um die eigentlichen Anfänge in Europa. Hier wurde das „Bone-Setting“ ab dem 17. Jahrhundert praktiziert. Es war Bestandteil der Chirurgie und beinhaltete das Einrichten von Knochen und Gelenken. Da zu dieser Zeit bildgebende Verfahren, wie das Röntgen noch nicht erfunden waren, musste sich der Untersucher an den klinischen Symptomen und den Befunden orientieren. Hieraus entwickelten sich verschiedene Untersuchungs- und Behandlungsmethoden und das Wissen um die funktionelle Anatomie von Knochen, Bändern und Muskulatur wurde verfeinert.
Vor allem tastbare Gelenkfehlstellungen wurden Muskelfehlfunktionen zugeordnet und danach behandelt. Typische Handgrifftechniken bei Wirbelsäulen- und Gelenkschmerzen und ihre Indikationen, Kontraindikationen sowie Risiken aus der damaligen Zeit sind zum Teil heute noch gültig. Einen Bezug auf bereits bestehendes Wissen aus europäischen Quellen vermied Still bewusst, um die „intellektuelle Unabhängigkeit“ der Vereinigten Staaten (vom damals noch aristokratisch dominierten Europa) zu betonen.
Der Schotte John Martin Littlejohn übertrug das Konzept von Still auf die Physiologie und gründete 1917 die Britsch School of Osteopathie (BSO) in London. Ein Student von Still erweiterte sein Konzept auf den Schädel. Später sollte diese craniosacrale Osteopathie eine eigenständige Therapie werden. Heute ist der ganzheitliche Ansatz der Osteopathie in den USA verloren gegangen bzw. begrenzt erkennbar. Nur ca. 3-5% der Absolventen des Studiums der Osteopathie (Doctor of Osteopathic Medicin; D.O.) verwenden ausschließlich manuelle Techniken.
In Deutschland verbreitete sich das Wissen um die Osteopathie in den 1950’er Jahren. Durch den Austausch mit amerikanischen Kollegen fand die Nutzung der „manuellen Medizin/Therapie“ das erste Mal Anwendung. Heilpraktiker begannen zu praktizieren, was sie im Ausland gelernt hatte. Die eigentliche Verbreitung begann erst Ende der 1980’er Jahre. Osteopathie – Schulen, vorwiegend aus Frankreich und Belgien, gründeten deutsche Niederlassungen. Bis heute können hier Physiotherapeuten, Ärzte, Heilpraktiker, Masseure und medizinische Bademeister die Osteopathie erlernen. Heute sind solche Ausbildungsstätten alle privatisiert.

Bereiche der Osteopathie

Wie bereits erwähnt versteht sich die Osteopathie als ganzheitliche Medizin. Ganzheitlich bedeutet, dass man den ganzen Organismus untersucht und behandelt. Dabei teilt man die Osteopathie in drei Teilbereiche:

  • Parietale Osteopathie: umfasst die Behandlung der Muskulatur, Gelenke, Bänder und Sehnen
  • Viszerale Osteopathie: zur Behandlung der inneren Organe und deren bindegewebigen Strukturen
  • Craniale (synonym: craniosacrale) Osteopathie: beinhaltet das zentrale Nervensystem, Gehirn, Schädel, Rückenmark und umgebende Strukturen

Begründer der parietalen Osteopathie war Andrew Taylor Still, die Viszerale Osteopathie geht auf H.V.Hoover oder M.D. Young in den 1940’er Jahren und die craniosacrale Osteopathie auf William Garner Sutherland und John E. Upledger zurück.
Insgesamt ist die Osteopathie ein in sich schlüssiges Medizinsystem, das den Prinzipien angewandter Anatomie, Physiologie und Pathologie folgt.

Ursachen

Andrew T. Still betrachtete den Körper als Funktionseinheit. Tritt in einem Bereich eine Störung auf, hat das Auswirkungen, wie Funktions- und Bewegungsverluste, auf andere Bereiche. Kommen immer mehr solcher Bewegungsverluste zusammen, kann der gesunde Organismus nicht mehr kompensieren und es kommt zu ersten Symptomen. Diese können auch an völlig anderen Stellen des Körpers auftreten und scheinbar unabhängig von den vom Osteopathen gefundenen Funktionsstörungen sein.
Beispiele solcher Symptome sind: Nacken-/Kopfschmerzen und Rückenschmerzen oder Verspannungen bei Bewegungsstörungen der Wirbelsäule , Sodbrennen/Völlegefühl bei einer Einschränkung des Magens, Menstruationsprobleme (Regelschmerzen)oder Verstopfung bei Einschränkungen des Beckens, Schwindel/Tinnitus (Ohrensausen) bei Bewegungsverlusten des Schädels, etc..
Still formulierte vier Grundannahmen oder Prinzipien, nach dem sich heutige Osteopathie noch richtet:

  • Der Mensch ist eine Einheit: Alle Teile des Körpers, der Geist und die Seele sind miteinander verbunden und stehen in einer Wechselbeziehung zueinander. Es gibt eine Lebensenergie, die durch den gesamten Körper strömt.
  • Struktur und Funktion beeinflussen sich gegenseitig: Fehlhaltungen etwa können allmählich zu anatomischen Veränderungen führen, Verletzungen oder Narben die Funktion von Gewebe einschränken.
  • Der Körper kann sich selbst regulieren und heilen (Selbstheilungskräfte):Im Idealfall arbeiten alle Teile des Organismus harmonisch zusammen, das Immunsystem wehrt Krankheiten ab, Verletzungen heilen wieder und irreparable Schäden werden kompensiert. Im gesunden Menschen sind alle Vorgänge in einem Gleichgewicht (Homöostase). Ist dieses gestört, kann es zu Beschwerden und Krankheiten kommen.
  • Eine gesunde Durchblutung sichert die Funktion des Körpers und seiner Gewebe. Ist sie gestört, sind Schäden möglich. Behandlungen regen den gesamten Blutfluss an und beseitigen Blockaden.

Weiterführende Informationen

Weitere interessante Informationen zur Osteopathie finden Sie unter:

Autor: Gerret Hochholz Veröffentlicht: 13.12.2010 - Letzte Änderung: 30.03.2024