Operation bei einem Leistenbruch

Die Operation des Leistenbruchs ist in einigen Fällen die letzte Option um eine Beschwerdefreiheit zu erreichen.

Operation bei einem Leistenbruch

Therapie Leistenbruch

Die definitive Therapie des Leistenbruches ist die Operation.
Konservative, also nicht operative Therapieansätze, gibt es bei großen Bruchlücken, die ein eher minimales Risiko einer Einklemmung haben. Bei Patienten mit solchen Brüchen und zusätzlichen Risiken kann eine konservative Therapie überlegt werden. Dabei werden Bruchbänder benutzt, um den Bruch nicht weit austreten zu lassen.
Die Einklemmung eines Leistebruches, der auch durch einen Chirurgen nicht in die Bauchhöhle zurückgebracht werden kann, stellt eine dringende Operationsindikation dar. Hierbei kann neben Fettgewebe aus dem Bauchraum vor allem Darm einklemmen. In diesen Situationen kommt es zu einem Darmverschluss, der nur operativ behandelt werden kann.

Operative Therapie

Die ganze Geschichte der Chirurgie des Leistenbruches ist von Bestrebungen geprägt eine Operationsmethode zu entwickeln, bei der das Risiko eines Wiederauftretens des Bruches ausgeschaltet oder zumindest möglichst minimiert wird.
Eine solche Operation gibt es bislang nicht. Es wurden einige Dutzend Methoden des Leistenbruchs im vorigen Jahrhundert angewandt. Bei den meisten von denen wurde körpereigenes Material zum Verschluss der Bruchlücke benutzt. In den 80-er und 90-er Jahren wurden auch Techniken entwickelt, bei denen bindegewebeunterstützend Kunststoffnetze implantiert werden.
Mit der Entwicklung der Minimal Invasiven Chirurgie (MIC) begann man Bruchlücke auch laparoskopisch zu verschließen.
Heutzutage werden in Deutschland (aber auch im englischsprachigen Raum) vorwiegend drei Methoden zum Bruchlückenverschluss durchgeführt, wobei es zahlreiche Kliniken gibt, die auch andere als die hier aufgezählten Operationsverfahren anwenden. Diese sind nicht als "besser" oder "schlechter" anzusehen. Vielmehr spielt für den Erfolg der Operation die Erfahrung des operierenden Chirurgen mit der jeweiligen Methode eine wesentliche Rolle.

Operationsmethoden

Am häufigsten angewandte Operationsmethoden des Leistenbruchs:

  • Operation nach Shouldice
  • Operation nach Lichtenstein
  • Laparoskopische Operationen (mittels Bauch- oder Bauchwandspiegelung) = minmal invasive Chirurgie des Leistenbruchs

Operation nach Shouldice

Es wird körpereigenes Gewebe zum Verschluss der Bruchlücke benutzt, wobei die Bindegewebsblätter gedoppelt vernäht werden. Dadurch erhofft man sich eine verstärkte Stabilität der betroffenen Stelle. Diese Methode wird oft bei jungen Menschen mit kleineren Bruchlücken bevorzugt.

Operation nach Lichtenstein

Dabei wird ein Kunststoffnetz in die Leiste implantiert. Im Verlauf bildet sich um die Maschen des Netzes straffes Narbengewebe, das zusammen mit dem Kunststoffnetz eine Unterstützung für das Bindegewebe bietet. Die mittlerweile langjährige Erfahrung mit Kunststoffnetzen zeigt, dass sich die anfängliche Befürchtung von Abstoßungsreaktionen, nicht bestätigen ließ. Dieser Bruchlückenverschluss wird bei älteren Menschen oder bei größeren Bruchlücken, sowie bei Rezidiv-Eingriffen (wiederauftreten eines bereits behandelten Leistenbruchs) empfohlen. Es gibt jedoch Chirurgische Kliniken, die fast nur diese Methode anwenden.

Laparoskopische Operationen

(mittels Bauch- oder Bauchwandspiegelung) = minmal invasive Chirurgie des Leistenbruchs
Es gibt zwei Techniken der "minimal-invasiven" Bruchlückenverschlüsse. Zum einen wird "laparoskopisch", über eine Bauchspiegelung, operiert und von der Innenseite ein Kunststoffnetz auf die Bruchlücke angebracht. Im Kindesalter wird bei dieser Operation kein Kunststoffnetz implantiert. Die Bruchlücke wird in diesen Fällen mittels Naht verschlossen. Der Stellenwert dieser Operationstechnik ist heute umstritten (s. Operationsrisiken). Bei der zweiten Methode wird die Bruchlücke mittels einer Bauchwandspiegelung ebenfalls mittels Kunststoffnetz verschlossen.

Operationsrisiken

  • Blutung
  • Nachblutung und
  • Wundheilungsstörung, insbesondere bei einer Entzündung,

sind Komplikationsrisiken, die jede Operation mit sich bringt. Die offene Operationen der Leistenbrüche haben auch weitere Risiken. Es kann hier zu Verletzungen benachbarter Strukturen kommen. Neben Gefäße, sind hier insbesondere Nerven betroffen, die nach der Operation Schmerzen bereiten und einen erneuten Eingriff erforderlich machen können.
Dabei wird versucht den betroffenen Nerv zu isolieren und zu durchtrennen. Solche Operationen haben jedoch eine eher bescheidene Erfolgsrate, so dass nur im ausführlichen Gespräch mit dem Chirurgen entschieden werden soll, ob die Risiken einer erneuten Operation im vertretbaren Verhältnis zu den Beschwerden stehen.
Am meisten wird bei den offenen Leistenbruchoperationen die Verletzung des Samenstrangs befürchtet, die zu einer Zeugungsunfähigkeit führen kann. Der Samenstrang verläuft ganz in der Nähe der Bruchlücken in der Leiste. Aus diesem Grund wird bei der Operation der Samenstrang, zusammen mit den versorgenden Gefäßen, präpariert und dargestellt. Dadurch kann er über den ganzen Verlauf der Operation geschont werden. Die Verletzung des Samenstrangs ist bei einer Erstoperation extrem selten. Das Risiko steigt jedoch deutlich mit der Zahl der Rezidiveingriffen, da jede Operation Verwachsungen verursacht, die eine erneute Präparation in dem Bereich erschweren.
Diese Komplikation kann während der Operation behandelt werden. Oft werden dafür intraoperativ Urologen hinzugezogen, die den verletzten Samenstrang mittels Nähte wiederherstellen können.

Die Operationstechniken über eine Bauchspiegelung wurden in den 90-er Jahren als sehr modern betrachtet und sehr breit angewandt. Im Verlauf wurde dieser Ansatz von vielen Chirurgen verlassen, da es bei der Bauchoperation zu nicht vertretbaren Komplikationen kam. Mittlerweile sind auch große Studien erschienen, die belegen, dass dieses Risiko, verglichen mit dem der offenen Operationen, in der Tat größer ist. Deshalb wird der Zugang über eine Bauchspiegelung heutzutage von vielen Chirurgen abgelehnt.
Die laparoskopische Methode wird wahrscheinlich in Zukunft trotzdem erneut einen Platz in der Chirurgie der Leistenhernie einnehmen, da sie vor allem bei mehrmaligem Wiederauftreten von Leistenbrüchen einen Zugang bietet, der ein operatives Vorgehen, durch das in diesen Fällen stark vernarbtes Gewebe in der Leiste, vermeiden lässt. Dadurch ließe sich möglicherweise das Risiko weiterer Komplikationen reduzieren, das für die Operationen der Rezidiv-Leistenbrüche spezifisch ist.
Eine Bauchdeckenspiegelung (Lapraskopie), bei der die Bauchhöhle nicht eröffnet wird, stellt eine Möglichkeit dar, das Risiko einer Bauchoperation zu vermeiden.

Nach der Operation

Nach den offenen Operationen beklagen die Patienten häufig Schmerzen, die bei der Methode nach Shouldice ausgeprägter sind. Bei dieser Operationsart dauert auch die Regenerationseit des Körpers am längsten.
Als Faustregel gilt: kein Heben von Lasten in den ersten 6 Wochen nach der Operation, die schwerer sind als 5 kg. Diese Zeit ist bei der Operation nach Lichtenstein (mittels Kunststoffnetz) deutlich kürzer und beträgt 1-2 Wochen.

Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 22.01.2011 - Letzte Änderung: 18.09.2024