Bei einer Leistenhernie treten Baucheingeweide (Darm) durch den Leistenkanal nach außen, wodurch es zu einer Ausstülpung in die Leiste kommt.
Hernien sind „Brüche“. Es treten Baucheingeweide durch die Bauchwand nach außen. Unter einem Leistenhernie versteht man einen Bruch von Eingeweiden durch den Leistenkanal. Die Leistenhernien stellen mit 75% die häufigsten aller Hernien im menschlichen Körper dar.
Der Leistenkanal verläuft schräg in der Leiste: von hinten- oben- außen nach vorne- unten- mittig. In seinem verlauf muss er durch mehrere Schichten der Bauchwand. Sein Anfang liegt am inneren, sein Ende am äußeren Leistenring. Beim Mann zieht der Samenstrang durch den Leistenkanal.
Es gibt direkte und indirekte Leistenbrüche. Sie unterscheiden sich in ihrer Bruchpforte. Der Großteil (60-70%) sind indirekte Brüche.
Diese Art der Leistenbrüche können angeboren oder aber erworben sein. Bei angeborenen Brüchen liegt eine unverschlossene Schicht der Bauchwand vor, nachdem der Hoden im Rahmen der normalen Entwicklung im Mutterleib abgestiegen ist. Bei erworbenen Brüchen erweitert sich eine Bauchwandschicht erst im Laufe des Lebens. Auch Bauchfell tritt in den Bruchkanal vor.
Der indirekte Leistenbruch führt immer durch den physiologischen Leistenkanal und kann bis in den Hoden reichen.
Direkte Leistenbrüche sind im Gegensatz zu indirekten immer erworben. Die Bruchpforte hat in erster Linie nichts mit dem Leistenkanal zu tun. Sie liegt weiter mittig und die Bruchpforte verläuft senkrecht durch die Bauchwand. Hier sind Schwachstellen in der Muskulatur vorhanden.
Zu den häufigsten Symptomen zählen
Erfahren Sie mehr unter: Symptome eines Leistenbruchs
Genauso ist die Leistenhernie eine der häufigsten Ursachen für Schmerzen am Leistenband. Lesen Sie mehr dazu unter: Schmerzen am Leistenband
In aller Regel bedürfen Leistenhernien immer einer operativen Therapie. Alle Operationen haben gemeinsam, dass der Schnitt kurz oberhalb des Leistenkanals verläuft, die Hernie zurück in den Bauchraum reponiert wird und der Bruchsack entfernt wird. Beim Verschluss der Bruchpforten gibt es unterschiedliche Methoden. Auch laparoskopische Verfahren kommen zum Einsatz.
Leistenhernien zählen zu den am häufigsten operativ behandelten Erkrankungen in Deutschland. Sie werden in der Regel operativ versorgt, da eine konservative (also nicht-operative) Behandlung keinen langzeitigen Erfolg verspricht. Die Operation dauert in der Regel zwischen 20 und 30 Minuten.
Bei einer unkomplizierten Leistenhernie kann der Operationszeitpunkt frei vom Patienten bestimmt werden. Ausnahme ist die eingeklemmte (inkarzerierte) Leistenhernie, die eine Notfallindikation ist, hier muss so schnell wie möglich operiert werden um zu verhindern, dass Darmgewebe abstirbt (Nekrose).
Wenn auf eine Vollnarkose verzichtet werden kann, wird zumeist in Lokalanästhesie operiert, der Patient ist bei der Operation also wach, sein Schmerzempfinden ist an der betreffenden Region jedoch ausgeschaltet.
Heutzutage gibt es zahlreiche operative Verfahren zur Behandlung eines Leistenbruches. Das Ziel ist aber bei allen im Großen und Ganzen dasselbe, nämlich zuerst ein Zurückschieben des Inhaltes des Bruchsackes an seine eigentliche Stelle (Reposition) und anschließend ein Verstärken der Hinterwand (Fascia transversalis) des Leistenkanals.Man unterscheidet zwischen offenen Operationsverfahren bei denen also ein Hautschnitt gesetzt wird und minimalinvasiven / laparoskopischen Verfahren (Schlüsselloch-Technik), bei denen mit sehr kleinen Hautschnitten gearbeitet wird.
Bei den offenen Operationsverfahren arbeiten einige ausschließlich mittels einer Naht, während andere durch das Einbringen von Kunststoffnetzen zum Verschluss der Bruchpforte und zur Verstärkung der Hinterwand führen. Hierbei wird die Bruchpforte durch ein 8x12 cm großes Kunststoffnetz abgedeckt. Bei den minimalinvasiven Verfahren werden zwei Unterschieden: Die transabdominelle Netzplastik (TAPP) (s.u.) und die total extraperitoneale Netzplastik (TEP). Bei beiden Verfahren wird ein Kunststoffnetz eingebracht.
Bei der TEP wird das Netz über eine Spiegelung des Bauchfells eingebracht, die Bauchhöhle muss also nicht eröffnet werden. Außerdem bedarf es keiner Nähte oder Clips, da das Netz durch den Bauchinnendruck und den Gegendruck der Muskulatur an Ort und Stelle gehalten wird. Nachteil der minimalinvasiven gegenüber den offenen Verfahren ist, dass sie einer Vollnarkose bedürfen.
Lesen Sie weiter unter: Wie operiert man eine Leistenhernie?
Die Operation nach Lichtenstein bezeichnet eines der gängigsten Verfahren zur Behandlung einer Leistenhernie. Es handelt sich um eine kleine offene Operation, bei der im Gegensatz zu den minimalinvasiven Eingriffen das Operationsgebiet durch einen ca. fünf bis zehn cm großen Schnitt in der Leiste eröffnet wird.
Die Besonderheit des Operationsverfahren nach Lichtenstein besteht darin, dass die Bruchpforte hierbei durch Einlage eines kleinen Kunststoffnetzes verschlossen wird. Dieses wird mit dem Leistenband und der Bauchmuskulatur vernäht, damit es nicht verrutschen kann. Das eingebaute Netz verbleibt im Körper und muss bei komplikationslosem Heilungsverlauf nicht entfernt werden.
Bei der Operation nach Lichtenstein ist meist nur eine lokale Betäubung erforderlich. Da in der Regel keine Vollnarkose notwendig ist, kann die Operation nach Lichtenstein zur Behebung einer Leistenhernie bei ansonsten gesunden Patienten oftmals auch ambulant durchgeführt werden.
Wenn es sich um eine erneut aufgetretene Leistenhernie handelt, bei der schon mal operiert wurde (Rezidiv), sollte beispielsweise immer ein Netz eingebaut werden. Dies kann dann nach Lichtenstein als offener Eingriff oder minimalinvasiv erfolgen.
Bei einem Leistenbruch ist oftmals nur eine kleine Operation notwendig, die daher in einigen Fällen auch ambulant erfolgen kann. Dies gilt besonders für jüngere und ansonsten gesunde Patienten. Grundsätzlich kommt die ambulante Operation bei den offenen Operationsformen in Frage, da hier im Gegensatz zu den minimalinvasiven (“Schlüssellochtechnik”) Verfahren oftmals keine Vollnarkose erforderlich ist.
Ob eine ambulante Operation infrage kommt, müssen der behandelnde Arzt und der Patient daher in Zusammenschau aller Faktoren entscheiden. Falls Gründe gegen eine ambulante Versorgung sprechen, kann der Eingriff oftmals bei einem kurzen stationären Aufenthalt von zwei Tagen erfolgen.
Die TAPP ist ein Operationsverfahren zur Behandlung von Leistenbrüchen. Sie zählt zu den minimalinvasiven / laparoskopischen Verfahren, es wird also in der Schlüsselloch-Technik operiert.
Ziel ist die Verstärkung der Hinterwand des Leistenkanals durch Einbringen eines Kunststoffnetzes. Das TAPP-Verfahren wird heutzutage vor allem bei Rezidivhernien (also wiederaufgetretenen Hernien die vormals bereits operativ versorgt wurden) und bei beidseitigen (bilateralen) Hernien angewandt.
Die Operation wird in Rückenlagerung und unter Vollnarkose (Intubationsnarkose) durchgeführt.
Komplikationen sind selten, der Patient muss jedoch vor jedem Eingriff über die Möglichkeit ihres Auftretens informiert werden. So kann es zu Verletzung, Einengung oder Irritation von Nerven im Bereich der Leistenregion kommen.
Bei der OP kann es – wie bei jedem operativen Eingriff – zu Komplikationen kommen. Zu den häufigsten zählen:
Eine Leistenhernien-Operation kann als ambulanter Eingriff durchgeführt werden, das heißt, dass der Patient am selben Tag noch nach Hause entlassen werden kann. Dies hängt aber natürlich vom Gesamtzustand des Patienten und von der Art des Operationsverfahrens ab.
Im Anschluss an die Operation sollten für einige Wochen schwere körperliche Belastungen wie z.B. das Heben von Lasten vermieden werden. Auch hier sind die genauen Verhaltensvorgaben abhängig vom Operationsverfahren.
Falls eine Schmerztherapie vonnöten ist, wird diese normalerweise mit nicht-steroidalen Antirheumatika wie Ibuprofen durchgeführt. Zur Thromboseprophylaxe sollte bis zur vollen Mobilisation mit Herapin behandelt werden.
Diese Mobilisation sollte schnellstmöglich, aber schmerzadaptiert erfolgen. Gegessen werden kann im Anschluss an die Operation sofort normal, je nach Patientenwunsch. Eine Krankschreibung von 1-2 Wochen ist die Regel.
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Wenn eine Leistenhernie festgestellt wurde, sollte sie in den meisten Fällen zeitnah operiert werden. Untersuchungen haben gezeigt, dass der Versuch, eine Leistenhernie von selbst heilen zu lassen (konservatives Vorgehen) meistens scheitert.
Früher hat man beispielsweise eine Versorgung mit einem von außen angelegten Leistenband unternommen, mit dem Ziel, dass der Bruch von selbst zuwächst. Es hat sich jedoch gezeigt, dass der Bruch sich immer weiter vergrößert. Zudem kann es zu einer Einklemmung von Darmanteilen in der Bruchpforte kommen, was einen lebensgefährlichen Darmverschluss zur Folge hat.
Lehnt ein Patient mit einer Leistenhernie eine Operation dennoch ab, so sollte dieser sich zumindest regelmäßig untersuchen lassen.
Je nach Operationsmethode treten Leistenbrüche in 2-10% der Fälle wiederholt auf. Die niedrigste Rezidivrate ist beim Verfahren nach Shouldice und bei laparoskopischen Techniken zu verzeichnen. Bei erneuten auftreten eines Leistenbruches, welcher auch zuvor schon operiert wurde, so gestaltet sich sich die Re-OP wesentlich schwieriger. Auch können Implantate notwendig werden, um die Bruchpforte zu verschließen.
Um Brüche zu vermeiden, sollte vor allem nach einer Leistenbruch- OP nicht schwer gehoben werden. Eine starke Bauchwandmuskulatur ist Voraussetzung, um den erworbenen Leistenbruch zu vermeiden.
Als Ursache von erworbenen Hernien steht eine schwache Bauchwandmuskulatur im Vordergrund. Meist entstehen die Leistenhernien durch zu schweres Heben. Bei angeborenen Leistenhernien wurde nach dem Deszensus der Hoden (der Hoden wird zunächst im Körper angelebt und steigt bis zur Geburt in den Hodensack herab) eine Schicht der Bauchwand nicht vollständig verschlossen.
In der normalen Entwicklung des männlichen Fetus entstehen die Hoden im Bauchraum und steigen erst mit der Zeit durch die Bauchwand und den Leistenkanal in den Hodensack ab.
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Von einer Leistenhernie (Leistenbruch) können sowohl Männer als auch Frauen betroffen sein. Aufgrund von geschlechtsspezifischen Unterschieden bezüglich des anatomischen Aufbaus und der Strukturen, die durch den Leistenkanal ziehen, unterschieden sich die Brucharten in ihrer Häufigkeit und Art.
Generell sind Männer etwa acht- bis neunmal so oft von einer Leistenhernie betroffen wie Frauen. Das liegt daran, dass bei der Entwicklung des männlichen Körpers die Hoden vom Bauchraum über den Leistenkanal in den Hodensack wandern. Der Leistenkanal kann dadurch eine natürliche Schwachstelle des Bauchraums darstellen.
Bei Männern kann es bei einer Leistenhernie auch dazu kommen, dass der Bruchinhalt (zum Beispiel eine Darmschlinge) bis in den Hodensack vordringt. Es handelt sich dann um einen sogenannten Hodenbruch. Bei Frauen kann es zu einem entsprechenden Vordringen von Darmanteilen oder eines Eierstocks durch den Leistenkanal bis innerhalb der äußeren Schamlippen, was jedoch vergleichsweise sehr selten vorkommt.
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Spezielle geschlechtsbezogene Risikofaktoren für einen Leistenbruch bei Frauen sind Schwangerschaften und bei Männern eine Vergrößerung der Prostata. Eine mögliche Komplikation einer Leistenhernie, die nur Männer betrifft, ist die Erektionsschwäche (erektile Dysfunktion), wenn durch den Bruch Nerven die in den Genitalbereich ziehen, geschädigt werden. Die Behandlung und Operationsmöglichkeiten unterscheiden sich bei den Geschlechtern allerdings nicht.
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Einer Leistenhernie kann man durch eine gesunde Lebensführung zu einem gewissen Maß vorbeugen. Durch regelmäßige körperliche Aktivität und eine ausgewogene Ernährung trägt man zur Stabilität der Bauchwand (Muskulatur und Bindegewbe) bei. Dies kann vor einer Hernie schützen. Leistenhernien entstehen oft durch eine übermäßige oder falsche körperliche Belastung.
Um dem Auftreten einer Leistenhernie vorzubeugen, ist es daher wichtig, möglichst nicht zu schwer zu heben. Besonders plötzliche starke Belastungen wie beim schnellen Anheben eines schweren Gegenstandes bergen die Gefahr, eine Leistenhernie zu provozieren. Daher sollte man beim Heben stets langsam vorgehen, Hilfsmittel verwenden oder mit mehreren Personen die Last tragen.
Trotz der genannten Vorbeugemaßnahmen erleiden dennoch viele Menschen (insbesondere Männer) im Laufe ihres Lebens einen Leistenbruch. Entscheidend ist es dabei, bei neu aufgetretenen Beschwerden wie einer Schwellung und einem Ziehen in der Leiste, sich zeitnah durch einen Arzt untersuchen zu lassen. Je schneller die Hernie erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Heilungsaussichten.
Die Dauer der Krankschreibung hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zunächst ist entscheidend, ob eine Operation durchgeführt wird und wenn ja, wann. Die Mindestzeit der Krankschreibung beträgt dabei zwei Tage. Nach aufwendigeren Operationen oder verzögertem Heilungsverlauf kann die Arbeitsunfähigkeit auch für über zwei Wochen bescheinigt werden.
Zudem hängt die angemessene Krankschreibung davon ab, welche Tätigkeit der Patient ausübt. Während eine vorwiegend geistige und sitzende Tätigkeit schneller wieder aufgenommen werden kann, muss ein Mensch, der vorwiegend körperlich arbeitet, länger krankgeschrieben werden.
Die klinische Untersuchung kann durch keine andere Diagnostik ersetzt werden. Die Hernie sollte abgetastet werden (Patient auch husten lassen), die Reponierbarkeit getestet werden. Reponierbar ist eine Leistenhernie, wenn er sich durch die Bruchpforte zurückdrücken lässt.Desweiteren kann lediglich der Ultraschall als ergänzende Maßnahme hinzugezogen werden, um die Bruchpforte und den Hernieninhalt zu beurteilen.
Leistenhernien die häufigsten Hernien. Vor allem Männer sind betroffen.Leistenhernien sind „Brüche“, wobei Baucheingeweide durch eine Bruchpforte nach außen treten.
Indirekte Brüche ziehen durch den Leistenkanal, direkte Brüche treten direkt senkrecht durch die Bauchwand. Unter der Haut sind Schwellungen und Vorwölbungen zu erkennen, welche abgetastet werden, um die Diagnose zu stellen. In der Regel lassen sich die Brüche mit den Fingern wieder nach innen stülpen, was jedoch keine Therapie darstellt und auch nicht von Dauer ist. Spätestens beim Husten tritt der Bruchsack wieder auf.
Die Symptome bestehen vor allem in ziehenden Schmerzen in der Leiste (besonders beim Husten) und Schwellung der betroffenen Stelle. Die adäquate Therapie stellt die Operation an, welche den Bruchinhalt wieder in den Bauchraum zurück verlagert, den Bruchsack entfernt und ihn auf unterschiedliche Weise vernäht.
Ist eine Hernie einmal aufgetreten, besteht hohe Rezidivgefahr. Eine erneute OP gestaltet sich deutlich schwieriger, als der Ersteingriff.
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