Amputation

Amputation

Synonyme im weiteren Sinne

Abtrennung; Gliedabsetzung; Trennung; Exartikulation; Gliedabtragung

Lateinisch: amputare = abschneiden, abnehmen

Definition Amputation

Der Begriff Amputation beschreibt die operative oder in seltenen Fällen auch traumatische Abtrennung eines Körperteils, einer Gliedmaße oder eines anderen Anhängsels des Körpers. Notwendig werden solche Eingriffe erst dann, wenn die Erhaltung des entsprechenden Körperteils nicht mehr möglich ist oder das Leben und die Gesundheit des Patienten unwiderruflich gefährdet wird.

Muss nach einem gescheiterten Replantationsversuch, also dem Versuch der Wiederanpflanzung, eine nicht durchblutete Gliedmaße wieder abgenommen werden, spricht man von einer Reamputation.

Epidemiologie / Vorkommen / Häufigkeit

Eine genaue Angabe der Anzahl der in Deutschland vorgenommenen Amputationen ist aufgrund des Fehlens eines Amputationsregisters nicht möglich.
Laut Schätzungen der Deutschen Gesellschaft für Angiologie gibt es in Deutschland ca. 60.000 Amputationen im Jahr, eine relativ hohe Zahl im europäischen Vergleich.
Nach Angaben der Ärzte Zeitung betreffen ungefähr 70-80% der Amputationen in Deutschland die an einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK) erkrankten Diabetiker. In der Regel handelt es sich dabei um Unterschenkelamputationen. (Amputation Bein) Diabetiker weisen somit ein 10-15-fach höheres Amputationsrisiko als Nichtdiabetiker auf. Männer sind davon häufiger betroffen.

Wie kann gesichert werden, dass wirklich amputiert werden muss?

Durch die vielfältigen Ursachen für eine Amputation muss auch die Diagnostik zu unterschiedlichen Mitteln greifen.
Am Anfang steht natürlich eine eingängige Befragung des Patienten (Anamnese), die Erhebung typischer Risikofaktoren wie Rauchen oder Diabetes mellitus und eine körperliche Untersuchung.

Liegt eine Durchblutungsstörung vor, muss untersucht werden, inwieweit der Blutfluss in den betroffenen Gefäßen eingeschränkt ist. Zunächst muss festgestellt werden, ob in der betroffenen Extremität noch Pulse getastet werden können und ein adäquater Blutdruck messbar ist. Sind, wie es meistens der Fall ist, die Beine betroffen, können Funktionstest durchgeführt werden. So wird zum Beispiel auf einem Laufband getestet, wie weit der Patient gehen kann.
Sichtbar gemacht wird ein verminderter Blutfluss durch eine Gefäßdarstellung im Röntgenbild mit Kontrastmittel (Angiographie) oder auch im Ultraschall (Duplex-Sonographie). Diese Untersuchungen zusammengenommen entscheiden darüber, ob die Gliedmaße erhalten werden kann.

Lesen Sie mehr zum Thema: Dopplersonographie

Auch bei Tumoren oder unfallbedingten (traumatischen) Verletzungen kommen bildgebende Verfahren zum Tragen. Dazu gehören:

  • das Röntgen, z.B. von Brüchen
  • die Computertomographie (CT)
    oder
  • ein radioaktiv bildgebendes Verfahren (Szintigraphie).

Daneben ist oft eine Blutuntersuchung vorzunehmen.

Anhand der Untersuchungen kann der Arzt festlegen, ob und an welcher Stelle die Gliedmaße entfernt werden muss.

Lesen Sie mehr zum Thema: Ursachen einer Amputation

Dies Symptome können für eine notwendige Amputation sprechen

Symptome Durchblutungsstörung

Zeichen einer schwerwiegenden Durchblutungsstörung bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit (PAVK) sind Schmerzen, die vor allem bei Belastung auftreten, später aber auch in Ruhe vorhanden sind.
Die betroffene Gliedmaße ist aufgrund der verminderten Durchblutung kalt und blass. Letztendlich kommt es zum Absterben der Gewebe (Nekrose), in schweren Fällen entwickelt sich darauf eine Infektion, die sich auf den Körper verteilen kann (Sepsis) und unbedingt behandelt werden muss.

Symptome Tumor

Entwickeln sich bösartige Tumoren in:

müssen diese immer behandelt werden.
Durch ihr bösartiges infiltrierendes Wachstum zerstören die Tumoren umliegendes Gewebe, was sich in fortgeschrittenen Stadien in Schmerzen, tastbare und sichtbare Verdickungen und Funktionseinschränkungen äußert. Um einer Absiedlung des Tumors in andere Gewebe (Metastasierung) vorzubeugen, muss der Tumor schnell entfernt werden, doch ist dies manchmal nur noch durch eine Amputation möglich.

Symptome nach Unfall

Bei schweren Verletzungen durch jedwedes Trauma, wie zum Beispiel große Schnittverletzungen, zeigen sich die Symptome infolge der Durchblutungsstörung, Nervenschäden die zu Empfindungsausfällen (Sensibilitätsausfälle) oder auch Lähmungen führen können, sowie direkter schmerzhafter Gewebeschädigung.
Ebenso sind schwere Knochenbrüche oder Gelenkschäden, bei denen die normale Funktion nicht wiederhergestellt werden kann, Folge eines Traumas.

Symptome Infektion

Liegt eine Infektion vor, kommt es zu Rötung und Schwellung des betroffenen Körperteils, zum Teil auch zu Überwärmung.
Breitet sich die Entzündung über die Blutbahn über den Körper aus (Sepsis = Blutvergiftung) entwickelt sich Fieber und Schüttelfrost.
Wird dies nicht behandelt, kann eine Schocksymptomatik mit Blutdruckabfall und erhöhter Herzfrequenz das Leben des Patienten durch Kreislaufversagen gefährden.

Komplikationen bei der Operation

Komplikationen die durch die Operation auftreten können, sind :

  • Schädigungen der umliegenden Gewebe
  • Blutungen
  • Infektionen
  • Wundheilungsstörungen
    und
  • Narbenbildungen
  • Druckschäden durch die Prothese
  • Nervenschmerzen
  • unnatürliche Verbindungen zwischen Venen und Arterien (Shunts)
    sowie
  • Lähmungen.

Ein großes Problem bei der Amputation stellt der Phantomschmerz dar. Trotz Fehlen des Körperteils werden im nicht mehr vorhandenen Arm oder Bein immer noch Schmerzen und Missempfindungen verspürt.
Auch durch die veränderte Statik kann es zu Schäden der Wirbelsäule und Gelenken kommen.

Prognose

Eine erfolgreiche Heilung des operierten Körperteils zeigt sich durch:

  • gute Ernährung der lokalen Gewebe
  • Vorhandensein arterieller Pulse oberhalb des Amputats
  • einem befriedigenden Verlauf (Zirkulation) des Blutes mit gesunder Farbe und Temperatur der Haut
  • Abklingen der örtlichen Infektion und der Schwellung (Ödem)
    und
  • keine Rötung der Amputationsstelle bei hängender Gliedmaße und rasche Füllung der venösen Gefäße
    sowie
  • das Fehlen von Schmerzen von minderversorgtem Gewebe (Ischämie) in Ruhe
    sowie
  • schmerzlose Narben.

Da durch die Amputation das geschädigte Gewebe entfernt wurde, sind Folgeschäden eher selten.
Hat sich die Entzündung jedoch schon im Körper verteilt oder der Tumor gestreut, bevor die Amputation erfolgen konnte, kann das Leben des Patienten trotz Operation oft nicht gerettet werden.
Eine vollständige Wiederherstellung des Zustandes vor der Entfernung einer Gliedmaße ist natürlich nicht möglich, doch können durch Prothesen die meisten Funktionen wieder aufgenommen werden.

Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, dass sich in dem entfernten Körperglied Schmerzempfindungen entwickeln, eine Art von Nervenschmerzen, die als Phantomschmerz bekannt ist.

Ursachen für eine Amputation

Unterschiedliche Ursachen können in der Folge die Durchführung einer Amputation notwendig werden lassen. Dazu zählen zum Beispiel schwere Verletzungen, bei denen Blutgefäße und Nerven durchtrennt oder das Gewebe sehr stark zerstört wurde, sodass der Körperteil nicht mehr verheilen kann.

Am häufigsten führt jedoch eine schwere Durchblutungsstörung letztlich dazu, dass nicht mehr ausreichend mit Blut versorgte Körperteile, wie zum Beispiel Zehen, amputiert werden müssen. Zu dieser arteriellen Verschlusskrankheit oder auch Schaufensterkrankheit genannt, kann es durch eine Vielzahl von Risikofaktoren kommen.

In erster Linie verantwortlich sind hierbei Rauchen, Übergewicht und unbehandelter Bluthochdruck. Ebenso führt eine schlecht eingestellte Zuckerkrankheit (Diabetes) zu Durchblutungsstörugen insbesondere der Füße, sodass Diabetiker ein etwa 15- bis 20-fach höheres Risiko für eine Amputation haben.

Neben dieser meist langsam zunehmenden Verschlechterung der Durchblutung kann auch ein plötzlicher Verschluss eines Blutgefäßes von Armen oder Beinen im schlimmsten Fall eine Amputation erfordern. Dazu kann es zum Beispiel bei bestimmten Herzrhythmusstörungen kommen, die zur Bildung eines Blutgerinnsels führt, welche das Blutgefäß versstopft.

Auch andere Gefäßerkrankungen wie zum Beispiel der Venen können letztlich eine Amputation notwendig werden lassen.

In selteneren Fällen ist eine Krebserkrankung zum Beispiel der Knochen die Ursache dafür, dass ein Körperteil amputiert werden muss.

In der Regel wird eine Amputation nur dann als letzte verbleibende Maßnahme durchgeführt, wenn keine Aussicht mehr besteht, den betroffenen Körperteil zu erhalten.

Lesen Sie dazu mehr unter: Ursachen für eine Amputation

Begleitende Symptome

Begleitende Symptome, die einer Amputation vorrausgehen können, sind häufig schlecht oder gar nicht heilende Wunden an Armen oder Beinen sowie anhaltende Schmerzen. Wenn diese nicht nur bei einer Belastung, sondern bereits in Ruhe auftreten, ist eine drohende Amputation manchmal nicht mehr zu vermeiden.

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Eine schwere Infektion, die letztlich zur Notwendigkeit einer Amputation führt, wird oft durch Symptome wie Fieber, Schüttelfrost und Abgeschlagenheit begleitet.

Nach einer Amputation treten bei einer guten Wundheilung bis auf den Funktionsverlust durch den amputierten Körperteil keine begleitenden Symptome auf. Da die Amputation jedoch in den meisten Fällen bei Patienten mit einem schlechten Abwehrsystem (zum Beispiel Diabetiker) und einer unzureichenden Durchblutung erforderlich ist, sind Wundheilungsstörungen gerade bei größeren Amputationen nicht selten. Dabei kann es insbesondere zu Schmerzen im Bereich des Stumpfes kommen. In manchen Fällen klagen die Patienten im weiteren Verlauf auch über sogenannte Phantomschmerzen. Dabei werden Schmerzen oder andere unangenehme Wahrnehmungen (zum Beispiel Kribbeln) aus dem eigentlich amputierten Körperteil wahrgenommen.

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Amputation vom Oberschenkel

Amputationen vom Oberschenkel abwärts werden entweder nach schweren Unfällen oder bei einer ausgeprägten Durchblutungsstörung notwendig. Bei letzterer wird eine Amputation vom Oberschenkel nur dann durchgeführt, wenn die Durchblutung der tiefer liegenden Anteile des Beins nicht mehr ausreichend und auch durch medizinische Maßnahmen nicht wiederherstellbar ist. Häufig sind vorab auch schon Amputationen von Teilen des Fußes oder Beines durchgeführt worden.

Seltenere Erkrankungen, die eine Amputation vom Oberschenkel erfordern können, sind schwere Knochenentzündungen sowie manche Fälle von Krebsleiden des Knochens. Bei der Amputation vom Oberschenkel werden der Knochen und die umgebenden Weichteile möglichst nahe zum Knie durchtrennt, damit eine möglichst hohe Beweglichkeit des Oberschenkelstumpfes erhalten bleibt. Wenn jedoch auch der Oberschenkel nur schlecht durchblutet ist, kann auch eine höhere Amputation notwendig werden.

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Individuell kann im Verlauf in vielen Fällen eine Prothese angepasst werden. Allerdings ist dies bei einer Oberschenkelamputation bedeutend schwieriger als zum Beispiel bei einer Amputation im Bereich des Unterschenkels. In besonders schweren Fällen ist sogar die gesamte Entfernung des Beins aus dem Hüftgelenk erforderlich, sodass kein beweglicher Stumpf verbleibt. Zudem kann es im Verlauf nach dem Eingriff zu Phantomschmerzen  sowie zu Phantomschmerzen kommen.

Erfahren Sie mehr dazu unter: Oberschenkelamputation

Amputation einer Zehe

Die Amputation einer Zehe wird im ehesten als Folge einer Durchblutungsstörung bei der Schaufensterkrankheit oder bei Diabetes erforderlich. Wenn die Zehe nicht mehr ausreichend über das Blut mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden kann, muss sie amputiert werden, damit sie nicht abstirbt und zu einer Entzündung führt.

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Bei einer Amputation im Fußbereich wird immer versucht, möglichst wenig Knochen zu entfernen, damit der Patient auch der Entfernung noch Stehen und Laufen kann. Wenn lediglich eine oder mehrere Zehen amputiert werden müssen, wird die Standstabilität dadurch in der Regel nicht wesentlich eingeschränkt. Allerdings muss die Wunde erst stabil verheilen, bevor der Fuß wieder voll belastet werden darf.

Bei der Amputation einer Zehe handelt es sich um einen eher kleinen Eingriff, der oft nur 20 Minuten andauert. Die Operation kann entweder in Vollnarkose oder unter örtlicher Betäubung des betroffenen Beines durchgeführt werden.

Das abgetrennte Gewebe wird in der Regel noch durch einen Pathologen mikroskopisch untersucht. Meist ist für den Eingriff ein kurzer stationärer Krankenhausaufenthalt ausreichend. Gegebenenfalls kann alternativ die Operation sogar ambulant durchgeführt werden.

Lesen Sie weiter unter: Amputation einer Zehe

Während die Amputation der Zehen häufig durch Krankheit bedingt ist, liegt bei der Amputation eines Fingers meist ein Unfall zugrunde z. B. bei der Gartenarbeit oder durch tiefe Schnittverletzungen in der Küche. Allerdings sind im Rahmen von Durchblutungsstörungen auch die Finger und besonders die Fingerkuppen betroffen, sodass wenn das Gewebe dort abstirbt, eine Amputation des Fingers nötig ist.

Lesen Sie weiter unter: Amputation eines Fingers

Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 23.08.2010 - Letzte Änderung: 18.09.2024