Die Amputation eines Fingers kann entweder als geplanter Eingriff, also intentionell, weil die Erhaltung des Körperteils dem Gesamtorganismus eher schaden als nutzen würde, oder ungeplant im Rahmen eines Unfalls erfolgen. Bei Verkehrsunfällen kann es auch zur partiellen Amputation eines oder mehrer Finger kommen.
Als Amputation eines Fingers bezeichnet man die Abtrennung eines Fingers vom Körper zum Beispiel infolge eines Unfalls. Je nachdem welcher Finger betroffen ist und in welcher Höhe die Amputation erfolgt, droht eine Funktionsbeeinträchtigung der Hand.
In einigen Fällen kann durch einen handchirurgischen Eingriff der Finger wieder angenäht und gegebenenfalls seine Funktion wiedererlangt werden. Man bezeichnet den Eingriff als Reimplantation. Andernfalls wird eine operative Versorgung des verbliebenen Stumpfes durchgeführt, damit dieser verheilen kann.
Die mit Abstand häufigste Ursache für eine Amputation eines Fingers ist ein Unfall. Dabei können sowohl Arbeits- auch als Freizeitunfälle zum Verlust eines Fingers führen. Man kann dabei Schnittverletzungen zum Beispiel durch eine Säge, Messer oder Scheren von Quetschungsverletzungen zum Beispiel durch eine Einklemmung in einer Maschine als Ursache unterscheiden. Ebenfalls können Unfälle im Straßenverkehr zur Amputation eines Fingers führen.
Seltenere Ursachen für eine Fingeramputation sind Erkrankungen, die zu nicht heilenden Wunden an den Fingern führen. Es handelt sich hierbei häufig um eine Durchblutungsstörung aufgrund eine Gefäßerkrankung. DIe Amputation - in einem solchen Fall also die geplante operative Entfernung eines Fingers - stellt dabei die letzte verbleibende Therapiemaßnahme dar, wenn keine Aussicht auf Heilung besteht und der Finger andernfalls ein Entzündungsrisiko für den gesamten Körper birgt.
Lesen Sie auch: Ursachen für eine Amputation
Für die Indikation einer Amputation eines Fingers ist die Untersuchung des Patienten (ggf. Fingerstumpf und abgetrennter Finger) sowie die ärztliche Befragung über den Unfallhergang entscheidend. Wichtig ist zudem die Angabe möglicher Begleiterkrankungen wie Diabetes (“Zuckerkrankheit”), die einen Einfluss auf die Wundheilung nehmen können. Durch einen geschulten Blick und die genaue Betrachtung des verletzten Fingers kann der Arzt das Verletzungsausmaß abschätzen.
Gegebenenfalls wird dieser noch ein Röntgenbild der Hand anfertigen lassen, um die Beeinträchtigung knöchernen Strukturen zu beurteilen. Für die genaue Diagnose sind die genannten Maßnahmen in der Regel bereits ausreichend.
Falls ein operativer Eingriff zur Versorgung und eventuell Wiederherstellung der Hand erfolgen soll, wird der Arzt zusätzlich Blut abnehmen. Weitergehende diagnostische Maßnahmen wie ein CT oder ein MRT sind in den meisten Fällen nicht erforderlich. Sobald die Diagnose feststeht, ist eine zeitnahe Therapie zumeist durch eine Operation in einer handchirurgischen Klinik entscheidend.
Informieren Sie sich auch unter: Amputation - Das sollten Sie wissen!
Wenn es zu einer Amputation eines Fingers durch einen Unfall kommt, ist das vorrangige Symptom Schmerz am verbleibenden Fingerstumpf. Als begleitendes Symptome kann es zudem zu einer Schwellung der Hand und zu einer starken Blutung kommen. Zudem reagieren viele Menschen auf den meist als schockierend empfundenen Anblick der blutüberströmten und entstellten Hand sowie auf die Schmerzen mit weiteren Symptomen wie Zittern, Schweißausbrüchen, Kreislaufstörungen, bis hin zur Ohnmacht. Auch Panik und Angstgefühle können als begleitende Symptome auftreten.
Begleitpersonen sollten daher versuchen die Blutung durch einen einfachen Druckverband zu stillen und zudem beruhigend auf den Patienten einreden, bis eine ärztliche Versorgung möglich ist.
Wenn die Amputation eines Fingers nicht die Folge eines Unfalls sondern das Ziel eines Eingriffs zum Beispiel bei einer Durchblutungsstörung ist, kann es als begleitendes Symptom vor dem Eingriff zu Taubheitsgefühlen in dem betroffenen Finger kommen.
Nach einer Fingeramputation jeder Art steht eine Funktionseinschränkung des Hand im Vordergrund. Diese ist bei Verlust des Daumens oder des Zeigefingers in der Regel am stärksten ausgeprägt. Bei allen übrigen Fingern kann bei Amputation nur eines Fingers die Greiffunktion meist weitestgehend erhalten bleiben.
Wie nach jeder Amputation kann es jedoch nach einiger Zeit zu sogenannten Phantomschmerzen kommen. Das bedeutet, dass über die Nervenbahnen Schmerzsignale aus dem nicht mehr vorhandenen Finger übermittelt werden. Die Finger schmerzt, obwohl er nicht mehr da ist.
Informieren Sie sich weiter unter: Phantomschmerz
Eine durch einen Unfall entstandene Amputation eines Fingers ist in der Regel sehr schmerzhaft. Die meisten Patienten beschreiben die Schmerzen dabei zunächst als stechend und hell. Nach einiger Zeit ändert sich der Schmerzcharakter häufig. Die Schmerzen sind dann eher pochend und dumpf. Je nach Ausmaß der Verletzung kann der Schmerz auch in die Hand oder den Unterarm ausstrahlen.
Sobald ein Arzt vor Ort ist, kann dieser dem Patienten Schmerzmittel verabreichen, welche die Beschwerden in der Regel deutlich lindern. Auch nach dem EIngriff bereitet die Hand meist noch Schmerzen, die aber ebenfalls mit Schmerzmitteln behandelt werden können und sollten.
Das könnte auch interessant für Sie sein: Schmerzmittel- Das sollten Sie wissen!
Bei einer Fingeramputation ist eine gute Vorbereitung entscheidend, um den Patienten möglichst gut zu behandeln und im besten Fall den Finger zu erhalten. Nach Verlust des Fingers durch einen Unfall sollte die Wunde möglichst ohne Zeitverzug mit einem Druckverband versorgt werden, damit der Blutverlust gering gehalten wird und das Gewebe möglichst wenig anschwillt. Der Verletzte sollte die betroffene Hand zudem etwas hochhalten.
Außerdem sollte der abgetrennte Finger gesucht und in eine saubere Plastiktüte gelegt werden. Diese Tüte legt man optimalerweise in eine weitere Plastiktüte, die mit Wasser und etwas Eis gefüllt ist. Entscheidend ist nun, den Patienten sowie den abgetrennten Finger möglichst schnell in eine handchirurgische Klinik zu bringen, damit versucht werden kann, den amputierten Finger wieder anzunähen.
Die Vorbereitung für den eigentlichen Eingriff besteht darin, dass der Patient schmerzstillende und betäubende Medikamente verabreicht bekommt und die Wunde gereinigt wird.
Bei einer Fingeramputation durch einen Unfall wird meist versucht, den abgetrennten Finger durch eine Operation wieder anzunähen. Dabei werden zunächst die Knochen zusammengefügt und fixiert. Als nächstes muss der Operateur die Beugesehnen, die blutzuführenden Arterien und die Nervenbahnen zusammennähen. Danach folgt die Naht der blutabführenden Venen sowie der Strecksehen. Zuletzt erfolgt der Verschluss der Haut. Der Eingriff kann nur dann langfristig erfolgreich sein, wenn alle genannten Strukturen wieder verheilen.
Wenn bei zu stark geschädigtem Gewebe schon von vornherein keine Aussicht darauf besteht, dass der Finger wieder angenäht werden und verheilen kann, werden an den verschiedenen Strukturen (Knochen, Sehnen) glatte Wundränder hergestellt und die Wunde so verschlossen, sodass ein Stumpf verbleibt.
Eine Möglichkeit bei Verlust zum Beispiel eines Ring- oder Zeigefingers besteht darin, den kleinen Finger auf die entsprechende Position zu versetzen, um damit eine möglichst geringe Funktionseinschränkung der Hand zu erzielen. In jedem Fall müssen nach dem Eingriff Medikamente eingenommen werden, Wundkontrollen erfolgen und Funktionsübungen durchgeführt werden.
Erfahren Sie mehr unter: Amputationstechnik
Nach einer Fingeramputation besteht die Nachsorge zunächst in einer regelmäßigen Wundkontrolle, um mögliche Wundheilungsstörungen rechtzeitig zu erkennen. Zudem muss nach einem Wiederannähen eines Fingers untersucht werden, ob der Eingriff erfolgreich war und alle notwendigen Strukturen wie Blutgefäße und Nerven wieder zusammenwachsen und ihre Funktion aufnehmen.
Im weiteren Verlauf werden vorsichtige Bewegungsübungen vorgenommen. Falls der Finger jedoch nicht wieder angenäht werden konnte und lediglich ein Stumpf verbleibt, unterscheidet sich die Nachsorge. Zwar ist auch hier zunächst eine komplikationslose Wundheilung das wichtigste Ziel, im Verlauf wird jedoch gegebenenfalls die mögliche Versorgung mit einer Prothese zum Ziel der Nachsorge. Wichtige Vrrausetzung dafür ist, dass der Stumpf möglichst gut heilen kann. Dafür werden regelmäßige spezielle Druckverbände angelegt.
Eine allgemeine Aussage, wie lange die Heilung nach einer Fingeramputation dauert, lässt sich nicht treffen. Dies ist von vielen verschiedenen Faktoren abhängig, wie zum Beispiel der Ursache der Amputation, dem Alter des Patienten und den möglichen Begleiterkrankungen (wie zum Beispiel Gefäßerkrankungen oder Diabetes). Bei Rauchern ist die Heilungsdauer ebenfalls länger und das Risiko für Komplikationen ist erhöht.
Zudem hängt die Dauer der Heilung stark davon ab, welcher Eingriff erforderlich war und wie gut dieser verlaufen ist. Dabei sind die äußerlich sichtbaren Wunden oftmals schon nach wenigen Wochen verheilt (gegebenenfalls verbleiben mehr oder weniger große Narben). Die vollständige Heilung bis zum Wiedererlangen der normalen Funktion des Fingers und der Hand kann jedoch deutlich länger (mehrere Monate) dauern.
In vielen Fällen verbleiben auch Funktionseinschränkungen, selbst dann, wenn der Finger wieder erfolgreich angenäht werden konnte. Dies kann sich durch Missempfindungen wie Kribbeln, Kältegefühl oder eingeschränkter Beweglichkeit des betroffenen Fingers zeigen.
Es gibt grundsätzlich Fingerprothesen, die nach einer Fingeramputation jedoch nur unter bestimmten Umständen eingesetzt werden können. Die wichtigste Voraussetzung besteht darin, dass der Stumpf verheilt ist. Zudem muss für eine sichere Prothesenversorgung gewährleistet sein, dass Umfang und Volumen des Stumpfes stabil sind. Wenn der Stumpf zum Beispiel durch Wassereinlagerungen gelegentlich anschwillt, kann oftmals keine Prothese eingesetzt werden.
Um die Frage, ob eine Fingerprothese infrage kommt, zu klären, sollte ein Orthopädietechniker aufgesucht werden. Falls eine Versorgung mit einer Fingerprothese möglich ist, wird diese dann individuell angepasst und dient als Hilfsmittel. Jedoch kann dadurch niemals die komplexe Funktion der vollständigen Hand wieder gänzlich hergestellt werden, sodass man auch mit Fingerprothese mit Einschränkungen leben muss.
Informieren Sie sich auch unter: Prothesenversorgung
Durch eine Fingeramputation kann ein Grad der Behinderung zugesprochen werden. Die Höhe richtet sich dabei danach, wieviele und welche bzw. welcher Finger betroffen sind. Wenn ein Zeige-, Mittel-, Ring-, oder Kleinfinger betroffen ist, liegt der Grad der Behinderung bei 10%. Aus dem Verlust des Daumens resultiert ein Grad der Behinderung von 25%.
Wenn durch die Amputation mehrere Finger verloren gehen, kann der Grad noch deutlich höher liegen, insbesondere dann, wenn beide Hände betroffen sind.
Durch den Verlust aller Finger beider Hände, liegt im Extremfall sogar ein Grad der Behinderung von 100% vor. Voraussetzung für die genannten Zahlen ist, dass der oder die Finger unwiderruflich verloren sind und nicht nach einer Amputation wieder erfolgreich angenäht wurden. Zudem handelt es sich lediglich um Richtwerte und die Festlegung des Grades der Behinderung eines Menschen erfolgt individuell anhand seiner Einschränkungen.
Eine Amputation kann grundsätzlich in verschiedenen Bereichen, den sogenannten Amputationshöhen, erfolgen. Dabei wird immer versucht, so viel Gewebe wie nötig und so wenig wie möglich zu entfernen.
Bei einer Fingeramputation stellt die Amputation nur der Fingerkuppe dabei das geringstmögliche Ausmaß dar. Zudem kann es bei einer Verletzung zum Beispiel durch einen Schnitt oder eine Quetschung lediglich zum Verlust der Fingerkuppe kommen, was ebenfalls als Amputation bezeichnet wird. Durch eine rechtzeitige medizinische Versorgung kann die Kuppe gegebenenfalls wieder angenäht werden. Dabei sind die Chancen, dass die Fingerkuppe wieder anwächst bei einem glatten Schnitt und ansonsten geringer Verletzung des Gewebes besser als zum Beispiel bei einer Quetschungsverletzung mit starker Deformierung des Körperteils. Sofern keine Sehnenverletzungen vorliegen, kann in einigen Fällen durch eine Versorgung mit speziellen Folienverbänden die abgetrennte Fingerkuppe wieder anwachsen.
Das könnte Sie auch interessieren: