Die Amputationstechnik ist wichtig für die spätere Versorgung mit einer Prothese. Wie viel und an welcher Stelle Amputiert werden kann, hängt in vielen Fallen jedoch von der Durchblutungssituation ab.
Bei der Amputationstechnik muss unterschieden werden, ob die Amputationswunde sofort oder erst bei einer zweiten Operation verschlossen wird.
Man spricht dabei von einer geschlossenen oder einer offenen Operation. Die offene, so genannte zweizeitige Amputation, erlangte vor allem in Kriegs- und Katastrophenfällen ihre Bedeutung und kann mit erheblichen Nachteilen wie einer Weichteil- und Muskelretraktion und Austrocknung der Knochen verbunden sein.
Durch verschiedene Drainage- und Vakuumtechniken besteht allerdings nur noch selten die Notwendigkeit, einen Stumpf völlig offen zu lassen.
Das wichtigste Prinzip bei der Amputation besteht in der möglichst weitgehenden Erhaltung der Extremität, da, je länger der Hebelarm ist, der Patient eine umso bessere Kontrolle über seine Prothese hat.
Leider erhält diese generelle Regel in gewissen Situationen Einschränkungen. Zunächst muss die Amputationshöhe bestimmt werden. Allgemein gilt, dass die Amputation durch Gewebe durchgeführt wird, das befriedigend heilen wird und auf einer Höhe, bei der alle krankhaft veränderten Teile entfernt werden.
Im Falle einer mangelnden Durchblutung gilt bei Bestimmung der Höhe die Durchblutung der Hautlappen als wichtigeres Kriterium als der Zustand der großen Gefäße.
Sollen Gelenke erhalten bleiben und damit eine bessere Beweglichkeit erzielt werden, muss die Gewebedurchblutung genauestens festgestellt werden.
Im Bereich des Beines bzw. des Unterschenkels geht es meist um die Frage ob das Kniegelenk erhalten werden kann oder nicht.
Bei der Behandlung von ausgedehnten Knochentumoren kann der Tumor im Knochen viel weiter ausgedehnt sein, als es auf dem Röntgenbild oder der Szintigraphie zu sehen war und mehr amputiert werden muss, als zunächst angenommen.
Neben der Erhaltung von möglichst viel Länge ist es ebenfalls wichtig, sicherzustellen, dass der Stumpf mit ausreichend normalempfindlicher und narbenfreier Haut bedeckt werden kann. Denn eine unempfindliche oder transplantierte Haut erträgt den Druck einer Prothese nur schlecht und wird sehr wahrscheinlich versagen. Dieses Problem betrifft vor allem die untere Extremität, da diese stark belastet ist.Aber auch bei traumatischen Verletzungen mit Verbrennungen und Abschürfungen stellt dies ein Problem dar. Eine Ausnahme sind Kinder, bei denen ein Stumpf mit einer aktiven Wachstumsfuge (Epiphysenfuge) mit Haut gedeckt werden soll, denn in diesem Fall sind die Hauttransplantate weniger empfindlich.
Ebenso ist es wichtig, dass der Stumpf mit Muskulatur gepolstert wird. Hierbei muss der Chirurg, falls er Schwierigkeiten hat die gegenüberliegenden Muskelgruppen über dem Knochen ohne Spannung zu vernähen, den Knochen kürzen um die Naht zu erleichtern.
Große, im Muskel befindliche Gefäße müssen bei Durchtrennung der Muskeln einzeln unterbunden werden, kleinere können durch Hitze verschorft werden.
Um die Bildung beziehungsweise die Folgen von gutartigen, aber schmerzhaften Knotenbildungen der Nerven (Neurome) zu vermeiden, was bei der Durchtrennung eines Nervens geschehen kann, muss der Nerv möglichst köpernah abgetrennt werden, da sonst eine Komprimierung des Neuroms durch die Prothese zu starken Schmerzen führen kann.
Am Knochen wird zum einen ein Verschluss der Knochenraumhöhle (Markraum) durch vernähte Knochenhautstreifen (Perioststreifen), aber auch eine Verlängerung und Stabilisierung des Knochens durch Knochenhaut oder Knochenspäne vorgenommen. Ziel ist es unter anderem z.B. am Unterschenkel Schienbein und Wadenbein durch eine stabile Knochenverbindung vor einer Kompression durch die Prothese zu schützen.
Während der Operation muss der Patient in der Regel unter Vollnarkose behandelt werden. Eine Blutsperre ist aus Gründen der Übersichtlichkeit und der Vermeidung eines größeren Blutverlustes bei größeren Amputationen notwendig. Hierbei wird mit Hilfe einer strammen Manschette, die oberhalb des Amputationsgebietes angebracht wird, das Blut aus dem operierten Gebiet ferngehalten. Liegt die Manschette jedoch zu lange an, kann es zu Gewebsuntergängen kommen.
Nach Beendigung der Operation werden ein oder mehrere Drainageschläuche in das Operationsgebiet eingeführt, um die Wundflüssigkeit aus Muskeln und Knochenoberfläche abzufangen. Nach wenigen Tagen kann die Drainage wieder gezogen werden. Mit Hilfe eines Druckverbandes kann die Wunde adäquat versorgt werden.
Ist die Gefahr einer Infektion gegeben, wie es nach einem Trauma oder einer Gefäßerkrankung der Fall sein kann, sollte prophylaktisch ein Antibiotikum während oder vor der Operation gegeben werden.
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