Unter einer Unterschenkelamputation versteht man in der Regel eine operative Abtrennung des Beines unterhalb des Kniegelenks. Die Funktion des Kniegelenks bleibt dabei normalerweise erhalten, sodass in den meisten Fällen eine Versorgung mit einer angepassten Prothese erfolgen kann.
Unter einer Unterschenkelamputation versteht man in der Regel eine operative Abtrennung des Beines unterhalb des Kniegelenks.
Die Funktion des Kniegelenks bleibt dabei normalerweise erhalten, sodass in den meisten Fällen eine Versorgung mit einer angepassten Prothese erfolgen kann. Erforderlich wird eine Amputation entweder nach einem schweren Unfall, bei dem der Unterschenkel soweit verletzt wurde, dass er nicht erhalten werden kann, oder bei einer schweren Durchblutungsstörung, die meist im Rahmen eines “Raucherbeins” bei schwerer Arterienverkalkung auftritt.
Wenn der Unterschenkel nicht im Rahmen eines operativen Eingriffs sondern durch einen Unfall vom Körper abgetrennt wird, bezeichnet man dies ebenfalls als Unterschenkelamputation.
Man unterscheidet im wesentlichen zwei Arten von Indikationen, bei denen eine Unterschenkelamputation indiziert sein kann. Auf der einen Seite kann es nach einem schweren Unfall, zum Beispiel im Straßenverkehr, erforderlich sein, das Bein unterhalb des Kniegelenks zu amputieren, wenn die Verletzung so ausgeprägt ist, dass keine Aussicht mehr auf eine Verheilen des Beines besteht. Auf der anderen Seite stehen Erkrankungen, die aufgrund einer unzureichenden Durchblutung des Gewebes eine Amputation des Unterschenkels erforderlich machen können.
In den meisten Fällen besteht in solchen Fällen die Indikation aufgrund einer Verkalkung der blutzuführenden Arterien in den Beinen, welche auch als periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) oder im Volksmund “Schaufensterkrankheit” bezeichnet wird. Einer Unterschenkelamputation geht dabei oftmals ein langer Leidensweg voraus und häufig sind bereits die Zehen oder Teile des Fußes zuvor amputiert worden. Auch im Rahmen eines Ulcus cruris dem sogeannten offenen Bein bei Durchblutungsstörungen kann es sein, dass amputiert werden muss insbesondere bei schweren Infektionen dieser Stellen.
Es gibt weitere Erkrankungen oder Umstände, die ebenfalls aufgrund einer unzureichenden Versorgung mit Nährstoffen und Sauerstoff eine Unterschenkelamputation erforderlich machen können. Dazu zählen zum Beispiel chronisch und nicht heilende sowie entzündete Wunden. Oftmals liegt dabei auch ein Diabetes mellitus (“Zuckerkrankheit”) vor, bei dem es zu einer Zerstörung von Nerven und Blutgefäßen im Fuß und im Bein kommt. DIe Indikation für eine Unterschenkelamputation wird in der Regel nur dann gestellt, wenn keine Aussicht besteht, das betroffene Körperteil zu retten und weniger radikale Maßnahmen wie zum Beispiel eine Vorfußamputation als nicht ausreichend eingeschätzt werden.
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Die Vorbereitung auf eine Unterschenkelamputation erfordert zunächst die Aufklärung über die zugrundeliegende Ursache und die Notwendigkeit dieses Eingriffs in einer für den Patienten verständlichen Weise. Für die Operation ist ein stationärer Krankenhausaufenthalt über mehrere Tage oder Wochen erforderlich, der in der Regel am Tag vor der Operation beginnt.
DIe behandelnden Ärzte werden gegebenenfalls Medikamente pausieren oder neue ansetzen. Es werden Blutwerte wie die Gerinnungsfähigkeit und die Höhe des roten Blutfarbstoffs bestimmt. Zudem wird die zu operierende Körperseite in der Regel mit einem Stift markiert. Vor der Operation ist es wichtig, nüchtern zu bleiben, das heißt mehrere Stunden zuvor nichts zu essen und zuletzt auch nichts mehr zu trinken. Der Stationsarzt oder die Krankenschwester wird darauf explizit hinweisen.
Am Anfang des Ablaufs einer Unterschenkelamputation stehen die OP-Vorbereitungen sowie die Einleitung der Narkose. Sobald diese gesichert ist, kann die eigentliche Operation beginnen. Zunächst erfolgt ein Einschnitt der Haut mit dem Skalpell. Anschließend werden in der Regel mit einem Elektromesser die tieferen Gewebeschichten freipräpariert. Ein wichtiger Teil der Amputations-Operation am Unterschenkel ist die Freilegung und Darstellung der großen Blutgefäße. Diese müssen zuverlässig mit fest verknoteten Fäden verschlossen werden, um eine Nachblutung zu vermeiden.
Zudem müssen Nerven am Bein aufgesucht und durchtrennt werden. In den verbleibenden Nervenstumpf wird meist ein örtliches Betäubungsmittel gespritzt. Dadurch sollen von den Nerven ausgehende Schmerzsignale nach dem Eingriff reduziert werden. Zudem werden die Muskeln des Unterschenkels an bestimmten Absetzungslinien durchtrennt und zum Teil neu am Knochen fixiert. Die Knochen von Schien- und Wadenbein werden mit einer feinen Säge durchtrennt, sodass die eigentliche Amputation ermöglicht wird.
Der weitere Ablauf der Unterschenkelamputation besteht aus dem Schrittweise Vernähen und Verschließen des verbleibenden Stumpfes. Zudem werden in der Regel zwei sogenannte Drainagen eingelegt, welche nachlaufendes Wundsekret oder Blut aus dem Operationsgebiet fördern. Diese können in der Regel nach wenigen Tagen wieder gezogen werden. Die Operation endet mit der letzten Naht und der Anlage eines sterilen Verbands am Stumpf.
Die Narkose wird ausgeleitet und der Patient für einige Stunden in einen Aufwachraum gebracht, bevor er wieder auf die Station verlegt wird.
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Wie jede Operation ist auch eine Unterschenkelamputation mit Risiken verbunden. Man unterscheidet allgemeine Risiken, wie sie bei nahezu jedem Eingriff auftreten können und spezielle Risiken, die bei einer Unterschenkelamputation drohen können. Zu den allgemeinen Gefahren zählt zum Beispiel, dass es bei der Operation zu einem starken Blutverlust kommen kann, der gegebenenfalls sogar die Transfusion von Blutkonserven erforderlich macht. Zudem kann es zur Verletzung von Muskeln, Nerven oder Gefäßen kommen.
Ebenfalls besteht trotz aller Hygienemaßnahmen im Operationssaal immer die Gefahr, dass es zu einer Entzündung des Gewebes kommt. Zudem wird durch jede Operation das Risiko für die Entstehung von Blutgerinnsel erhöht, die zu einer Lungenembolie führen können. Hinzu kommen die möglichen Komplikationen, die von der für den Eingriff erforderlichen Vollnarkose ausgehen können. Dazu zählen zum Beispiel allergische Reaktionen bis hin zum Herz-Kreislauf-Versagen. Als besonderes Risiko bei einer Unterschenkelamputation sowie Amputationen in anderen Höhen besteht die Gefahr, dass der Stumpf nicht richtig verheilt. Gerade bei einer Durchblutungsstörung, welche oft den Anlass für eine Unterschenkelamputation darstellt, besteht die Gefahr, dass es Schwierigkeiten bei der Wundheilung gibt.
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In der Regel braucht man nach einer Unterschenkelamputation eine Reha. Diese kann je nach Gesundheitszustand und Mobilität des Patienten ambulant oder stationär erfolgen. Wesentliche Ziele von Rehabilitationsmaßnahmen nach einer Unterschenkelamputation sind die Unterstützung bei der sozialen und der beruflichen Wiedereingliederung, sofern der Patient noch berufstätig ist.
In der ersten Phase der Reha sind die im Vordergrund stehenden Elemente Muskelaufbau, Bewegungstherapie und Körperschulung. Zudem sind eine intensive Stumpfbehandlung und Stumpfpflege sowie die Stumpfformung durch verschiedene Hilfsmittel und Belastungssimulationen essentiell. Daher wird auch frühzeitig eine Versorgung mit einer Prothese angestrebt. Da sich der Stumpf mit der Zeit noch in seiner Form ändern kann, erfolgt meist zunächst die Anwendung einer Übergangsprothese.
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Nach einer Unterschenkelamputation wird man nicht unbedingt auch eine Pflegestufe erhalten. Viele Menschen sind trotz der Einschränkungen durch die Amputation in der Lage, sich selbst zu versorgen oder erfüllen zumindest nicht die Voraussetzungen, um eine Pflegestufe bzw. einen Pflegegrad zu erhalten. Eine Einstufung wird durch den medizinischen Dienst der Krankenkassen vorgenommen.
Eine Pflegestufe bzw. einen Pflegegrad erhält man erst dann, wenn eine bestimmte Zeit pro Tag für die Grundpflege des Betroffenen erforderlich ist, welche dieser nicht leisten kann. Eine Unterschenkelamputation ist dabei eine von vielen Faktoren, die berücksichtigt werden. Manche Menschen sind nach einer solchen Operation pflegebedürftig, während andere sich weiter selbst versorgen können.
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Die eigentliche Operation bei einer Unterschenkelamputation dauert meist nur weniger als eine Stunde. Hinzu kommen jedoch die Zeiten für den stationären Krankenhausaufenthalt zur Vorbereitung des Eingriffs sowie die Heilungsphase. Je nach Gesundheitszustand des Betroffenen und dem Heilungsverlauf müssen hierfür mehrere Tage bis einige Wochen eingeplant werden.
Im Anschluss ist in der Regel eine Rehabilitation über mehrere Monate erforderlich. Bis der Stumpf vollständig verheilt ist, eine endgültige Prothese angepasst werden kann und man sich an diese gewöhnt hat, kann es Monate bis Jahre dauern. Einschränkungen und Folgen der Unterschenkelamputation wie zum Beispiel Phantomschmerzen können lebenslang bestehen bleiben.
Die bei einer Unterschenkelamputation angewandte Technik ist im Grunde bei jeder Operation gleich. Die verschiedenen Gewebeschichten werden durchtrennt, die Knochen auf einer bestimmten Höhe durchgesägt und Blutgefäße sowie Nervenbahnen abgebunden. Anschließend werden die Muskeln und Hautschichten so vernäht, dass ein geschlossener Stumpf entsteht.
Man bezeichnet das üblicherweise bei einer Unterschenkelamputation angewandte Verfahren auch als Operation nach Burgess. Unterschiede bei den Operationstechniken ergeben sich gegebenenfalls bezüglich der Höhe, in der die Unterschenkelamputation durchgeführt wird, welche sich nach der Indikation für die Operation (zum Beispiel eine Erkrankung mit Durchblutungsstörung) sowie den individuellen anatomischen Gegebenheiten des betroffenen Patienten richtet.
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Grundsätzlich darf man nach einer Unterschenkelamputation weiter Auto fahren. Aus versicherungstechnischen Gründen ist es jedoch dringend zu empfehlen, ein medizinisches Gutachten von einem Arzt mit verkehrsmediznischer Zusatzbezeichnung ausstellen zu lassen. Die Kosten hierfür belaufen sich auf etwa 150 Euro und müssen vom Betroffenen selbst getragen werden.
Wer nach einer Unterschenkelamputation des rechten Beins auf ein Auto mit dem Gaspedal auf der linken Seite umsteigen möchte, muss bei bereits vorliegendem Führerschein mindestens fünf Fahrschulstunden mit dieser Konstellation ableisten. Dies ist vom Gesetzgeber vorgeschrieben.
Andernfalls gibt es verschiedene Möglichkeiten, das Fahrzeug umzurüsten, damit man es auch bei einer Unterschenkelamputation des rechten Beins oder sogar bei beidseitiger Amputation steuern kann. Informationen diesbezüglich bekommt man zum Beispiel in einem Sanitätshaus oder in Werkstätten, die solche Umbauten vollziehen.
Als Unterschenkelprothese bezeichnet man ein medizinisches Hilfsmittel, dass nach einer Unterschenkelamputation Funktionen des nun fehlenden Körperteils übernimmt.
Meist sind moderne Prothesen der natürlichen Form eines Unterschenkels und Fußes nachempfunden, sodass diese beim Tragen einer langen Hose nicht direkt auffallen. Neben diesem optischen Effekt sollen Unterschenkelprothesen es dem Amputierten in erster Linie ermöglichen, gehen zu können.
Dabei ist es erforderlich, dass die Prothese professionell individuell auf den Betroffenen angepasst wird. Zudem muss der Patient im Rahmen einer Rehabilitationsbehandlung erlernen, mit der Unterschenkelprothese umzugehen und zu laufen. Voraussetzung für eine Versorgung mit einem solchen Hilfsmittel, ist ein gut verheilter und gepflegter Stumpf. Gerade bei einer schlecht heilenden Wunde gestaltet sich die Versorgung daher oftmals schwierig.
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