Nierensteine sind eine Harnsteinbildung in der Niere und den ableitenden Harnwegen. Nierensteine entstehen durch Störungen des chemischen Gleichgewichts des Harns. Größe und Lage der Steine, sowie evtl. Folgeerscheinungen bestimmen die auftretenden Beschwerden (Symptome).
Urolithiasis, Nephrolithiasis, Harnsteine, Nierensteinleiden
englisch: renal calculus
Nierensteine (Urolithiasis) definieren sich als Harnsteinbildungen in der Niere und den ableitenden Harnwegen (Harnsteine). Diese Nierensteine entstehen durch Störungen des chemischen Gleichgewichts des Harns. In der Hauptsache handelt es sich um kristalline Strukturen. Größe und Lokalisation der Steine sowie evtl. Folgeerscheinungen bestimmen die auftretenden Beschwerden (Symptome).
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Pro Jahr erkranken 1% der Männer und 0,5% der Frauen in Deutschland neu an Nierensteinen. Die Wahrscheinlichkeit, irgendwann im Laufe seines Lebens einmal daran zu leiden, entspricht ca. 4%. Damit sind Nierensteine / Harnsteine häufiger als z. B. Diabetes mellitus (3%). Am häufigsten sind Erwachsene zwischen 20 und 50 Jahren betroffen.
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Hauptsächlich findet man Nierensteine im Kelchsystem, in dem die Nierensteine oft keine Beschwerden verursachen (sog. „stummer“ Nierenstein). Der Nierenstein kann jedoch auch Koliken (wellenförmige, krampfartige Schmerzen mit beschwerdefreiem Intervall) auslösen, wenn er vom Nierenbecken weiter in den Harnleiter wandert und dabei mehrere Engstellen passiert.
Je nachdem, wo sich der Nierenstein befindet, strahlen die Schmerzen in typischer Weise aus. Beim Nierenstein ist hauptsächlich die Lendengegend betroffen („Kreuzschmerzen“). Nierensteine, die bereits bis kurz vor die Harnblase gelangt sind, führen zu schmerzhaftem und häufigerem Harndrang, wobei die Schmerzen bis in Penis und Hoden bzw. Klitoris und Schamlippen ausstrahlen.
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Begleitend zur Kolik treten gehäuft Übelkeit und Erbrechen auf. Der Bauch ist aufgebläht. Es kann begleitend über Reflexe zu einer Darmlähmung (Ileus) kommen, das Herz schlägt langsamer (Bradykardie). Fieber findet sich nur bei gleichzeitigem Harnwegsinfekt (Blasenentzündung, Nierenbeckenentzündung)
Die Betroffenen sind unruhig und krümmen sich vor Schmerzen, die immer wieder durch schmerzfreie Perioden unterbrochen sind.
Die Blasensteine werden meist durch eine Abflussstörung des Harns verursacht, z. B. Prostatavergrößerung (Prostatahyperplasie). In seltenen Fällen werden sie bis zu hühnereigroß. Da sie den Blasenausgang meist nicht verlegen, verursachen sie nur wenig Beschwerden: häufigeres Wasserlassen (Pollakisurie) und gelegentlich Blut im Urin (Hämaturie). Des Weiteren können Unterbauchschmerzen, unterbrochenes Wasserlassen und nicht unterdrückbarer Harndrang auftreten.
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Zur Diagnostik von Nierensteinen gehören folgende Elemente:
Ein Urogramm darf erst im kolikfreien Intervall durchgeführt werden, da ansonsten eine Harnleiterriss droht. Hierbei wird bei der Diagnose Nierensteine ein jodhaltiges Kontrastmittel in die Vene eingebracht und dann von den Nieren ausgeschieden. Danach werden nach 7 und 15 Minuten Röntgenaufnahmen angefertigt, auf denen Nieren, Nierenbecken, Harnleiter und Harnblase sichtbar werden und sich eventuell nicht röntgendichte Steine demaskieren, indem das Kontrastmittel diese umspült.
Man sollte zusätzlich klären, ob die Ursache für die Entstehung des Steins im Stoffwechsel des Patienten zu suchen ist (Enzymdefekte o. ä.). Hierzu werden Ernährungsgewohnheiten, Trinkverhalten und eingenommene Medikamente abgefragt.
Bei Kindern und Patienten mit immer wiederkehrenden Harnsteinen wird die Diagnostik erweitert. Es werden zweimal 24h Urin gesammelt und auf Calcium, Magnesium, pH – Wert, Harnsäure, Kreatinin, Cystin, Oxalat, Citrat und Phosphat untersucht. Abweichende Werte deuten auf oben bereits geschilderte Stoffwechselstörungen hin.
Die Wahl der Therapie der Nierensteine hängt von der Lage des Steins im harnableitenden System, seiner Größe und der Nierenfunktion ab.
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Etwa 4 von 5 Nierensteinen werden, ohne dass eine Entfernung erfolgen muss, vom Körper ausgeschieden. Eine regelmäßige Kontrolle genügt in solchen Fällen. Selbst wenn Schmerzen in Form einer sogenannten Nierenkolik aufgetreten sind, kann durch eine konservative Behandlung in Form von Schmerzbekämpfung, Wärmeanwendung, körperlicher Bewegung und ausreichend Flüssigkeitszufuhr ein spontaner Steinabgang mit dem Urin erzielt werden.
Durch regelmäßige Kontrollen mittels Ultraschall oder Röntgen sollte der Urologe überprüfen, ob die Maßnahmen erfolgreich sind. Bei größeren Steinen oder wenn diese sich nicht spontan lösen und Schmerzen bereiten, gibt es verschiedene Möglichkeiten zur Entfernung. Harnsteine, die Ursache einer Harnwegsinfektion oder einer Harnabflussstörung sind, sollten unabhängig von ihrer Größe ebenfalls entfernt werden.
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Nieren- und andere Harnsteine können gezielt mit einer Lasersonde, die in den Körper über ein Endoskop bis zum Stein vorgeschoben wird, zerkleinert werden. Das Endoskop kann durch die natürlichen Körperöffnungen über die Harnröhre bis in die Blase vorgeschoben werden. Eine andere Möglichkeit bietet ein Zugang über einen kleinen Schnitt unterhalb des Rippenbogens und ein dünnes Rohr, welches bis in das Nierenbecken vorgeschoben wird. Die durch die Zerkleinerung mit dem Laser entstehenden Steinfragmente werden über das Endoskop entfernt. Verletzungen durch den Laser sind bei erfahrenen Operateuren sehr selten.
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Entfernung von Nierensteine ab einer Größe von etwa 1cm werden durch den Urologen meist über eine endoskopische Operation in Vollnarkose durchgeführt. Der Eingriff wird als minimalinvasive perkutane Nephrolithoapaxie oder kurz Mini-PNL bezeichnet. Dabei wird über einen kleinen Hautschnitt (etwa 1cm) seitlich unterhalb der Rippen unter Sichtkontrolle mittels Ultraschall ein dünnes Rohr bis in das Nierenbecken gelegt.
Über diesen sogenannten Punktionskanal wird ein Endoskop vorgeschoben. Dieses ist, neben einer Kamera, mit einer Lasersonde ausgestattet. So kann unter Sicht eine gezielte Zerkleinerung des Nierensteins durchgeführt werden. Die Fragmente werden gleich durch das Endoskop herausgespült. Für den Eingriff ist in der Regel ein stationärer Aufenthalt von drei bis fünf Tagen notwendig. Komplikationen sind selten.
Im Gegensatz zur beschriebenen minimalinvasiven Operation wird die offene Operation bei Nierensteinen nur in Ausnahmefällen durchgeführt, zum Beispiel wenn das gesamte Nierenhohlsystem durch einen riesigen Stein ausgefüllt wird oder andere Methoden zur Steinentfernung nicht erfolgreich sind.
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Nierensteine - Nephrolithen
(Harnsteinbildung in der Niere)
Eine Übersicht aller Abbildungen von Dr-Gumpert finden Sie unter: medizinische Abbildungen
Um Nierensteine mit einer Schlinge zu entfernen, wird über die Harnröhre ein etwa 3 bis 4mm breites Endoskop eingeführt. Dieses besitzt neben einer Kamera einen Arbeitskanal, über den die Schlinge bis in die Blase und dann über den Harnleiter bis zu der Stelle, an der der Nierenstein sitzt, vorgeschoben wird. Dieser wird mit der Schlinge umfasst und letztlich aus dem Körper herausgezogen. Der Eingriff erfolgt in Vollnarkose. Dafür ist ein stationärer Aufenthalt notwendig.
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Nierensteine können mithilfe mechanischer Druckwellen gezielt von außen in kleine Fragmente zertrümmert werden, die dann über den Urin ausgeschieden werden. Das Verfahren wird als extrakorporale Stoßwellen-Lithotripise (ESWL) bezeichnet. Über die Haut breiten sich die Wellen ins Körperinnere aus und entfalten ihre Wirkung auf den Nierenstein. Die Methode ist schmerzarm, allerdings kann es durch eine Schädigung von Nierengewebe vorrübergehend zur Ausscheidung von Blut über den Urin kommen. Viele Patienten beklagen den Lärmpegel während der Untersuchung als sehr unangenehm. Bei einem von drei behandelten Patienten kommt es nach der Steinzertrümmerung zu äußerst schmerhaften Koliken (starke krampfhafte, wehenartige Schmerzen), die durch die gelösten Steinfragmente ausgelöst werden.
Angewandt wird diese Methode bevorzugt bei kleineren, einzelnen Steinen. Die Erfolgsrate liegt bei etwa 80%. Wenn die Lage des Steins unklar ist, sind die Erfolgsaussichten allerdings geringer. Vorteile gegenüber anderer Methoden sind die fehlende Invasivität, das heißt, es muss kein Hautschnitt erfolgen und auch eine Narkose ist nicht erforderlich. Deswegen muss auch kein stationärer Aufenthalt erfolgen, sondern es kann eine ambulante Behandlung durchgeführt werden.
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Die wichtigste Empfehlung zur Vorbeugung und Behandlung von Nierensteinen ist, viel zu trinken. Hilfreich können Wärmekissen, -flaschen oder -umschläge im Flankenbereich sein. Sofern es die Schmerzen zulassen, kann durch Treppensteigen oder Hüpfen der Stein gelöst werden. Zudem gibt es verschiedene natürliche Möglichkeiten, den Urinfluss zu steigern, mit dem Ziel, die Nieren oder Harnleitersteine auszuscheiden: Neben Nieren- und Blasentee aus der Apotheke ist Cranberrysaft zu empfehlen.
Ebenfalls wirksam ist ein Tee aus getrocknetem Löwenzahn. Hierfür übergießt man zwei Teelöffel mit kochendem Wasser und lässt das Ganze für fünf Minuten ziehen. Bei krampfartigen Schmerzen (Koliken) kann Bruchkraut Linderung verschaffen. Dafür wird ein Teelöffel diesmal mit kaltem Leitungswasser übergossen und für 30 Minuten stehen gelassen. Vor dem Trinken wird dieser Sud für drei Minuten aufgekocht. Gelegentlich wird Biergenuss bei Harnsteinen aufgrund seiner ausschwemmenden Wirkung empfohlen. Aufgrund der enthaltenen Purine kann es allerdings eher das Risiko für die Harnsteinbildung erhöhen und sollte daher eher gemieden werden.
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Die Entstehung von Nierensteinen ist sehr komplex und bis heute nur in Teilaspekten bekannt.
1. Prärenale Ursachen der Nierensteine (d. h. die Ursache liegt vor der Niere durch vermehrten Anfall von Harnstein bildenden Substanzen, v.a. Calcium und Phosphat)
2. Renale Ursachen der Nierensteine (Die Ursache ist in der Niere selbst gelegen)
3. Postrenale Ursachen der Nierensteine (die Ursache liegt im ableitenden Harntrakt)
Ein hohes Risiko, an Nierensteinen zu erkranken, haben Patienten mit:
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Stress und starke psychische Belastung können Auslöser für Nierensteine sein. Die Bildung von Steinen im Harntrakt beruht auf einem Zusammenspiel verschiedener Faktoren, wie Ernährung, Bewegung, Wasserhaushalt, Alter und vielen weiteren. Stress stellt dabei nur einen Baustein dar, der sich negativ auswirken kann und bei der Behandlung oder Vorbeugung berücksichtigt werden sollte.
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Alkohol, insbesondere Bier, führt zu einem Anstieg der Harnsäure im Blut, einem Abbauprodukt sogenannter Purine. Da Harnsäuresteine den zweitgrößten Anteil nach den Oxalatsteinen ausmachen, ist Alkohol ein wesentlicher Risikofaktor für die Entstehung von Nierensteinen. Zwar hat Alkohol auch eine ausschwemmende Wirkung, doch die negativen Folgen überwiegen.
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Um das erstmalige oder erneute Auftreten von Nierensteinen zu verhindern, ist es besonders wichtig, stets viel zu trinken, am besten zwei bis drei Liter Wasser oder Kräutertee täglich. Schwarzer Tee oder Kaffee hingegen können aufgrund des enthaltenen Oxalats das Risiko für Nierensteine erhöhen und sollten daher gemieden werden. Außerdem ist regelmäßige körperliche Bewegung, zum Beispiel durch Spazierengehen, hilfreich, um der Bildung von Nierensteinen vorzubeugen sowie den Abgang kleinerer Steine zu ermöglichen, bevor diese größer werden und Schmerzen verursachen. Bei der Ernährung sollten tierische Fette eher einen geringen Anteil ausmachen. Aufgrund der unterschiedlichen möglichen Bestandteile von Nierensteinen sollten nach durchgemachter Erkrankung bestimmte Nahrungsmittel gemieden werden, um ein erneutes Auftreten von Nierensteinen zu vermeiden. Hierbei sollte eine entsprechende Beratung durch den Arzt erfolgen. Da Übergewicht ebenfalls einen Risikofaktor für die Bildung von Nierensteinen darstellt, ist es zu empfehlen, dieses gegebenenfalls zu reduzieren.
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