Der Blinddarm (Zäkum) ist Teil des Dickdarms und schließt sich dem Dünndarm an. Er bildet sozusagen den Anfangsteil des Blinddarms. Zum Blinddarm gehört der sogenannte Wurmfortsatz (Appendix vermiformis). Das ist auch der eigentliche Teil, der bei einer "Blinddarmentzündung" entzündet ist.
Zäkum, lat: caecum
Der Blinddarm ist ein Teil des menschlichen Verdauungssystems.
Im eigentlichen Sinne als Blinddarm (Zäkum) wird der erste Abschnitt des Dickdarms bezeichnet. Er schließt sich dem Dünndarm an und liegt vor dem Grimmdarm (Kolon). Vom Volksmund fälschlicher Weise als Blinddarm bezeichnet wird der Wurmforsatz (Appendix vermiformis), welcher jedoch nur ein Anhängsel des eigentlichen Blinddarms (Zäkum) ist.
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Das Zäkum liegt im rechten Mittelbauch und ist nur einige Zentimeter lang. Es bildet den Anfangsteil des Dickdarms und ist somit eigentlich eine sackförmige Ausstülpung des aufsteigenden Kolons (Colon ascendens), die blind endet, was die Namensgebung erklärt.
Direkt vor dem Blinddarm liegt der letzte Teil des Dünndarms, der Krummdarm (Ileum). Der Übergang vom Ileum zum Zäkum wird durch eine Klappe gebildet, die sogenannte Ileozökal-Klappe oder Bauhin-Klappe. Sie öffnet sich durch spezielle Schleimhautfaltung normalerweise nur in Richtung Dickdarm, so wird ein Übertritt der Bakterien, die zahlreich den Dickdarm besiedeln, in den wesentlich keimärmeren Dünndarm verhindert.
Der Blinddarm ist reichlich mit Zellen der Immunabwehr besiedelt, die in ihrer Gesamtheit als GALT (gut-associated lymphatic tissue, zu Deutsch in etwa: Darm-assoziiertes Immunsystem) bezeichnet werden. Besonders im Wurmfortsatz finden sich Ansammlungen von lymphatischen Zellen, diese Ansammlungen werden als Peyer-Plaques bezeichnet.
Der Wurmfortsatz (also der „Blinddarm“ des Volksmundes, lat.: Appendix vermiformis) ist ein Anhängsel des Zäkums und misst in der Regel 5-10 Zentimeter. Die Lage der Appendix ist recht variabel, die häufigste Lage ist jedoch die hinter dem Zäkum (retrocaecal). So kann sie von Außen in etwa auf den sogenannten McBurney-Punkt projiziert werden. Zieht man eine gedachte Linie zwischen Bauchnabel und rechter Spina iliaca anterior superior (oberer Darmbeinstachel, als „Hüftknochen“ tastbar) so liegt dieser Punkt auf dem ersten Drittel vom Darmbeinstachel aus. Häufig ist eine Druckschmerz oder auch Loslassschmerz in diesem Bereich (wie auch am Lanz-Punkt) bei einer Entzündung des Wurmfortsatzes vorzufinden, verwertbar ist er jedoch nur als Hinweis, nicht als sicherer Beweis.
Die innere Auskleidung des Zäkums entspricht in seiner Schichtung der des restlichen Verdauungstraktes. Als innerste Schicht findet man die Mukosa (Schleimhaut), welche an eine dünne Bindegewebsschicht, die Submucosa, grenzt. Hieran schließt sich eine Schicht aus glatter Muskulatur (Tunica muscularis) an, welche in ihrer Aktivität durch das vegetative (autonome) Nervensystem gesteuert wird.
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Der echte Blinddarm als Teil des Dickdarm hat beim Menschen eine Länge von etwa 6 bis 8 cm. Der umgangssprachlich sehr häufig als Blinddarm bezeichnete Wurmfortsatz (Appendix), welcher vom eigentlichen Blinddarm abgeht, kann jedoch in seiner Länge und Größe weitaus stärker variieren.
Bei den meisten Menschen weist der Wurmfortsatz eine Länge von 5 bis 10 cm auf. In einigen Fällen kann er nichtsdestotrotz auch bis zu 20cm oder auch nur 2cm lang sein. Die Appendix ist ein sehr schlankes Organ und hat einen Durchmesser von etwa 6 bis 7 mm.
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Der echte Blinddarm liegt bei so gut wie allen Menschen auf der rechten Seite des Unterbauches. In einigen Fällen kann der Wurmfortsatz jedoch auch deutlich länger (bis zu 20cm!) sein, wodurch er bei einigen Menschen sogar bis in den linken Unterbauch reichen kann.
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Das Zäkum hat keine herausragende Funktion, es dient der Nahrungspassage. Die Funktion der Appendix ist Gegenstand vieler Überlegungen, inzwischen wird sie nicht mehr als völlig funktionsloses Überbleibsel der Evolution angesehen, vielmehr als ein Teil des körpereigenen Immunabwehrsystem und des Lymphsystems.
Neuere Forschungsarbeiten haben den Verdacht geäußert, dass hier Bakterien sitzen, die sich positiv auf den menschlichen Organismus auswirken sollen. Gerade in den hoch entwickelten Ländern mit hohen Hygiene-Standards hat diese Funktion der Appendix jedoch kaum noch eine Bedeutung. Das ist auch daraus ersichtlich, dass eine Entfernung – wie sie bei einer Appendizitis (Blinddarmentzündung) häufig notwendig ist und praktiziert wird – in den Industrienationen keine Nachteile mit sich bringt.
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Die weitaus häufigste Erkrankung im Bereich des Blinddarms ist die Appendizitis, also eine Entzündung des Wurmfortsatzes, im Volksmund ungenau als Blinddarmentzündung bezeichnet.
Sie tritt mit etwa 100 Fällen pro 100.000 Einwohner pro Jahr in den westlichen Längern sehr häufig auf, wobei der Erkrankungsgipfel zwischen dem 10.-20. Lebensjahr liegt.
Die Blinddarmreizung kann als eine leichte Form der Blinddarmentzündung betrachtet werden.
Auch hier kommt es durch eine bakterielle Infektion oder einen Verschluss des Eingangs in den Wurmfortsatz (Appendix) zur Entzündung desselben. Die Folgen sind Schmerzen, welche zu Beginn als dumpf und schlecht lokalisierbar im Oberbauch oder um den Bauchnabel herum imponieren. Später können sie dann in den rechten Unterbauch wandern. Begleitet werden die Schmerzen typischerweise von Übelkeit, Erbrechen, Fieber und Durchfall. Im Gegensatz zur voll entwickelten Blinddarmentzündung sind die Beschwerden hier jedoch meist eher milde.
Eine Behandlung kann daher häufig allein durch eine Antibiotikagabe und Bettruhe erfolgen. Auf eine Operation mit Entnahme des Blinddarms (Appendektomie) kann bei einer Blinddarmreizung meist verzichtet werden. Nichtsdestotrotz kann eine bereits durchgemachte Reizung des Wurmfortsatzes ein erneutes Auftreten der Beschwerden bis hin zur Appendizitis begünstigen.
Die Blinddarmentzündung, in der Fachsprache Appendizitis genannt, stellt ,insbesondere bei Kindern, aber auch bei Erwachsenen, ein sehr häufiges Krankheitsbild dar.
Der Begriff bezeichnet eigentlich eine Entzündung des Wurmfortsatzes, der Appendix, welche vom eigentlichen Blinddarm, dem ersten Teil des Dickdarms, als kleines Anhängsel abgeht. Hervorgerufen wird die Appendizitis typischerweise durch eine Verstopfung des Eingangs durch Kotsteine oder kleinen Kernen von Früchten. Seltener ist auch eine Entzündung im Rahmen einer bakteriellen Infektion des Darms möglich.
Die typischen Beschwerden einer Blinddarmentzündung sind schwer lokalisierbare, dumpfe Schmerzen im Bereich des Oberbauchs oder des Bauchnabels, welche im Verlauf von Stunden oder wenigen Tagen in den rechten Unterbauch wandern und hier einen schärferen Charakter annehmen. Hinzu kommen häufig Übelkeit, Erbrechen, Fieber und Durchfälle, sowie eine Abwehrspannung der Bauchmuskeln. Diese Beschwerden in Kombination mit einer gezielten körperlichen Untersuchung reichen für den behandelten Arzt häufig schon aus, um die Diagnose einer Appendizitis stellen zu können. Zusätzlich kann die Diagnose jedoch durch Ultraschall und Blutentnahmen gesichert werden.
Auch wenn es sich hierbei um ein sehr häufiges Krankheitsbild handelt, kann eine Blinddarmentzündung durchaus gefährliche Ausnahme annehmen. In der Folge muss meist eine operative Entfernung des Wurmfortsatzes (Appendektomie) vorgenommen werden. In einigen Fällen kann eine Behandlung jedoch auch mit Antibiotika und Bettruhe über einige Tage erfolgen.
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Häufig verläuft die Behandlung einer Blinddarmentzündung komplikationslos. Ein nicht geringer Teil der Patienten wird nach erfolgter Operation oder sogar auch nur durch eine gezielte Antibiotikatherapie innerhalb weniger Tage beschwerdefrei sein und wieder seinem Alltag nachgehen können.
Nichtsdestotrotz stellt die Appendizitis stets ein potentiell lebensbedrohliches Krankheitsbild dar. Die Ursache hierfür liegt im Blinddarmdurchbruch, der Blinddarmperforation, als Maximalform der Entzündung. Hierbei kommt es zum Einreißen der angegriffenen und geschwächten Darmwand, sodass sich die im Wurmfortsatz befindlichen Bakterien in die eigentlich sterile Bauchhöhle verteilen und zur großflächigen Entzündung dieser führen. Typisches Anzeichen für einen Blinddarmdurchbruch ist ein Nachlassen der Schmerzen durch das Nachlassen des Durcks innerhalb des Wurmfortsatzes, welcher zuvor zur schmerzhaften Spannung der Wand der Appendix geführt hatte. Dies wird als sogenannter „fauler Frieden“ bezeichnet. Unbehandelt führt dieser unweigerlich zur Sepsis und schließlich zum Tod.
Aus diesem Grund muss bei Verdacht auf eine perforierte Appendizitis umgehend eine Behandlung erfolgen. Im Vorfeld kann hierfür ein Röntgenbild des Bauches angefertigt werden, in welchem freie Luft im normalerweise luftfreien Bauchraum sichtbar sein wird. Meist wird hierauf jedoch verzichtet und direkt eine offen chirurgische Entfernung des Wurmfortsatzes und im Rahmen hiervon eine Spülung des Bauchraum zur Entfernung von Darminhalt und Erregern durchgeführt. Über die folgenden Tage werden anschließend Antibiotika angesetzt werden, um einen Rückgang der Infektion zu erreichen.
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Zu operativen Entfernung eines entzündeten Wurmfortsatzes (Appendix) stehen dem Operateur prinzipiell zwei Möglichkeiten des Vorgehens zur Auswahl. '
Die traditionellere Variante stellt das offen chirurgische Vorgehen dar. Hierfür wird im rechten Unterbauch ein etwa 3 bis 4 cm langer, schräg verlaufender Schnitt gesetzt, durch welchen dann die Appendix entnommen werden kann. Diese Operationsmethode wird als Wechselschnitt bezeichnet und hinterlässt eine typische, entsprechend kurze Narbe. Sie kommt vor allem bei notfallmäßigen Blinddarmentfernungen zum Einsatz oder wenn der Patient/die Patientin bereits voroperiert ist.
Die mittlerweile weitaus häufiger gewählte Operationsmethode ist die sogenannte laparoskopische Entfernung des Wurmfortsatzes. Hierfür werden lediglich drei kleine Zugangswege in den Bauchraum geschaffen, über welchen dann eine Kamera, sowie die benötigten Instrumente in den Bauchraum eingebracht werden. Ein Zugang erfolgt über den Bauchnabel und jeweils einer im Bereich des rechten und linken Unterbauchs. Die hierbei entstehenden Narben werden etwa einen halben bis einen Zentimeter lang und hierdurch kaum sichtbar sein, aus welchem Grund diese Variante heute meist bevorzugt wird.
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Schmerzen im Blinddarm werden am häufigsten durch eine Blinddarmentzündung hervorgerufen.
Anfänglich treten dumpfe, ungenau lokalisierbare Eingeweideschmerzen (viszeraler Schmerz) im Mittel- oder Oberbauch auf. Nachdem die Bakterien die Darmwand nach außen durchwandert haben, tritt nach 8-12 Stunden ein dauerhafter, genau lokalisierbarer „Punktschmerz“ auf. Dessen Lage ist abhängig von der Lage des Wurmfortsatzes und er wird durch Gehen oder Husten verstärkt.
Liegt der Wurmfortsatz regulär (er hängt nach unten), treten die Schmerzen am rechten Drittelpunkt der Linie zwischen den beiden Hüftknochen (Lanz-Punkt) oder am rechten Drittelpunkt der Linie zwischen rechtem Hüftknochen und Bauchnabel (McBurney-Punkt) auf. Liegt er in Tieflage (er hängt in das Becken hinein) treten die Schmerzen vor allem bei einer rektalen oder vaginalen Untersuchung auf. Es besteht Harn- und Stuhldrang durch Reizung der Beckenorgane.
Bei Lage des Wurmfortsatzes hinter dem eigentlichen Blinddarm kann der Bauchschmerz fehlen und wird häufig durch Schmerzen in der rechten Flanke ersetzt. Außerdem treten beim Anheben des gestreckten rechten Beins Schmerzen auf, da der Wurmfortsatz auf dementsprechenden Muskel zu liegen kommt (M. iliopsoas).
Bei alten Menschen und Diabetikern sind die Schmerzen oft minimal und schlechter lokalisierbar. Bei Schwangeren wird der Blinddarm durch den Uterus nach oben verlagert, sodass die Schmerzen oft neben dem Bauchnabel oder im rechten Oberbauch auftreten.
Entzündungen der anderen Darmabschnitte können auf den Blinddarm übergreifen und dort Schmerzen verursachen. Zu nennen sind hier vor allem die chronisch entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa.
Ein weiterer Grund für Schmerzen im Blinddarm ist eine Verdrehung (Torsio) desselben um seine Gefäßaufhängungen. Auch ein Ineinanderschieben von Darmabschnitten (Invagination) ist möglich. Diese Vorgänge führen meistens zu einem Darmverschluss mit den typischen krampfartigen Schmerzen (Koliken).
Bei Patienten mit unterdrücktem Immunsystem (z.B. nach einer Chemotherapie, Patienten mit AIDS oder ältere Menschen) kann es zu einer durch Bakterien der Darmflora verursachten Entzündung des eigentlichen Blinddarms kommen (Typhilitis). Hierbei kommt es meist zu Fieber und einem Druckschmerz im rechten Unterbauch.
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