Ciclosporin A ist ein Medikament aus der Klasse der Immunsupressiva, genauer ein Calcineurin-Inhibitor. Es greift in zentrale Prozesse des Immunsystems ein und wird vor allem nach Transplantationen und bei Autoimmunkrankheiten eingesetzt. Ciclosporin ist ein sehr wirksames Medikament, das allerdings auch viele Nebenwirkungen hat.
Ciclosporin A ist ein Immunsuppressivum, also ein Wirkstoff, das der das Immunsystem unterdrückt und so eine Immunantwort herunter reguliert. So kann Ciclosporin A beispielsweise nach der Transplantation verschiedener Organe eingesetzt werden, um zu verhindern, dass das Immunsystem des Körpers das fremde Organ (Transplantat) angreift. Auch nach einer Knochenmarkstransplantation findet Ciclosporin A Verwendung , um eine Abstoßungsreaktion der eingesetzten Stammzellen zu verhindern. Weiterhin lassen sich viele Autoimmunerkrankungen damit behandeln.
Als immunsuppressive Substanz verhindert Ciclosporin A eine unerwünschte Reaktion des Immunsystems gegen verschiedene Zellen. Daraus ergeben sich die zwei wichtigsten Indikationen für Ciclosporin A:
Transplantationen
Autoimmunerkrankungen
Bei Transplantationen wird körperfremdes Material in Form von Organen (Niere, Leber, Lunge, Herz, etc.), Geweben (Muskel, Knochen, Haut, etc.) oder Zellen (Stammzellen) von einem Spenderkörper in den Empfänger (erkrankte Person) transplantiert (übertragen). Typischerweise reagiert das Immunsystem mit einer ausgeprägten Immunreaktion auf das Transplantat, da es dieses als “fremd” erkennt und abwehren möchte. Es kommt hierdruch zu einer Abstoßungsreaktion, das Transplantat kann geschädigt werden und muss eventuell wieder entfernt werden. Im schlimmsten Fall kommt es durch die überschießende Aktivität des Immunsystem zu lebensgefährlichen Komplikationen. Um eben diese Reaktion des Immunsystems abzumildern wird - neben anderen Immunsupressiva - Ciclosporin A eingesetzt. Wichtig ist dabei eine strenge Einhaltung der richtigen Wirkspiegel, der Patient muss sich hierfür genau an die vom Arzt geplanten Einnahmezeiten halten!
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Eine weitere wichtige Indikation für Ciclosporin A sind Autoimmunerkrankungen. Auch hier kommt es zu einer ausgeprägten Reaktion des Immunsystems, allerdings auf körpereigene Zellen. Bekannte Beispiele sind die rheumatoide Arthritis (Gelenkentzündungen), Psoriasis und die Schilddrüsenerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis. Vor allem bei stark ausgeprägten autoimmunen Prozessen kann Ciclosporin A eingesetzt werden, um die Beschwerden zu lindern.
Ein weiteres Einsatzgebiet sind chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis Ulcerosa oder Morbus Crohn.
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Ciclosporin A ist ein Wirkstoff der Gruppe der Immunsuppressiva. Über einen komplexen Wirkmechanismus verhindert Ciclosporin, dass sogenannte Zytokine (Proteine, die für eine Immunreaktion im Körper benötigt werden) gebildet werden. Außerdem hat Ciclosporin A eine Auswirkung auf Lymphozyten, eine wichtige Zellgruppe, die ebenfalls zur Ausbildung einer Immunreaktion benötigt werden. Im Normalfall benötigen diese Lymphozyten ein molekulares Signal, um aktiv zu werden, körperfremde Stoffe anzugreifen und sich zu vermehren. Durch die Behandlung mit Ciclosporin A kann sowohl die Aktivierung als auch die Vermehrung der Lymphozyten verhindert werden. Die Produktion der Zytokine geht normalerweise im Inneren bestimmter Lymphozyten (den T-Lymphozyten) vonstatten. Indem bestimmte Faktoren im Inneren dieser T-Lymphozyten gehemmt werden, werden weniger Zytokine produziert und eine Immunreaktion wird unterdrückt oder bleibt ganz aus. Aufgrund seiner Eigenschaften wirkt Ciclosporin A sehr spezifisch auf einen bestimmten Faktor (Calcineurin) in T-Lymphozyten. Dies hat den Vorteil, dass viele andere Körperfunktionen weiterhin ungehindert ablaufen können und weniger Nebenwirkungen auftreten, was beim ebenfalls immunsuppressiven Cortison oft ein großes Problem ist. Der Wirkstoff Ciclosporin wird aus der norwegischen Pilzart Beauveria nivea gewonnen. Dabei handelt es sich um mehrere Unterarten von Schlauchpilzen (Tolypocladium inflatum und Clindrocarpon lucidum).
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Ciclosporin A ist ein Medikament, welches sehr stark in Prozesse des Immunsystems eingreift. Dadurch kann es seine starke Wirkung entfalten, gleichzeitig werden hierdruch aber auch viele verschiedene Nebenwirkungen verursacht.
Im Bereich der Blutbildung führt Ciclosporin A zu einer Verminderung verschiedener Zellarten. Am häufigsten kommt es zu einer verminderten Anzahl an Leukozyten (weißen Blutkörperchen), aber auch Thrombozyten (Blutplättchen) und Erythrozyten (rote Blutkörperchen) können betroffen sein, man spricht von einer Aplastischen Anämie.
Häufig macht Ciclosporin A außerdem unspezifische Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Blutdruckanstieg, Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall.
Außerdem kann es durch die Einnahme von Ciclosporin A zu Nebenwirkungen im Bereich des Nervensystems kommen. Sowohl das zentrale Nervensystem (Gehirn und Rückenmark) als auch das periphere Nervensystem können betroffen sein, es kann zu Nervenentzündungen oder sogar Hirnschädigungen mit Verwirrtheit, Desorientierung und Bewusstseinsstörungen kommen.
Auch Muskelkrämpfe, Fieber und Müdigkeit sind mögliche Nebenwirkung von Ciclosporin A.
Während die Leber in der Regel nicht betroffen ist, kann sich Ciclosporin A auf die Nieren auswirken und zu Nierenfunktionsstörungen führen. Durch Wirkungen auf das Hormonsystem können Menstruationsstörungen, vermehrte Körperbehaarung und Akne auftreten.
Ciclosporin A ist also ein sehr potentes, aber auch nebenwirkungsreiches Medikament. Sollten bei Ihnen Nebenwirkungen durch Ciclosporin A auftreten, so sprechen Sie unbedingt mit Ihrem behandelnden Arzt, dieser kann dann über das weitere Vorgehen entscheiden!
Haarausfall ist keine typische Nebenwirkung von Ciclosporin A. Im Gegensatz zu vielen anderen Immunsytem-Wirkstoffen, die die Teilung und damit die Vermehrung von Zellen (auch an der Haarwurzel) verhindern, führt Ciclosporin A nicht zum Haarausfall. Stattdessen kommt es aufgrund von Veränderungen im Hormonhaushalt eher zu einer vermehrten Körperbehaarung, einer gerade Frauen sehr unangenehmen Nebenwirkung. So führen die veränderten Hormonspiegel nicht nur zu Unregelmäßigkeiten im Menstruationszyklus, sie können auch ein verstärkt männliches Behaarungsmuster mit Zunahme des Haarwachstums am Bauch, im Brustbereich und im Gesicht verursachen. Ciclosporin A wird in manchen Fällen sogar als Mittel gegen Haarausfall eingesetzt.
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Ciclosporin A ist ein Wirkstoff, der vor allem in der Leber verarbeitet und auch über diese ausgeschieden wird. Ein wichtiges Enzym dieses Stoffwechselweges ist das sogenannte CYP3A4, das an der Ausscheidung vieler Arzneimittel beteiligt ist. Somit kann es unter Ciclosporin A zu Wechselwirkungen mit allen Medikamenten kommen, die ebenfalls über CYP3A4 verarbeitet werden. Medikamente, die CYP3A4 hemmen, führen demnach zu erhöhten Konzentrationen und damit verstärkten Wirkung von Ciclosporin A. Dazu gehören beispielsweise Verhütungsmittel, Metoclopramid (gegen Übelkeit) und Prednisolon (ein Cortison). Auch viele Antibiotika (besonders aus der Gruppe der Makrolide und Azol-Antibiotika) können Wechselwirkungen mit Ciclosporin A hervorrufen. Außerdem führen sogar manche Nahrungsmittel wie Grapefruitsaft zu einer solchen Wechselwirkung.
Der gegenteilige Effekt, also eine Abschwächung der Wirkung tritt bei sogenannten Induktoren von CYP3A4 auf. Diese führen zu einer erhöhten Bildung des Enzyms und dadurch indirekt zu einer vermehrten Ausscheidung von Ciclosporin A. Zu den Induktoren von CYP3A4 gehören beispielsweise das Antibiotikum Rifampicin oder das pflanzliche Antidepressivum Johanniskraut (genauer das enthaltene Hyperforin).
Wie bereits erwähnt wird Ciclosporin A über das Enzym CYP3A4 in der Leber verstoffwechselt, daher können alle Verhütungsmittel, die ebenfalls in der Leber oder speziell über dieses Enzym abgebaut werden mit Ciclosporin A wechselwirken. Da auch die "Pille" (also die oralen Kontrazeptiva) über CYP3A4 verstoffwechselt wird, wird der Abbau von Ciclosporin A durch sie gehemmt und so die Konzentration bzw. die Wirkung unerwünscht gesteigert.
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Wie bei jedem anderen Medikament ist die wichtigste Gegenanzeige für Ciclosporin A eine Allergie gegen den Wirkstoff oder andere Bestandteile des Medikamentes. Außerdem darf es nicht mit Medikamenten kombiniert werden, die das Enzym CYP3A4 beeinflussen. Gegebenenfalls müssen Dosisreduktionen erwogen werden, wenn eine solche Kombination unumgänglich ist. Weitere Gegenanzeigen für Ciclosporin A sind maligne (bösartige) Erkrankungen, da durch eine Immunsuppression das Risiko einer bösartigen Entartung erhöht wird. Auch bei Leber- und Nierenschäden darf Ciclosporin A nur in Sonderfällen und mit großer Vorsicht gegeben werden. Des Weiteren kann Ciclosporin A die Elektrolyte (Blutsalze) aus dem Gleichgewicht bringen, wodurch es unter anderem zu einem erhöhten Kalium kommt, was insbesondere für Personen mit Herzerkrankungen gefährlich ist.
Für die Einnahme von Ciclosporin in der Schwangerschaft und Stillzeit gibt es derzeit keine ausreichende Studienlage. In Tierexperimenten an Kaninchen und Ratten wurde gezeigt, dass Ciclosporin A zu Schädigungen des Kindes in der Schwangerschaft und während der Stillzeit führen kann, weshalb am Menschen in diesen Phasen keine Testungen mit Ciclosporin A durchgeführt werden konnten. Dennoch gibt es einzelne Fallberichte von Kindern, deren Mütter während der Schwangerschaft mit Ciclosporin A behandelt wurden. Bei ihnen besteht ein erhöhtes Risiko für eine Frühgeburt, organische Schäden zeigten sich meist nicht. Aufgrund der fehlenden Datenlage ist eine allgemeine Aussage jedoch nicht möglich, von der Einnahme in Schwangerschaft und Stillzeit wird vorsichtshalber abgeraten!
Einen Überblick über das Thema erhalten Sie unter Schwangerschaft oder auch Medikamente in der Schwangerschaft bzw. Medikamente während der Stillzeit
Augentropfen mit Ciclosporin A werden bei schweren Entzündungen der Augen angewendet. Durch das Ciclosporin kommt es zu einer Verminderung der Immunantwort im Auge, es werden weniger Entzündungsstoffe produziert und so potenzielle Augenschäden verringert. Bei besonders schweren Entzündungen der Hornhaut mit trockenen Augen gelten diese Augentropfen als das Mittel der ersten Wahl. Bei einer endogenen (vom eigenen Körper ausgelösten) Uveitis (Entzündung im Auge) kann Ciclosporin A ebenfalls eingesetzt werden. Es wird entweder in Form von Tabletten systemisch eingenommen oder als Wirkstoff in den Augentropfen direkt in die Augen gegeben. Oftmals reicht die Therapie mit den Augentropfen mit Ciclosporin A aus, wenn man sie einmal täglich vor dem Schlafen in die Augen tropft. Da die Augen anschließend für mehrere Stunden geschlossen sind und nicht beansprucht werden, können die Augentropfen so besonders gut wirken. Gegenanzeigen für Augentropfen mit Ciclosporin A bestehen bei einer Allergie oder Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff. Außerdem dürfen die Augentropfen nicht gleichzeitig mit Cortison-haltigen Präparaten angewandt werden. Auch wenn die Möglichkeit einer Infektion im Auge besteht, darf man sie nicht anwenden, da der Körper durch den Wirkstoff davon abgehalten wird, die Krankheitserreger zu bekämpfen. Nebenwirkungen der Augentropfen sind Augenschmerzen und vermehrtes Tränen der Augen.
Ciclosporin A gibt es in verschiedenen Dosierungen. Die typische Tablettendosierungen sind 25 mg, 50 mg oder 100 mg. Nach einer Transplantation sollte eine Dosierung von 10 bis 15 mg pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag eingenommen werden. In der Regel wird die halbe Menge morgens und die andere Hälfte abends eingenommen. Bei einer Verabreichung über die Vene reicht dagegen meist eine Dosierung von 3 bis 5 mg pro kg Körpergewicht aus. Nach einem Zeitraum von 2 Wochen kann die Dosis je nach Ansprechen des Immunsystems etwas verringert werden. Bei autoimmunen Erkrankungen ist die Tagesdosis in der Regel etwas niedriger, hier wird eine Zieldosis von 5 mg pro kg Körpergewicht pro Tag angestrebt. Um die ideale Menge des Wirkstoffes im Körper zu erhalten, sind regelmäßige Messungen des Medikamentenspiegels (also der Konzentration im Blut) notwendig.
Die Kosten für eine Therapie mit Ciclosporin A werden in den meisten Fällen von der Krankenkasse oder der privaten Krankenversicherung übernommen.Das Medikament sollte nur eingesetzt werden, wenn es eine medizinische Indikation gibt, in diesem Fall sind die Krankenversicherungen zu einer Zahlung der Kosten verpflichtet. Je nach Dosierung (25 mg, 50 mg, 100 mg) sind 100 Tabletten Ciclosporin A für 50 bis 350 Euro erhältlich. Augentropfen mit Ciclosporin A können je nach Wirkstoffkonzentration und Packungsgröße zu einem Preis von 100 bis 350 Euro gekauft werden. Bei Infusionen mit Ciclosporin A variieren die Preise ebenfalls stark je nach Wirkstoffkonzentration und Größe der Packung. Alle Medikamente, die Ciclosporin A enthalten, sind rezeptpflichtig und daher nicht frei in der Apotheke verkäuflich.
Wie alle Medikamente, die in der Leber verstoffwechselt, abgebaut und ausgeschieden werden, kann es durch Alkohol zu Konzentrationsveränderungen von Ciclosporin A kommen. Obwohl es keine direkten Wechselwirkungen der beiden Substanzen (Ciclosporin A und Alkohol) gibt, können sie beide zu Leberschäden führen. Wer durch vermehrten Alkoholkonsum bereits eine geschädigte Leber hat, muss mit vermehrten Komplikationen bei der Einnahme von Ciclosporin A rechnen. Am Besten sollte während des Einnahmezeitraums von Ciclosporin A ganz auf den Konsum von Alkohol verzichtet werden, da es sonst zu einer Überlastung der Leber und damit einem langsameren Abbau einer oder beider Substanzen kommt.
Ciclosporin A ist im Bereich der Immunsuppressiva eine sehr wirksame und gut getestete Substanz, weshalb der Wirkstoff gerne bei den entsprechenden Indikationen eingesetzt wird. Je nach Art der Erkrankung können verschiedene Alternativen zum Einsatz kommen. Autoimmunerkrankungen und Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis lassen sich beispielsweise mit Cortison, Azathioprin, Methotrexat, Cyclophpsphamid und Sulfasalazin behandeln. Auch Tacrolimus kann als Immunsuppressivum bei Transplantationen oder Autoimmunerkrankungen eingenommen werden. Zudem gibt es eine Vielzahl an sogenannten Biologicals, Substanzen, die an einer spezifischen Stelle im Ablauf der Immunantwort angreifen.
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