Die Hashimoto thyreoiditis ist eine Autoimmunerkrankung. Dies bedeutet, dass das eigene Immunsystem die Zellen der Schilddrüse als fremd erkennt und zerstört. Sie ist die häufigste Form einer chronisch entzündlichen Schilddrüse und die häufigste Ursache einer Schilddrüsenunterfunktion. Die Häufigkeit in der Gesamtbevölkerung beträgt 5-10%, wobei Frauen etwa 9 mal häufiger betroffen sind.

Hashimoto Thyreoiditis

Bei dem Wort „Hashimoto“ zögern die meisten erst einmal und würden es nicht als Erkrankung einordnen können. Doch tatsächlich, die auch als chronisch lymphozytäre Thyreoiditis bezeichnende Autoimmunerkrankung hat ihren Namen von dem japanischen Arzt Hakaru Hashimoto, der die Erkrankung entdeckte.

Die Hashimoto thyreoiditis gehört zu den Autoimmunerkrankungen. Autoimmunerkrankungen sind Erkrankungen, bei denen das eigene Immunsystem Zellen des Körpers als fremd erkennt und zerstört.

Aus diesem Grund heißen die Antikörper, die gegen die körpereigenen Zellen gerichtet sind, Autoantikörper. Sie sind für zahlreiche Autoimmunerkrankungen verantwortlich. Eine Liste aller Autoantikörper und die dazugehörigenen Krankheitsbilder finden Sie unter: Autoantikörper

Sie ist die häufigste Form einer chronisch entzündlichen Schilddrüse und die häufigste Ursache einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose).
Die Häufigkeit in der Gesamtbevölkerung beträgt 5-10%, wobei die Geschlechtsverteilung bei 9:1 (weiblich:männlich) liegt und meist Menschen zwischen dem 30.-60.Lebensjahr betrifft.

Symptome und Diagnose

Symptome zu Beginn der Erkrankung

Zu Beginn der Erkrankung hat man meist keine Erscheinungen. Anfangs kann es jedoch für eine gewisse Zeit zu einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) kommen (durch den Versuch einer Gegenregulation des Körpers), die folgende Symptome aufweist:

  • Vegetatives Nervensystem: Herzrhythmusstörungen (z.B. Herzklopen), Bluthochdruck, Wärmeintoleranz, Schwitzen, Haarausfall, feuchtwarme Haut, Durst, Heißhunger

  • Psychisch: Unruhe, Reizbarkeit, Nervosität, Zittern der Hände, Schlafstörungen, schnelle Ermüdbarkeit

  • Magen-Darmtrakt: eventuell Durchfall

  • Stoffwechsel: Gewichtsverlust (trotz Appetit)

  • Muskulatur: Schwäche und teilweise Schmerzen in den Beinen, vor allem den Oberschenkeln

  • Bei Frauen: Menstruationszyklusstörungen

  • Kropf = Schilddrüsenverdickung

Langfristige Symptome

Langfristig jedoch kann es im Laufe des Lebens, oder auch schon zu Beginn, zu einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) kommen, bei dieser der Körper nicht genug Schilddrüsenhormone mehr produzieren kann und man diese dann medikamentös ersetzen muss. Bemerkbar macht sich die Unterfunktion unter anderem durch:

  • Gewichtszunahme

  • Kälteintoleranz

  • Verstopfung

  • Verlangsamung der Herzfrequenz

  • Antriebsarmut, Schwäche, bis hin zur depressiven Verstimmung

  • Kühle, trockene Haut

  • Brüchige Haare

  • Kloß-oder Druckgefühl im Hals

  • Wassereinlagerungen (Ödeme): an den Augenlidern, im Gesicht, Extremitäten, oder den Unterschenkeln
  • Bei Frauen: Ausbleiben der Menstruation (sekundäre Amenorrhö)

Lesen Sie hier mehr zum Thema: Symptome bei einer Schilddrüsenunterfunktion

Symptome je nach Lebensalter

Leider werden oft die Symptome einer Hashimoto thyreoiditis bei Kindern nicht erkannt, weshalb hier Vorsicht geboten ist. Je nach Lebensalter kann es unterschiedliche charakteristische Beschwerden geben:

a) Babys:

  • Schilddrüsenunterfunktion: Gelbsucht, aufgedunsenes Gesicht, Trinkfaulheit, Schläfrigkeit, heiseres Schreien, aufgeblähter Bauch, kalte Extremitäten, Nabelbruch, große Fontanelle, Teilnahmslosigkeit
  • Schilddrüsenüberfunktion: Durchschlafstörungen, Schwitzen, Schreikind, Durchfälle, starker Bewegungsdrang

b) (Klein-)Kinder

  • Schilddrüsenunterfunktion: Spätentwickler (verzögertes Wachstum, späte Zahnbildung, schlechte Sprachentwicklung), Infektanfälligkeit, Antriebslosigkeit, Verträumtheit, Blässe
  • Schilddrüsenüberfunktion: Wachstumtsstörungen, frühe Zahnentwicklung, Ungeschicklichkeit, Wutanfälle, warme und feuchte Haut, Bauchschmerzen, Durchfall, Aufmerksamkeitsbedarf

c) Jugendliche

  • Schilddrüsenunterfunktion: Konzentrations- und Gedächtnisprobleme, schulischer Leistungsabfall, Ängstlichkeit, Kälteempfinden, trockene Haut und Haare, Gewichtszunahme, Lidödeme
  • Schilddrüsenüberfunktion: Wachstumsschmerzen sowie gestörtes Knochenwachstum, Schlafstörungen, Aggressivität, Gewichtsabnahme, Konzentrationsstörungen, Hyperaktivität

Diagnose einer Hashimoto Thyreoiditis

Um die Krankheit ausfindig zu machen, bedarf es zum einen die Untersuchung des Blutes und zum anderen eine Ultraschalluntersuchung. Meist kommen die Patienten mit Symptomen (einer Über-oder Unterfunktion), andere Male liegt ein Zufallsbefund vor.

Im Blut kann der Arzt sehen, ob Antikörper zirkulieren (bei diesen Antikörpern handelt es sich um TPO-Antikörper, Mikrosomale Antikörper (MAK) oder TG-Antikörper), ob der Körper noch genug Schilddrüsenhormone produziert (fT3, fT4 genannt) und ob der Körper bereits in einen Mechanismus der Gegenregulation steckt (der sogenannte TSH Wert ist dann erhöht bei einer Unterfunktion und erniedrigt bei einer Überfunktion).

Lesen Sie hier mehr zum Thema: Schilddrüsenwerte

Jedoch ist hierbei zu sagen, dass auch normwertige Schilddrüsenwerte kein Ausschlusskriterium einer Hashimoto Thyreoiditis sind, da der Körper oft noch nicht in einer Überfunktion, geschweige denn einer Unterfunktion liegt.
Zusätzlich wird deshalb noch ein Ultraschall der Schilddrüse gemacht, um zu schauen, ob die Schilddrüse schon Zerstörungserscheinungen aufweist. In diesem Fall würde die Schilddrüse uneinheitlich und nicht selten klein aussehen. Man sieht dann im Ultraschallbild des öfteren schwarze ovale Strukturen im Gewebe. Auffällig wären ein Gesamtvolumen von ca. 18ml bei Frauen und 25ml bei Männern, welches auf ein vergrößertes Schilddrüsenvolumen hindeuten könnte. Ein Gesamtvolumen von unter 6ml bei Frauen und unter 8ml bei Männern könnten auf einen Gewebeschwund der Schilddrüse hindeuten.

Zudem kann bei der Messung des Blutflusses in der Schilddrüse (Doppler-Untersuchung) ein verstärkter Blutfluss Hinweise auf eine Entzündung geben. Bei Unklarheiten können zusätzlich eine Szintigrafie sowie eine histologische Gewebeentnahme im Sinne einer Punktion erfolgen.

Behandlung

Allgemeine Informationen zur Behandlung

Leider ist die Hashimoto thyreoiditis derzeit noch eine unheilbare Krankheit und wird deshalb auch nicht ursächlich behandelt. Bei Ausbleiben von Symptomen muss die Erkrankung nicht therapiert werden.

Wenn sich jedoch Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion zeigen sollten, wird mit einem einschleichenden Ersatz der Schilddrüsenhormone behandelt. Hierbei wird täglich morgens 30 Minuten vor dem Frühstück eine Tablette eingenommen. Meist handelt es sich hierbei um L-Thyroxin (Levothyroxin), das lebenslang eingenommen werden muss.

Medikamentöse Therapie einer Hashimoto Thyreoiditis

Die medikamentöse Therapie einer Schilddrüsenunterfunktion aufgrund einer Hashimoto Thyreoiditis ist meist unumgänglich. Manche Patienten haben auch eine Umwandlungsstörung von T4 zu T3. In diesem Fall hilft es, ein Kombinationspräparat von L-Thyroxin und Liothyronin einzunehmen.

Wichtig ist es,die regelmäßigen Kontrollen der Schilddrüsenhormone beim Arzt wahrzunehmen.

Einnahme von Iod bei einer Hashimoto Thyreoiditis

Bei der Einnahme von Iod ist Vorsicht geboten. Iod kommt vor allem in Speisesalz,  Meeresfischen, Milch und auch in Hartkäse vor. Weniger kommt in Spinat, Brokkoli, Feldsalat, Kartoffeln und Vollkornbrot vor.

Zwar ist Iod in den letzten Jahrzehnten vor allem im süddeutschen Raum mangelhaft und es kann unter anderem zu Jodmangelerscheinungen kommen, jedoch ist es im Zusammenhang mit der Hashimoto Thyreoiditis ungünstig.
Mehr als 200µg täglich kann die Antikörperbildung aktivieren. Aufatmen kann man jedoch, da die in Deutschland übliche Menge an Iod in Nahrungsmitteln keine Rolle spielt. Wichtig ist es, iodhaltige Medikamente, Multivitamine und Nahrungsergänzungsmittel zu vermeiden.

Einnahme von Selen bei einer Hashimoto Thyreoiditis

Selen ist ein wichtiges Spurenelement im Zusammenhang mit der Schilddrüse, welche einen hohen Bedarf daran hat. Die Schilddrüse benötigt 600-1240 µg Selen und ist somit das selenreichste Organ unseres Körpers.

Die deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt auch gesunden Erwachsenen täglich eine Einnahme von 30-60µg. Diese Menge ist jedoch leicht durch eine ausgewogene Ernährung gedeckt. Bei Hashimoto Patienten jedoch kann in manchen Fällen auch die Einnahme von 200µg Selen helfen, die Antikörper zu senken und die Entzündungsreaktion zu bremsen. Selen ist ein Radikalfänger und wirkt antioxidativ.

Eine Einnahmedauer von 3-6 Monate zeigt oft schon eine Besserung; sowohl des Befindens, als auch der diagnostischen Parameter. Jedoch sollte in solchen Fällen eine enge Kontrolle durch den betreuenden Arzt erfolgen.
Bei Patienten mit bereits lange bestehender Hashimoto ist jedoch oft eine Behandlung mit Selen kontraindiziert, da die Entzündungsreaktion nicht mehr auf diese Weise gestoppt werden kann und es womöglich lediglich zu Nebenwirkungen kommt. Diese könnten zum Beispiel sein: Übelkeit, Durchfall, Gelenkschmerzen, Müdigkeit oder neurologische Störungen. Im Extremfall kann es sogar zu Herzversagen kommen. Deshalb sollte eine Selentherapie nur in enger Anbindung mit dem Arzt erfolgen.

Bei einem akuten Schub kann Selen jedoch tatsächlich sehr wirkungsvoll helfen.

Allgemeine Ernährungstipps bei einer Hashimoto Thyreoiditis

Zur allgemeinen Ernährung bei einer Hashimoto thyreoiditis ist zu sagen, dass eine regelmäßige Nahrungsaufnahme wichtig ist, um den Blutzuckerspiegel konstant zu halten. Eine stark kohlenhydratlastige Ernährung ist deshalb nicht unbedingt förderlich. Man sollte also vor allem Lebensmittel mit viel Zucker, süße Getränke, Süßigkeiten oder Weißmehlprodukte vermeiden.

Des Weiteren ist es sinnvoll, glutenhaltige Nahrungsmittel zu vermeiden, da das Getreideprotein Gluten bei einigen Autoimmunerkrankungen im Verdacht steht, Entzündungsreaktionen im Körper zu fördern und eine Immunreaktion gegen Gewebe des Körpers verstärkt.

Auch manche Gemüsesorten können für den Körper belastend sein, da sie Enzyme enthalten, die der Schilddrüse zusetzen können. Als Beispiel sind hier Rosenkohl, Brokkoli und Grünkohl zu nennen.

Wenn man möchte, kann man sich ein Ernährungsprotokoll anlegen und versuchen, gewisse Nahrungsmittel zu meiden, um dann nach ein paar Monaten zu sehen, in wieweit sich das auf die Symptome auswirkt. Meiden könnte man dann in diesem Zeitraum, außer den oben genannten Lebensmitteln, zusätzlich: Alkohol, Kaffee, Milchprodukte, Eier, Nüsse, Soja, Tomaten, Paprika, Auberginen und Pilze.

Lesen Sie mehr dazu unter Abnehmen bei Schilddrüsenunterfunktion

Ursachen

Bei dieser Autoimmunerkrankung werden die Schilddrüsenzellen durch die sogenannten T-Zellen (weiße Blutzellen der sogenannten „erworbenen Immunabwehr“) vernichtet. Zusätzlich werden Antikörper gebildet, die gegen Antigene der Schilddrüse gerichtet sind.
Dies wiederum führt zu einer chronischen Entzündung der Schilddrüse, was letztendlich zu einer Schilddrüsenunterfunktion führen kann, also einem Mangel an Schilddrüsenhormonen.

Die genauen Ursachen, die zu einer Hashimoto Thyreoiditis führen, sind noch nicht ausreichend geklärt. Man vermutet jedoch unter anderem diese Auslöser:

  • Familiäre Vorbelastung (Genetik)
  • Darmprobleme und Unverträglichkeiten
  • Stress
  • Viruserkrankungen (z.B. Gürtelrose oder Pfeiffersches Drüsenfieber)
  • Chronische Infekte
  • Übermäßige Jodzufuhr
  • Hormonelle Umstellung (z.B. Pubertät, Schwangerschaft, Stillzeit, Absetzen der Pille, Prämenopause, Menopause), bei der es zu hohen Östrogen- und niedrigen Progesteronspiegeln kommt.
  • Zusätzlich kann die Hashimoto Thyreoiditis mit anderen Autoimmunerkrankungen assoziiert sein. Als Beispiel sei der Diabetes Typ 1 genannt.

Verlauf und Prognose

Krankheitsverlauf einer Hashimoto Thyreoiditis

Ob die Erkrankung in Schüben verläuft, darüber sind sich die Experten noch nicht einig. Einige Fachleute reden dann von Krankheitsschüben der Hashimoto Thyreoidits, wenn einige Kriterien zeitgleich zusammentreffen:

  • Spezifische Symptome:

    • Druck-oder Kloßgefühl im Hals

    • Ziehende Schmerzen, gerötete, überwärmte Haut im Bereich der Schilddrüse

    • Grippegefühl (vor allem einen heißen Kopf haben)

  • Messbare Auswirkungen:

    • Größenabnahme der Schilddrüse

    • Im Blut: Antikörperanstieg (TPO-Antikörper, TG-Antikörper), Veränderung der Schilddrüsenparameter (TSH steigt an, die Schilddrüsenhormone fT3 und fT4 fallen ab)

  • Auslöser:

    • Stress

    • Infektionskrankheiten 

    • Jodaufnahmen in hohen Dosen auf Dauer

    • Hormonschwankungen

    • Mit dem Rauchen aufgehört

Folgen einer Hashimoto Thyreoditis

Wie oben bereits beschrieben, kann es bei der Hashimoto Thyreoiditis durch die Autoimmunreaktionen nach einer Zeit zu einer zeitweisen kompensatorischen Schilddrüsenüberfunktion mit den jeweiligen Symptomen kommen.

Lesen Sie hier mehr zu: Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion

Auf Dauer kommt es jedoch zu einer Schilddrüsenunterfunktion. Wann dies auftritt, ist individuell verschieden. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion ist dann eine lebenslange Einnahme von L-Thyroxin (oft 50µg) indiziert.

Lesen Sie hier mehr zu: Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 20.03.2017 - Letzte Änderung: 12.01.2023