Tacrolimus ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Immunsuppresiva. Das Medikament unterdrückt das Immunsystem und kann z.B. nach Organtransplantationen eingesetzt werden. Als Salbe wird es u.a. für Neurodermitis und Psoriasis eingesetzt, als Augentropfen dient es zur Behandlung sehr trockener Augen.
Tacrolimus ist ein Arzneimittel, das zur Hemmung und Modulation des Immunsystems eingesetzt wird. Häufig verwendet wird es zur Hemmung einer Transplantat-Abstoßung, bei einigen Autoimmunerkrankungen und bei chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen. Der Wirkstoff wird aus grampositiven Bakterien der Gattung Streptomyces gewonnen und zeigt strukturelle Ähnlichkeit zur Gruppe der Makrolid-Antibiotika.
Tacrolimus wurde erstmals 1994 zugelassen. Durch die immunmodulatorische Wirkung wurde es seitdem zunehmend für weitere Krankheiten zugelassen (u.a. auch als Augentropfen und Mundspülung).
Nach oraler Verabreichung (in Form von Tabletten) wirkt es immunsuppressiv und wird verwendet zur Hemmung einer Transplantat-Abstoßung (z.B. nach Nieren-, Leber-, Herztransplantation) und selten auch bei Autoimmunreaktionen (z.B. Colitis ulcerosa, Morbus Crohn, Myasthenia gravis). Bei örtlicher Anwendung auf der Haut (in Form einer Salbe) wirkt Tacrolimus immunmodulatorisch und wird häufig verwendet bei Neurodermitis (atopisches Ekzem). Zusätzlich wurde es in den letzten Jahren auch in die Therapie bei Psoriasis (chronisch-entzündliche Hauterkrankung) integriert.
In Form von Augentropfen wird es bei sehr trockenen Augen im Rahmen einer Keratokonjunktivitis sicca benutzt. Als Bestandteil von Mundspülungen findet es außerdem Anwendung bei Entzündungen der Mundschleimhaut.
Bei der Psoriasis handelt es sich um eine chronische, nicht-entzündliche Hauterkrankung. Das Immunsystem des Körpers richtet sich gegen körpereigene Strukturen in der Haut. In der Folge der Entzündung bilden sich je nach Schweregrad rötliche, schuppende Stellen auf der Hautoberfläche.
Zur Unterdrückung dieser Autoimmunreaktion wird Tacrolimus verwendet, indem es die immunologischen Vorgänge in der Haut verändert und unterdrückt. Im Vergleich zu zusätzlich verwendeten Glukokortikoiden (Cortison) zeichnet sich Tacrolimus durch eine bessere Verträglichkeit aus - in der Regel kommt es zu keiner Hautatrophie (dünne Haut) und keiner Erhöhung des Augeninnendrucks.
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Je nach Art der Anwendung (systemisch oder örtlich begrenzt) können unterschiedliche Nebenwirkungen und diese in unterschiedlichen Schweregraden auftreten.
Bei systemischer Anwendung (oftmals über einen längeren Zeitraum) kann es zu einer Schädigung der Nieren (Nephrotoxizität) und einer Schädigung des Nervensystems (Neurotoxizität) kommen. In der Folge können neurologische Störungen auftreten (Zittern, Schwindel, Sehstörungen, Depressionen, Schlaflosigkeit). Außerdem sind Bluthochdruck, Krämpfe und erhöhte Blutzucker-Werte während der Therapie möglich.
Durch die systemische Hemmung des Immunsystems besteht eine erhöhte Anfälligkeit gegenüber Infektionen. In Studien wurde darüber hinaus bei langfristiger Anwendung von Tacrolimus von einem leicht erhöhten Risiko für Krebserkrankungen berichtet (v.a. Hautkrebs) - regelmäßige Kontrollen durch einen Hautarzt und ein adäquater Sonnenschutz sind erforderlich. Weitere Nebenwirkungen bei systemischer Anwendung können dem Beipackzettel entnommen werden.
Bei topischer, also örtlicher Anwendung kann es im betroffenen Hautareal in den ersten Tagen nach Auftragen von Tacrolimus zu einer Rötung mit Brennen und Juckreiz kommen. Auch ein Hitzegefühl in dem betroffenen Abschnitt der Haut ist möglich.
Tacrolimus wird nach Aufnahme in den Körper in der Leber durch ein Enzym (CYP34A) nahezu vollständig verstoffwechselt. Da viele weitere Medikamente über das gleiche Enzym verstoffwechselt werden, kann es bei gleichzeitiger Einnahme zu Wechselwirkungen mit der Gefahr einer verstärkten bzw. abgeschwächten Wirkung kommen. Bei Verwendung von Tacrolismus nach einer Transplantation besteht die Gefahr einer Abstoßung des Transplantats.
Häufige Wechselwirkungen treten auf bei Kombination mit Johanniskraut, Carbamazepin, Barbituraten, Amiodaron, Cimetidin und einigen Antibiotika. Auch die gleichzeitige Zufuhr von Grapefruit-Saft kann erhebliche Auswirkungen auf den Wirkspiegel von Tacrolimus haben.
Während des gesamten Zeitraums der Einnahme von Tacrolimus (systemisch und topisch) sollte vollständig auf den Konsum von Alkohol verzichtet werden. Bereits sehr geringe Mengen von Alkohol können zu Unverträglichkeitsreaktionen (Hautausschlag, Rötung, Brennen, Juckreiz, Schwellung) führen, die sich vor allem im Gesicht manifestieren. In der Regel lassen die Beschwerden wenige Stunden nach der Zufuhr von Alkohol nach.
Bei bekannten Überempfindlichkeiten bzw. allergischen Reaktionen gegen Tacrolimus sollte auf die Einnahme verzichtet und stattdessen zu einem anderen Immunsuppressivum ausgewichen werden. Auch Unverträglichkeiten gegen Makrolid-Antibiotika (z.B. Erythromycin, Clarithromycin) können aufgrund der ähnlichen Struktur von Tacrolimus zu Überempfindlichkeitsreaktionen führen.
Zu berücksichtigen ist, dass einige Präparate Lactose enthalten. Bei Kohlenhydrat-Stoffwechselstörungen (z.B. Galactose-Intoleranz, Lactoseintoleranz) sollte deshalb mit dem behandelnden Arzt über die möglichen Auswirkungen vor der Einnahme von Tacrolimus gesprochen werden.
Bei der systemischen Anwendung wird Tacrolimus in der Regel in Form von Tabletten verabreicht - eine intravenöse Applikation ist in Ausnahmefällen jedoch auch möglich. Man unterscheidet je nach Halbwertszeit zwischen Retardkapseln und nicht-retardierten Kapseln. Retardkapseln werden einmal täglich (morgens) eingenommen, während nicht-retardierte Kapseln zweimal täglich (morgens und abends) eingenommen werden. Die genaue Einstellung der Dosis ist abhängig von Körpergewicht und Krankheit und erfolgt durch den behandelnden Arzt.
Bei der topischen Anwendung in Form einer Salbe wird diese 1-2mal täglich bis zur Rückbildung der Symptome aufgetragen. Die Anwendung kann auch bis eine Woche nach Rückbildung der Symptome fortgeführt werden.
Die medikamentöse Verwendung von Tacrolimus unterliegt einer engen therapeutischen Breite. Das bedeutet, dass bereits leicht erhöhte Spiegel von Tacrolimus im Blut zu sehr schweren Nebenwirkungen und leicht erniedrigte Spiegel zu einem Ausbleiben der erwünschten Wirkung führen können. Die Einstellung des Wirkspiegels sollte deshalb durch den behandelnden Arzt erfolgen und regelmäßig überwacht werden.
Tacrolimus kann topisch in Form einer Salbe bzw. Creme verwendet werden. Dabei findet es häufig Anwendung bei Neurodermitis (atopisches Ekzem), einer allergischen Überempfindlichkeitsreaktion (Typ I), bei der es zu flächigen Rötungen der Haut mit starkem Juckreiz an typischen Stellen (v.a. im Bereich der großen Beugen) kommt.
Durch das Auftragen einer Salbe kann die Entzündung in der Haut selektiv gehemmt werden. Im Gegensatz zu außerdem häufig bei Neurodermitis verwendeten Glukokortikoiden (Cortison) kommt es bei Therapie mit Tacrolimus zu keiner Hautatrophie (dünne Haut) und keiner Erhöhung des Augeninnendrucks. Die Nebenwirkungen beschränken sich in der Regel größtenteils auf die Haut (Rötung, Brennen, Juckreiz), da nur ein sehr geringer Anteil in die Blutbahn gelangt.
Tacrolimus wird in den letzten Jahren auch zunehmend vorbeugend bei der Ekzem-Therapie verwendet, um die Anzahl der Ekzem-Schübe zu verringern und die Stärke der einzelnen Schübe zu lindern.
Tacrolimus kann auch als Bestandteil von Augentropfen bei sehr trockenem Auge im Rahmen einer nicht-infektiösen Bindehautentzündung (Keratokonjunktivitis sicca) verwendet werden. Die Wirkung beruht auf einer Senkung der Konzentrationen von entzündungsstimulierenden Faktoren innerhalb des Tränenfilms.
Alternativ wird häufig auch Ciclospoprin A in Augentropfen verwendet. Dabei handelt es sich ebenfalls um ein Immunsuppressivum, das einen ähnlichen Wirkungsmechanismus wie Tacrolimus hat. Erste Studien haben jedoch gezeigt, dass Tacrolimus eine deutlich höhere Potenz (stärkere Wirkung) bei der Behandlung einer nicht-infektiösen Bindehautentzündung hat. Da Tacrolimus jedoch erst in den letzten Jahren auf den Markt gekommen ist, gibt es noch keine Erfahrungen zu den langfristigen Ergebnissen mit diesen Augentropfen.
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Außerdem kann Tacrolimus auch bei Entzündungen der Mundschleimhaut (Lichen ruber planus) verwendet werden. Bei Lichen ruber planus handelt es sich um eine chronische Entzündung der Haut bzw. der Schleimhaut mit starkem Juckreiz.
Tacrolimus ist dabei häufig ein Bestandteil von Mundspülungen. Es wirkt immunmodulatorisch und entzündungshemmend und führt dadurch zu einem Rückgang der Symptome bei Entzündungen der Mundschleimhaut.
Tacrolimus ist rezept- bzw. verschreibungspflichtig in der Apotheke erhältlich. Die Preise zwischen Salben (topisch) und Tabletten (systemisch) varriieren stark.
Salben, die Tacrolimus in unterschiedlichen Konzentrationen (10-50g) enthalten, sind ab einem Preis von circa 25€ zu erwerben. Tacrolimus-Präparate in Form von Tabletten sind in unterschiedlichen Größen (50 oder 100 Kapseln) zu kaufen. Die Preise für eine Packung mit 50 Kapseln beginnen ab circa 200€.
Tacrolimus greift in die Aktivierung des Immunsystems nach Erkennung fremder Strukturen (z.B. Fragmente von Bakterien/Viren, Transplantate, uvm.)ein. Diese Strukturen werden den T-Zellen des Immunsystems von antigenpräsentierenden Zellen präsentiert. In der Folge kommt es innerhalb der T-Zellen zur Synthese wichtiger Botenstoffe (u.a. Interleukine), die für das eigene Wachstum und die Aktivierung weiterer Immunzellen verantwortlich sind.
Tacrolimus wirkt als Calcineurin-Inhibitor in T-Zellen. Durch seinen fettliebenden Charakter bindet es innerhalb der Zellen an Immunophilin, wodurch Signaltransduktionswege über Calcineurin und damit die Synthese des Botenstoffs Interleukin (IL-2) gehemmt wird. IL-2 ist wichtig für die selbstständige Aktivierung und Anregung der T-Zellen, die einen Teil der Immunreaktionen im Körper vermitteln. Darüber hinaus wird die Synthese weiterer Botenstoffe des Immunsystems gehemmt.
Der Wirkungseintritt von Tacrolimus erfolgt im Gegensatz zu anderen verwendeten Immunsuppressiva bereits nach wenigen Tagen. Deshalb wird Tacrolimus häufig mit anderen Immunsuppressiva kombiniert, um sowohl eine kurz- als auch eine langfristige immunsuppressive Wirkung zu erzielen.
Hier finden Sie außerdem weitere Informationen über die Funktionsweise des Immunsystems.
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