In diesem Artikel geht es um den Schub bei einer Colitis ulcerosa. Es werden die Ursachen hierfür sowie Symptome an denen man einen Schub erkennt besprochen. Außerdem wird die Therapie, Dauer sowie Auftreten eines Schubes in der Schwangerschaft oder Stillzeit behandelt.
Der Krankheitsverlauf der Colitis ulcerosa wechselt zwischen Phasen der akuten Entzündung der Darmschleimhaut und Phasen der Remission, in denen keine entzündliche Aktivität nachweisbar ist und auch in der Regel keine Symptome auftreten. Die Phasen der Entzündung der Darmschleimhaut werden als Schub bezeichnet. Durch die Entzündung wird die Schleimhaut im Darm geschädigt und es kommt zu den typischen blutigen Durchfällen.
Das Hauptsymptom eines Schubes sind blutige Durchfälle in variabler Menge. Diese können in variabler Menge täglich auftreten. Bei einem schweren Schub sind mehr als sechs blutige Durchfälle am Tag vorhanden. Wie man an diesem Beispiel erkennt, kann an der Ausprägung der begleitenden Symptome auch die Schwere des individuellen Schubes eingeschätzt werden. Der Durchfall kann auch mit Schmerzen beim Stuhlgang oder Bauchschmerzen vergesellschaftet sein. Diese sind häufig im linken Unterbauch lokalisiert.
Da aufgrund des Durchfalls in kurzer Zeit viel Wasser aus dem Körper ausgeschieden wird, kommt es regelhaft zu einem Gewichtsverlust und einer Dehydration. Eine Dehydration bedeutet, dass der Wassergehalt im Körper zu niedrig ist. Da der Blutverlust je nach Häufigkeit des Stuhlganges und Stärke der Blutung nicht unerheblich sein kann, ist ebenfalls eine Schwäche durch die Blutarmut ein begleitendes Symptom. In extremen Fällen kann der Blutverlust so hoch sein, dass es zu einem Schock kommen kann. Ein Schock wird in der medizinischen Fachsprache als ein Zustand beschrieben, bei dem nicht genügend Sauerstoff zu den Organen und anderem Gewebe transportiert werden kann. Dieser Zustand kann unter anderem durch einen hohen Blutverlust ausgelöst werden.
Lesen Sie mehr dazu unter Symptome eines SchocksFieber ist ebenfalls ein typisches Symptom des Schubes, vor allem des schweren Schubes. Bei einem leichten Schub kann ein Fieber auch mal nicht als Symptom auftreten. Patienten berichten weiterhin von einem Krankheitsgefühl. Bei schweren Schüben stellt man eine erhöhte Pulsfrequenz von über 100 Schlägen pro Minute bei den Patienten fest.
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Fieber kann ein Symptom eines akuten Schubes der Colitis ulcerosa sein. Beim leichten Schub sind Temperaturen von bis zu 37 Grad Celsius zu erwarten, bei denen noch nicht von Fieber gesprochen werden kann. Im mäßigen Schub treten eher mal fieberhafte Temperaturen von bis zu 38 Grad Celsius auf. Noch höhere Temperaturen sind im schweren Schub klassisch, wobei die Körpertemperatur der einzelnen Patienten im Schub natürlich variieren kann und somit die angegebenen Werte nur Richtlinien darstellen.
Ein akuter Schub ohne Durchfall ist für die Colitis ulcerosa eher untypisch, denn er stellt das Hauptsymptom eines Schubes dar. Daher ist die Häufigkeit des Durchfalles auch ein wichtiger Parameter, um einschätzen zu können, ob es sich um einen leichten oder einen schweren Schub handelt. Werden Fieber und ein verstärktes Krankheitsgefühl als Symptom angegeben, ohne Durchfälle, sollten auch andere Ursachen für die beschriebenen Symptome untersucht werden. Ein Morbus Crohn, welches auch eine entzündliche Darmerkrankung ist, verläuft eher mal ohne Durchfälle.
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Einen Schub kann man am plötzlichen Auftreten von der typischen Colitis ulcerosa Symptomatik erkennen (siehe begleitende Symptome).
Im Blut können die Marker CRP (C-reaktives Protein) und BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit) erhöht sein. Sie sind klassische Marker für eine Entzündung und lassen sich gut verwenden, um den Verlauf der Entzündung zu beobachten. Zudem kann bei stärkeren Blutungen aus dem Enddarm oder durch blutige Durchfälle eine Blutarmut entstehen, welche ebenfalls im Blutbild nachgewiesen werden kann.
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In der Untersuchung des Stuhles können ebenfalls zwei Marker, die für die Schleimhautentzündung sprechen, nachgewiesen werden. Hierbei handelt es sich um Calprotectin und Lactoferrin. Zudem kann im Stuhl eine bakterielle Ursache für den akut einsetzenden Durchfall ausgeschlossen werden.
Als bildgebende Möglichkeit einen Schub zu erkennen bietet sich die Sonographie an. Während eines akuten Schubes kann man in der Sonographie eine Verdickung der Wandschichten des Dickdarmes erkennen. Im Normalfall können trotz der Verdickung weiterhin alle Wandschichten des Dickdarmes sauber von einander abgegrenzt werden. Weiterführende Diagnostik ist meistens nicht nötig und würde nur betrieben werden, wenn bei dem Patienten noch keine chronisch entzündliche Darmerkrankung, wie die Colitis ulcerosa, im Vorfeld diagnostiziert wurde.
Die Therapie des Schubes ist daran angepasst, wie stark der individuelle Schub sich darstellt.
Bei einem leichten Schub mit nur wenigen blutigen Durchfällen und ohne Fieber, werden in der akuten Therapie 5-ASA-Präparate, wie zum Beispiel Mesalazin angewandt. Diese wirken im Darmtrakt der Entzündung entgegen und lösen eine leichte Immunsuppression aus.
Ein mäßiger Schub ist gekennzeichnet durch ein deutliches Krankheitsgefühl mit regelmäßigen blutigen Durchfällen und leichtem Temperaturanstieg. Hier können zusätzlich zu den 5-ASA-Präparaten noch Glukokortikoide erst mal nur lokal und bei nicht eintretender Verbesserung in Tablettenform gegeben werden.
Im schweren Schub, welcher mit schweren Krankheitsgefühlen, häufigen blutigen Durfällen und Fieber einhergeht, muss die Therapie noch weiter gesteigert werden. Zuerst wird ein Therapieversuch mit Glukokortikoiden (z.B. Prednisolon) über die Vene gestartet. Durch die Gabe über einen venösen Zugang erhofft man sich eine bessere Wirkung des Medikamentes. Sollte sich dadurch keine Besserung einstellen, kann eine Therapie mit Immunsuppressiva erwogen werden. Gängige Medikamente sind zum Beispiel Ciclospoprin A, Tacrolimus oder Infliximab. Da diese Immunsuppressiva allerdings nicht ganz komplikationslos sind, sollte vorher auch über eine operative Therapie nachgedacht werden, da diese die Colitis ulcerosa heilen kann.
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Cortison gehört zu der Medikamentengruppe der Glukokortikoide. Es ist identisch mit dem Cortison, welches vom Körper selber gebildet wird. Cortison findet in der Therapie des Schubes Anwendung aufgrund seiner entzündungshemmenden und immunsuppressiven Wirkung. Diese soll der überschießenden Entzündungsreaktion des Körpers entgegen wirken. Da Cortison allerdings auch einige relevante Nebenwirkungen hat, muss das Medikament mit Bedacht angewandt und am Ende einer Therapie immer in langsamen Schritten in seiner Dosis verringert werden. Einige dieser Nebenwirkungen sind zum Beispiel ein erhöhter Blutdruck, Ödeme, ein Abbau der Knochensubstanz und ein Auslösen eines Diabetes.
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Die genauen Ursachen, die einen Schub der Colitis ulcerosa auslösen können, sind nicht genau bekannt. Selbst die Ursachen für das Auftreten der Krankheit sind weitestgehend noch nicht verstanden. Stress oder emotional belastende Situationen werden in den Zusammenhang gebracht einen Schub auslösen zu können. Die Ursachen eines Schubes können also nicht genau festgelegt werden und variieren von Patient zu Patient.
Lesen Sie mehr hierzu unter: Ursachen einer Colitis ulcerosa
In der medizinischen Literatur findet man keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen einer Erkältung und einem akuten Schub. Trotzdem ist es nicht undenkbar, dass im individuellen Patient eine Erkältung der Auslöser für einen Schub sein kann.
Die Dauer eines Schubes variiert mit der Stärke des Schubes und hängt von dem Ansprechen der akuten Medikation ab. Ein Schub kann von vier bis hin zu acht Wochen andauern. Es gibt allerdings auch Verlaufsformen der Colitis ulcerosa bei denen kein entzündungsfreies Intervall eintritt. Dieser Verlauf wird chronisch-kontinuierlich genannt. Die Intensität der ständig bestehenden Entzündung kann dabei stark variieren.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Lebenserwartung bei der Colitis ulcerosa
Die Wahrscheinlichkeit einen Schub während der Schwangerschaft zu bekommen liegt etwa bei 30%. Der Krankheitsverlauf der Colitis ulcerosa wird durch eine Schwangerschaft nicht negativ beeinflusst. Sollte es dennoch zu einem Schub kommen, muss dieser möglichst schnell behandelt werden, da eine hohe entzündliche Aktivität negative Auswirkungen auf das Ungeborene haben kann. Bei der Behandlung orientiert man sich am Stufenschema, welches auch für nicht-schwangere angewandt wird. Die Medikamente sollten in ausreichender Dosierung gegeben werden, da eine langfristige Entzündung mehr Schaden anrichten kann als die Nebenwirkungen der Medikamentengabe .
Bei einer Schub-Therapie mit Kortison in den letzten Schwangerschaftswochen muss beachtet werden, dass die Kortisol Bildung des Feten dadurch nach Geburt eingeschränkt sein kann. Die Neugeborenen fallen mit Teilnahmslosigkeit und verminderter Aktivität auf. Diesen Mangelzustand kann man gut mit einer vorübergehenden Ersatztherapie mit Kortison behandeln. Handelt es sich um einen sehr schweren Schub, der mit 5-ASA-Präparaten und Glukokortikoiden allein nicht ausreichend behandelt werden kann, ist es möglich, nach sehr strenger Begutachtung das Immunsuppressivum Azathioprin zu geben. Bei der Einnahme muss allerdings eine engmaschige Kontrolle sowohl von Mutter als auch Kind erfolgen. Andere Medikamente zur Therapieeskalation bei schweren Schüben wie zum Beispiel Tacrolimus, Ciclosporin A oder der Antikörper Infliximab sollten nicht in der Schwangerschaft gegeben werden.
Generell ist eine Schubtherapie mit 5-ASA-Präparaten oder Glukokortikoiden, wie Kortison während der Schwangerschaft möglich. Auch eine Hochdosis Kortison-Therapie in der Stillzeit ist möglich. Allerdings muss man beachten, dass Kortison über die Muttermilch an das Neugeborene weitergeben wird. Ähnlich wie bei der Kortison-Therapie in der Schwangerschaft kann es zu einer verringerten Bildung von körpereigenem Kortisol beim Neugeborenen kommen. Muss eine Kortison-Therapie bei der Mutter während der Stillzeit durchgeführt werden, sollten engmaschige Kontrollen durch einen Kinderarzt erfolgen, damit ein Mangelzustand schnell aufgedeckt und therapiert werden kann.
Muss aufgrund der Schwere des Schubes auf Immunsuppressiva wie zum Beispiel Methotrexat, Azathioprin, Tacrolimus oder auf Antikörper wie Infliximab zurückgegriffen werden, sollte das Neugeborene nicht weiter gestillt werden, da es nicht ausreichende Erfahrungen gibt, wie sich diese Medikamente auf das Neugeborene auswirken und in welchem Ausmaß sie über die Muttermilch übertragen werden.