Bei Patienten mit Kammerflimmern und Kammerflattern besteht eine lebensgefährlich gesteigerte Herzfrequenz. Bei Kammerflattern und Kammerflimmern ist das Herz nicht mehr in der Lage den Blutstrom voranzutreiben, es kommt zum Herz-Kreislaufversagen.
Herzrasen, elektrische Dissoziation, Herzstillstand, Defibrillator
Im Gegensatz zum Vorhofflimmern sind beim Kammerflimmern/ Kammerflattern - wie der Name schon sagt - die Kammern der Ort des Geschehens.
Bei Menschen mit Kammerflimmern und Kammerflattern ist die Herzfrequenz krankhaft gesteigert.
Merke: Von Kammerflattern spricht man ab einer Frequenz von 250 bis hin zu 350 Schlägen pro Minute. Ein Kammerflimmern liegt vor, wenn die Frequenz die 350 Schläge pro Minute überschreitet.
Länger andauerndes Kammerflimmern ist mit dem Leben nicht vereinbar. Genauso wie beim Vorhofflimmern die Pumpleistung gestört ist, ist beim Kammerflattern/-flimmern die Pumpfunktion der Kammer gestört. Dadurch kann der Kreislauf nicht aufrechterhalten werden, es kommt zur Minderversorgung der Organe mit Blut; faktisch letztendlich zum Kreislaufstillstand.
Dieser Zustand ist akut lebensbedrohlich, wird er nicht rasch behandelt, stirbt der Patient!
Das Kammerflattern geht schnell in ein Kammerflimmern über, wodurch es zu einem Herz-Kreislauf-Versagen mit Atem- und Herzstillstand kommt. Es kommt rasch zur Bewusstlosigkeit, da das Gehirn als äußerst sauerstoffsensibles Organ nicht mehr genug durchblutet wird. Der Patient ist nicht mehr ansprechbar, reagiert nicht auf Schmerzreize und die Pupillen sind geweitet und starr (d.h. er reagiert nicht mehr auf Lichtreize).
Die Diagnose Kammerflatter/-flimmern erfolgt über das EKG. Der Übergang von einer Kammertachykardie zum Kammerflattern und –flimmern ist fließend. Erkennbar sind veränderte, breite QRS-Komplexe, zwischen denen keine Linie mehr zu erkennen ist. Während beim Kammerflattern die QRS-Komplexe meist noch regelmäßig aufeinander folgen und das EKG an ein Sägeblatt erinnert, sieht man beim Kammerflimmern nur noch chaotische QRS-Komplexe unterschiedlicher Breite und Höhe.
Akutbehandlung: Beim Kammerflattern und Kammerflimmern wird sofort mit der Wiederbelebung durch Elektroschock begonnen (Defibrillation). Auf dem Brustkorb werden zwei Plattenelektroden platziert. Im Einklang mit dem EKG wird Gleichstrom mit einer Energie von 50 bis max. 400 Joule abgegeben. Den Erfolg oder Nichterfolg erkennt der Arzt sofort am EKG und der Reaktion des Patienten. Bei Erfolglosigkeit wird die Defibrillation zweimal wiederholt und dann nach Gabe von Adrenalin und Amidaron wieder.
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Leider ist in den wenigsten Fällen beim einsetzenden Kammerflimmern sofort ein Arzt zur Stelle. Viele öffentliche Plätze (z.B. Flughäfen) werden deshalb inzwischen mit Laiendefibrillatoren ausgestattet. Laiendefibrillatoren können auch von nicht medizinisch geschulten Personen leicht angewendet werden. Eine elektronische Stimme gibt genaue Anweisungen zur Handhabung. Diese Chance sollte genutzt werden, d.h. man sollte keine Angst haben, in einem Notfall selber zur Tat zu schreiten, denn ohne Behandlung stirbt der Patient.
Rezidivprophylaxe: Als Rezidivprophylaxe kommt in erster Linie die Implantation eines ICD (Implantierter Cardioverter Defibrillator) zum Einsatz. Tritt das Kammerflimmern als Folge eines akuten Herzinfarktes auf (also innerhalb von 48 h nach einem Infarkt), ist keine Rezidivprophylaxe notwendig. In allen anderen Fällen wird ein ICD implantiert.
Kammerflattern und –flimmern sind Ausdruck einer elektrischen Instabilität des Herzens.
Die Ursache hierfür sind meistens Erkrankungen des Herzens, die zu einer Strukturveränderung oder Funktionseinschränkung führen. Zu diesen Krankheiten gehören: KHK (Herzkranzgefäßerkrankung / Koronare Herzkrankheit), Herzinsuffizienz (Herzschwäche), Dilatation (Überdehnung) oder Aneurysmen (Aussackung der Muskelwand) des Herzens, Herzinfarkte und Herzentzündungen (z.B. Myokarditis). Durch diese Krankheiten kann es zu Extrasystolen kommen, die wiederum Mikro-Reentry-Kreisläufe auslösen können (siehe Vorhofflattern/-flimmern).
Neben den direkten Erkrankungen des Herzens können auch Änderungen des Elektrolythaushaltes (Änderung im Bereich der Blutsalze) das Auftreten von Kammerflattern/-flimmern begünstigen, v.a. Hypokaliämien (zu wenig Kalium) und Hypomagnesiämien (zu wenig Magnesium) sind Risikofaktoren. Seltenere Ursachen sind Elektrounfälle, Herztraumen (z.B. bei Verkehrsunfällen) oder Schlaganfälle.
Die Prognose Kammerflattern und Kammerflimmern hängt von der Grunderkrankung, der vielleicht bereits begonnenen Wiederbelebung durch Laien und dem schnellen Eintreffen des Arztes ab. Vor allem die Zeit zwischen dem Eintreffen des Arztes und dem Beginn des Ereignisses ist entscheidend. Hier kann jeder helfen! Informieren Sie sich über die Möglichkeiten der Laienreanimation, schnelles und korrektes Handeln rettet hier Leben! In Deutschland werden nur drei bis acht Prozent der Patienten nach Eintritt des plötzlichen Herztodes reanimiert. In den USA liegt die Überlebensrate mit 15 bis 60 Prozent deutlich höher.
Die höchsten Überlebensraten werden in Gebieten erreicht, in denen Laiendefibrillatoren öffentlich zugänglich sind.
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