Das sind die Ursachen von erhöhtem Puls

Ein hoher Puls kann diverse Ursachen aus unterschiedlichen Bereichen der Medizin haben. In vielen Fällen handelt es sich um eine vorübergehende Erscheinung, die durch Stress oder den Konsum bestimmter Genussmittel entsteht

Das sind die Ursachen von erhöhtem Puls

Einleitung

Ein hoher Puls kann diverse Ursachen aus unterschiedlichen Bereichen der Medizin haben. In vielen Fällen handelt es sich um eine vorübergehende Erscheinung, die durch Stress oder den Konsum bestimmter Genussmittel entsteht. Seltener hingegen können auch hormonelle Veränderungen oder Krankheiten hinter dem erhöhten Puls stecken. Generell lassen sich die Ursachen unterteilen in: 

-Vorübergehende Ursachen wie Stress, gesteigerte Aktivität, Schwangerschaft, Genussmittelkonsum oder Allergien

-hormonelle Veränderungen während einer Schwangerschaft oder der Wechseljahre

-hormonelle Erkrankungen, zum Beispiel die Schilddrüsenüberfunktion

-Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems wie Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkte, Blutverluste und starke allergische Reaktionen

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Schilddrüsenüberfunktion

Die Schilddrüsenüberfunktion ist eine häufige Erkrankung, die mit zahlreichen Symptomen einhergehen kann.

Dahinter kann eine automatisch aktivierte Schilddrüsenhormonproduktion stecken, die ohne jegliche Kontrolle abläuft. Dies ist etwa der Fall bei dem sogenannten „Morbus Basedow“ oder einer „Schilddrüsenautonomie“.
Dadurch steigen im Blut vermehrt die Hormonwerte „T3“ und „T4“ an, die zu einer gesteigerten Aktivität des Herz-Kreislaufsystems führen können. Neben einem hohen Puls verursachen sie auch einen Bluthochdruck, Schwitzen, Zittern, innere Unruhe, Schlafbeschwerden sowie eine Gewichtsabnahme.

Einer der häufigsten Gründe für erhöhte Schilddrüsenwerte ist eine Überdosierung der Medikation im Rahmen einer Schilddrüsenunterfunktion, die wesentlich häufiger verkommt. Die erhöhte Einnahme des Hormons L-Thyroxin wirkt sich wie eine körpereigene Schilddrüsenüberfunktion aus.   

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Stress

In Stresssituation passt sich der Körper an die Umstände an und löst Stressreaktionen aus, die über den sogenannten „Sympathikus“ gesteuert werden. Der Sympathikus bewirkt Veränderungen an sämtlichen Organen des Körpers.

Diese Reaktionen bewirken eine erhöhte Aufmerksamkeit und Reaktionsschnelle sowie weitere Körperreaktionen, die evolutionär bedingt eine Erleichterung der Stressreaktion bewirken sollen.
Dazu zählen zum Beispiel Weitstellungen der Pupillen, eine Erhöhung des Blutdrucks und Pulses, eine Erhöhung der Kontraktionskraft des Herzens, eine Weitung der Bronchien, eine Herabsetzung der Magen-Darm- sowie Blasentätigkeit und eine Erhöhung der Schweißsekretion.

Diese körperlichen Reaktionen unterstützen den Körper dabei, akute Stresssituationen zu bewältigen. Bei lang anhaltendem Stress können jedoch Probleme auftreten wie Schlafprobleme, ein permanenter Bluthochdruck sowie langfristig Gefäßschäden.

Die wichtigste Therapiemaßnahme besteht in einer bewussten Reduktion des Stresses. Medikamentöse Therapien kommen erst bei Versagen anderer Maßnahmen zum Einsatz. 

Hoher Blutdruck

Ein hoher Blutdruck ist eine häufige Begleiterscheinung einer erhöhten Pulsfrequenz. Dahinter stecken häufig Aktivierungen des gesamten Herz-Kreislaufsystems, die im Rahmen gesteigerter Aktivität, bei Stress, durch hormonelle Veränderungen oder bestimmte Genussmittel auftreten.

Von einem hohen Blutdruck spricht man bei Werten, die über 140/90 mmHg liegen. Ein hoher Blutdruck tritt bei vielen Menschen mit zunehmendem Alter scheinbar ohne Ursache auf. In Kombination mit einem erhöhten Puls wird jedoch eine körperliche, therapierbare Ursache wahrscheinlich. Deshalb sollten vor einer Behandlung des Blutdrucks weitere Untersuchungen zu möglichen Erkrankungen erfolgen.

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Schwangerschaft

Bei einem erhöhten Puls in der Schwangerschaft handelt es sich zunächst um eine normale körperliche Anpassungsreaktion, die keinen Krankheitswert darstellt.
Um die Durchblutung der Plazenta und somit des Kindes zu gewährleisten, erhöhen sich bei Schwangeren neben dem Puls auch der Blutdruck und das Blutvolumen der Frau. In der Regel kommt es zu einer Zunahme der Pulsfrequenz von 10-20 Schlägen pro Minute.

Selbstverständlich kann es jedoch auch während der Schwangerschaft zu Erkrankungen kommen, die eine Pulserhöhung verursachen. Ihre Abgrenzung zur normalen körperlichen Anpassungsreaktion ist nicht immer einfach. Sollte der Puls jedoch ungewöhnlich stark ansteigen, muss gegebenenfalls doch eine genauere Diagnostik eingeleitet werden.

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Koffein

Koffein ist ein stark aufputschendes und stimulierendes Genussmittel, welches in verschiedenen Lebensmitteln enthalten sein kann. Koffein kann etwa in Kaffee, Tee, Energy-Drinks und Cola zu finden sein. Das Koffein führt zu einer starken Aktivierung des Zentralnervensystems mit den typischen Folgen einer Puls und Blutdruckerhöhung und gesteigerten Durchblutung. Es wirkt sich ähnlich wie eine Stressreaktion aus und kann vorübergehend aufputschende Wirkungen haben.

Langfristig kann die hohe Kreislaufaktivität jedoch mit Folgeschäden wie Schlafbeschwerden, Schwindel, Gefäßschäden und Herz-Kreislauferkrankungen einhergehen.

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Nikotin

Nikotin hat verschiedene komplexe Auswirkungen auf das zentrale Nervensystem und zahlreiche weitere Organe.
Einerseits hemmt es sogenannte „sympathische“ Nerven, andererseits führt es zu einer Ausschüttung von Adrenalin und Dopamin und kann damit für eine kurze Zeit das Herz-Kreislaufsystem aktivieren und damit Blutdruck und Puls erhöhen.

In höherer Dosierung hat es jedoch den gegenteiligen Effekt und führt eher zu einer Entspannung. Insgesamt bewirkt das Nikotin eine starke Abhängigkeit und ist somit der Hauptgrund für eine Zigarettensucht. Die negativen Langzeitfolgen von Zigarettenrauch wirken sich vor allem auf das Herz-Kreislaufsystem aus und führen zu schweren Langzeitschäden.

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Alkohol

Alkoholkonsum aktiviert das Herz-Kreislaufsystem nicht direkt, sondern bewirkt zunächst oft eine Weitstellung der Blutgefäße und somit ein Absinken des Blutdrucks.
Dies äußert sich häufig in einem verstärkten Wärmegefühl und geröteten Wangen, später kann dadurch die Auskühlung des Körpers begünstigt werden. Das Absinken des Blutdrucks wird weiterhin durch eine stark erhöhte Harnausscheidung gefördert, die beim Alkoholkonsum eintritt.

In der Folge kann der Puls während des Alkoholkonsums ansteigen, um die Durchblutung des Körpers aufrecht zu erhalten. Außerdem erhöht sich unter Alkoholeinfluss die körperliche Aktivität, was wiederum eine deutliche erhöhte durchschnittliche Herzfrequenz bewirkt.

WPW-Syndrom

Das sogenannte „Wolff-Parkinson-White-Syndrom“ ist eine bestimmte Form der Herzrhythmusstörung, die mit einer erhöhten Pulsfrequenz einhergehen kann. Typischerweise besitzen Betroffene eine zusätzliche sogenannte „Leitungsbahn“ im Herzen, die normalerweise nicht vorhanden ist. Diese führt dazu, dass sich die elektrische Erregung im Herzen nicht wie gewohnt ausbreitet, sondern zwischen den Vorhöfen und Herzkammern kreisen kann.

In der Folge kommt es zu fehlerheften Erregungsleitungen auf die Herzkammer und zu zusätzlichen plötzlichen Herzschlägen, die sich als erhöhter Puls und Herzrasen bemerkbar machen. Das Herzrasen besteht oft nur vorübergehend und kann über bestimmte Manöver bewusst unterbrochen werden. Mitunter können lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen entstehen. Beim WPW-Syndrom handelt es sich um eine sehr spezielle und seltene Ursache eines erhöhten Pulses.

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Wechseljahre

Die Wechseljahre bezeichnen den Zeitraum der Hormonumstellung am Ende der fruchtbaren Zeit der Frau bis zur Menopause. Schon wenige Jahre vor der Menopause flachen die Hormonspiegel des Östrogens und Progesterons ab.
Die vollständige Umstellung dauert bis wenige Jahre nach der Menopause an. Insgesamt ist von einem 8-10 jährigen Zeitraum der Wechseljahre auszugehen.

Während dieser Zeit kann es durch die Hormonumstellungen und folglich eintretenden Reaktionen des Körpers zu Veränderungen und Beschwerden kommen. Eine Aktivierung des zentralen Nervensystems mit Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen, Schweißausbrüchen und einem erhöhten Puls sind dabei nicht untypisch. Bei anhaltenden Beschwerden können Symptome medikamentös gelindert werden.
Mit dem Abklingen der Wechseljahre lassen in den meisten Fällen auch die Symptome nach, da der Körper an die neuen Begebenheiten adaptiert.

 

Blutarmut

Eine Blutarmut ist eine häufige Erkrankung. Typischerweise kommt es in der Folge zu Blässe, Schwäche, Müdigkeit und einem erhöhten Puls.

Der erhöhte Puls ist dabei ein Kompensationsmechnismus um trotz der Blutarmut die Versorgung des Körpers mit Blut aufrecht zu erhalten. Schwäche und Müdigkeit hingegen deuten bereits auf einen relativen Blutmangel in diversen Bereichen des Körpers hin.
Die wohl häufigste Ursache einer Blutarmut ist ein Eisenmangel, der in einer verringerten Blutbildung resultiert. Auch Blutverluste durch Blutungen, chronische Erkrankungen, Tumorerkrankungen oder Infektionen sind häufige Gründe einer Blutarmut. 

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Starker Blutverlust/Schock

Ein starker Blutverlust kann viele Ursachen haben. Insgesamt hat ein erwachsener Mensch ein Blutvolumen von 4,5-6 Litern.
Blutverluste bis zu 1 Liter kann der Körper im Regelfall problemlos kompensieren, darüber hinaus können erste Symptome eintreten.

Um die Blutversorgung der Organe und Zellen des Körpers zu garantieren, erhöht sich bei einem verringerten Blutvolumen die Aktivität des Herz-Kreislaufsystems, wodurch Blutdruck und Pulsfrequenz ansteigen. Bei zunehmendem Blutverlust kann sich das Herz nicht mehr ausreichend mit Blut füllen, wodurch der Blutdruck absinkt.

Als Reaktion auf das Absinken des Blutdrucks steigt die Herzfrequenz weiter an. Von einem Schock spricht man, wenn der systolische Blutdruckwert unter den Pulswert fällt. Die Therapie des Schocks besteht in einer Kontrolle des Blutverlustes und einer schnellstmöglichen Zufuhr von Flüssigkeit und Blutprodukten, um den Kreislauf aufrechtzuerhalten.

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Lungenembolie

Bei einer Lungenembolie kommt es zu einer Verstopfung einer Lungenarterie durch einen sogenannten „Embolus“. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um ein Blutgerinnsel, welches aus einer anderen Körperregion in die Lunge gespült wird und anschließend ein Gefäß blockiert.

Die häufigste Ursache für Lungenembolien sind Beinvenenthrombosen, die sich lockern und über das Herz in die Lunge gespült werden.

Die Lungenembolie kann je nach Ausmaß des blockierten Gefäßes zu schweren Reaktionen des Herz-Kreislaufsystems führen. Auch eine Belastung des Herzens ist dabei nicht untypisch, wodurch ein Herzrasen entstehen kann. Typischerweise treten weiterhin Luftnot und Brustschmerzen auf.
Um den Schaden der Lunge zu begrenzen, muss versucht werden, dass blockierte Gefäß mit verschiedenen Verfahren so schnell wie möglich wieder durchgängig zu machen, um die Durchblutung wiederherzustellen.

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Allergie

Allergien stellen eine große Gruppe an Erkrankungen dar und betreffen sehr viele Menschen. Es handelt es sich dabei um Unverträglichkeiten bestimmter Stoffe, die über die Luft, Nahrung oder andere Wege in den Körper gelangen.

Hierbei existieren verschiedene Arten der allergischen Reaktion, die mit verschiedenen Entstehungsmechanismen einhergehen. Eine häufige Form der Allergie ist die Allergie vom „Soforttyp“. Hierbei hat der Körper bereits in einem vorherigen Kontakt Antikörper gegen einen bestimmten Stoff, zum Beispiel ein Nahrungsmittel, gebildet. Bei Aufnahme dieses Stoffs werden innerhalb weniger Sekunden bis Minuten Botenstoffe freigesetzt, die zu einer starken Histaminausschüttung und sogenannten „anaphylaktischen Reaktion“ führen können.

Die anaphylaktische Reaktion verhält sich durch eine Fehlfunktion des Körpers ähnlich wie ein schwerer Blutverlust und geht mit einem Schock einher. In der Folge kann der Blutdruck stark fallen, wodurch der Puls enorm ansteigt. 

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Ursachen für hohen Puls in der Nacht

Ein hoher Puls kann auch in der Nacht auftreten, was für die Betroffenen besonders unangenehm wird, da sie hiervon aufwachen und Schlafprobleme bekommen können. Der hohe Puls in der Nacht kann durch verschiedenste Ursachen ausgelöst werden.

Herzrhythmusstörungen und Herz-Kreislauferkrankungen können sowohl tagsüber als auch nachts Symptomatik auslösen. Auch hormonelle Störungen können sich nachts bemerkbar machen.

Aktivitäts- und stressbedingte Beschwerden können nachts zurückgehen. Jedoch können auch nachts Stressphasen mit Schlaflosigkeit und Panikgefühl auftreten. Der hohe nächtliche Puls führt bei Betroffenen zu einem höheren Behandlungsdrang und einer schwereren Einschätzung ihrer Krankheit auch wenn die Ursache nicht bedrohlich ist.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 02.08.2019 - Letzte Änderung: 12.01.2023