Fast jede dritte Frau leidet einmal in ihrem Leben an Scheidenpilz. Es gibt daher viele unterschiedliche Medikamente in Form von Salben, Zäpfchen oder Tabletten. Hausmittel in Form von Naturjoghurt können zusätzlich zum Aufbau der natürlichen Vaginalflora angewendet werden. Bei immer wiederkehrenden Infektionen oder bei einer Pilzinfektion während der Schwangerschaft sollte ein Arzt aufgesucht werden.
Etwa 75 % aller Frauen leiden in ihrem Leben mindestens einmal unter einem Scheidenpilz. Circa 10% der symptomatischen Frauen haben sogar einen chronisch-rezidivierenden Verlauf, bei welchem bis zu 4 Mal im Jahr ein Scheidenpilz auftreten kann. Quälender Juckreiz, Schmerzen und ein unangenehmer Geruch sind die Folge des lästigen Pilzes. Verständlicherweise ist das Interesse an Medikamenten und Behandlungsmöglichkeiten des Scheidenpilzes daher sehr groß.
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Der Scheidenpilz, welcher in der Fachsprache auch als Candida-Vulvovaginitis bezeichnet wird, kann mithilfe verschiedener Medikamente behandelt werden. Man unterscheidet dabei lokal wirksame von systemisch wirksamen Medikamenten. Weiterhin existieren auch verschiedene Wirkstoffgruppen, die je nach Ausprägung der Beschwerden eingesetzt werden können. In dem folgenden Artikel werden wichtige Fragen rund um das Thema „Medikamente gegen den Scheidenpilz“ beantwortet. Die wichtigsten Medikamente werden vorgestellt und hinsichtlich interessanter Aspekte näher erläutert.
Der Scheidenpilz zählt zu den sogenannten Mykosen oder Pilzinfektion. Medikamente, die gegen Pilzinfektionen gerichtet sind, bezeichnet man als Antimykotika. Innerhalb der Antimykotika existieren verschiedene Wirkstoffgruppen, die sich teils hinsichtlich ihrer Wirkung und ihrer chemischen Struktur unterscheiden.
Eine wichtige Gruppe sind die sogenannten Imidazolderivate. Das sind sogenannte Breitspektrum-Antimykotika, die zur lokalen Anwendung, bspw. in Form einer Creme, gedacht sind. Der Begriff „Breitspektrum“ bedeutet, dass das Medikament gegen viele verschiedene Pilzarten wirksam ist.
Beim Scheidenpilz kommt aus dieser Wirkstoffgruppe die Wirkstoffe Clotrimazol (Canesten®) und Miconazol zum Einsatz. Im Falle des Scheidenpilzes finden diese Medikamente als Creme oder Vaginalzäpfchen Anwendung.
Eine weitere wichtige Wirkstoffgruppe stellen die Polyene dar. Ein Vertreter aus dieser Gruppe, der beim Scheidenpilz angewendet wird, ist das Nystatin.
Als letzte wichtige Wirkstoffgruppe sind die Triazol-Derivate zu nennen. Aus dieser Gruppe werden die Wirkstoffe Itraconazol und Fluconazol verwendet, um den Scheidenpilz zu bekämpfen. Diese Wirkstoffgruppe ist jedoch ausschließlich zur systemischen Therapie geeignet. Das bedeutet, dass die Medikamente in Form von Tabletten eingenommen und nicht lokal, beispielsweise in Form von Cremes oder Zäpfchen, angewendet werden.
Zur Behandlung des Scheidenpilzes stehen verschiedene Cremes zur Verfügung. Diese enthalten antimykotische Wirkstoffe, wie Clotrimazol, Econazol oder Nifuratel. Die Dauer der Anwendung von Vaginalcremes variiert von wenigen Tagen bis zu einer Woche. Oft erfolgt eine Kombination mit Vaginalzäpfchen oder Vaginaltabletten. Es existieren sowohl rezeptfreie als auch rezeptpflichtige (s.o.) Produkte, die sich in der Dosierung oder der Art des Wirkstoffes unterscheiden.
Wichtig bei der Anwendung von Cremes im Intimbereich ist das gründliche Auftragen. Sowohl die äußeren als auch die inneren Schamlippen, der Damm und teils auch der Scheideneingang sollten reichlich mit Creme bedeckt sein, um den Pilz auch komplett zu erwischen.
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Zur Behandlung des Scheidenpilzes gehört oftmals die Anwendung von Vaginalzäpfchen. Diese werden tief in die Scheide eingeführt und setzen dort ihren Wirkstoff frei. Vaginalzäpfchen existieren mit verschiedenen Wirkstoffen wie Clotrimazol, Econazol, Nifuratel oder Fenticonazol. Vaginalzäpfchen werden meist über einen Zeitraum von 3 bis 6 Tagen angewendet.
Häufig erfolgt eine kombinierte Behandlung mit einer Creme zur äußeren Anwendung im Intimbereich mit demselben Wirkstoff.
Manche Zäpfchen existieren als Depotpräparate, die nur einmalig eingeführt werden müssen. Sie setzen den Wirkstoff so frei, dass über 72 Stunden hinweg eine ausreichende Konzentration des Wirkstoffes vorhanden ist. Vaginalzäpfchen sind sowohl für rezeptfreie als auch rezeptpflichtige Medikamente üblich.
Gegen Scheidenpilz gibt es einige rezeptfreie Medikamente, die in der Apotheke erhältlich sind. Dazu gehört zum Beispiel das Canesten, welches vielen Frauen aus der Werbung oder der Apotheke bekannt ist. Dieses Produkt, welches in verschiedenen Ausführung existiert (s. Abschnitt Canesten) enthält den Wirkstoff Clotrimazol, der gegen sehr viele Pilzarten wirkt.
Ein weiteres sehr bekanntes Produkt, das rezeptfrei erhältlich ist, ist das KadeFungin. Auch dieses Produkt existiert in verschiedenen Ausführungen, die meist aus einer Kombination von Vaginalzäpfchen und einer Creme zur äußeren Anwendung bestehen. Wie auch Canesten, enthält KadeFungin den Wirkstoff Clotrimazol.
Ein weiteres rezeptfrei erhältliches Produkt ist das „Fenizolan 600 mg Vaginalovulva“. Dieses Vaginalzäpfchen enthält den Wirkstoff Fenticonazol, welcher den Scheidenpilz angreift. Bei diesem Präparat reicht eine einmalige Anwendung.
Das Produkt „Vagisan Myko Kombi“ stellt eine Kombination aus einem Vaginalzäpfchen und einer Creme dar, die beide denselben Wirkstoff -Clotrimazol- enthalten. Wie auch bei „Fenizolan“ reicht bei „Vagisan Myko Kombi“ eine einmalige Anwendung aus
Die Produktreihe „Canesten“ vom Hersteller „BAYER“ ist auf die Behandlung verschiedener Pilzekrankungen, unter anderem des Scheidenpilzes, ausgerichtet. Für die Behandlung des Scheidenpilzes stehen die sogenannten „Canesten GYN“ Produkte zur Verfügung. Diese enthalten allesamt den Wirkstoff Clotrimazol, welcher in den Stoffwechsel des Pilzes eingreift und die Bildung der Zellmembran stört. Der Pilz wird so geschädigt und die Infektion bekämpft.
Canesten-Produkte sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich und müssen daher privat bezahlt werden. Es existieren verschiedene Produkte, die in der Regel 3 Tage angewendet werden sollen. Entweder es handelt sich um Vaginalzäpfchen, Cremes oder um eine Kombination aus beidem. Erfahrungsgemäß werden Canesten Produkte aufgrund der milden Dosierung des Wirkstoffes sehr gut vertragen.
Weiterhin gibt es ein Depotzäpfchen, welches nur einmalig angewendet werden muss. Dieses ist unter dem Handelsnamen „Canesten Gyn Once Kombi“ erhältlich. Das Zäpfchen muss lediglich einmal eingeführt werden und erhält über 72 Stunden einen ausreichenden Wirkstoffspiegel aufrecht.
Auch bei einer Behandlung mit Canesten sollte der Behandlungserfolg noch einmal von einem Frauenarzt kontrolliert werden. In manchen Fällen ist die Behandlung mit rezeptfreien Medikamenten nicht ausreichend, sodass keine Heilung erreicht wird. Wenn dies der Fall ist, wird der Frauenarzt zusätzliche Medikamente verschreiben.
Die Produktreihe Vagisan besteht aus verschiedenen rezeptfreien Arzneimitteln und Pflegeprodukten für den Intimbereich, welche unter anderem bei einem Scheidenpilz eingesetzt werden können. Das Produkt „Vagisan Myko Kombi“ enthält ein Vaginalzäpfchen sowie Creme mit dem Wirkstoff Clotrimazol. Dieses Produkt ist direkt gegen den Scheidenpilz wirksam. Das Zäpfchen muss nur einmalig eingeführt werden. In der Kombi-Packung ist des Weiteren eine Creme enthalten, welche eine Woche lang auf den Intimbereich aufgetragen werden kann.
Abgesehen von diesem direkt wirksamen Präparat, gibt es verschiedene Pflegeprodukte und Milchsäure-Produkte, die sich positiv aus die Vaginalflora auswirken und zur Prävention eines Scheidenpilzes oder zur Nachsorge verwendet werden können. Ein Beispiel für ein solches Produkt ist das „Vagisan Milchsäure“. Bestehend aus 7 oder 14 Kapseln wird es meist über einen Zeitraum von etwa einer Woche angewendet, um den natürlichen pH-Wert der Scheide aufrechtzuerhalten oder wiederherzustellen. Weiterhin ist es geeignet, um dem Wiederauftreten einer Scheideninfektion vorzubeugen.
Es gibt eine Reihe verschiedener rezeptpflichtiger Medikamente, die zur Behandlung des Scheidenpilzes eingesetzt werden. Von rezeptfreien Medikamenten unterscheidet diese entweder eine höhere Dosis des Wirkstoffes oder die Art des Wirkstoffes an sich. Im folgenden Abschnitt sollen wichtige rezeptpflichtige Medikamente, die zur Behandlung des Scheidenpilzes eingesetzt werden, vorgestellt werden. Für eine bessere Übersichtlichkeit sind die Medikamente nach Wirkstoff sortiert.
Die Schwangerschaft stellt einen Ausnahmezustand für die Frau dar und bedarf einer besonderen Vorsicht bei der Behandlung mit Medikamenten. Es gibt sehr gut verträgliche Medikamente, die in der Schwangerschaft bedenkenlos angewendet werden können, aber eben auch Medikamente, die nicht verwendet werden dürfen. Prinzipiell sollte man in der Schwangerschaft auch von rezeptfreien Medikamenten die Finger lassen, es sei denn, die Einnahme ist mit dem Arzt oder Apotheker ausdrücklich im Hinblick auf die Schwangerschaft besprochen worden.
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Scheidenpilz-Infektionen sollten auch in der Schwangerschaft behandelt werden. Erlaubt sind Präparate mit den Wirkstoffen Nystatin oder Clotrimazol. Andere Wirkstoffe sind in der Regel kontraindiziert und dürfen nicht verwendet werden. Bei der Anwendung von Clotrimazol (z.B. KadeFungin®) werden 200 mg vaginal, als Zäpfchen, für eine Dauer von 3 Tagen empfohlen. Diese sollen abends vor dem Schlafengehen vaginal eingeführt werden. Als Alternative kommen 100 mg vaginal abends für eine Dauer von 5–7 Tage oder 500 mg vaginal als Einmaldosis in Frage. Zusätzlich sollte eine Creme mit Clotrimazol angewendet werden. Diese muss meist 2 bis 3 Mal am Tag dünn für einen Zeitraum von 2 bis 3 Wochen aufgetragen werden. Der Wirkstoff Nystatin wird als Creme ebenfalls 2 bis 3 Mal täglich über einen Zeitraum von 2 bis 3 Wochen aufgetragen. Scheidenpilze sollten in der Schwangerschaft immer durch einen Frauenarzt behandelt werden.
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Es existieren viele Mythen, die sich hartnäckig halten, wenn es um das Thema „Hausmittel bei Scheidenpilz“ geht. Viele davon sind nicht nur unwirksam, sondern sogar potenziell schädlich. Sie sollten unbedingt von Sitzbädern mit „Heilkräutern“ wie Kamille, Zinnkraut oder Myrrhe absehen. Allergische Reaktionen und eine Verschlechterung des Zustandes durch eine Beeinträchtigung der Scheidenflora können die Folge sein. Der Pilz zeigt sich unbeeindruckt von solchen Hausmitteln und letztendlich wird nur die Therapie versäumt. Dasselbe gilt für Spülungen mit Essig oder Zitrone, die ebenfalls häufig propagiert werden.
Lediglich eine Behandlung mit Naturjoghurt kann in manchen Fällen sinnvoll sein. Dieser soll mithilfe seiner natürlichen Milchsäurebakterien helfen, die Scheidenflora wiederherzustellen. Hilfreich ist der Joghurt jedoch ebenfalls nur in Kombination mit einer medikamentösen Therapie. Vor der Anwendung sollte der Frauenarzt gefragt werden, ob er die Therapie mit Joghurt für sinnvoll erachtet. Meist hilft Naturjoghurt erst nach einer erfolgreichen medikamentösen Therapie des Pilzes dabei, die Scheidenflora wiederherzustellen. In diesem Fall wird er für einige Tage abends dünn auf die Scheide aufgetragen und morgens mit lauwarmem Wasser wieder abgewaschen.
Viele Frauenärzte empfehlen bei Scheidenpilzen als natürliches Mittel zur Wiederherstellung des pH-Wertes der Scheide Naturjoghurt. Dieser enthält Milchsäurebakterien, welche für die Scheidenflora und den sauren pH-Wert der Scheide sehr wichtig sind. Bei einer Infektion der Scheide ist dieses natürliche Milieu gestört und muss wiederhergestellt werden. Oft folgt daher die Empfehlung, abgesehen von einer medikamentösen Therapie, die Scheide mit Naturjoghurt einzucremen.
Wichtig ist dabei, natürlichen Milchjoghurt und nicht etwa Sojajoghurt zu verwenden. Meistens wird der Joghurt abends über einen Zeitraum vor etwa eine Woche aufgetragen. Am nächsten Morgen können die Reste mit lauwarmem Wasser entfernt werden. Aggressive Duschgels oder Seifen sollten jedoch nicht verwendet werden, da sie den pH-Wert verändern und Infektionen fördern.