In diesem Artikel geht es um den pH-Wert der Scheide. Es werden zunächst die Normwerte genannt und wie man den pH-Wert messen kann. Daraufhin werden Faktoren jeweils für eine Erhöhung und Erniedrigung des Wertes besprochen. Außerdem werden Methoden zum selbstständigen verändern und beeinflussen des pH-Wertes der Scheide thematisiert. Die Veränderungen bei einer Pilzinfektion, der Schwangerschaft und der Stillzeit werden ebenfalls behandelt.
Der normale pH-Wert einer gesunden Scheide beträgt im Normalfall zwischen 3,8 und 4,5. Damit liegt er im sauren Bereich. Im hinteren Scheidenbereich werden kleinere Werte als am Eingang der Vagina gemessen. Die sauren pH-Werte der Scheide werden über die natürliche Vaginalflora, welche sich aus unterschiedlichen, natürlicherweise vorkommenden Mikroorganismen zusammensetzt, erreicht. Die sogenannten Lactobazillen, auch Milchsäure- oder Döderlein-Bakterien genannt, tragen einen wesentlichen Beitrag zur Herstellung und Aufrechterhaltung eines sauren pH-Werts bei.
Der normale pH-Wert der Scheide ist jedoch störanfällig und kann insbesondere bei Verringerung der Milchsäurebakterien unter antibiotischer Behandlung ansteigen und ein Auftreten von Infektionen begünstigen.
Für die pH-Wertmessung der Scheide gibt es mehrere Verfahren. Es besteht die Möglichkeit, die Messung beim Frauenarzt vornehmen zu lassen, welcher mit Hilfe eines Abstriches den pH-Wert bestimmen kann. Zusätzlich kann auf diese Weise bei Bedarf auch eine mikrobiologische Untersuchung erfolgen, um eine Erregerbestimmung vorzunehmen. Diese ist insbesondere dann sinnvoll, wenn der pH-Wert alkalisch ist und symptomgestützt der Verdacht einer Infektion besteht.
Zusätzlich gibt es Verfahren, die zuhause selbstständig vorgenommen werden können. Dazu zählen pH-Messstreifen, die in der Apotheke ohne Rezept zu erwerben sind. Diese sind mit Indikatorpapier versehen und werden wenige Zentimeter tief in die Scheide eingeführt. Bei Kontakt mit Vaginalsekret erfolgt ein Farbumschlag auf dem Indikatorpapier und der aktuelle pH-Wert kann abgelesen werden.
Ähnlich funktionieren pH-Handschuhe, wobei sich die Indikatorfläche an der Zeigefingerinnenseite des Handschuhes befindet. Der Zeigefinger wird bei angezogenem Handschuh in die Vagina eingeführt. Auch hierbei erfolgt ein Farbumschlag, der den pH-Wert anzeigt.
Die eigenständige Messung kann insbesondere in der Schwangerschaft sinnvoll sein. Höhere pH-Werte sind ein Hinweis auf eine bakterielle Scheideninfektion, die in der Schwangerschaft zu Komplikationen führen kann. Daher gibt es bereits einige Krankenkassen, die die Selbstmessung des Scheiden-pH-Werts in der Schwangerschaft bezahlen.
Den häufigsten Grund einer Erhöhung des pH-Werts in der Scheide stellen Infektionen dar. Dabei können beispielsweise Streptokokken, Staphylokokken, Escherichia Coli und Gardnerella vaginalis eine Rolle spielen.
Häufige Symptome einer Scheideninfektion stellen Brennen und Jucken der Vagina dar, oft in Verbindung mit Ausfluss und fischartigem Geruch. Auch Pilze, vor allem Candida albicans, können den pH-Wert erhöhen.
Bei Einsatz einiger Antibiotika kann es ebenfalls zu einem Anstieg des pH-Werts in der Scheide kommen. Als oft begleitende und unerwünschte Wirkung wird nicht nur der eigentliche Erreger, welcher für die Antibiotikatherapie ursächlich war, angegriffen sondern es gehen auch wichtige Keime im Vaginalbereich zugrunde. Durch das Abtöten insbesondere der Lactobazillen kommt es dann zur Alkalisierung, also Erhöhung, des pH-Werts.
In der Schwangerschaft kann neben der erhöhten Wahrscheinlichkeit einer Scheideninfektion die Erhöhung des Scheiden-pH-Werts für einen vorzeitigen Blasensprung sprechen. Da Fruchtwasser einen alkalischen pH-Wert aufweist kommt es beim Blasensprung und bei Kontakt mit dem sauren Scheidenmilieu zu einem basischeren pH-Wert.
Ein weiterer Grund für einen Anstieg des pH-Werts in der Scheide stellt beim Geschlechtsverkehr das Sperma des Mannes dar, da der Samen von Natur aus alkalisch ist. Daher empfiehlt es sich bei geplanter Scheiden-pH-Wertmessung für einige Stunden vor der Untersuchung auf Sex zu verzichten, um die Untersuchungsergebnisse nicht zu verfälschen. Auch Urin kann den pH-Wert der Vagina ansteigen lassen, insbesondere wenn der Urin-pH durch eine Harnwegsinfektion alkalisch ist.
Zudem ist der pH-Wert der Scheide auch durch den monatlichen Zyklus beeinflusst. So steigt der pH während der Menstruation zum einen durch den Blutkontakt, zum anderen durch einen Abfall des Östrogenspiegls an. Höhere pH-Werte finden sich auch bei übertriebener Intimhygiene, insbesondere dann, wenn Duschlotionen verwendet werden, die nicht dem natürlichen sauren Milieu der Vagina entsprechen. Viele Waschmittel und Seifen sind alkalisch, sodass der pH-Wert der Scheide ansteigen kann. Auch hormonelle Einflüsse beeinflussen den Wert. Vor der Menarche, also der ersten Periode im Jugendalter, herrschen im Regelfall niedrige Östrogenspiegel. Auch nach der Menopause sinken die Hormonspiegel wieder. Wenig Östrogen ist mit einem höheren pH-Wert der Vagina vergesellschaftet.
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Neben zahlreichen Einflüssen, die den Anstieg des pH-Werts der Scheide bewirken, gibt es auch einige Faktoren die im Stande sind diesen zu senken. So kann saurer Urin, der bei unzureichender Reinigung des Intimbereichs länger auf das Scheidenmilieu wirken kann zu einem Sinken des pH-Werts führen. Urin an sich hat eine relativ hohe Bandbreite an Norm-pH-Werten, hauptsächlich beeinflusst durch die Ernährung, die zwischen 5 und 8 liegen können. Damit liegen die Werte im sauren oder basischen Bereich. Nur saurer Urin bedingt wie beschrieben einen niedrigeren pH-Wert.
Weiterhin können höhere Östrogenspiegel, die bei Frauen ab der ersten Regelblutung bis zur Menopause bei einem regelrechten Hormonhaushalt auftreten den pH-Wert senken. Auch die externe Zufuhr von Östrogenen, wie sie im Rahmen der Anti-Baby-Pille oder auch bei der Behandlung postmenopausaler Osteoporose zum Einsatz kommt, kann Einfluss auf den vaginalen pH-Wert nehmen und diesen senken.
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Zahlreiche Einflussfaktoren spielen bei der pH-Wertsenkung oder -anhebung eine Rolle. Daher kann man selbst durch sein alltägliches Verhalten Einfluss auf den pH-Wert nehmen.
Eine Erhöhung und damit ein alkalischerer Wert können bei Einnahme der Anti-Baby-Pill durch das Absetzen des Präparats erreicht werden. Östrogen hat durch die Bereitstellung von Glykogen in der Vaginalschleimhaut den Effekt, dass dieses durch Laktobazillen zu Milchsäure verstoffwechselt wird und der pH-Wert in den sauren Bereich sinkt. Daher führt das Absetzten der kombinierten Anti-Baby-Pille zu einer Senkung des Östrogenspiegels und damit dem Anstieg des Scheiden-pH-Werts, da dieses Medikament sowohl Gestagen als auch Östrogen enthält. Reine Gestagenpillen wiederum beeinflussen den pH-Wert nicht.
Auch bei falscher Intimhygiene kann bei Einsatz von Seifen im Intimbereich der pH-Wert steigen. Dies ist jedoch nicht zu empfehlen, da auf diese Weise massiv in die empfindliche Scheidenflora eingegriffen wird und man in das natürliche Gleichgewicht eingreift und zudem wichtige Bakterien „wegwäscht“. Klares Wasser ist zum Waschen des weiblichen Intimbereichs völlig ausreichend.
Maßnahmen, welche einer gewünschten Erhöhung des pH-Werts dienen, sollten stets vorsichtig unternommen werden. Ein erhöhter pH-Wert in der Scheide ist nämlich mit einem größeren Risiko an Infektionen der Vagina zu erkranken vergesellschaftet. In der Regel ist daher ein gezieltes Anheben des pH-Werts der Scheide unnötig.
Besonders nach Antibiotikabehandlungen und vaginalen Infektionen oder auch einer Kombination von beiden kann die Vaginalflora empfindlich gestört und der pH-Wert der Scheide erhöht sein. Um das natürliche Gleichgewicht an Bakterien im Scheidenbereich wiederherzustellen und den pH-Wert anzuheben kann die Zufuhr von Milchsäuren hilfreich sein. Hierzu eignen sich spezielle Milchsäurekuren aus der Apotheke, die meist über einen Zeitraum von sieben Tagen im Intimbereich angewendet werden. Auch die Zufuhr von probiotischen Lactobazillen kann durch deren Milchsäureproduktion den pH-Wert senken.
Außerdem können Vitamin C-haltige Vaginalzäpfchen zu einer Ansäuerung des pH-Werts und somit einer Wachstumsförderung der Milchsäurebakterien führen.
Eine weitere Möglichkeit in den pH-Haushalt der Vagina einzugreifen besteht in der Einnahme von kontrazeptiven Präparaten. Die Anti-Baby-Pillen, welche Östrogen und Gestagen enthalten, führen durch den Einfluss des Hormons Östrogen zu einer Absenkung des pH-Werts im Intimbereich. Insbesondere während der monatlichen Blutung kommt es durch den Blutkontakt und sinkende Östrogenspiegel zu einem Anstieg des pH-Wert. Daher kann es hilfreich sein, den Intimbereich häufiger mit klarem Wasser zu waschen um Blutreste zu entfernen. Auch regelmäßiges Wechseln von Binden und Tampons bei gleichzeitigem Tragen luftdurchlässiger Unterwäsche können dazu beitragen, den pH-Wert der Scheide zu senken.
Jeder Körper ist unterschiedlich, sodass stets nur Richtwerte angegeben werden können und es einen optimalen Wert der Scheide per se nicht gibt.
Werte im sauren pH-Bereich sind insofern besser, da sie durch eine höhere Anzahl von Lactobazillen zustande kommen und diese über die Aufrechterhaltung eines stabilen und sauren pH-Werts eine wichtige Schutzfunktion der Vagina erfüllen. Damit sprechen niedrige pH-Werte in der Scheide meist für einen guten Abwehrmechanismus im Hinblick auf potentielle Erreger und damit einhergehende Infektionen. Jedoch kann die Vaginalflora einiger Frauen so eingespielt sein, dass selbst ein geringeres Vorkommen von Milchsäurebakterien und damit ein basischerer pH-Wert der Scheide nicht zwangsläufig mit häufigeren vaginalen Infektionen einhergehen muss.
Zu einer Pilzinfektion der Scheide kommt es in den meisten Fällen durch Erreger der Sorte Candida albicans. Dabei handelt es sich um Hefepilze, die für ihr Wachstum zwar ebenfalls saure pH-Werte (circa 4 - 6,7) benötigen, diese sind jedoch etwas alkalischer sind als die normalen pH-Werte in der Scheide.
Daher kommt es bei der Vermehrung von Hefepilzen in der Vagina zu einem Anstieg des vaginalen pH-Werts. Dieser erhöht sich auch bei bakteriellen Infektionen. Ein mögliches Unterscheidungskriterium stellt der fischartige Geruch der Vagina dar, der ein häufiges Symptom bei bakteriellen Infektionen darstellt und bei Pilzinfektionen eher untypisch ist. Zudem ist der Ausfluss tendenziell weiß und brockelig, bei bakteriellen Infektionen hingegen gelblich bis grünlich und von flüssiger Konsistenz.
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Während der Schwangerschaft unterliegt der Körper starken hormonellen Einflüssen und Veränderungen. Dadurch ist in Anstieg des vaginalen pH-Werts häufiger zu beobachten. In der Schwangerschaft ist es sinnvoll, den pH-Wert der Scheide regelmäßig kontrollieren zu lassen und auf mögliche Veränderungen und Symptome der Vagina, welche auf eine Infektion hindeuten könnten, zu achten. Das Risiko an einer Scheideninfektion zu erkranken ist in der Schwangerschaft erhöht, zudem sind symptomlose Verläufe häufiger. Unbehandelte Scheideninfektionen in der Schwangerschaft bergen das Risiko vorzeitig Wehen oder einen vorzeitigen Blasensprung zu bekommen. Auch die Gefahr einer Frühgeburt oder Fehlgeburt ist gegeben.
Der pH-Wert der Scheide kann auch durch den Kontakt mit Fruchtwasser steigen. Fruchtwasser ist im Normalfall leicht alkalisch. Kommt es zu einem vorzeitigen Blasensprung mit Fruchtwasserabgang, kann es zu einer Alkalisierung des pH-Werts der Scheide kommen. Auch der für die Schwangerschaft typische vermehrte Ausfluss kann den vaginalen pH-Wert beeinflussen. Ist der Ausfluss geruchlos und in seinem Aussehen konstant farblos bis leicht weiß, handelt es sich um einen völlig harmlosen und sinnvollen Prozess, da sich die Vagina selbst reinigt.
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Während der Stillzeit ist der Östrogenspiegel im Regelfall verringert. Östrogen hat einen großen Einfluss auf den pH-Wert der Scheide, da das Hormon die Milchsäureproduktion der Lactobazillen durch die Bereitstellung von Glykogen in der Scheide unterstützt. Durch den niedrigeren Östrogenspiegel in der Stillzeit kommt es somit zu einem Anstieg des vaginalen pH-Werts.
Während des Wochenbetts nimmt zusätzlich der Wochenfluss Einfluss auf den pH-Wert. Durch den Abgang von Blut und Zellbestandteilen aus der Gebärmutter steigt der pH-Wert der Scheide an. Zudem können vaginale Infektionen leichter auftreten und dadurch ebenfalls zu einem Anstieg des pH-Werts führen.
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