Bei den Symptomen der Syphilis werden vier Stadien unterschieden. Das Stadium eins der Syphilis kennzeichnet die Inkubationszeit. Das zweite Stadium der Syphilis wird Sekundärstadium bezeichnet. Das dritte Stadium der Syphilis tritt in etwa bei 35% aller unbehandelten Fälle und tritt meist nach 2 bis 5 Jahren auf.
Nur etwa die Hälfte aller Infektionen mit T. pallidum führt zu einem symptomatischen Verlauf. Es werden vier verschiedene Stadien unterschieden:
Das Stadium I des Syphilis Symptome (Primärstadium) beinhaltet die Inkubationszeit, das Auftreten des Primäraffekts und die Zeit seiner spontanen Rückbildung. Die Inkubationszeit von der Infektion bis zum Auftreten der ersten Krankheitserscheinungen Syphilis beträgt durchschnittlich 3 Wochen, in Ausnahmefällen auch 1 Woche bis 3,5 Monate. In dieser Zeit vermehrt sich der Erreger am Eintrittsort bis zu einer Konzentration von ca. 107/g Gewebe.
Der Primäraffekt ist ein derbes Geschwür (Ulcus) mit erhöhtem Rand, das auch harter Schanker oder Ulcus durum genannt wird. Er ist kleinfingernagelgroß, rund, schmerzlos und produziert eine klare Flüssigkeit. Meist befindet er sich im Genitalbereich, kann aber auch außerhalb der Genitalregion (extragenital) an jeder beliebigen Körperstelle gelegen sein, z.B. an der Lippe, Brust, Finger. In solchen Fällen wird der Ulcus durum leicht übersehen oder falsch gedeutet. Außerdem kann sich der Ulcus in Körperöffnungen verstecken, z. B. in der Vagina oder im Anus, und wird dann meist nur durch Zufall oder gar nicht entdeckt.
Der Primäraffekt des Syphilis ist hochinfektiös (hochkontagiös), da er zahlreiche lebende Erreger enthält. Etwa eine Woche nach Auftreten des Ulcus vergrößert sich der in der Nähe des Ulcus liegenden (regionalen) Lymphknoten (Lymphadenopathie). Der Knoten fühlt sich hart an, ist leicht verschiebbar und schmerzlos. Dieser Lymphknoten wird auch Satellitenbubo genannt. Der Komplex aus dem Primäraffekt und dem Satellitenbubo heißt Primärkomplex.
Der Symptome des Primäraffekt heilen 3–6 Wochen nach Auftreten spontan ab, während die Schwellung des Lymphknotens jedoch monatelang anhalten kann.
Das Stadium II der Syphilis (Sekundärstadium) beinhaltet die Zeit der Auseinandersetzung des Körpers mit dem Erreger. Es entwickelt sich nach etwa 6 - 12 Wochen nach der Infektion aufgrund der hämatogenen Ausbreitung (Generalisation) der Erreger und besteht aus Organmanifestationen, die durch eine große Erregerzahl und eine hohe Ansteckungsgefahr gekennzeichnet sind. Vor allem Symptome wie Veränderungen der Haut (Hautmanifestation) lassen sich in diesem Stadium feststellen, aber auch Fieber, Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, Hals - und Gliederschmerzen, eine Schwellung der Gaumenmandel mit weißlichen Belägen und Heiserkeit (Angina syphilitica), eine Vergrößerung der Milz und eine allgemeine Lymphknotenschwellung können auftreten.
Zu den wichtigsten Hautmanifestationen gehören die sogenannten Roseola syphilitica, die Condylomata lata, die Plaques muqueuses und die Alopezie.
Die Röschenflechte ist eine harmlose Hautkrankheit, die mit den Hauterscheinungen der Sypilis verwechselt werden kann.
Die Roseola syphilitica tritt bei 75-100% der Patienten auf und besteht aus einem blassen, fleckigen (makulösem) Hautausschlag (Exanthem), der sich hauptsächlich auf den Oberkörper (Stamm) beschränkt. Als Besonderheit können auch die Handinnenflächen und die Fußsohlen befallen sein (Palmoplantarsyphilid). Die Flecken des Exanthems werden mit der Zeit zu Bläschen (Papeln) und heilen dann mit oder ohne Behandlung ab und hinterlassen auf der Haut meist helle (hypo-) und dunkle (hyperpigmentierte) Stellen.
In der Genitalgegend, unter der Brust und zwischen den Fingern und Zehen bilden sich breite, weiche, oberflächlich nässende und hochinfektiöse Papeln, die Condylomata lata genannt werden.
Die Plaques muqueuses sind ebenfalls hochinfektiöse Papeln, die sich auf der Schleimhaut befinden, also im Mund, an der Zunge, aber auch in der Vagina gefunden werden können.
Bei einem Befall der Kopfhaut kommt es zu einem unregelmäßigen Haarausfall, der syphilitischen Alopezie.
Die Symptome des Sekundärstadiums klingen 2–6 Wochen nach Auftreten ab. Sie können aber wiederkehren, wenn die Krankheit unbehandelt bleibt.
Nach dem Stadium II der Syphilis kann es entweder zu einer spontan Ausheilung, zu einer Latenz oder zum Stadium III kommen.
Latenz heißt der Zeitabschnitt nach Abheilen des Primäraffekts, in dem keine klinischen Symptome vorliegen. Sie kann weniger als 1 Jahr andauern oder auch lebenslang bestehen. Der Erreger ist auch während der Latenz im Körper vorhanden, also können auch während dieser Phase Antikörper gegen T. pallidum im Blut gefunden werden. Das Latenzstadium unterteilt sich in die Frühlatenz, d. h. die klinisch erscheinungsfreie Zeit in den ersten 4 Jahren nach Krankheitsbeginn, und die Spätlatenz, d. h. die erscheinungsfreie Zeit danach. Während der Zeit der Frühlatenz, allerdings meist nur bis zu einem Jahr, können Symptome der sekundären Syphilis wieder auftreten.
Die Unterteilung entspricht der Kontagiosität (Ansteckungsgefahr) des Patienten, die im 1. Jahr nach Krankheitsbeginn hoch ist und dann stark absinkt. In der Spätlatenz ist der Patient also nicht mehr kontagiös, Sexualpartner werden nicht mehr infiziert, doch besteht noch ein Übertragungsrisiko von der Mutter auf den Feten und durch Blutübertragungen.
Die Latenz kann jederzeit unterbrochen werden, und zwar durch das Auftreten von Krankheitssymptomen des Sekundärstadiums oder des Tertiärstadiums.
Das Stadium III der Syphilis (Tertiärstadium) tritt in etwa 35% aller unbehandelten Syphilisfälle nach 2-5 Jahren auf. In diesem Stadium sind neben der Haut auch innere Organe (Leber, Hirn, Aorta) betroffen, gekennzeichnet ist das Stadium durch folgende Symptome:
Spezifische Gewebeneubildungen (Granulome) der Haut sind Gummen und Syphiliden.
Gummen sind schmerzlose Tumore/ Tumor von elastischer Konsistenz, die zu Einschmelzung (Gumma), Entleerung von fadenziehender Flüssigkeit und Vernarbung neigen. Sie entstehen in der Unterhaut (Subkutis), wölben die Haut vor und zerfallen dann in scharf begrenzte, derbe Geschwüre (Ulcus). Im Inneren der Gummen befinden sich wenige lebende Erreger, die für die Entstehung verantwortlich sind. Zu finden sind die Gummen am häufigsten in Knochen, Haut und Schleimhäuten. Im Gesicht und Mundbereich können sie zu Zerstörungen führen (Löcher im Gaumen und Nasenseptum, Sattelnase), im Knochen zu Frakturen, in der Leber zu Gelbsucht (Ikterus).
Syphilide bestehen aus braunroten, derben, linsen- bis bohnengroße Knötchen, die deutlich über das Hautniveau erhaben sind. Sie können an jeder Stelle des Körpers auftreten, bevorzugt an den Streckseiten der Arme, können aber auch den Rücken und das Gesicht befallen und verursachen keine Beschwerden.
Die Veränderungen des Herzens und der Gefäße (kardiovaskulär) beruhen auf einer Gefäßentzündung (Vaskulitis) kleiner und mittelgroßer Arterien und Venen (Endarteriitis obliterans). Diese Entzündung befällt v. a. die eigenen Blutgefäße der Hauptschlagader (Aorta), die zur Versorgung der Aorta dienen (Vasa vasorum). Das von den Vasa vasorum versorgte Wandgewebe geht unter, und es verschwinden die elastischen Fasern in der Aortenwand. Es bildet sich eine Ausdehnung (Dilatation) der Aorta, die sich bis zur Ausweitung (Aneurysma) entwickeln kann. Die Zerreissung (Ruptur) eines Aneurysmas ist meist tödlich. Oft handelt es sich dabei um Patienten, die Jahrzehnte zuvor eine Syphilis durchgemacht haben.
Zum Stadium IV der Syphilis Symptome bzw. zu den Spätformen zählt die Neurosyphilis. Sie wird in zwei Hauptformen aufgeteilt:
1. Bei der Meningovaskulären Neurosyphilis werden vor allem Blutgefäße der Hirnhäute (Meningen), des Hirngewebes und des Rückenmark befallen. Die durch die Entzündung der Gefäße (Arteriitis) kommt es zu einer Minderdurchblutung und somit zu einer Schädigung im Nervensystem. Daraus können Symptome wie Rückenschmerzen, Sensibilitätsstörungen, Krämpfe Ausfallerscheinungen wie Halbseitenlähmungen und Schlaganfälle resultieren.
2. Typische Symptome der Parenchymatöse Neurosyphilis sind die fortschreitende Lähmung (progressive Paralyse) und die Tabes dorsalis.
Die progressive Paralyse beruht auf der Nervenzellzerstörung (bevorzugt im Gehirn) und dem Gehirnschwund (Hirnatrophie), wobei besonders der Stirnlappen betroffen ist. Es können sich Demenz, Gedächtnisverlust, Größenwahn, Halluzinationen, Sprachstörungen, Tremor, Inkontinenz und Krämpfe auftreten.
Bei der Tabes dorsalis ist überwiegend das Rückenmark befallen. Die Patienten leiden an blitzartigen (lanzinierenden) Schmerzen sowie an den Verlust des Temperatur- und Vibrationsempfindens, Gangstörungen, Blasenentleerungsstörungen, Impotenz, Verlust des Sehnenreflexes und lichtstarren Pupillen.
Weiterhin kann es auch zu Veränderungen der Hirnflüssigkeit (Liquor cerebrospinalis) ohne klinische Erscheinungen, also zu einer asymptomatischen Neurosyphilis kommen.
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