Post-Zoster-Neuralgie

Post-Zoster-Neuralgie

Was ist eine Post-Zoster-Neuralgie?

Eine Post-Zoster-Neuralgie ist eine Erkrankung, bei der es zu sehr starken Schmerzen eines Nervs nach einer zuvor durchgemachten Gürtelrose kommt.
Sie wird also letztendlich durch die Herpes-Viren verursacht, die nach einer Windpocken-Erkrankung jahrelang im Körper verweilen und Nerven schädigen können.
Bei einer Reaktivierung kommt es zum Krankheitsbild der Gürtelrose, mit typischen Ausschlägen. Diese heilen in ca. 90% der Fälle aus.
Geschieht dies nicht, kommt es zur Post-Zoster-Neuralgie, der somit letztendlich eine dauerhafte Schädigung der Nerven durch die Viren zugrunde liegt. Bei einer adäquaten Therapie der Schmerzen kommt es gelegentlich zu einem vollständigen Verschwinden der Symptome.

Ursachen der Post-Zoster-Neuralgie

Die Post-Zoster-Neuralgie ist eine späte mögliche Folgeerkrankung, die durch die Herpes-Viren, auch Varizella-Zoster-Viren genannt, verursacht werden. Diese verursachen im Kindesalter häufig die Windpocken-Erkrankung, die von selbst wieder ausheilt.
Danach können die Viren jedoch im Körper verweilen und über Nervenfasern in die Zellkörper von Nerven wandern, beispielsweise im Bereich des Gesichts oder des Brustkorbs. In diesen Zellkörpern verweilen die Viren über Jahrzehnte und können beispielsweise bei einer auftretenden Immunschwäche des Körpers wieder reaktiviert werden.
Dann können sie sozusagen wieder „ausbrechen“ und die Erkrankung der Gürtelrose verursachen. Dabei kommt es zu schmerzhaften Bläschen im Versorgungsbereich des Nervens, in dem sie verweilen. Bei etwa 90% aller Betroffenen heilt die Gürtelrose wieder aus.
Es können allerdings auch dauerhafte Schädigungen der Nerven entstehen. Diese treten vor allem bei älteren Menschen auf, deren Immunsystem in der Regel etwas schwächer ist. Diese dauerhaften Nervenschäden äußern sich dann als Post-Zoster-Neuralgie. Zu den Risikofaktoren zählen also:

  • geschwächtes Immunsystem
  • hohes Alter
  • zu spät begonnene Therapie gegen die Viren

Diagnose

Zur Diagnose der Post-Zoster-Neuralgie gehört in allen Fällen eine körperliche Untersuchung und ein ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch, um die entsprechende Vorgeschichte der Herpes-Viren zu erfassen.
Des Weiteren kann eine Untersuchung des Hirnwassers Aufschluss über die Viren geben, die sich noch im Körper befinden.
Je nach Ausprägung kann auch ein MRT des Rückens sinnvoll sein. Hierbei kann im Bereich des Wirbelkanals nach Entzündungen gesucht werden, die Aufschluss über die Lokalisation der Viren geben können.

An diesen Symptomen erkennen Sie eine Post-Zoster-Neuralgie

Bei der Post-Zoster-Neuralgie treten sehr starke Schmerzen in einem bestimmten Bereich des Körpers auf. Dieser Bereich ist zunächst noch abgegrenzt und die Lokalisation ist davon abhängig, in welchen Nerven die Herpes-Viren nach der Windpocken-Erkrankung verweilt haben.
Mit der Zeit können sich die Symptome jedoch auch auf andere Bereich ausbreiten und die Schmerzen treten auch in umliegenden Hautbereichen auf.
Im Vordergrund stehen bei der Post-Zoster-Neuralgie sehr starke Schmerzen, die für die Betroffenen oft eine große Einschränkung der Lebensqualität mit sich bringen. Häufig können die Betroffenen nicht mehr vollwertig arbeiten und die Qualität des Schlafs ist ebenfalls vermindert.

Schmerzen

Die Schmerzen bei einer Post-Zoster-Neuralgie sind sehr stark, da ihnen eine Schädigung der Nerven zugrunde liegt.

Sie können sich in verschiedenen Formen äußern. Entweder sie sind als permanenter Schmerz vorhanden, der meist als brennend oder auch bohrend beschrieben wird, oder sie kommen in immer wieder kehrenden sehr starken Attacken. Alternativ können sie auch als Berührungsschmerz auftreten, was auch als Allodynie bezeichnet wird.

Die Schmerzen stellen für die Betroffenen oft einen hohen Leidensdruck dar, da sie sehr intensiv sind und dadurch eine große Belastung darstellen.

Juckreiz

Der Juckreiz ist kein typisches Symptom einer Post-Zoster-Neuralgie. Er tritt hingegen häufiger bei der Gürtelrose auf, da sich hierbei ein Ausschlag mit flüssigkeitsgefüllten Bläschen bildet. Diese können gelegentlich zu Juckreiz führen, sind jedoch oft eher schmerzhaft.

Bei der Post-Zoster-Neuralgie stehen die Schmerzen im Vordergrund. Häufig bricht das Krankheitsbild erst nach Abklingen des Ausschlags richtig aus, weswegen dann in der Regel kein Juckreiz besteht. Gelegentlich können die starken brennenden Schmerzen auch als eine Art Jucken empfunden werden. Sie sind in der Regel jedoch eher von einem stechenden oder bohrenden Charakter.

Post-Zoster-Neuralgie ohne Ausschlag

Die Post-Zoster-Neuralgie kann zu unterschiedlichen Zeitpunkten auftreten. Häufig setzen die starken Schmerzen erst einen Monat nach Abklingen der Gürtelrose ein, es kommt also nach einem Monat Schmerzfreiheit zu einem erneuten Auftreten sehr starker Schmerzen. Dann besteht bei der Post-Zoster-Neuralgie in aller Regel kein Ausschlag mehr, da die Gürtelrose bereits abgeheilt ist.

Die Post-Zoster-Neuralgie kann aber auch noch während der Gürtelrose auftreten, wenn diese länger als 4 Wochen besteht. In diesem Fall kann gleichzeitig zu der Erkrankung noch ein Ausschlag mit den typischen flüssigkeitsgefüllten Bläschen bestehen.

Lokalisation - Wo kommt die Post-Zoster-Neuralgie besonders häufig vor?

Die Post-Zoster-Neuralgie hat in der Regel zunächst noch eine bestimmte Lokalisation, die davon abhängt, in welchen Nerven bzw. in welchen Zellkörpern der Nerven die Herpes-Viren nach der Windpocken-Infektion verweilt haben. Abhängig davon treten die Schmerzen dann in einem bestimmten Bereich auf, der von den Nerven versorgt wird und in dem sich zuvor die Gürtelrosen-Erkrankung befunden hat.
Die Post-Zoster-Neuralgie kann überall auftreten, ist aber häufig im Bereich des Brustkorbs oder im Gesicht, beispielsweise im Bereich der Ohren oder auch im Bereich der Augen. Bei Letzteren spricht man während der Gürtelrose auch von einem Zoster oticus (im Ohrbereich) oder einem Zoster ophthalmicus (im Augenbereich).
Im Verlauf der Post-Zoster-Neuralgie breiten sich die Schmerzen oft auch auf benachbarte Hautbereich aus.

Therapie der Post-Zoster-Neuralgie

Da die Post-Zoster-Neuralgie mit stärksten Schmerzen verbunden ist, die für die Betroffenen eine starke Reduzierung der Lebensqualität bedeutet, steht bei der Behandlung zum einen die Schmerzlinderung und zum anderen die Erhaltung des Alltagslebens, sowie die Arbeitsfähigkeit und die Verbesserung des Schlafs im Vordergrund.

Je nach Intensität der Schmerzen erfolgt die Behandlung zunächst meist mit sogenannten Antikonvulsiva, die eigentlich Krämpfe lösen, aber auch an bestimmten Stellen der Nerven effektiv wirken können. Typischerweise können Gabapentin oder Pregabalin hilfreich sein. Aber auch Antidepressiva, wie z.B. Amitryptylin, können gegen eine Post-Zoster-Neuralgie helfen. Auch lokal im Bereich der Schmerzen können Betäubungsmittel, beispielsweise ein Pflaster, das das Mittel Lidocain enthält, angewendet werden. Bei sehr starken Schmerzen müssen die Betroffenen  gelegentlich für einen gewissen Zeitraum Opioid-Medikamente einnehmen. Hierzu gehören beispielsweise Tramadol, Oxycodon oder Morphin.

Lesen Sie hierzu ebenfalls: Lidocain- Pflaster

Zusätzlich zur medikamentösen Therapie stehen Ergotherapie und eine Nervenstimulation zur Herunterregulation der Nervenaktivität zur Verfügung. Bei einer starken psychischen Belastung sollte auch eine Psychotherapie in Erwägung gezogen werden.

Zur Therapie der Post-Zoster-Neuralgie kommt auch eine Nervenblockade in Frage. Hierbei wird das Nervengeflecht Ganglion stellatum blockiert. Die teils heftigsten Schmerzen können so abgeschwächt werden. Lesen Sie hierzu unseren Artikel: Ganglion stellatum Blockade

Naturheilkunde

In der Naturheilkunde gibt es einige Mittel, die bei einer Post-Zoster-Neuralgie unterstützend wirken können. Wie effektiv diese wirken, hängt allerdings von der individuell betroffenen Person ab. Dazu gehören vor allem Vitamine, die den Körper insgesamt stärken und je nach Vitaminart auch für die Nerven und ihre Funktion sehr wichtig sind.
Hierzu gehört Vitamin B, vor allem Vitamin B12, das unterstützend bei einer Post-Zoster-Neuralgie eingenommen werden kann. Außerdem kann die sogenannte Alpha-Liponsäure, die als ergänzender Faktor in vielen Stoffwechselprozessen des Körpers wichtig ist, hilfreich sein.

Akupunktur

Akupunktur kann unterstützend bei einer Post-Zoster-Neuralgie angewendet werden. Bei einigen Betroffenen konnte dadurch eine Besserung der Schmerzen erzielt werden. Es gibt jedoch keine Studien über die Wirksamkeit, weswegen dies individuell ausprobiert werden sollte. Dabei werden kleine Nadeln an gezielten Punkten, sogenannten Triggerpunkten, eingebracht und verweilen dort für ca. eine halbe Stunde. Dadurch können Verspannungen, die durch die Schmerzen entstehen, gelöst werden.

Schmerztherapie

Bei einer ausgeprägten oder langanhaltenden Post-Zoster-Neuralgie ist eine Schmerztherapie sehr zu empfehlen. Diese bietet die Möglichkeit einer individuellen Einstellung und Anpassung der Medikamente abhängig von der Ausprägung und Lokalisation der Schmerzen. Außerdem wird hierbei die potenzielle Abhängigkeit der starken Schmerzmedikamente mitbeachtet. Da die Post-Zoster-Neuralgie in vielen Fällen eine immer wieder kehrende Umstellung auf ein anderes Medikament erfordert, wenn die Wirkung nachlässt, kann eine Schmerztherapie für die Betroffenen sehr hilfreich sein.

Erhalten Sie weitere Informationen zur Schmerztherapie

Dauer einer Post-Zoster-Neuralgie

Die Dauer der Post-Zoster-Neuralgie kann sehr unterschiedlich sein und hängt vor allem vom Alter der betroffenen Person, sowie dem Immunsystem ab.
Ist die betroffene Person jünger, kann sie sich oft eher von der Erkrankung erholen. In der Regel beträgt die Dauer der Schmerzen ca. einen Monat.
Mit zunehmendem Alter kommt es aber auch immer wieder vor, dass die Post-Zoster-Neuralgie über ein Jahr besteht. Auch ein lebenslanges Bestehen der Erkrankung ist möglich, allerdings eher selten.
Hinzu kommt die Effektivität der Schmerztherapie, von der die Dauer die Schmerzen ebenfalls abhängt.

Prognose - Ist eine Post-Zoster-Neuralgie heilbar?

Grundsätzlich kann die Post-Zoster-Neuralgie geheilt werden bzw. die durch die Erkrankung verursachten Schmerzen können verschwinden. Die Prognose der Post-Zoster-Neuralgie hängt allerdings von vielen verschiedenen Faktoren ab.

Zunächst einmal ist es essentiell, dass die vor der Post-Zoster-Neuralgie bestehende Gürtelrose schnell erkannt und dementsprechend mit Aciclovir, einem Medikament gegen die Herpes Viren, behandelt wird. Ein später Beginn der Therapie hat einen negativen Effekt auf die Prognose, da die Viren so mehr Zeit haben die Nerven weiter zu schädigen.

Außerdem ist das Immunsystem und das Alter der betroffenen Person wichtig für die Prognose. Bei vielen Betroffenen klingen die Schmerzen nach ca. einem Monat wieder ab. Mit zunehmendem Alter steigt jedoch das Risiko, dass die Post-Zoster-Neuralgie über ein Jahr besteht.

Hinzu kommt, dass bei ca. 30% aller Betroffenen die Therapie mit Schmerzmedikamenten nicht ausreichend wirkt, was zu einer starken Einschränkung der Lebensqualität führt.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 19.12.2018 - Letzte Änderung: 18.09.2024