Lebensmittelunverträglichkeit

Lebensmittelunverträglichkeiten sind die Ursache einer Vielzahl von Krankheitserscheinungen, die zunächst ohne erkennbare Ursache auftreten. Das Spektrum der Symptome reicht dabei von Blähungen und Bauchschmerzen, über Durchfälle bis hin zu Hautausschlägen, Juckreiz und anderen Unannehmlichkeiten. Unverträglichkeiten auf Stoffe, die in der zugeführten Nahrung enthalten sind, verursachen die Probleme. Die bekanntesten Lebensmittelunverträglichkeiten hängen mit Fruchtzucker und Milchzucker zusammen. Aber auch glutenhaltige Speisen können im Rahmen einfacher Unverträglichkeit zu Beschwerden führen.

Lebensmittelunverträglichkeit

Einleitung

Lebensmittelunverträglichkeiten sind die Ursache einer Vielzahl von Krankheitserscheinungen, die zunächst ohne erkennbare Ursache auftreten. Das Spektrum der Symptome reicht dabei von Blähungen und Bauchschmerzen, über Durchfälle bis hin zu Hautausschlägen, Juckreiz und anderen Unannehmlichkeiten. Unverträglichkeiten auf Stoffe, die in der zugeführten Nahrung enthalten sind, verursachen die Probleme. Die bekanntesten Lebensmittelunverträglichkeiten hängen mit Fruchtzucker (Fruktose) und Milchzucker (Laktose) zusammen. Aber auch glutenhaltige Speisen können im Rahmen einfacher Unverträglichkeit zu Beschwerden führen und dürfen bei einer bestimmten Erkrankung – der Zöliakie – sogar auf keinen Fall zugeführt werden.

Die Rolle von dem Stoff Histamin wird noch in der Wissenschaft diskutiert. Medizinisch wird die Unverträglichkeit von einer Allergie unterschieden, verläuft aber im Normalfall milder als bei einer vollständigen Intoleranz. Bei einer Allergie reagiert das menschliche Immunsystem auf Inhaltsstoffe der Nahrungsmittel und bekämpft diese wie einen Erreger. Bei einer Lebensmittelunverträglichkeit oder -intoleranz spielt das Immunsystem keine Rolle.

In Deutschland sind nur wenige Menschen tatsächlich von einer Lebensmittelunverträglichkeit betroffen. Während 3 bis 4% entsprechende Probleme haben, bilden die Pollenallergiker mit 15 bis 20 % einen deutlich höheren Anteil. Der Eindruck, dass es viele Menschen mit Unverträglichkeitsreaktionen gibt, wird lediglich durch die Medien und die Lebensmittelindustrie verbreitet. Es tauchen immer mehr Produkte auf, die keine Laktose oder kein Gluten enthalten. Tatsächlich ist es fraglich, ob ein solches Verhalten nicht die Entwicklung von Unverträglichkeiten stärkt.

Bei den Lebensmittelunverträglichkeiten wird zwischen toxischen (giftigen) und nicht-toxischen Reaktionen unterschieden. Dass Unwohlsein entsteht, wenn verdorbene Lebensmittel konsumiert werden, sollte jedem bewusst sein. Besteht keine Vergiftung, liegt eine nicht-toxische Reaktion, also eine Unverträglichkeit im eigentlichen Sinne, vor. Die Beschwerden werden hier durch eine eingeschränkte oder fehlende Funktion von Enzymen verursacht – so zumindest bei der Fruktose- und Laktoseintoleranz. Der Stoff Gluten kann einerseits zu Lebensmittelunverträglichkeiten führen, die allerdings nicht automatisch mit der Erkrankung Zöliakie in Verbindung gebracht werden dürfen. Zöliakie ist eine schwere Erkrankung, bei der das eigene Immunsystem die Darmschleimhaut angreift, wenn diese in Kontakt mit Gluten kommt. Eine strenge Glutendiät ist die einzig mögliche Therapie und bringt deshalb viele Einschränkungen und häufig eine Mangelernährung mit sich.

Tests

Allgemeine Tests

Eine Lebensmittelunverträglichkeit wird normalerweise durch den behandelnden Arzt festgestellt. Dafür muss dieser alle in Frage kommenden Möglichkeiten ausschließen und eine genaue Patientenbefragung (Anamnese) durchführen. Im Vorfeld kann der Betroffene einen Selbsttest durchführen. Hierfür kann ein Tagebuch angelegt werden, in welchem alle verzehrten Speisen und auftretende Beschwerden dokumentiert werden. Nach 2 bis 4 Wochen kann dann eine Auswertung erfolgen, indem überprüft wird, ob bestimmte Lebensmittel mit den notierten Symptomen in zeitlicher Verbindung stehen. Besteht nicht nur eine Lebensmittelunverträglichkeit sondern auch eine Intoleranz oder Nahrungsmittelallergie, kann eine weiterführende Testung erfolgen. Der Prick-Test stellt den Diagnosestandard bei einer Allergieüberprüfung dar. Das ist ein Hauttest, bei dem kleinste Mengen der zu überprüfenden Substanzen in die Haut gespritzt werden und eine Reaktion abgewartet wird. Hat der Patient eine Allergie, kommt es bestenfalls zu einer örtlichen Rötung und Schwellung der Haut. Da die verabreichten Lösungen jedoch nicht standardisiert sind, wie es bei der Testung von Pollenallergien der Fall ist, kann es zu falschen Ergebnissen kommen. Deshalb spielt die Untersuchung des Blutes eine wichtige Rolle in der Diagnostik von Nahrungsmittelallergien.

Bluttest

Bei einer Blutuntersuchung können verschiedene Parameter des Immunsystems überprüft werden, die bei Allergien auffällige Werte aufweisen. Die wichtigsten Tests sind der Radio-Allergo-Sorbent-Test (RAST) und das Enzyme-Linked-Immuno-Sorbent-Assay (ELISA). Bei diesen Verfahren wird das Testallergen – die Substanz die die allergische Reaktion auslöst – an einen Träger gebunden und zum Patientenblut hinzugegeben. Hat der Patient bereits sogenannte Antikörper (Abwehrzellen) gegen die Substanz gebildet, kommt es zu einer Komplexbildung. Diese kann nachgewiesen und gemessen werden. Auf diesem Weg kann das Blut auf Reaktionen mit unzähligen Lebensmitteln, vom Apfel bis zum Hühnerfleisch, getestet werden. Wichtig ist aber, dass ein positives Testergebnis nicht unbedingt einer Behandlung bedarf: nur wenn der Patient klinisch auf die Allergene reagiert, ist die Untersuchung relevant. Neben den beschriebenen Testverfahren, die als Multitest für viele oder spezifisch für eine Substanz durchgeführt werden können, sollte auch die Gesamtkonzentration der Immunglobuline E überprüft werden. Immunglobuline sind die Antikörper, die die Abwehrreaktion auslösen. Die Untergruppe E der Immunglobuline kann bei verschiedenen Krankheitsbildern erhöht sein – so auch bei einer bestehenden Allergie.

Welcher Arzt?

Welcher Arzt bei einer bestehenden Lebensmittelunverträglichkeit aufgesucht werden sollte hängt als erstes vom Zeitpunkt der Feststellung beziehungsweise vom Alter des Patienten ab. Bei Kindern ist primär ein Kinderarzt (Pädiater) zu konsultieren. Dieser kennt sich im Allgemeinen mit den klinischen Erstsymptomen der verschiedenen Lebensmittelunverträglichkeiten aus. Neben einer einfachen Unverträglichkeit können auch Stoffwechselkrankheiten oder schwere Allergien hinter den Symptomen stecken. Durch die Erfahrung praktizierender Kinderärzte werden solche Fälle in der Regel schnell erkannt und dem Kind kann geholfen werden.

Bemerken Erwachsene, dass sie ein Lebensmittel nicht vertragen, können sich diese zunächst an ihren behandelnden Hausarzt (in der Regel Allgemeinmediziner, manchmal auch niedergelassene Internisten) wenden. Es handelt sich um eine Volkskrankheit, die in allen Schichten und geschlechterunabhängig auftritt. Der Hausarzt kann dem Patienten oftmals bereits eine Diagnose stellen und Hinweise zum richtigen Umgang mit der Störung geben. Zur weiteren Abklärung oder bei schwerwiegenden Verläufen kann die Überweisung zu einem Facharzt erfolgen.

Da es sich um Probleme mit bestimmten Nahrungsmitteln handelt, ist hierbei der Gastroenterologe die richtige Anlaufstelle. Diese finden sich in Krankenhäusern, aber auch als niedergelassene Ärzte. Der Gastroenterologe beschäftigt sich speziell mit dem Magen-Darm-Trakt und dessen Erkrankungen. Kommt es durch die Lebensmittelunverträglichkeit zu hautbezogenen Symptomen wie Ausschlag, kann gegebenenfalls auch ein Hautarzt (Dermatologe) besucht werden. Viele Hautärzte, aber auch Kinder- und Hausärzte, haben im Laufe ihrer Ausbildung die Weiterqualifizierung zum Allergologen absolviert, einer Fachausbildung die sich mit Allergien beschäftigt. Da Lebensmittelunverträglichkeit oftmals mit Allergien zusammenhängen, sind betroffene Patienten hier vollkommen richtig.

Durchfall

Lebensmittelunverträglichkeiten können die verschiedensten Symptome auslösen. Neben Hauterscheinungen sind Probleme mit dem Verdauungstrakt die wohl häufigsten Zeichen einer Unverträglichkeit. Wenn ein Lebensmittel nicht vertragen wird, kann es deshalb zu Durchfall kommen. Dieser hängt direkt mit der Nahrungsaufnahme zusammen und endet normalerweise, wenn das betreffende Lebensmittel nicht mehr zugeführt wird. Hält der Durchfall längere Zeit an, hat dies wahrscheinlich eine andere Ursache – es besteht beispielsweise ein Infekt des Magen-Darm-Trakts.

Auch beim Essen von verdorbenen Nahrungsmitteln kann es zu Durchfällen kommen, da der Körper in diesem Fall vergiftet wird. Diese Unverträglichkeit fällt allerdings nur einmalig auf (wenn man die verdorbene Nahrung nicht wiederholt konsumiert). Hält sich die negative Wirkung in Grenzen, kann problemlos erneut und selbstständig vom Patienten getestet werden, ob es sich bei der Lebensmittelunverträglichkeit um eine einmalige oder eine dauerhafte Sache handelt. Dabei sollte die Testung mit frischen Lebensmitteln erfolgen. Bei kurzweiligen Durchfallattacken muss der Patient viel Flüssigkeit zuführen – eine weiterführende Therapie ist meist nicht notwendig. Bei schweren Durchfällen kann auf Durchfallmittel zurückgegriffen werden, die den Stuhlgang eindicken. Dies sollte jedoch mit dem Hausarzt abgeklärt werden.

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Beim Baby

Babys leiden häufiger an einer Lebensmittelunverträglichkeiten als Erwachsene. Jedoch verwachsen sich die Probleme bei fast 90 % der Kinder im Laufe ihrer Entwicklung. Bei einer Unverträglichkeit stellen sich Symptome erst einige Zeit nach dem Verzehr ein und sind nicht lebensbedrohlich. Besteht eine Nahrungsmittelallergie, kann das zu einer allergischen Reaktion führen, die für das Kind gefährlich sein kann. Besonders im frühkindlichen Alter treten Lebensmittelunverträglichkeiten auf. Eltern können die Beschwerden durch gezielte Diäten verhindern, müssen aber auf einen Ausgleich der Ernährung mit anderen Nahrungsmitteln achten, damit dem Kind keine Nährstoffe enthalten werden.

Besonders häufig treten Unverträglichkeiten von Eiern, von Kuhmilch und Milchprodukten, von Weizenprodukten und glutenhaltigen Lebensmitteln, von Nüssen und Fischen (auch Meeresfrüchte) auf. Babys können die Beschwerden noch nicht äußern und weinen deshalb als Reaktion auf Blähungen und Bauchschmerzen.
Zeichen, die die Eltern bemerken und deuten sollten, sind Durchfälle und Erbrechen sowie Hautreaktionen wie Rötungen oder Juckreiz. Bei extremer Symptomatik muss zunächst mit einer allergischen Reaktion gerechnet werden, die einer sofortigen notärztlichen Behandlung bedarf.

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Die Testung auf Lebensmittelunverträglichkeiten und Nahrungsmittelallergien kann auf gleichem Wege wie bei erwachsenen Patienten erfolgen. Bei Verdacht auf eine Zöliakie – die Erkrankung hat einen Manifestationsgipfel im Säuglingsalter – können weitere Blutuntersuchungen durchgeführt werden, um die Aktivität des Immunsystems gegen die Darmwand zu überprüfen.
Allerdings handelt es sich bei Zöliakie nicht um eine Lebensmittelunverträglichkeit, sondern um eine ernsthafte Erkrankung, die bei unterlassener Glutendiät schwerwiegende gesundheitliche Folgen für den Patienten haben kann.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 11.03.2016 - Letzte Änderung: 18.09.2024