X- Beine sind Achsabweichungen der Normalstellung im Kniegelenk. Die Beine weichen mittig nach zur Seite ab und lassen den Eindruck eines „x“ entstehen. X- Beine können angeboren oder erworben sein.

X-Beine

Synonyme im weitestem Sinne

Medizinisch: Genu valgum

Englisch: knock- knee, in knee, genu valgum

Definition

X-Beine sind Achsabweichungen von der normalen Achse. Im Gegensatz zu O- Beinen, weicht die Achse bei X- Beinen nach innen ab. Von vorne betrachtet entsteht der Eindruck eines „X“.

Zusammenfassung

X- Beine sind Achsabweichungen von der Norm. Die Beine weichen mittig nach der Seite ab und lassen den Eindruck eines „x“ entstehen. X- Beine können sowohl angeboren, als auch erworben sein.
Als Beschwerden kommt neben Schmerzen auch die Kniegelenksarthrose vor. Das Kniegelenk wird einseitig abgenutzt.
Die Diagnose wird vor allem klinisch, also anhand der Beschwerden und des Erscheinungsbildes sowie einer gezielten Laufbandanalyse gestellt. Auch das Röntgenbild ist hinweisgebend, vor allem bei der Arthrose des Gelenks.
Zur Therapie steht die Behandlung der Grunderkrankung, als auch eine operative Behandlung zur Verfügung.

Ursachen

X-Beine können sowohl angeboren, als auch erworben sein.

Angeborene X- Beine:

Bei angeborenen X- Beinen kommen vor allem Bindegewebsschwächen in Frage. Auch durch eine Fehlform der Knochen selbst kann angeboren sein.

X-Beine bei Kindern mit 2,5 Jahren "normal" und sollten sich jedoch im weiteren Verlauf wieder gerade wachsen.

Erworbene X- Beine:

1. Erworbene X- Beine können Symptome verschiedener Grunderkrankungen sein:

2. Fehlwachstum

3. Nach Knochenbrüchen (medizinisch posttraumatisch)

4. Auch bei Lähmungen können X- Beine entstehen, wenn durch einen asymmetrischen Muskelzug die Wachstumsrichtung geändert wird.

Symptome

Nicht nur kosmetische sind X-Beine beim Erwachsenen problematisch, vor allem eine vermehrte Belastung des Kniegelenks ist die Folge.

Durch die asymmetrische Belastung des Kniegelenks kommt es zu einer vermehrten Abnutzung des äußeren Anteils des Gelenks. So wird nicht nur der Gelenkknorpel abgenutzt und somit ein verfrühter Verschleiß hervorgerufen, sondern auch der äußere Meniskus (bes. der Außenmeniskus) leidet. Als Folge entsteht eine Kniegelenksarthrose.

Das X- Bein tritt häufig zusammen mit einem Knickfuß und einem nach hinten gebogenen Bein (so genanntes Genu recurvaturum) auf.

Diagnose

Die Diagnose wird in ausgeprägten Formen selbstverständlich klinisch gestellt. Hier ist von außen ohne Probleme die Fehlstellung gut zu erkennen. Bei leichteren Formen kann das Röntgenbild hilfreich sein. Hier werden der Oberschenkelknochen, das Kniegelenk bis zum Sprunggelenk in einer so genannten Achsenaufnahme geröntgt. Um das Ausmaß der Deformierung objektiv festzuhalten, wird eine imaginäre Linie vom Schenkelhals des Oberschenkelknochens durch das Kniegelenk bis zum Sprunggelenk gezogen. Im Normalfall geht diese Linie mitten durch das Kniegelenk. Bei X- Beinen trifft diese Verbindungslinie das Kniegelenk zu weit außen.

X- Beine: Was tun?

Sollten die X-Beine in einem zu starken Maße fortbestehen, gibt es mehrere Handlungsoptionen:

Erstens, eine operative Korrektur am Knie, dazu später mehr.

Zweitens, Einlagen in den Schuhen, bzw. an der Schuhinnenseite. Dadurch wird der Fuß und Unterschenkel nach außen gekippt (quasi in O-Bein-Richtung) und die Belastung im Knie verändert: Der Druck wird von der Knieaußenseite genommen, und vermehrt auf die Knieinnenseite verlagert - ganz so, als würde man den schiefen Turm von Pisa durch Keile im Fundament wieder gerade rücken.

Die dritte Option ist abzuwarten und nichts zu unternehmen. Während dies bis zum achten Lebensjahr noch sinnvoll sein kann, sollte mit Beginn der Pubertät bei fortbestehender X-Bein Stellung definitiv eine Therapie erfolgen. Dies hat neben kosmetischen auch orthopädische Gründe: Das Knie wird bei O- oder X-Bein -Stellung ungleichmäßig belastet. Das hat zur Folge, dass das darunterliegende Knorpel- und Knochengewebe viel schneller abgenutzt wird und degeneriert.

Knieschäden, Schmerzen und massive Fehlstellungen durch Fehlbewegungen sind die Folge. Das kann im Laufe der Zeit eine Endoprothese – ein künstliches Kniegelenk oder künstliches Hüftgelenk notwendig machen.

Desweiteren wirkt sich eine Fehlstellung der Beine auch auf den gesamten Körper mit Wirbelsäule und Rücken aus, was zu weiteren orthopädischen Problemen führt – in Anbetracht der unkomplizierten Behandlung ein durchaus vermeidbares Übel.

Fazit: Während bis zum 8. Lebensjahr Fehlstellung durchaus normal sein können (bis 20 Grad Abweichung), sollte bei Fortbestehen eine Korrektur bzw. Behandlung erfolgen. Zur Abklärung einer etwaigen Beinfehlstellung kommen Pädiater oder Orthopäde in Frage.

Wie werden X- Beine korrigiert?

Es gibt mehrere Möglichkeiten X-Beine zu korrigieren.

Neben der konservativen Therapie mit Schuheinlagen an der Schuhinnenseite oder Krankengymnastik bestehen mehrere invasive und nicht-invasive Verfahren:

Erstens, man versteift kurzfristig die Wachstumsfuge der Knieseite, die zu schnell wächst. Die Wachstumsfuge ist der Teil am Knochen, an dem das Knochenwachstum stattfindet. Während diese bei Erwachsenen bereits verschlossen ist, befindet sie sich bei Kindern in einem stetigen Auf- und Abbauprozess.

Eine kurzfristige Versteifung hat zur Folge, dass an dieser Stelle der Knochen für einen bestimmten Zeitraum nicht weiterwächst. Währenddessen hat die Außenseite des Knies Zeit nachzuwachsen – denn diese wird logischerweise nicht versteift.

Das Ergebnis ist im Optimalfall eine horizontale Aufrichtung des Kniegelenks. Nachteil dieser Methode ist sicherlich, dass dadurch das Längenwachstum beeinträchtigt wird. Andererseits ist dieser Eingriff nicht sonderlich groß, und kann schnell durchgeführt werden. Eine Versteifung der Wachstumsfuge kann auch dauerhaft erfolgen.

Eine weitere operative Methode ist die Entnahme eines Knochenstückes (meist aus dem Beckenkamm) und nachfolgende Implantation in die "zu kurze" Seite (im Fall der X-Beine also die Außenseite). Dadurch wird der "Knick nach Innen" ausgeglichen. Eine Knochenstückentnahme ist jedoch nicht unbedingt notwendig, die Verlängerung kann auch mittels Metallplatten- oder Schrauben vorgenommen werden.

Der große Vorteil dieser Operation ist, dass Patienten meist einen Tag nach der Operation bereits wieder gehfähig sind (an Krücken), und Krankengymnastik betreiben können. So kann sich auch der Muskelapparat frühzeitig auf die ungewohnten Belastungen einstellen.

Eine Vollbelastung des Knies ist nach solch einer „Umstellungsoperation“ wieder nach 2 Monaten möglich, die Entfernung der Platten und Schrauben erfolgt meist 1,5 Jahre nach der Operation, wenn der Knochen ausreichend nachgewachsen ist. Diese Art der OP kann bei rechtzeitiger Durchführung eine große Linderung der Schmerzen erreichen, und auch auf lange Sicht (10 Jahre und mehr) normale sportliche Aktivität ermöglichen.

Neben der operativen Verfahren gibt es das sogenannte Beinachsentraining, welches darauf abzielt, die X-Bein -Stellung durch Stärkung der Umgebungsmuskulatur zu korrigieren. Übungen wie Kniebeugen zur Kräftigung der Oberschenkelmuskulatur, oder Selbstkontrolle durch Übungen vor dem Spiegel, können unter fachlicher Anleitung ebenso eine Korrektur der Fehlstellung erzielen.

Dies bietet sich vor allem bei Erwachsenen Patienten an, bei denen der Prozess bereits weiter fortgeschritten ist.

Lesen Sie mehr zum Thema: Operation von X-Beinen

Wie werden X- Beine therapiert?

Treten die X- Beine in der Wachstumsphase auf, ist meist keine Therapie nötig. Die betroffenen Kinder sollten jedoch beobachtet und die Beine kontrolliert werden. Ist nach längerer Beobachtung kurz vor Wachstumsschluss keine spontane Verbesserung der X- Beine eingetreten oder beträgt die Achsabweichung mehr als 20 Grad, so kann eine operative Therapie von Nöten sein. Hier sind mehrere Verfahren einsetzbar:

  1. (Keil) Osteotomie (hier wird ein meist keilförmiges Stück Knochen entfernt, um die Schiefstellung auszugleichen)
  2. temporäre Epiphyseodese (hier wird die Wachstumsfuge (Epiphyse) zeitweise versteift, so dass das Bein nicht weiter wachsen kann)
  3. definitive Epiphyseodese (hier wird im Gegensatz zur temporären Epihyseodese die Wachstumsfuge dauerhaft versteift)

Auch bei einer Rachitis (Vitamin D-Mangel) bedingten Verformung der Beine kann sich spontan zurückbilden - vorausgesetzt die Deformitäten sind nicht zu ausgeprägt. Denn sind die Beine zu stark gebogen kann sich durch den Muskelzug die Verformung noch zusätzlich verstärken.

Bei Kindern und Erwachsenen könne Randeinlagen in den Schuhen die Fehlstellung etwas ausgleichen. Im Falle der X- Beine werden die Innenseiten der Sohlen verstärkt, so dass der Knickfuß ausgeglichen werden kann. Die Belastung im Kniegelenk wird nach lateral (außen) verschoben.

Einlagen mit Innenranderhöhung

Da es sich bei X-Beinen um eine angeborene Fehlstellung der Füße handelt, kann es im Laufe der Zeit zusätzlich zu Beeinträchtigungen anderer Gelenke kommen.
Vor allem die Kniegelenke, die Hüfte und die Wirbelsäule können durch ausgeprägte X-Beine langfristig in Mitleidenschaft gezogen werden.

Zur Behandlung der X-Beine kommen grundsätzlich verschiedene Verfahren in Frage. Auf Grund der Fußfehlstellung kommt es zu einer erhöhten Belastung im Bereich des Innenrandes der Füße, gleichzeitig nimmt die Beanspruchung der Fußaußenränder deutlich ab.
Spezielle Einlagen mit Innenranderhöhung können den Fuß anheben und die Fehlstellung somit ausgleichen. Diese Einlagen können die Beeinträchtigung anderer Gelenke trotz spezieller Innenranderhöhung jedoch nicht immer verhindern.

Die Erfolgsaussichten dieser Behandlungsform hängen von verschiedene Faktoren ab.
Vor allem die Ausprägung der X-Beine und das Alter, in dem mit dem Tragen der Einlagen begonnen wird, spielen in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle. Im Allgemeinen kann davon ausgegangen werden, dass ein möglichst früher Behandlungsbeginn und das konsequente Tragen der Einlagen mit Innenranderhöhung die Erfolgsaussichten deutlich erhöhen können.
Vor allem bei älteren Patienten sind die Möglichkeiten der Einlagen-Therapie durchaus beschränkt. Falls das Tragen der Einlagen trotz Innenranderhöhung zu keinem Ausgleich der X-Beine führt, sollte über eine Behandlungsalternative nachgedacht werden.
Je nach Ausprägung der Fußfehlstellung kommen dazu die operative Entfernung eines Knochenanteils oder die Versteifung der Wachstumsfuge in Frage.

Übungen (Abduktoren, M. vastus lat. - Richtung O-Bein)

Gerade bei Kindern, die unter ausgeprägten X-Beinen leiden, können zudem spezielle Übungen dabei helfen die ursächliche Fußfehlstellung auszugleichen.
Vor allem ein Aufbau der sogenannten Abduktoren soll dabei helfen die Beinachse zu stabilisieren und somit den langfristigen Auswirkungen der X-Beine entgegenzuwirken.

Zur Gruppe der Abduktoren zählen jene Muskeln, die sich an der Außenseite der Beine befinden. Die Abduktoren des Fußes selbst können durch gezielte Übungen stabilisiert werden und dazu beitragen, dass das Sprunggelenk im Allgemeinen gefestigt wird.
Auf diese Weise soll die angeborene Fußfehlstellung geringfügig ausgeglichen werden. Darüber hinaus sollten betroffene Patienten in regelmäßigen Abständen spezielle Übungen zur Stärkung des M. vastus lateralis durchführen.
Dieser Muskel wird auch als äußerer breiter Oberschenkelmuskel bezeichnet. Aus anatomischer Sicht stellt der M. vastus lat. jedoch keinen eigenständigen Muskel, sondern lediglich einen der vier Köpfe des großen Oberschenkelmuskels (Musculus quadrizeps femoris) dar. Personen, die unter ausgeprägten X-Beinen leiden, können die Fehlstellung der Beinachse durch gezielte Übungen dieses Muskels korrigieren.
Bei der Durchführung der speziellen Übungen zur Korrektur von X-Beinen muss jedoch beachtet werden, dass Abduktoren und M. vastus lat. niemals isoliert trainiert werden dürfen. Neben diesen Muskeln müssen stets auch andere Muskelgruppen, beispielsweise die Adduktoren der Oberschenkelinnenseite, aufgebaut werden.
Andernfalls besteht die Gefahr, dass die Fehlstellung der Beinachse in Richtung O-Beine verlagert wird. Auch eine Verlagerung der Beinachse in Richtung O-Beine kann auf Dauer zur Beeinträchtigung verschiedener Gelenke, beispielsweise der Sprunggelenke, der Kniegelenke, der Hüfte und der Wirbelsäule, führen.

Prophylaxe

Eine frühzeitige Operation, um die Achsenfehlstellung zu begradigen, kann der Kniegelenksarthrose vorbeugen. Die Achsfehlstellung an kann je nach Ursache vorgebeugt werden.

Korrekturen wärend des Wachstums, kann nur durch eine Epiphyseodese durchgeführt werden. Hierunter versteht man die Verödung einer Wachstumsfuge. Voraussetzung ist jedoch, dass noch Wachstum besteht. Durch gezielte einseitige Verödung einer Wachstumsfuge, wächst das O-Bein bis zum Ende des Wachstums gerade.
Um den richtigen Zeitpunkt für die Verödung und ein korrektes Auswachsen zu erzielen muss das sogenannte Knochenalter besteimmt werden.
Aus dem Knochenalter lässt sich die Körpergröße bestimmen und der exakte Zeitpunkt der Epiphyseodes festlegen.

Weitere Informationen zur Körpergrößenbestimmung finden Sie unter: Orthopaedicum - Körpergrößenbestimmung.

Probleme bei X-Beinen

Langfristig führen alle hohergradigen Beinfehlstellungen, ob X-Bein oder auch O-Bein zu einem verfrühten Verschleiß des Gelenkknorpels, sodass mit zunemendem Alter mit einer Arthrose des Kniegelenkes (Kniearthrose, Gonarthrose) gerechnet werden muss. Bei den X-Beinen ist besonders das äußere Kniegelenk betroffen, während bei O-Beinen eine innere Kniearthrose zum tragen kommt.
Das Ausmaß der Arthrose hängt jedoch von weiteren Risikofaktoren wie Übergewicht, Bindegewebsschwäche, Unfall und Verletzungen etc. ab.

X- Beine bei Kindern

Obwohl man bei X-Beinen im Erwachsenenalter davon ausgeht, dass es sich um eine angeborene Fehlstellung der Füße handelt, müssen X-Beine, die bis zum Schulalter auftreten, keinen krankhaften Charakter aufweisen.

Treten X-Beine bei Kindern auf, so kann in erster Linie davon ausgegangen werden, dass diese Fehlstellung auf ein verzögertes Wachstum zurückzuführen ist. Im Zuge des Körperwachstums lässt sich bei betroffenen Kindern in den meisten Fällen beobachten, dass sich die X-Beine ohne medizinisches Eingreifen vollständig zurückbilden.
X- oder O-Beine lassen sich bei ungefähr 20 Prozent der Kinder vor Vollendung des sechsten Lebensjahres beobachten. Bei den Routineuntersuchungen ab dem 10. Lebensjahr haben sich diese X-Beine jedoch in circa 80 Prozent der Fälle vollständig zurückgebildet.

Eltern, die sich bezüglich der Beinachsenfehlstellung ihres Kindes unsicher sind, sollten einen Facharzt aufsuchen. Oftmals kann die Normalisierung dieser Fehlstellung durch gezieltes Training der Muskulatur unterstützt werden.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 03.08.2008 - Letzte Änderung: 30.03.2024