Eine Kinderlähmung ist eine infektiöse Krankheit, die durch Polioviren hervorgerufen wird. Diese können, beim Ungeimpften eine Kinderlähmung auslösen. Die Kinderlähmung ist in der westlichen Welt jedoch sehr selten.
Poliomyelitis, Polio
Englisch: Poliomyelitis
Die Kinderlähmung (Poliomyelitis, „Polio“) ist eine Infektionskrankheit, die zu den sogenannten Kinderkrankheiten gehört. Sie wird durch Polioviren hervorgerufen. Diese können beim Ungeimpften durch den Befall von muskelsteurenden Nervenzellen des Rückenmarks Lähmungserscheinungen hervorrufen. Das klinische Bild kann sehr unterschiedlich ausfallen, von leichten oder symptomlosen Krankheitsbildern bis hin zu einer ausgeprägten Lähmung.
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Die Symptome der Kinderlähmung unterscheiden sich je nach Stadium der Erkrankung:
Die Viren können im Stuhl, im Speichel oder Liquor nachgewiesen werden. Außerdem finden sich die entsprechenden Antikörper im Serum.
Es gibt keine Möglichkeit der medikamentösen Therapie. Deswegen stehen vor allem eine intensive Pflege und Bettruhe sowie Physiotherapie im Vordergrund. Analgetika und Antiphlogistika können zur Linderung der Symptome eingesetzt werden. Besteht die Gefahr einer bedrohlichen Form der Kinderlähmung, sollten die Patienten stationär aufgenommen und intensivmedizinisch überwacht werden.
Die Kinderlähmung ist nicht heilbar.
In 98% der Fälle verläuft die Infektion wie ein grippaler Infekt, ohne dass das zentrale Nervensystem betroffen ist.
Ist das zentrale Nervensystem doch betroffen, ist eine Heilung nicht möglich. Die Erkrankung führt dann zu Lähmungen der Muskulatur, was bis zur Atemmuskulatur reichen kann. Ist dies der Fall, nimmt die Erkrankung einen letalen Ausgang. Die einzige Maßnahme, die präventiv gegen Kinderlähmung eingesetzt wird, ist daher die Impfung gegen das Poliovirus.
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Nach der Infektion mit dem Virus kommt es zu dessen massiven Vermehrung. Diese erfolgt vor allem in Epithelien, dem Lymphgewebe des Rachenraumes und im Darm. Wenn das Virus durch die Blut-Hirn-Schranke des zentralen Nervensystems gelangt, so befällt es vor allem die graue („polio“) Substanz des Rückenmarks. In diesem liegen die motorischen Vorderhornzellen und führen dann zur klinischen Ausprägung der Infektion.
Das Poliovirus ist ein hoch infektiöses RNA-Virus aus der Familie der Enteroviren (Darmviren).
In Gebieten, wo das Poliovirus durch eine unzureichende Impfrate noch zu finden ist (Afghanistan und Pakistan), führt dieses zu Ausbrüchen von Epidemien aufgrund der hohen Kontagiösität (Ansteckungsrate).
Gegen das Poliovirus gibt es als einzige präventive Maßnahme einen Totimpfstoff. Der Totimpfstoff führt durch aktive Immunisierung zur Immunität.
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Das Poliovirus wird während der Erkrankung ausgeschieden. Es befindet sich hauptsächlich im Stuhl und im Bronchialsekret. Die Infektion erfolgt daher meistens fäkal-oral (an Türklinken von Toiletten) oder über Tröpfcheninfektion. Wichtig ist es daher, sich nach jedem Toilettengang die Hände gründlich mit Seife zu waschen. Dieses beugt auch der Infektion mit anderen Krankheitserregern vor. Die Tröpfcheninfektion erfolgt meist durch das Niesen infizierter Personen, Benutzung des gleichen Geschirrs oder Glases sowie Kontakt mit Speichel einer infizierten Person.
In Deutschland kommt aufgrund der hohen Impfrate das Poliovirus so gut wie nicht mehr vor. Es ist ausgerottet. Daher ist in Deutschland die Ansteckungsrate sehr gering.
Für einen nicht geimpften Menschen ist jedoch die Ansteckungsgefahr in Ländern, wo das Poliovirus noch zu finden ist, sehr hoch. Diese Länder sind vor allem Afghanistan und Pakistan. Die Infektion breitet sich schnell aus und kann zu Epidemien führen.
Schlechte hygienische Bedingungen machen die Übertragung noch wahrscheinlicher. Der Erreger ist auch im Wasser zu finden, wenn dieses durch Fäkalien verunreinigt wurde. Die Übertragung kann sowohl beim Waschen, als auch beim Trinken des verunreinigten Wassers zur Infektion führen. Besonders häufig betroffen sind Kinder im Grundschulalter.
Gegen das die Kinderlähmung (Poliomyelitis) verursachende Virus existiert eine Impfung.
Diese Impfung ist ein Totimpfstoff und enthält inaktivierte Teile des Poliovirus. Nach der STIKO (ständige Impfkommission des Robert-Koch Institutes) ist eine Grundimmunisierung nach dem zweiten Lebensmonat, dem dritten Lebensmonat und dem vierten Lebensmonat vorgesehen, sowie nach elf bis vierzehn Lebensmonaten.
Danach ist eine Auffrischimpfung im Alter von 9 bis 17 Jahren empfohlen. Bei einer Reise in Länder, wo die Impfrate gegen das Poliovirus noch nicht sehr hoch ist, wird zu einer Auffrischimpfung im Erwachsenenalter geraten.
Die Impfung ist gut verträglich und kann in seltenen Fällen zu Impfreaktionen oder allergischen Reaktionen führen. Zu den Impfreaktionen gehören Rötung der Einstichstelle oder Muskelschmerzen und Fieber. Allergische Reaktionen sind äußerst selten. Eine Impfung gegen das Poliovirus ist ausdrücklich zu empfehlen.
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90-95% der Infektionen laufen völlig symptomlos ab. Die Inkubationszeit beträgt 1- 2 Wochen.
In den meisten Fällen läuft die Kinderlähmung mit grippeähnlichen Symptomen ab und heilt folgenlos aus. In etwa 1-2% der Fälle kann es jedoch zu einer Beteiligung des Nervensystems kommen. Dabei kommt es meist zuerst zu einer Lähmung der unteren Extremitäten (Beine). Es kann auch zu Lähmungen weiterer Körperpartien im Verlauf kommen. Neurologische Auffälligkeiten und Defizite können lebenslang persistieren.
Im schlimmsten Falle ist der Hirnstamm von der Erkrankung betroffen. Im Hirnstamm sitzt das Atemzentrum und das Kreislaufregulationszentrum. Durch die Beteiligung des Hirnstammes kommt es demnach zu Atem- und Kreislaufregulationsstörungen, was bei der Erkrankung in der Regel zum Tod führt.
Eine andere Folge der Poliomyelitis ist das Post-Poliomyelitis-Syndrom (PPS). Hierbei kommt es zu Schmerzen und Erschlaffung der Muskeln an verschiedenen Stellen des Körpers. Diese Folge tritt erst 10 bis 30 Jahre nach durchgemachter Infektion auf. Die Erkrankung ist sehr ernst zu nehmen und kann im Rollstuhl, oder aber auch letal enden.
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