Als Plica bezeichnet man eine physiologische Hautfalte, die es in verschiedenen Organsystemen des menschlichen Körpers gibt. Diese Hautfalte ist bei Geburt am größten und bildet sich im Laufe des Lebens wieder zurück. Tut sie dies nicht, kann es zu Beschwerden kommen und das Plica-Syndrom auslösen.

Plica Syndrom

Definition

Unter einem Plica Syndrom fasst man einen Symptomenkomplex zusammen, der vor allem aus Schmerzen und Bewegungsbeeinträchtigungen im betroffenen Organsystem besteht. Die Ursache eines Plica Syndroms liegt in einer Hautfalte, die sich nicht, wie es sollte, im Laufe des Lebens zurückgebildet hat.

Ursache/ Formen

Eine Plica ist eine physiologische Hautfalte, die es in verschiedenen Organsystemen des menschlichen Körpers gibt. Die Aufgabe besteht in einer Reservebildung an Haut, die in mechanisch beanspruchten Regionen des Körpers notwendig ist. Diese Hautfalte ist bei Geburt am größten und bildet sich im Laufe des Lebens wieder zurück. Teilweise ist sie im Erwachsenenalter nicht mehr nachweisbar, teilweise bleiben Reste dieser Hautfalte noch bestehen.

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Beim sogenannten Plica-Syndrom kommt es zu einer unvollständigen Zurückbildung dieser Hautfalte.

Im Bereich des Kniegelenks gibt es ebenfalls eine Plica, die sich von der Innenseite des Kniegelenks in mittige Richtung zieht. Im Kniegelenk besteht aufgrund der anatomischen Gegebenheiten nur eine begrenzte Platzverfügbarkeit. Die sich nicht vollständig zurückgebildete Plica passt zwar in das Kniegelenk hinein, kann aber zu Beschwerden führen. Diese Beschwerden kommen zum einen dadurch zustande, dass es zu Reibungen zwischen Knorpel und Plica bei jeder Bewegung kommt, zum anderen können Schmerzen durch Einklemmungen der Plica im Gelenkspalt entstehen.
Bei den Reibungen zwischen Plica und Knorpel der Gelenkfläche nimmt der Patient zunächst keine Beschwerden wahr, da der Knorpel noch schützend wirkt. Bei zunehmender Reibung kommt es aber zur Abnutzung des Knorpels und zur Freilegung des Knochens im Bereich der Gelenkfläche. Sobald Knochen freigelegt ist und die Hautfalte auf dem Knochen reibt, kommt es zu Beschwerden im Sinne von Schmerzen. Vor allem bei Bewegungen können die Schmerzen ausgelöst werden.
Zu Beginn eines Plica-Syndroms, wenn der Knorpel noch teilweise erhalten ist, kommt es nur nach starken Belastungen zu Beschwerden im Kniegelenk. Sobald es sich aber um ein fortgeschrittenes Plica-Syndrom handelt und zunehmend Knochen freigelegt ist, auf dem die Plica reibt, kommt es aber zunehmend auch in Ruhe zu Beschwerden. Neben den Schmerzen, die entweder bewegungsabhängig oder in Ruhe auftreten können, wird der schmerzgeplagte Patient auch in eine Schonhaltung gehen, um entsprechende Beschwerden abzumildern. Diese Schonhaltung führt, wenn sie lange durchgeführt wird, auch zu Fehlhaltungen, die dann wiederum zu Beschwerden führen können.

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Symptome

Zu Beginn des Syndroms kommt es bei starker körperlicher Belastung, wie Treppensteigen oder Bergwandern zu Beschwerde.

Bei fortgeschrittenem Syndrom und zunehmend freigelegtem Knochen kann es auch im Ruhe zu Beschwerden kommen.

Bei den Einklemmungen kommt es sofort zu akuten Beschwerden, die sehr stark sein können. In diesem Fall verspürt der Patient auch bei leichter Belastung im Sinne einer Kniebeugung Schmerzen.

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Diagnostik

Die Diagnose eines Plica Syndrom ist schwierig. Neben der körperlichen Untersuchung, bei der vor allem Erkrankungen des Meniskus und des Bandapparates ausgeschlossen werden, die zu ähnlichen Beschwerden führen können, sollte auch immer eine bildgebende Diagnostik durchgeführt werden. Da eine normale Röntgenuntersuchung des Knies vor allem knöcherne Veränderungen darstellen und weniger die Weichteile, ist das einfache Röntgenbild eher nicht Mittel der Wahl.
Vielmehr kommt eine Magnetresonanztomografie (MRT) vom Knie zum Einsatz. Dort können die Platzgegebenheiten im Bereich des Kniegelenks dargestellt werden und gesehen werden, ob eine Plica vorhanden ist. Falls dies der Fall ist, kann auch beurteilt werden, ob sich die Plica im Gelenkspalt des Kniegelenks eingeklemmt hat.

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Ebenfalls als diagnostisches Mittel kommt die Kniegelenkspiegelung zum Einsatz, bei der durch kleine Hautschnitte über dem Knie neben Instrumente auch eine Kamera ins Kniegelenk mit eingebracht werden kann. Der Vorteil dieser Methode liegt darin, dass zum einen Echtbilder des Kniegelenks dem Untersucher übermittelt werden und zum anderen bei der Untersuchung das Kniegelenk des Patienten auch bewegt werden kann. Manchmal ist es so, dass sich eine vorhandene Plica bei der Beugung im Kniegelenk einklemmen kann und bei der Streckung wieder in normale Position rutschen kann. Dies könnte man bei der Arthroskopie gut erkennen.

Oftmals stellt die Diagnose eines Plica Syndroms eher eine Differentialdiagnose dar, falls keine zu den Beschwerden gehörende Erkrankung gesehen werden kann.

MRT bei Plica Syndrom

Eine MRT Untersuchung ist generell sehr hilfreich, wenn die Bänder des Kniegelenks dargestellt werden sollen, da auch weichteilige Körperstrukturen gut abgebildet werden. Da die Plica jedoch oft recht ungünstig im Gelenk verschanzt liegt, ist sie nicht immer über eine MRT Untersuchung sichtbar zu machen. In diesen Fällen kann die Diagnose entweder durch eine wegweisende körperliche Untersuchung gestellt werden oder letztlich erst bei der Arthroskopie selbst.

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Therapie

Oftmals reicht eine konservative Therapie aus. Dies trifft vor allem bei Plica Syndromen zu, bei denen noch genug Platz im Gelenkspalt vorhanden ist und es zu keinen Knorpeldegenerationen gekommen ist.

Zu den konservativen Behandlungen gehört auf jeden Fall das Reduzieren der belastenden Bewegungen. Übermäßiger Sport sollte reduziert oder ganz unterlassen werden, Bewegungen, die das Kniegelenk besonders stark beanspruchen (Treppensteigen, Bergwandern) sollten reduziert werden. Das Knie sollte regelmäßig gekühlt werden. Außerdem können entzündungshemmende Medikamente, wie Ibuprofen oder Diclofenac zum Einsatz kommen. Sollten diese Maßnahmen nicht ausreichen, stellt eine arthroskopische Entfernung der Plica eine operative Maßnahme dar, die durchgeführt werden kann. Im Idealfall kann bei der diagnostischen Behandlung bereits durch die eingebrachten Instrumente die Plica abgetragen und aus dem Gelenkspalt entfernt werden. Ebenfalls zu den konservativen Maßnahmen zählt eine physiotherapeutische Behandlung, die in jedem Fall, auch nach einem operativen Eingriff angeschlossen werden sollte. Bei dieser Physiotherapie werden die Muskeln, die das Kniegelenk umgeben, auftrainiert und somit das Kniegelenk geschont. Die Physiotherapie sollte konsequent und regelmäßig über mehrere Wochen durchgeführt werden.

Wer braucht eine Operation?

Zunächst lässt sich festhalten, dass nicht jede Plica unbedingt einer Therapie bedarf. Schätzungen nach findet sich etwa in jedem zweiten Kniegelenk eine solche Gelenkinnenhautsfalte. Doch längst nicht jeder Mensch hat deswegen Beschwerden. Störend wird die Plica erst, wenn eine stärke Belastung des Kniegelenks, wie z.B. häufiges Hinhocken oder Radfahren, zu Schmerzen im Gelenk führt. In diesem Fall sollte eine Therapie zur Linderung der Beschwerden eingeleitet werden.
Eine Operation wird erst dann in Erwägung gezogen, wenn konservative Therapiemethoden versagt haben und weiterhin ein starker Leidensdruck wegen der Schmerzen besteht oder das Knie stark entzündet ist. Zu den konservativen Maßnahmen gehören Schonung und Kühlung des entzündeten Gelenks, Krankengymnastik, eine Versorgung mit geeigneten Einlagen für die Schuhe, antientzündliche Medikamente bzw. Schmerzmedizin oder Gelenksspritzen mit dem entzündungshemmenden Kortison.
Auch wenn die nicht-chirurgischen Therapien zuvor versagt haben, besteht durch die OP eine extrem hohe Heilungswahrscheinlichkeit. Es muss jedoch bedacht werden, dass auch nach der OP noch Schmerzen vorhanden sein können, falls bereits Knorpelschäden durch das Plica Syndrom entstanden sind. Diese werden durch die minimal invasive OP nicht behoben. Außerdem entscheidet man sich bei sportlich aktiven Patienten eher für die OP, da bei ständiger sportlicher Belastung des Kniegelenks nicht zu erwarten ist, dass auf lange Sicht eine Beschwerdefreiheit durch konservative Maßnahmen erreicht werden kann.

Ablauf einer Operation

Die Operation des Plica Syndroms erfolgt arthroskopisch. Das bedeutet, dass das Knie nicht komplett über einen langen Hautschnitt eröffnet wird, sondern lediglich eine Kamera und ein Operationswerkzeug im Arbeitskanal über zwei wesentlich kleinere, seitliche Schnitte in das Gelenk eingebracht werden. Über die Kamera kontrolliert kann dann über den Arbeitskanal die störende Gelenkinnenhaut (Plica) entfernt werden. Der Eingriff dauert in der Regel nicht länger als 15 Minuten und wird meist ambulant mit lokaler Betäubung durchgeführt.

Nachbehandlung der Operation

Nach der OP verbleiben in der Regel für ca. zwei Tage noch Drainagen im Operationsgebiet. Außerdem werden für die erste Zeit Gehhilfen benötigt, da das Knie nicht voll belastet werden darf. Außerdem werden, so lange noch Entzündungszeichen zu sehen sind, antientzündliche Medikamente verschrieben. Je nach Bedarf sollte im Verlauf nach der OP eine Krankengymnastik in Anspruch genommen werden, um die Oberschenkelmuskulatur, die das Knie überspannt, zu stärken. Des Weiteren kann auch eine Elektrotherapie zur Stimulation des Muskels angewendet werden. Beim Sport ist darauf zu achten, dass gleichförmige Bewegungen, wie z.B. Radfahren, bereits wieder möglich sind, sobald das Knie genug gebeugt werden kann. Sportarten mit vielen Start-Stopp-Bewegungen, wie z.B. Tennis oder Fußball, hingegen sollten bis zur Entzündungsfreiheit und Abheilung des Knies vermieden werden.

Wie lange benötigt man Gehstützen?

Wie lange nach der OP Gehstützen benutzt werden müssen, hängt von der Genesung ab. Generell sollten die Gehhilfen so lange benutzt werden, wie das Gelenk noch gereizt ist. Es kann sein, dass es bereits nach zwei bis drei Tagen abgeheilt erscheint, es kann aber auch sein, dass es zwei bis drei Wochen dauert, bis auf die Gehstützen verzichtet werden kann. Allgemein sollte die Streckmuskulatur des Oberschenkels bereits direkt nach der OP trainiert werden. Eine völlige Entlastung wäre kontraproduktiv und verlängert den Heilungsprozess. Eine Überbelastung sollte jedoch natürlich auch vermieden werden.

Wie lange ist man krankgeschrieben?

Wie lange man nach der OP arbeitsunfähig ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zum einen führt eine generell gute körperliche Gesamtkonstitution des Patienten zu einem schnelleren Heilungsverlauf. Des Weiteren spielt auch die Mitarbeit des Patienten eine wichtige Rolle. Werden nach der OP nicht die notwendigen Übungen zum Muskelaufbau durchgeführt, wirkt sich dies negativ auf die Genesung aus und verlängert diese. Ist das Knie vollkommen verheilt, bleiben keine Schäden zurück und eine vollständige Belastung ist wieder möglich. In der Regel kann somit nach ca. ein bis vier Wochen wieder gearbeitet werden. Sport ist erst nach ca. vier bis sechs Wochen wieder in vollem Umfang möglich.

Physiotherapie nach der Operation

Eine physiotherapeutische Behandlung sollte direkt im Anschluss an die OP begonnen werden. Ziel der Behandlung ist es die Muskeln, die das Kniegelenk umgeben, zu stärken, damit das Gelenk belastbarer wird. Die Übungen können primär mithilfe des eigenen Körpergewichts oder aber unter Zuhilfenahme von Trainingsbändern durchgeführt werden. Von Wichtigkeit ist auch die Rumpfmuskulatur zu trainieren, da diese zur Stabilität des Beins beiträgt.
Das Gehtraining kann am Anfang aus langsamen Gängen bergauf auf dem Laufband bestehen. Im Verlauf sollte ein Sprungtraining eingebracht werden, das im letzten Schritt auf das Joggen vorbereitet. Denn für das Joggen ist eine gewisse Sprungfähigkeit notwendig, da bei jedem Schritt kurzfristig beide Füße den Boden verlassen.
Außerdem sollte überprüft werden, ob ein muskuläres Ungleichgewicht zwischen der Streck- und der Beugemuskulatur des Knies besteht. In diesem Falle sollte dies durch gezielte Stärkung der schwächeren Muskulatur behoben werden, um den Druck auf die Kniescheibe zu vermindern. Auch ein Ungleichgewicht zwischen den nach außen und den nach innen ziehenden Muskeln des Oberschenkels wirkt sich negativ auf das Plica Syndrom aus, da so die Kniescheibe aus der Mittellinie gezogen und damit falsch belastet wird. Des Weiteren kann auch eine regelmäßig durchgeführte Dehnung der Kniegelenksmuskeln hilfreich sein.

Zusammenfassung

Unter einem Plica-Syndrom versteht man einen Symptomenkomplex, bei dem es durch eine sich nicht zurückgebildete Hautfalte im Kniegelenk zu Einklemmungen oder Reibungen kommen kann. Aufgrund des geringen Platzes im Bereich des Knies, kommt es schon relativ bald zum Scheuern auf dem Gelenkknorpel, der zunehmend dünner wird. In diesem Fall kommt es zunächst noch zu keinen Beschwerden. Wenn der Gelenkknorpel an bestimmten Stellen Knochen freigegeben hat, kommt es zu einem direkten Kontakt von Hautfalte auf den Knochen.Dies führt meistens zu Schonhaltungen und Bewegungsbeeinträchtigungen. Vor allem Bewegungen, die das Kniegelenk belasten, wie z.B. Treppensteigen oder Bergwandern, können die Beschwerden verstärken. Die Diagnostik eines Plica-Syndroms ist nicht einfach. Eine MRT Untersuchung kann das Vorhandensein einer Plica im Kniegelenk beweisen und die vorhandenen Platzverhältnisse darstellen. Oftmals können aber Einklemmungen nicht dargestellt werden.

Die sicherste Methode ein Plica Syndrom nachzuweisen ist die Gelenkarthroskopie. Durch kleine Hautschnitte werden Instrumente in das Kniegelenk eingebracht. Das Knie kann auch während der Untersuchung bewegt werden und beurteilt werden, ob es bei einer Kniebeugung zu Einklemmungen kommt. Im Idealfall kann in gleicher Sitzung eine Plica abgetragen werden. Diese Maßnahme stellt die operative Behandlung eines Plica Syndroms dar. Zahlreiche konservative Methoden, wie die Schonung, Schmerzbehandlung oder Physiotherapie sollten vorher aber versucht werden.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 13.01.2014 - Letzte Änderung: 30.03.2024