Unterschenkel

Unterschenkel

Einleitung

Der Unterschenkel ist ein Teil des Beines und liegt zwischen Fuß und Oberschenkel. Über entsprechende Gelenke sind diese Teile miteinander verbunden.
Der Unterschenkel selbst besteht aus

  • zwei knöchernen Strukturen, sowie
  • zahlreichen Muskeln,
  • Nerven und
  • Gefäßen, welche im Weiteren dargestellt werden.

Er dient vor allem der Fortbewegung und der Statik, sodass der Mensch sicher stehen und gehen kann. Zudem sind die Muskeln des Unterschenkels zum größten Teil auch für die Bewegung des Fußes und der Zehen verantwortlich, wodurch das sichere Laufen gewährleistet ist.

Knochen

Der Unterschenkel besteht aus zwei knöchernen Anteilen, dem

Sowohl Schien- als auch Wadenbein sind lange Röhrenknochen, deren Schaft die Diaphyse darstellt. Der Kopf beider Knochen ist die Epiphyse. In gelenkiger Verbindung mit dem Oberschenkel steht jedoch nur das Schienbein. Dieses ist deutlich kräftiger und funktionell wichtiger als das Wadenbein. Das Schienbein trägt das statische Gewicht und stellt die gelenkige Verbindung zu den angrenzenden Strukturen dar.

Das körpernahe (proximale) Ende des Schienbeins ist verbreitert und trägt wie der Oberschenkel einen

  • seitlichen (lateralen) und einen
  • mittleren (medialen) Gelenkknorren (Condylus).

Dazwischen liegt eine knorpelfreie Fläche (Eminentia intercondylaris). An der Vorderseite des Schienbeins liegt ein knöcherner Vorsprung, die Tuberositas tibiae. An dieser setzt das Kniescheibenband (Ligamentum patellae) an. Zudem trägt der seitliche Condylus eine ovale Gelenkfläche, mit welcher das Wadenbein artikuliert. Der Schaft des Schienbeins ist langgestreckt und wird als Corpus tibiae bezeichnet.

Körperfern bildet das Schienbein wieder eine Verdickung, den Innenknöchel (Malleolus medialis). Dieser bildet mit dem Außenknöchel des Wadenbeins die Malleolengabel, welche Teil des Sprunggelenks ist.

Das Wadenbein (Fibula) liegt seitlich vom Schienbein. Es dient vorwiegend als Ansatz und Ursprung verschiedener Muskeln, sowie zur Ausbildung der Malleolengabel. Das Wadenbeinköpfchen (Caput fibulae) steht über eine gelenkige Verbindung mit dem Schienbein in Kontakt. Zu dem Oberschenkelknochen hat das Wadenbein keinen direkten Kontakt.
Auch der Hauptteil des Wadenbeins wird als Corpus fibulae bezeichnet und dient mit seinen verschiedenen Seiten vor allem als Ursprungs- und Ansatzpunkt der einzelnen Muskeln. Am körperfernen (distal) Ende des Wadenbeins geht dieses ebenfalls in einen Knöchel, den Außenknöchel (Malleolus lateralis), über. Da der Außenknöchel deutlich zarter aufgebaut ist als der Innenknöchel, treten hier häufiger Brüche auf

Muskulatur

Am Unterschenkel lassen sich drei Muskelgruppen unterscheiden, welche jeweils in einer eigenen Muskelloge liegen und dadurch gut voneinander zu trennen sind.
Man unterscheidet die

  • vorne liegenden Streckmuskeln (Extensoren), die
  • hinten liegenden Beugemuskeln (Flexoren) und die
  • seitlich liegende Peroneusgruppe.

Alle Streckmuskeln des Unterschenkels werden durch den Nervus fibularis (= peroneus) profundus innerviert.
Zu den Streckmuskeln gehören der

  • Musculus tibialis anterior,
  • Musculus extensor hallucis longus und der
  • Musculus extensor digitorum longus.

Der Musculus tibialis anterior hat seinen Ursprung am seitlichen Condylus des Schienbeins und setzt an dem ersten Fußwurzelknochen an. In der Regel ist dieser Muskel relativ stark ausgeprägt.
Er verursacht im oberen Sprunggelenk eine Hebung des Fußes (Dorsalextension).
Der Musculus extensor hallucis longus entspringt am seitlichen Rand des Wadenbeins und setzt am knöchernen Endglied der Großzehe an. Dadurch streckt er die Großzehe im Grund- und Endgelenk. Des Weiteren bewirkt er eine Hebung des Fußes (Dorsalextension) im oberen Sprunggelenk.
Der Musculus extensor digitorum longus hat seinen Ursprung an der Vorderkante des Wadenbeins und setzt an der Aponeurose des Fußrückens der Zehen 2 bis 5 an. Auch dieser hebt den Fuß im oberen Sprunggelenk und streckt die Zehen 2 bis 5.

Die Peronaeusgruppe setzt sich aus dem Musculus peroneaus longus und brevis zusammen. Beide Muskeln werden durch den oberflächlichen Nervus fibularis superficialis innerviert. Der lange Peronaeusmuskel findet seinen Ursprung an der seitlichen Wadenbeinvorderfläche, sowie am Wadenbeinköpfchen. Seine Sehne hat einen sehr langen Verlauf und gelangt letztendlich auf die Seite der Fußsohle. Von dort verläuft sie quer unter dem Fuß und ist damit zur Spannung des Fuß- Quergewölbes zuständig. Außerdem senkt er den Fuß ab (Plantarflexion) und hebt den Fuß nach außen (Pronation).
Der Musculus peronaeus brevis entspringt etwas tiefer als der lange Anteil an der Vorderseite des Wadenbeins. Der Weitere Verlauf und die Funktion entsprechen der des langen Teils.

Die Beugermuskulatur des Unterschenkels wird nochmals in zwei Gruppen gegliedert. Die oberflächlichen Beuger sind der

  • Musculus triceps surae und der
  • Musculus plantaris.

Zu den tiefen Beugermuskeln gehören der

  • Musculus flexor digitorum longus, der
  • Musculus flexor hallucis longus, der
  • Musculus tibialis posterior und der
  • Musculus popliteus.

Alle Beugermuskeln werden durch den Nervus tibialis innerviert.

Der Musculus triceps surae setzt sich aus drei Köpfen zusammen.

  • Dem zweiköpfigen Musculus gastrocnemius und dem
  • Musculus soleus.

Diese drei Köpfe werden im Volksmund als „Wade“ bezeichnet, weil sie für die Silhouette des hinteren Unterschenkels verantwortlich sind.
Der Musculus gastrocnemius findet seinen Ursprung am seitlichen (lateralen) und mittleren (mediale) Condylus des Oberschenkelknochens. Diese beiden Muskelteile vereinigen sich im Verlauf und setzten an der „Ferse“ (Tuber calcanei) an.
Im Kniegelenk beugt dieser Muskel, im oberen Sprunggelenk führt er zur Senkung des Fußes (Plantarflexion) und im unteren Sprunggelenk hebt er den Fuß nach innen (Supination).
Der Musculus soleus wird größtenteils vom Musculus gastrocnemius bedeckt. Er entspringt an der Rückseite des Schienbeins, sowie am Wadenbeinköpfchen und setzt ebenfalls am Tuber calcanei an. Auch dieser führt zur Plantarflexion im oberen und zur Supination im unteren Sprunggelenk.
Der Musculus plantaris ist ein relativ kleiner Muskel dessen Funktion größtenteils zu vernachlässigen ist. Seinen Ursprung findet er am seitlichen Condylus des Oberschenkels, sein Ansatz ist das Tuber calcanei. Damit hat er dieselbe Funktion wie der oben genannte Musculus triceps surae.

Der Musculus flexor digitorum longus findet seinen Ursprung an der hinteren Schienbeinfläche. Er setzt an den Endgliedern der 2. bis 5. Zehe an und beugt diese.
Der Musculus tibialis posterior entspringt an der Membran zwischen Wadenbein und Schienbein (Membrana interossea). Er setzt an verschiedenen Fußwurzelknochen an und führt zur Hebung des Fußinnenrandes nach oben (Supination). Zudem ist er Teil des Längsgewölbes des Fußes.
Der Musculus flexor hallucis longus entspringt am Wadenbein und setzt am Endglied der Großzehe an. Dadurch beugt er die Großzehe.
Der Musculus popliteus ist der einzige Muskel der Beugergruppe, welcher nicht über eines der Sprunggelenke zieht. Sein Ursprung ist der seitliche Condylus des Oberschenkels, sein Ansatz die Rückfläche des Wadenbeins. Dadurch übt er seine Funktion nur auf das Kniegelenk aus und beugt dieses. Zudem spannt er die Gelenkkapsel des Kniegelenks.

Abbildung Unterschenkelmuskulatur

Unterschenkelmuskulatur

  1. Darmbein-Schienbein-Sehne -
    Tractus iliotibialis
  2. Kniescheibe - Patella
  3. Vorderer Schienbeinmuskel -
    Musculus tibialis anterior
  4. Innerer Wadenmuskel -
    Musculus gastrocnemius,
    Caput mediale
  5. Langer Wadenbeinmuskel -
    Musculus fibularis longus
  6. Schollenmuskel -
    Musculus soleus
  7. Langer Zehenstrecker -
    M. extensor digitorum longus
  8. Langer Großzehenstrecker -
    M. extensor hallucis longus
  9. Unteres Halteband der
    Strecksehnen -
    Retinaculum musculorum
    extensorum inferius
  10. Kurzer Großzehenstrecker -
    Musculus extensor hallucis brevis
  11. Kurzer Zehenstrecker -
    Musculus extensor digitorum brevis
  12. Wadenbeinkopf -
    Caput fibulae
  13. Äußerer Wadenmuskel -
    Musculus gastrocnemius,
    Caput laterale
  14. Achillessehne -
    Tendo calcaneus
  15. Langer Großzehenbeuger -
    Musculus flexor hallucis longus
  16. Sohlenmuskel -
    Musculus plantaris

Eine Übersicht aller Abbildungen von Dr-Gumpert finden Sie unter: medizinische Abbildungen

Gelenke

Das Kniegelenk als Verbindung zwischen Ober- und Unterschenkel ist ein Scharniergelenk.
In diesem sind

  • Beugung (Flexion) und
  • Streckung (Extension), sowie
  • Drehbewegungen nach innen und außen möglich.

Das Kniegelenk wird jeweils durch die beiden Condylen von Oberschenkel und Schienbein gebildet.

Das Wadenbein hat keinen Anteil am Kniegelenk. Zwischen dem Unterschenkel und dem Fuß liegt das obere Sprunggelenk. Dieses wird durch die Malleolengabel zwischen

  • Schien- und
  • Wadenbein und dem
  • Sprungbein (Talus) ausgebildet.

In diesem sind die Bewegung des Fußes nach unten (Plantarflexion), nach oben (Dorsalextension), sowie die Hebung des Fußinnenrandes nach innen (Supination) und die Hebung des Fußaußenrandes nach außen (Pronation) möglich.

Gefäße

In der Kniebeuge teilt sich die Arteria tibialis in ihre beiden Hauptäste,

  • die Arteria tibialis anterior (vordere Schienbeinarterie) und
  • posterior (hintere Schienbeinarterie).

Aus der vorderen Schienbeinarterie gehen zahlreiche Äste hervor, welche das Knie, die Vorderseite des Unterschenkels bis hin zum Fußrücken mit Blut versorgen. Aus der hinteren Schienbeinarterie entspringt die Wadenbeinarterie (Arteria fibularis). Aus dieser zweigen sich wieder Äste ab, welche die innere und äußere Fußsohle mit Blut versorgen.

Die Venen werden in die tiefen und oberflächlichen Venen unterteilt. Die größte oberflächliche Vene ist die Vena saphena magna, welche relativ mittig am Unterschenkel bis nach oben zur Hüfte verläuft und dort in die große tiefe Vena femoralis mündet.
Die kleiner versteckte Vena saphena parva verläuft ebenfalls in der Wadenmitte im Unterhautfettgewebe und mündet schließlich in der Kniekehle in die Vena poplitea.
Die tiefen Venen verlaufen meist mit den Arterien und sind deutlich wichtiger als die oberflächlichen Venen.
Sie werden in drei Gruppen gegliedert:

  • Die tibialis- anterior- Gruppe,
  • tibialis-posterior- Gruppe und die
  • fibularis- Gruppe.

Diese Gefäße nehmen entsprechend das Blut aus den oberflächlichen Venen über Brückenvenen auf und transportieren dieses Richtung Herz.

Nerven

N. femoralis aus dem lumbalen Nervenastgeflecht (Plexus lumbalis) innerviert sensibel die mediale Seite des Kniegelenks und die mediale Seite des Unterschenkels bis zum Fußgelenk.
Der Nervus ischiadicus aus dem Plexus sacralis teil sich auf Höhe der Kniekehle in seine beiden Hauptäste:

  • Nervus fibularis communis und
  • Nervus tibialis.

Der Nervus fibularis communis innerviert sensibel die seitliche Haut des Unterschenkels.Er teilt sich nochmals in zwei Äste auf.
Der Nervus fibularis superficialis innerviert motorisch den Musculus peroneus longus und brevis. Zudem versorgt er sensibel die Haut des gesamten Fußrückens. Der Nervus fibularis profundus versorgt motorisch alle Streckermuskeln des Unterschenkels. Außerdem innerviert er sensibel einen kleinen Hautbereich zwischen erster und zweiter Zehe.
Der Nervus tibialis versorgt motorisch den Musculus gastrocnemius. In seinem Verlauf gibt der Nervus tibialis einige kleine Äste ab, welche zahlreiche Muskeln des Unterschenkels innervieren. Zudem versorgen einige Äste sensibel den Bereich der Ferse. Ein weiterer Ast versorgt den

  • Musculus abductor hallucis, den
  • Musculus flexor digitorum brevis und den
  • Musculus flexor hallucis longus.

Zudem versorgt dieser Ast sensibel die Zehenzwischenräume.

Erkrankungen am Unterschenkel

Unterschenkelthrombose

Unterschenkelthrombosen beruhen auf einem Blutgerinnsel in den Arterien oder Venen, die den Blutfluss massiv einschränken. Die folgenden Symptome sind:

  • ziehender oder pulsierender Schmerz
  • starke Schwellung des Beines inklusive des Fußes
  • Schwere- und Spannungsgefühl
  • Rötung
  • übermäßige Erwärmung
  • manchmal Fieber und ein beschleunigter Puls.

Oft treten auch die oberflächlichen Venen stärker hervor und sind nun deutlich sichtbar. Die genannten Symptome sind weder beweisend für eine Thrombose, noch schließt das Fehlen eines Symptoms eine Thrombose aus.

Die Gefahr bei Thrombosen im Unterschenkel ist die Verstopfung einer Lungenarterie (Lungenembolie), wenn sich der Thrombus löst. Dies ist potentiell Lebensgefährlich. Außerdem kann das betroffene Gefäß und das umliegende Gewebe Schaden nehmen.

Eine wichtige Sofortmaßnahme bei der akuten Behandlung ist das Hochlagern des betroffenen Beines und das Anlegen eines Kompressionsverbandes. Dies verhindert ein weiteres Anschwellen und einen weiteren Rückstau des Blutes.
In jedem Fall sollte ein Arzt aufgesucht werden. Hier erhält man Medikamente zur Lösung des Thrombus, die ergänzt werden durch gerinnungshemmende Medikamente. Die Dosierung dieser Medikamente muss häufig kontrolliert werden.
Bei schweren Thrombosen und jungen Patienten wird das Blutgerinnsel oft auch per Operation entfernt.

Risikofaktoren für eine Thrombose sind Strömungshindernisse im Blut, eine langsame Fließgeschwindigkeit und eine erhöhte Gerinnungsneigung. Dies wird oft verursacht durch häufigen Alkoholkonsum, häufiges Rauchen, Bewegungsmangel, Adipositas aber auch Flüssigkeitsmangel.

Ausführliche Informationen zu diesem Thema erfahren Sie unter: Thrombose im Bein

Schmerzen im Unterschenkel

Schmerzen im Unterschenkel sind häufig vorkommende Beschwerden. Die Ursachen für diese Schmerzen können sehr vielfältig sein. In Betracht kommen hierbei vaskuläre bzw. interstitielle, knöcherne, muskuläre bzw. sehnige oder auch kombinierte Gründe, wobei die Entstehung ebenfalls sehr unterschiedlich sein kann.

Wie in anderen Körperregionen kann man am Unterschenkel auch verschiedene Schmerzarten differenzieren. So deutet ein dumpfes Pulsieren meist auf vaskuläre Ursachen (betrifft Gefäße) hin, während ein stechender Schmerz meist muskuläre Probleme mit sich bringt. Schmerzen durch knöcherne Ursachen beruhen derweil meist auf einer Fraktur nach einem Trauma, wobei Schmerzen vaskulärer Art durch Thrombosen auftreten können.

Ebenso sind die Gefäße der Ursprung von Ödemen, die besonders im Unterschenkel Probleme bereiten, da sie hier wegen starrer bindegewebiger Muskelfaszien einen besonders hohen Druck entfalten können. Dadurch kommt es unbehandelt meist zu irreversiblen Schädigungen der Nerven und der Muskulatur.

Des Weiteren können weniger gravierende Ursachen bereits Ursprung von Schmerzen sein. Wenn man die Beine beim Sport bereits zu sehr strapaziert, treten bei einigen Personen direkt, bei anderen Personen erst später, Krämpfe auf, die zwar keine Gefahr darstellen, aber sehr schmerzhaft sein können.

Ausführliche Informationen zu diesem Thema können Sie hier nachlesen: Schmerzen im Unterschenkel

Unterschenkelfraktur

Eine Unterschenkelfraktur bezeichnet den Bruch eines oder beider Knochen des Unterschenkels. Da diese Knochen sehr massiv gebaut sind, kommt es erst nach einer massiven Krafteinwirkung wie nach einem Verkehrsunfall oder einem Sturz aus größeren Höhen oder ein Skiunfall zu einem Bruch.

Anzeichen für einen Bruch sind starke Schmerzen und eine fehlende Belastbarkeit des betroffenen Bei Sofortmaßnahmen zur Behandlung sind das Schienen, Kühlen und Hochlagern des Beins. Danach sollte man sich unbedingt in ein Krankenhaus bzw. zu einem Arzt begeben.

Die Prognose zur vollständigen Heilung einer Unterschenkelfraktur ist relativ hoch. Sollte ein offener Bruch vorliegen, d.h. der Knochen liegt offen an der Luft, muss sofort operiert werden. Bei geschlossenen Brüchen kann die Art der Therapie variieren.
Die Knochen können per Marknagel, Platte und Schrauben oder einem externen Fixateur stabilisiert werden. Nach ca. 18 Monaten werden diese Gegenstände operativ entfernt. In manchen Fällen reicht es allerdings auch aus, das Bein ruhig zu stellen und den Knochen von alleine heilen zu lassen. Hierfür wird ein Gips für einige Wochen angebracht.

In der Regel sind alle Unterschenkelfrakturen nach zwölf Wochen spätestens wieder belastbar. Komplikationen, die nach einer Fraktur auftreten können sind Thrombosen, Nerven- und Gefäßschäden und auch Wundheilungsstörungen. Auch die Koordination des Laufens ist meist eingeschränkt, weshalb eine Gehschulung angeraten wird.

Haben Sie weiteres Interesse an diesem Thema? Lesen Sie mehr hierzu unter: Unterschenkelbruch

Unterschenkelödeme

Unterschenkelödeme werden oft einfach als dicke Beine wahrgenommen. Dabei kommt es zu Wassereinlagerungen im Gewebe. Erkennen kann man sie durch Drücken eines Fingers auf die Haut. Bleibt nach Beendigung des Druckes eine Delle zurück, so liegt ein Ödem vor. Sie beginnen in der Regel an den Knöcheln und steigen vor dort aus immer weiter Richtung Körperstamm auf.

Die Ursachen für ein Unterschenkelödem können sehr unterschiedlich sein und reichen von Herzinsuffizienz über Nierenversagen bis hin zu Thrombosen und lokalen Entzündungen. Dies ist auch der Grund dafür, dass die zu Grunde liegende Erkrankungen oft erst spät erkannt und behandelt werden kann.

Bei einseitigen Beinödemen liegt meist eine lokale Abflussstörung vor. Dies liegt typischerweise an einer tiefen Beinvenenthrombose, einem Lymphödem oder einer ödematösen Entzündung.
Sind beide Seiten in gleichem Maße betroffen, so liegt meist ein weiter entfernt liegendes Organ zu Grunde. Häufigste Ursache dafür ist eine Herzinsuffizienz. Daneben kann ein Nierenversagen ursächlich sein, da dadurch die Flüssigkeitsmenge im Körper zu hoch ist.

Die Therapie ist ursachenbezogen, d.h. die Erkrankungen, die ursächlich für die Ödeme ist, wird behandelt. Dies kann je nach Ursache oder Organ stark variieren und beinhaltet somit unterschiedlich gute Heilungschancen.

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Unterschenkelgeschwür

Ein Unterschenkelgeschwür ist eine häufig auftretende Krankheit bei Diabetes mellitus, peripheren arteriellen Verschlusskrankheiten (paVK) und einer chronischen venösen Insuffizienz nach einer Thrombose. Auch Infektionen, oberflächliche Hautläsionen und Tumore können ursächlich sein.

Dabei kommt es durch eine Unterversorgung mit Sauerstoff zu einem Absterben der Haut und zu einem Defekt dieser, wodurch eine tiefe, nässende Wunde entsteht. Diese kann mit typischen Entzündungszeichen wie einer Rötung, Schwellung oder Schmerzen einher gehen. Die Gefahr bei solch einem Geschwür ist die Besiedlung mit Bakterien.

Dies alles führt dazu, dass der Heilungsprozess verlangsamt ist und bis zu einer vollständigen Ausheilung mehrere Monate vergehen können. In schweren Fällen kann die Heilung sich sogar über Jahre hinziehen oder das Geschwür dauerhaft bestehen bleiben.

Die Behandlung kann sowohl chirurgisch als auch konservativ erfolgen. Chirurgische Maßnahmen zielen darauf, die tiefer liegende Ursache zu verbessern, d.h. die Durchblutungssteigerung wird angestrebt. Konservative Maßnahmen können je nach Ursache unterschiedlich sein. Sie alle umfassen jedoch eine Säuberung der Wunde, Entfernung von entstehenden Belägen und das Verhindern eines Austrocknens.
Bei arteriellen Ursachen wird versucht die Durchblutung zu steigern während bei venösen Ursachen durch eine Kompression versucht wird den Blutstau zu verhindern.

Kompartmentsyndrom am Unterschenkel

Die Muskeln des Unterschenkels sind durch bindegewebige Muskelhäute in mehrere  so genannte Logen unterteilt. In jeder Loge liegen mehrere Muskeln. Eine hohe Steifigkeit ist ein wichtiges Merkmal der Muskelhäute, da sie Ursache für ein so genanntes Kompartment-Syndrom ist.

Ein Kompartment-Syndrom äußert sich durch starke Schmerzen, ein Taubheitsgefühl im Unterschenkel und Fuß und Spannungsgefühl. Außerdem ist die Beweglichkeit stark herabgesetzt und der Puls am Fuß nicht mehr tastbar.

Ursache dafür ist ein Traum wie ein Schlag auf den Muskel oder eine Fraktur der Knochen, wodurch es zu einer Einblutung in eine oder mehrere Muskellogen kommt. Dies führt zu einem Druckanstieg in der Loge, wodurch die Durchblutung verringert wird, Gewebe abstirbt und irreparable Nervenschädigungen entstehen.

Therapiert wird ein Kompartment-Syndrom initial durch Kühlung und Ruhigstellung. Danach sollte schnellstmöglich eine chirurgische Spaltung der Muskelhaut erfolgen. In der Regel wird das betroffene Kompartment dadurch entlastet. Nach einiger Zeit kann das Verschließen der Naht erfolgen.

Ausführliche Informationen zu diesem Thema können Sie im nächsten Artikel nachlesen: Kompartmentsyndrom am Unterschenkel

Therapiemöglichkeiten am Unterschenkel

Was ist eine Unterschenkelorthese?

Eine Unterschenkelorthese reicht von der Fußsohle bis zum Knie, wobei das Kniegelenke ausgespart bleibt. Diese wird passgenau angefertigt und dient der Nachsorge der betroffenen Region nach einer Verletzung.

Die Unterschenkelorthese übernimmt dafür die Funktionen des Beines, die selbst nicht mehr ausgeführt werden können, und erfüllt außerdem eine schützende Funktion, denn die schonende Mobilisierung ist besonders für die beschwerdefreie Nutzung des Beines im Nachhinein wichtig. Außerdem soll es durch eine gewisse Bewegungseinschränkung weiteren Verletzungen des möglicherweise instabilen Beines vorgebeugt werden.

Das Fußgelenk der Orthese wirkt meist unterstützend auf das Anheben des Fußes, kann aber auch die Streckung massiv beeinflussen. Eine Unterschenkelorthese kommt oft nach Sportverletzungen zum Einsatz, wenn Bänder des Fußgelenks oder innerhalb des Unterschenkels gerissen sind. Häufig betrifft dies Fußball.
Des Weiteren finden sie häufig bei chronischen fortschreitenden Krankheiten Verwendung, wenn dadurch Schmerzen und ein rasches Verschlimmern verhindert werden können.

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Was ist eine Unterschenkelbandage?

Unterschenkelbandagen bestehen oft aus Neopren, das mit Nylon verstärkt ist. Diese besitzen eine schlauchartige Form und werden wie Strümpfe über den Fuß gestreift und danach um die Unterschenkelmuskulatur herum getragen. Oft ermöglichen Klettverschlüsse ein stufenloses Einstellen der Größe, wodurch sie auf ganzer Länge des Unterschenkels problemlos getragen werden können.

Das Wirkungsprinzip der Bandagen beruht auf einer Kompression der Muskulatur, wodurch die natürliche Wirkung der Muskeln verstärkt wird. Somit wird das Bein durch eine Bandage stabilisiert. Außerdem können bestehende Schmerzen gesenkt werden.
Ein weiterer positiver Effekt der Bandagen liegt in einer höheren Durchblutung und daraus folgenden höheren Körpertemperatur unterhalb der Bandage, was die Verletzungsanfälligkeit senkt und somit eine protektive Funktion übernimmt.

Ein Tragen einer Bandage wird empfohlen bei starker Beanspruchung der Beinmuskulatur, Krämpfen, kleinen Muskelfaserrissen und Zerrungen, Prellungen und Verletzungen des Schienbeins.

Unterschenkelamputation

Eine Unterschenkelamputation bezeichnet das (chirurgische) Entfernen des Unterschenkels. Hierbei wird das Bein unterhalb des Kniegelenkes entfernt. Dies ermöglicht eine weiterhin nutzbare Funktion des Gelenkes, mittelschwere Tätigkeiten sind noch auszuführen und das laufen längerer Strecken, sowie das Laufen auf unebenem Grund sind noch möglich.

Dieser Eingriff stellt nichtsdestotrotz eine große Herausforderung für die betroffene Person sowie das medizinische Personal dar. Es ist unbedingt notwendig, dass im Nachhinein eine umfassende physische wie psychische Nachsorge angeboten wird. Sobald der Unterschenkel amputiert wurde, beginnt diese.

Die Nachsorge reicht von dem Aufenthalt in einer Rehaklinik über die medizinische Versorgung des verbliebenen Beinstumpfes bis zur Beratung und Eingewöhnung bezüglich einer Prothese. Auch hiernach wird eine physiotherapeutische Nachbehandlung angeboten.
Mechanisch belastbar ist der Beinstumpf nach ca. vier bis sechs Wochen. Hier beginnt meist die Gehschulung an einem Barren oder mit Unterstützung durch Krücken. Lokale operative Korrekturen sind in ca. einem fünftel der Amputationen an dem Narbengewebe durchzuführen.

Grund für eine Amputation sind meist arterielle Verschlusskrankheiten, häufig können aber auch schnell fortschreitende Krankheiten wie der Gasbrand Ursache sein. Risikofaktoren, die zu einer Amputation führen können, sind ein schwerer Diabetes mellitus, Rauchen und sehr fettreiche Nahrung, die über einen längeren Zeitraum verzehrt wird.
Viele Ursachen für eine Amputation haben gemeinsam, dass es zu einer Unterversorgung des Unterschenkels mit Sauerstoff kommt. Dies äußert sich in Schmerzen, abgestorbenem Gewebe und Hautläsionen.

Möchten Sie mehr zu diesem Thema erfahren? Lesen Sie unseren nächsten Artikel unter: Unterschenkelamputation

Was ist eine Unterschenkelprothese?

Eine Unterschenkelprothese ist ein Ersatz des Unterschenkels, der sich außerhalb des Körpers befindet und nach Amputationen verwendet wird, um den Verlust des eigenen Unterschenkels zu einem gewissen Grad zu kompensieren. Hierbei wird sie unterhalb des Knies fixiert und ermöglicht es der betroffenen Person zu laufen. Geübten Menschen merkt man eine Prothese im Alltag für gewöhnlich kaum an. Sport zu betreiben ist ebenfalls möglich.

Fixiert wird eine Prothese an relativ druckunempfindlichen Stellen des Stumpfes. Dies umfasst die restlichen Abschnitte des Schienbeins, die Bandstruktur zwischen den beiden Knochen des Schienbeins, die Patellasehne und die restliche Wadenmuskulatur. Hierzu gehören nicht die Knochenenden des Waden- und Schienbeins.
Diese Strukturen sind eher druckempfindlich, weshalb hier besonders starke Schmerzen auftreten können und die Haut öfters wunde Stellen aufweisen kann. In den ersten Monaten nach einer Amputation sind die Schmerzen am Unterschenkelstumpf stärker, werden aber mit zunehmender Zeit weniger. Auch schwitzt man mehr als gewöhnlich.

Dies wird mit zunehmender ebenfalls besser. Je nach Bedarf kann man zwischen diversen Prothesenarten wählen. Es gibt Prothesen für den Alltag, den Sport und andere Tätigkeiten.

Ausführliche Informationen zu diesem Thema erfahren Sie unter: Unterschenkelprothese

Zusammenfassung

Der Unterschenkel besteht aus zwei knöchernen Strukturen, dem
Schienbein (Tibia) und dem Wadenbein (Fibula).

Diese sind über das Kniegelenk mit dem Oberschenkel und über das obere Sprunggelenk mit dem Sprungbein (Talus) verbunden.
Die Muskulatur des Unterschenkel teilt sich in drei Gruppen:

  • die Beuger (Flexoren),
  • die Strecker (Extensoren) und
  • die Peroneusgruppe.

Da diese einzelnen Muskelgruppen jeweils in einer Muskelloge liegen sind sie sehr gut voneinander zu trennen.
Die arterielle Versorgung erfolgt vor allem durch die Arteria poplitea, welche aus der großen Arteria femoralis des Oberschenkels hervorgeht. Sie teilt sich in der Kniekehle in ihre Hauptäste und versorgt dadurch den Unterschenkel.
Die Venen werden in eine oberflächliche und eine tiefe Gruppe unterteilt, welche durch kleine Brückenvenen in Verbindung stehen und dadurch das Blut zum Herzen transportieren.
Die nervale Innervation erfolgt hauptsächlich durch Äste des Nervus ischiadicus, welcher sich ebenfalls im Bereich der Kniekehle aufteilt und dann die Muskeln und die Haut innerviert.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 23.08.2012 - Letzte Änderung: 25.07.2023