Indikation für eine Unterschenkelorthese können Fehlstellung und Muskelschwäche sein. Dabei dient die Orthese zur Stabilisierung und Unterstützung des Unterschenkels.
Als Orthese bezeichnet man orthopädische Hilfsmittel, die von außen an betroffene Körperstellen angebracht werden.
Eine Unterschenkelorthese ist also eine Art Stütze für den Unterschenkel. Meist wird sie benötigt, wenn die Muskulatur des Beins nicht ausreicht um das Körpergewicht zu tragen. Eine Unterschenkelorthese kann in solchen Fällen die Last des Körpers übernehmen.
Reine Unterschenkelorthesen sind in der Regel unterhalb des Knies befestigt und reichen über das Fußgelenk. So unterstützen sie das Sprunggelenk, das Knie wird jedoch nicht von der Orthese beeinflusst.
An dieser Stelle stellt sich die Frage, weshalb die Muskulatur des Unterschenkels in ihrer Funktion eingeschränkt sein könnte. Einen Überblick zu dieser Frage bekommen Sie unter:
Indikationen für eine Unterschenkelorthese können verschiedene Erkrankungen sein.
Meist gehen sie mit einer Muskelschwäche des Unterschenkels einher. Dies können reine Verletzungen der Muskulatur oder auch der Nerven, die die Muskeln ansteuern, sein. Ursachen dafür sind beispielsweise Unfälle, aber auch Infektionen oder verschiedene Krebsarten können die Strukturen verletzen. Aufgrund der fehlenden Innervation (Nervenversorgung) oder der Verletzung der Muskulatur kommt es zu Lähmungen, das Bein kann das Körpergewicht der betroffenen Person nicht mehr tragen. Auch das Heben des Fußes beim Laufen kann ein Problem sein. Eine Unterschenkelorthese unterstützt diese Funktionen.
Weitere mögliche Erkrankungen können im Bereich des Rückenmarks liegen. Werden dort Nerven verletzt, die für die Unterschenkel- und Fußmuskulatur zuständig sind, kann es ebenfalls zu Muskelschwächen kommen. Mögliche Ursachen sind inkomplette Querschnittslähmungen, Einklemmungen der Nerven oder Bandscheibenvorfälle.
Auch im Gehirn können Erkrankungen sitzen, die eine Indikation für Unterschenkelorthesen darstellen. Häufig sind Kinder betroffen, aber auch Erwachsene können durch Hirnblutungen oder eine verminderte Sauerstoffversorgung Hirnschäden erleiden, durch die die Unterschenkel zusätzliche Unterstützung in Form von Orthesen benötigen.
Auch Nervenerkrankungen wie Multiple Sklerose oder Infektionskrankheiten wie Polio (Kinderlähmung) können Indikationen für Unterschenkelorthesen darstellen.
Weitere wichtige Gründe für den Einsatz einer Orthrese können Sie nachlesen unter: Muskelschwäche in den Beinen
Eine Orthese wird von außen am Bein befestigt und besteht aus festem Material. So unterstützt sie den Unterschenkel in seiner Haltefunktion.
Durch ein eingebautes Gelenk auf Höhe des Sprunggelenks oder besonders elastisches Material wird das Sprunggelenk bei jedem Schritt einerseits unterstützt, andererseits wird durch die Orthese eine Beweglichkeit ermöglicht. So bleibt das Gangbild dynamisch.
Um Fehlstellungen zu korrigieren können auch steife Orthesen verwendet werden. Diese fixieren Unterschenkel und Fuß in einer gewissen Position. So soll die Fehlstellung ausgeglichen werden, sodass betroffene Personen idealerweise das Gehen ermöglicht wird.
Viele Unterschenkelorthesen werden auch von Personen mit einer Fußheberschwäche getragen. Dabei wird die Fußsohle auf die Orthese aufgesetzt, der Sohlenanteil ist mit der Befestigung am Unterschenkel verbunden. Durch die feste Sohle kann der Fuß beim Laufen nicht nach unten abkippen, dennoch ist ein recht normaler Gang mit der Orthese möglich.
Um mehr über die Fußheberschwäche zu erfahren, lesen Sie auch: Fußheberschwäche
Beim Tragen einer Unterschenkelorthese ist zunächst wichtig, dass die Orthese gut passt. Verursacht sie beispielsweise Druckstellen oder hat das Bein in der Orthese zu viel Spielraum, kommt es auf lange Sicht zu Verletzungen der Haut und des darunterliegenden Gewebes. So können offene Wunden entstehen, oder sogar die Muskulatur, Gefäße oder Nerven noch stärker beeinträchtigt werden.
Auch das korrekte Anlegen der Orthese ist wichtig, damit sie ihre Funktion erfüllen kann. Es gibt Orthesen, die einfach auf der nackten Haut getragen werden können, bei anderen ist es vorgesehen, einen Strumpf darunter zu tragen. Dabei sollte sich an die Anweisungen der Ärzte, Physiotherapeuten und Orthopädietechniker gehalten werden.
Auch die Situationen, in denen die Orthese getragen werden soll und die tägliche Dauer sind zu beachten. Je nach Indikation kann dies wenige Stunden bis den kompletten Tag beinhalten. Eine vernünftige Unterstützung oder auch Korrektur von Fehlhaltungen wird nur gewährleistet, wenn die Orthese auch für die vorgeschriebene Zeit getragen wird.
Weiterhin können die Unterschenkelorthesen mit Gelenk in verschiedenen Positionen festgestellt werden, alternativ werden im Gelenk nur bestimmte Bewegungen zugelassen oder das Gelenk darf frei bewegt werden. In der Regel verändern sich diese Vorgaben je nach voranschreiten der Therapie. Um hier eine zuverlässige Behandlung zu gewährleisten und sowohl Über- als auch Unterforderung der Unterschenkel- und Fußmuskulatur zu verhindern, muss die Freigabe des Gelenks regelmäßig überprüft werden.
Zuletzt sollte auch darauf geachtet werden, in welchen Schuhen die Orthese getragen werden kann.
Je nach Indikation können verschiedene Unterschenkelorthesen genutzt werden. Dabei unterscheidet man zunächst zwischen dynamischen und festen Unterschenkelorthesen.
Die dynamischen Orthesen haben in der Regel ein Gelenk, welches auf Höhe des Sprunggelenks sitzt. So ermöglichen sie Bewegungen im Fußgelenk. Sie sind daher für Personen geeignet, deren Muskulatur ausreicht um das Fußgelenk anzusteuern, wo aber die Kraft nicht genügt, den Unterschenkel ausreichend zu stabilisieren.
Die meisten Unterschenkelorthesen enthalten jedoch kein Gelenk. Stattdessen überbrücken sie das Sprunggelenk, da betroffene Personen beispielsweise mit einer Fußheberschwäche ihren Fuß nicht mehr selbstständig anheben können. Ohne die Orthese würden sie häufig stolpern. Bei diesen festen Orthesen gibt es welche, die für schlaffe Lähmungen geeignet sind und welche, die für spastische Lähmungen verwendet werden.
Bei einer schlaffen Lähmung kann die Muskulatur nicht mehr angesteuert werden, der Fuß und der Unterschenkel benötigen also Halt. Eine spastische Lähmung ist durch eine erhöhte Muskelspannung bedingt, die ebenfalls die Beweglichkeit einschränkt und die Kontrolle des Unterschenkels erschwert.
Bei den benutzten Unterschenkelorthesen kann man außerdem zwischen besonders leichtem Material wie Carbon und etwas schwereren Orthesen aus Hartplastik unterscheiden.
Dynamische Unterschenkelorthesen können ein Gelenk besitzen, welches auf Höhe des Sprunggelenks sitzt, dessen Beweglichkeit ermöglicht und gleichzeitig den Fuß und Unterschenkel stabilisiert.
Aber auch eine Orthese aus besonders elastischem Material kann als dynamisch bezeichnet werden. Dabei werden Fuß und Unterschenkel fest in die Orthese eingebettet, die Verbindung zwischen den beiden Teilen besteht aus unterstützendem aber etwas biegsamem Material, sodass eine gewisse Beweglichkeit im Sprunggelenk erhalten bleibt.
Je nach Schwäche der betroffenen Person kann die Stärke der dynamischen Orthese angepasst werden.
Unterschenkelorthesen mit Gelenk besitzen ihr Gelenk auf der Höhe des Sprunggelenks. So können die selbstständigen Bewegungen der betroffenen Person im Sprunggelenk stabilisiert werden, ohne die Beweglichkeit einzuschränken.
Ein solches Gelenk kann man frei lassen, es ist jedoch auch möglich, nur einen bestimmten Bewegungsumfang zu ermöglichen. So kann beispielsweise bei Lähmungen der Fußhebermuskulatur das Absinken des Fußes bei jedem Schritt verhindert werden, ein Abstoßen am Ende des Schrittes ist jedoch möglich.
Auch Fehlstellungen im Sprunggelenk können dadurch korrigiert und gehalten werden. Dazu gehört ein nach innen oder nach außen verkipptes Sprunggelenk oder ein Spitzfuß.
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Personen mit einem Spitzfuß können ihre Ferse nicht auf den Boden stellen, da das Sprunggelenk in einer gestreckten Position fixiert ist. Betroffene Personen müssten also ohne Orthese auf den Zehenspitzen laufen.
Mithilfe von Orthesen mit Gelenk kann diese Spitzfußstellung nach und nach korrigiert werden. So wird der Fuß bei jedem Schritt stabilisiert, der Winkel des Gelenks wird Woche für Woche etwas kleiner eingestellt, bis aus dem Spitzfuß ein Fuß geworden ist, der bis zu 90° im Sprunggelenk angewinkelt werden kann.
Auch steife Orthesen können beim Spitzfuß genutzt werden, müssen jedoch je nach Fortschritt der Therapie in ihrem Winkel angepasst werden.
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Ob eine Orthese auch nachts getragen werden muss ist von der Indikation abhängig.
Wer eine Orthese zur Korrektur von Fehlstellungen im Unterschenkel, Sprunggelenk oder im Fuß trägt, braucht die Unterschenkelorthese in der Regel auch nachts. Nur so kann eine kontinuierliche Verbesserung der Fehlstellung erreicht werden.
Personen mit Schwächen in der Muskulatur, die die Orthese als Unterstützung zum Gehen benötigen, können in der Regel nachts auf die Orthese verzichten. Meist reicht die Kraft aus, um die Unterschenkel und Füße auch ohne die Orthese zu bewegen, beim Gehen über längere Strecken wird allerdings eine Unterstützung in Form einer Orthese benötigt.
Grundsätzlich ist das Autofahren mit einer Orthese nicht verboten. Es hängt jedoch davon ab, wie stark betroffene Personen eingeschränkt sind.
Wer beispielsweise nur am linken Unterschenkel eine Orthese trägt, kann problemlos ein Automatikauto fahren, bei dem nur das gesunde rechte Bein für Bremse und Gas benötigt wird. Sind beide Beine oder das rechte Bein betroffen, hängt es von der Funktionalität des Beins ab.
Wer die Orthese nur zur Stabilisierung benötigt und ausreichend Kraft vor allem für das Treten auf die Bremse aufbringt, kann gefahrlos Auto fahren.
Bei wem die zuverlässige Kontrolle der Beine auch mit Orthesen schwierig ist, sollte zu seiner eigenen Sicherheit auf das selbstständige Autofahren verzichten.
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