Muskelschwäche

Muskelschwäche

Einleitung

Unter Muskelschwäche (Myasthenie oder Myasthenia) versteht man einen Zustand, in dem die Muskulatur nicht ihrem eigentlich normalen Leistungszustand entspricht, was zur Folge hat, dass manche Bewegungen nicht oder nicht mit voller Kraft ausgeführt werden können. 

Eine Muskelschwäche kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein und von einem leichten Schwächegefühl bis zu manifesten Lähmungen reichen.
Es gibt verschiedene Gründe für eine Muskelschwäche, wobei die häufigsten davon völlig harmloser Natur sind. Allerdings kann eine Muskelschwäche auch einmal ein Zeichen einer ernstzunehmenden Erkrankung sein und sollte aus diesem Grunde ärztlich abgeklärt werden.

Die häufigsten Ursachen für eine Muskelschwäche sollen hier kurz erläutert werden.

Einfache und krankheitsunabhängige Ursachen für eine Muskelschwäche

Als einfache Muskelschwäche wird eine Schwäche der Muskulatur bezeichnet, die alleine auftritt, also nicht im Rahmen einer anderen Krankheit. Sie ist die harmloseste Form und kommt meistens durch eine falsche Ernährung, oft in Zusammenhang mit einem Bewegungsmangel zustande. Wenn der Nahrung wichtige Mineralstoffe oder Vitamine fehlen, so kann sich dies durch eine Schlappheit der Muskulatur bemerkbar machen, oft begleitet von einem allgemeinen Müdigkeitsgefühl.
Für ein korrektes Arbeiten der Muskulatur sind vor allem Eisen und Magnesium von großer Bedeutung. Nach einer erheblichen körperlichen Anstrengung kann es ebenfalls zu einer kurzfristigen Muskelschwäche kommen, die dann ganz natürlich ist. Auch als Begleiterscheinung bei einem grippalen Infekt kann es zu Schwäche und Schmerzen der Muskeln kommen.
Ebenfalls können Muskelschwächen im Rahmen von Stressituationen oder durch Überforderung auftreten.
Psychosomatisch bedingte Muskelschwächen beruhen auf einer nicht-organischen Ursache, das heisst die Betroffen sind rein körperlich gesund aber leiden trotzdem unter Beschwerden. 
Auch kann die Einnahme von bestimmten Medikamenten zu einer Schwächung der Muskulatur führen. 
Nach einer Operation an der Hüfte beziehungsweise nach dem Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenkes, kann es postoperativ ebenfalls zum Auftreten einer vorübergehenden Muskelschwäche kommen.

Muskelschwäche durch Vitaminmangel

Ein Vitaminmangel kann zu einer leichten Form von Muskelschwäche häufig kombiniert mit einer gleichzeitig auftretenden Müdigkeit führen. Relevante Vitamine, deren Mangel eine Muskelschwäche zur Folge haben kann, sind beispielsweise Vitamin B12, B1, C, D und E.
Vitamin B12, in der Medizin auch als „Cobalamin“ oder „Extrinsic Factor“ bezeichnet, steckt in Nahrungsmitteln wie Fisch, Fleisch, Eiern oder Milchprodukten.
Vitamin D ist zwar das einzige Vitamin, welches der Mensch selbst produzieren kann, jedoch müssen bestimmte Voraussetzungen gegeben sein bzw. entsprechende Bedingungen herrschen, damit die Herstellung aber auch Verwertung möglich sind. Das Sonnenlicht ist beispielsweise in der Lage über die Haut eine Vorstufe umzuwandeln. Daher herrscht gerade im Winter oder in Ländern mit einer niedrigen UV-Exposition bei vielen ein Vitamin-D-Mangel.
Die genauen und einzelnen Ursachen für den jeweiligen Vitaminmangel sind allerdings wiederum sehr variabel. Der häufigste Grund ist jedoch meist eine falsche und unausgewogene, vitaminarme Ernährung.
Nichts desto trotz gibt es auch Risikogruppen oder bestimmte Umstände wie eine Schwangerschaft oder Stress, die Betroffenen für einen Vitaminmangel anfälliger machen lassen, sodass eine Muskelschwäche wahrscheinlicher ist. Generell kann der jeweilige Vitaminmangel durch eine rein symptomatische Therapie, also die Gabe des fehlenden Vitamins ausgeglichen werden. Der Körper ist in der Lage, sich von einem Vitaminmangel relativ schnell und gut zu erholen. 
Neben den Vitaminen spielen aber auch die beiden Nährstoffe Eisen und Magnesium eine entscheidende Rolle in der Ausbildung einer Muskelschwäche. Vorbeugend sollte daher stets auf eine ausgewogene Ernährung geachtet werden.

Muskelschwäche nach dem Sport

Muskelschwächen, die nach dem Sport auftreten sind nach entsprechender Beanspruchung der Muskeln völlig normal und sollten kein Grund zur Sorge sein.
Wenn die Muskulatur arbeitet, verbraucht sie Energie.
ei einer hohen Belastungsdauer und Intensität stellt der Körper unter anaeroben, also ohne dem Vorhandensein von Sauerstoff, Bedingungen neben der Energie aber auch Laktat her. Häuft sich letztgenanntes Stoffwechselprodukt in der arbeitenden Muskulatur an, so übersäuert diese. Das ist der Moment, in dem das Gefühl keine Kraft mehr zu haben aufkommt und eine temporäre Muskelschwäche vorliegt. Sobald das Laktat nach dem Sport wieder mithilfe von Sauerstoff verstoffwechselt wurde, schwindet die Muskelschwäche.
Außerdem führen neue Trainingsanforderungen in Bezug auf Intensität und Bewegungsmuster nach den ersten Malen häufig zu Muskelzuckungen in den beanspruchten Muskeln mit dem anschließenden Gefühl einer Muskelschwäche. Wenn es nicht gerade ein hartnäckiger Muskelkater ist, bildet sich die Muskelschwäche relativ schnell wieder zurück.
Therapeutisch gibt es einfache Ansätze zur Reduktion der Muskelzuckungen und der damit einhergehenden Muskelschwäche bzw. der alleinigen Muskelschwäche nach dem Sport. Eine ausgewogene und vitaminreiche Ernährung inklusive einer ausreichenden Magnesiumzufuhr sowie ein abwechslungsreiches Trainingsprogramm und effektive Aufwärm –und Dehnübungen dienen ebenfalls als präventive Maßnahme gegen eine Muskelzuckungen –und schwäche.
In Hinblick auf das Stoffwechselprodukt Laktat kann zur Leistungsoptimierung eine genaue Laktatanalyse erfolgen, wodurch die eigene individuelle Leistungsgrenze festgestellt werden kann.

Welche Medikamente können eine Muskelschwäche auslösen?

In der Medizin gibt es tatsächlich ein paar wenige Medikamente, die eine Muskelschwäche auslösen können.
Eine solche arzneimittelinduzierte Muskelschwäche ist durch die Einnahme der Medikamente D-Penicillamin und Chloroquin auslösbar.
D-Penicillamin spielt in der Rheumatherapie sowie in der Behandlung von Schwermetallvergiftungen eine Rolle, Chloroquin ebenfalls in der Therapie einiger rheumatischer Erkrankungen, aber auch in der Vorbeugung und Therapie von Malaria.
Kommt es zum Auftreten von Muskelschwäche müssten die Medikamente in Rücksprache mit dem Arzt abgesetzt werden. Im Rahmen einer Langzeit-Cortison-Therapie kann es ebenfalls zu einer Ausbildung von Muskelschwäche kommen, häufig in Begleitung mit anderen Symptomen.

Muskelschwäche durch Cortison

Eine Muskelschwäche ist eine der möglichen Nebenwirkungen im Rahmen einer medikamentösen Langzeit-Cortison Therapie. Die Muskelschwäche kann  sich in extremen Fällen bis zu einer Muskelatrophie, also einem Muskelschwund, zuspitzen.
Generell tritt die Muskelschwäche unter Cortisontherapie jedoch nicht isoliert, sondern in Begleitung mit anderen Symptomen auf. Zu diesen zählen etwa die Schwächung des Immunsystems, Hauteinblutungen, Ödeme und depressive Episoden zu nennen. Zudem gibt es einige Kontraindikation für den Gebrauch von Cortison. Vor Einnahme sollten diese Kontraindikationen abgeklärt werden.
Falls es dennoch zu Nebenwirkungen bei der Cortisoneinnahme, wie beispielsweise einer Muskelschwäche kommt, so sollte das Medikament enach Rücksprache mit dem verschreibenden Arzt abgesetzt werden.

Psychosomatisch bedingte Muskelschwäche

Psychosomatisch meint, dass es für das Auftreten der Muskelschwäche keinen organbezogenen Auslöser gibt, sondern die Beschwerden auf seelischen Problemen oder Belastungen basieren.
Eine genaue Auseinandersetzung mit der eigenen Gesundheit oder aber der eigenen Erkrankungen über ein natürliches Maß hinaus, kann das Auftreten von psychosomatisch bedingten Muskelschwächen provozieren. Psychosomatisch begründete Muskelschwächen stehen auch in engem Zusammenhang mit Muskelschwächen, die aufgrund von Stress entstehen, da es sich hierbei ebenfalls um eine Belastungssituation handelt. Depressionen erhöhen ebenfalls das Risiko psychosomatische Muskellähmungen zu erleiden. Ohne jeglichen organischen Zusammenhang beklagen Betroffene also über vereinzelt auftretende sogenannte „pseudoneurologische“ Symptome wie Muskelschwächen, aber auch Lähmungserscheinungen oder Missempfindungen.
Psychosomatische Muskellähmungen als solche zu diagnostizieren ist häufig sehr schwierig und dauert lange, da erst alle möglichen organischen Ursachen ausgeschlossen werden müssen und Betroffene häufig keine Krankheitseinsicht zeigen bzw. es nicht akzeptieren, dass die Muskellähmung von der Psyche kommt.

Muskelschwäche durch Stress

Wenn Stress als Auslöser für Muskelschwäche genannt wird, ist dabei von Distress, also der negative Stress gemeint.
Stress in Form von körperlicher, seelischer oder krankheitsbedingter Belastung des körperlichen Organismus kann zu einem Vitaminmangel führen. Daraus resultiert wiederum eine Muskelschwäche. Grund dafür ist ein gesteigerter Abbau der Vitamine durch den Körper, da diese im Stresszustand vermehrt gebraucht werden.
Ein ganz spezieller Zusammenhang zwischen Stress, Vitaminmangel und Muskelschwäche besteht beispielsweise im Falle von Vitamin C und Carnitin. Vitamin C ist nämlich an der Synthese von Carnitin, der chemischen Verbindung zweier Aminosäuren beteiligt. Eine unzureichende Produktion aufgrund eines Vitaminmangels kann wiederum zu Störungen des muskulären Stoffwechsels, also Muskelschwächen, führen.

Muskelschwäche nach einer Hüft-TEP

Unmittelbar nach einer Hüft-TEP, also nach Einsetzen einer totalen Endoprothese in das Hüftgelenk, sind Muskelschwächen im Hüftbereich völlig normal und harmlos. Bei der Operation handelt es sich immerhin um einen invasiven Eingriff, bei der die Muskulatur enormen Zug –und Spannkräften ausgesetzt ist, damit das zu operierende Hüftgelenk gut für die Operateure zu erreichen ist.
Die Muskelschwäche spiegelt daher eine Art von Regenerationsphase wieder. Die anfängliche Muskelschwäche geht häufig mit Schmerzen einher die durch die Wunde am operierten Gelenk zustande Kommen.
Die Muskelschwächen bildet sich zumeist nach kurzer Zeit zurück. Um die Muskulatur zu Stärken wird postoperativ in der Regel Physiotherapie angeordnet. Sollte sich die Muskelschwäche im weiteren Heilungsverlauf allerdings nicht signifikant bessern, so muss ausgeschlossen werden, dass bei dem operativen Eingriff  nervöse Strukturen verletzt wurden. Dies kann mithilfe spezieller diagnostischer Maßnahmen verifiziert und bei Bedarf entsprechend behandelt werden.

Welche Ursachen gibt es für eine Muskelschwäche in den Beinen?

Muskelschwächen manifestieren sich grundsätzlich bevorzugt an den Extremitäten, also auch an den Beinen und befallen erst zu einem späteren Zeitpunkt die Atem –oder Schluckmuskulatur.
Es gibt eine Reihe von muskelspezifischen Erkrankungen, die zu einer Schwächung der Beinmuskulatur führen.
Dazu zählen  unter anderem die Myasthenia gravis, Multiple Sklerose, der Botulismus, spinale Muskelatrophien, im Kindesalter die Muskeldystrophie Typ Duchenne und im höheren Alter die Amyotrophe Lateralsklerose.
Eine weitere Ursache für eine Muskelschwäche in den Beine stellt der Bandscheibenvorfall dar. Je nach Schweregrad und Lokalisation im Lenden –oder Sakralwirbelbereich, können bestimmte Muskelgruppen am Bein betroffen sein. Bei einer Nervenkompression  zum Beispiel im Im Rahmen eines Bandscheibenvorfalls, kann es neben ersten Missempfindungen wie einem Taubheits –und Kribbelgefühl, zu Muskelschwächen bis hin zu Muskellähmungen kommen.
Häufig betroffen sind die Bandscheiben zwischen den Wirbeln L4, L5 und S1.
Bei einem L4 Syndrom ist eine Muskelschwächung durch eine geminderte Kniestreckung erkennbar, beim L5 –und S1 Syndrom durch eine reduzierte Fußhebung und Fußsenkung.
Neben bisher genannten Auslösern,  können aber auch Allgemeinerkrankungen, die sich nicht direkt auf die Beinmuskulatur beziehen, eine dortige Muskelschwäche auslösen.
Dazu zählen zum Beispiel Depressionen, Stoffwechselstörungen wie eine Schilddrüsenunterfunktion, eine Blutarmut oder Infektionskrankheiten. Wichtig ist, dass sich Betroffene bei länger bestehenden Muskelschwächen, neurologisch untersuchen lassen, um schwerwiegender Erkrankungen ausschließen zu können.

Welche Ursachen gibt es für eine Muskelschwäche in den Armen?

Wie auch für die Muskelschwäche der Beine gilt, dass die Arme als Teil der Extremitäten als häufiger Manifestationsort gelten.
Eine von der Wirbelsäule ausgelöste Schwächung der Armmuskulatur kann durch einen Bandscheibenvorfall auf Wirbelhöhe C5-C8 entstehen. Hier kann beispielsweise der Bizeps im Rahmen eines C6-Syndroms nicht mehr ausreichend innerviert werden, was zu seiner Schwächung führt und somit eine Schwächung der Armbeugung resultiert.
Ansonsten können verschiedene Allgemeinerkrankungen wie eine Schilddrüsenunterfunktion, Vitaminmangel oder Stress eine Muskelschwäche bedingen.
Genauso sind auch hier Erkrankungen, welche speziell die Muskulatur betreffen, wie die spinale Muskelatrophie, Myasthenia gravis, Multiple Sklerose oder Amyotrophe Lateralsklerose zu nennen.
Ein neuer Aspekt als Grund für eine Schwächung der Armmuskeln ist der Schlaganfall. Bedingt durch eine Unterversorgung bestimmter Hirnareale mit Sauerstoff im Falle von Gehirnblutungen oder Verstopfungen der blutzuleitenden Gefäße, also eine Thrombose oder Embolie, können verschiedene Funktionen und Strukturen in Mitleidenschaft gezogen werden. Ereignet sich der Schlaganfall in einem Bereich, der den Arm repräsentiert, kann es zu einer Schwächung der Armmuskulatur bis hin zu einer Lähmung kommen. Allgemein sind langanhaltende Muskelschwächen in den Armen definitiv abklärungsbedürftig.

Grunderkrankungen als Ursache von Muskelschwäche

Diverse Erkrankungen können mit einer Muskelschwäche einhergehen, zu diesen zählen unter anderem:

Schilddrüsenfehlfunktion als Ursache für eine Muskelschwäche

Im ersten Moment mag es dem Laien verwunderlich vorkommen, wenn der Grund der eigenen Muskelschwäche an der Schilddrüse liegen soll.
Allerdings handelt es sich bei der Schilddrüse um ein Organ, welches an vielen Stellschrauben des Stoffwechsels dreht und für unser Körperwachstum mit verantwortlich ist.
Über- oder Unterfunktionen der Schilddrüse können daher den Körper aus dem Gleichgewicht bringen und verschiedenste Beschwerden auslösen.
Dazu zählt bei einer Schilddrüsenunterfunktion, also eine Hypothyreose, neben vielen anderen Symptomen die Muskelschwäche. Eine symptomreiche Hypothyreose sollte daher immer behandelt werden.

Lesen Sie mehr zum Thema: Symptome einer Schiddrüsenunterfunktion

Eine Störung der Schilddrüsenfunktion kann zudem bereits beim Neugeborenen sehr relevant sein. Eine sogenannte „kongenitale Hypothyreose“, also eine angeborene Unterfunktion der Schilddrüse, muss im Rahmen des Neugeborenen Screening unbedingt abgeklärt werden. Unmittelbar nach der Geburt kann es nämlich zu erniedrigten Körpertemperatur (Hypothermie), einer Muskelschwäche (Muskelhypotonie), Trinkfaulheit, Verstopfungen und vieles mehr führen. Unerkannt und unbehandelt kann eine solche Unterfunktion beim Kind neben der Muskelschwäche schwerwiegende Folgen wie eine geistige Retardierung haben.
Generell gilt also, dass bei allgemeinen Erschöpftheitssymptomen und einer auftretenden Muskelschwäche die Schilddrüsenwerte kontrolliert werden sollten. Allein durch die Einnahme der mangelhaft vorhandenen Schilddrüsenhormone kann eine Hypothyreose und eine damit einhergehende Muskelschwäche sehr leicht therapiert werden.

Muskelschwund

Der Muskelschwund (Muskeldystrophie) ist eine erbliche Krankheit. Es gibt verschiedene Typen von Muskeldystrophie. Sie haben gemeinsam, dass es aufgrund eines Mangels an einem Eiweiß namens Dystrophin, das sehr wichtig für eine regelrechte Muskelfunktion ist, zu einem allmählich fortschreitenden Muskelschwund kommt.

Beim Typ Duchenne fehlt dieses Eiweiß vollständig, beim Typ Becker ist es bloß nicht ausreichend vorhanden. Entsprechend ist der Duchenne Typ mit dem schwereren Krankheitsbild verbunden, die Krankheit macht sich früher bemerkbar, ist durch ein rascheres Voranschreiten von Lähmungen gekennzeichnet und fesselt Betroffene schon früh an den Rollstuhl. Patienten mit Muskeldystrophien sterben in der Regel irgendwann an einem Versagen der Atemmuskulatur.

Schlaganfall

Ein Schlaganfall kommt dadurch zustande, dass ein bestimmtes Gebiet des Gehirns nicht mehr angemessen mit Sauerstoff versorgt wird und deshalb nicht mehr richtig funktioniert. Dies kann entweder im Rahmen einer Hirnblutung oder der Verstopfung eines Hirngefäßes (Thrombose, Embolie) passieren. Wenn das Areal des Gehirns betroffen ist, das für die Steuerung der Muskulatur zuständig ist, kann sich der Schlaganfall in Form von einer Muskelschwäche oder sogar einer vollständigen Lähmung bemerkbar machen. Diese Symptome treten auf der gegenüberliegenden Seite der betroffenen Hirnhälfte auf.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Anzeichen eines Schlaganfalls

Multiple Sklerose (MS)

Die Multiple Sklerose ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des Nervensystems. Die Erstmanifestation dieser Krankheit ist meistens im jungen Erwachsenenalter ohne erkennbare Ursache. Sie ist dadurch gekennzeichnet, dass die Markscheiden der Nervenfasern zugrunde gehen. Diese sind allerdings unbedingt nötig, um eine schnelle Weiterleitung von Impulsen entlang der Nervenfasern zu ermöglichen. Je nachdem, welche Nervenfasern von dem Schwund der Markscheiden betroffen sind, können Patienten Störungen der Motorik oder Sensibilität aufweisen.

Begleitende Symptome

Eine isolierte Muskelschwäche tritt eher selten auf. Viel häufiger kommt es vor, dass es neben der Muskelschwäche auch zu Muskelzuckungen und aus der Muskelschwäche resultierenden Bewusstseins-, Gang-, Schluck-, Seh –und Sprachstörungen kommt.
Bei banalen Ursachen wie einem Magnesiummangel geht die Muskelschwäche zudem mit Muskelkrämpfen einher.
Generell gilt, dass die begleitend auftretenden Symptome zur Muskelschwäche immer im Zusammenhang mit der eigentlichen Erkrankung bzw. dem Auslöser stehen. Daher kann ein sehr breites Spektrum an Begleitsymptomen auftreten.
Ein erstes Beispiel ist eine Unterfunktion der Schilddrüse (=Hypothyreose). Hier ist die Muskelschwäche nur ein Symptom von vielen. Es treten zusätzlich häufig Beschwerden wie eine Gewichtszunahme, Verstopfungen, eine verlangsamte Herzfrequenz (Bradykardie) und eine Antriebslosigkeit auf. Der Körper ist in seiner Aktivität und Leistungsfähigkeit in vielen Aspekten sozusagen verlangsamt und gedrosselt.
Des Weiteren kann eine sogenannte „neonatale Myasthenie“, also eine Muskelschwäche im Neugeborenen Alter aufgrund einer Autoimmunerkrankung, zusätzlich zu einer Saugschwäche, einem herunterhängenden Augenlid und einer insuffizienten Atmung führen.
Zuletzt seien Begleitsymptome im Rahmen einer langzeitigen Cortisontherapie als Beispiel genannt. Cortison gilt als sehr nebenwirkungsreiches Medikament,  sodass es neben Muskelschwächen zu Beschwerden wie einem Glaukom (=grüner Starr), Herzrasen und beim Kind zu einer Wachstumshemmung kommen kann. Durch das Cortison ist zudem das Immunsystem geschwächt, was entsprechende Folgen mit sich bringt. Im höheren Alter beeinträchtig Cortison nicht nur die Muskeln sondern auch die Knochenstabilität, sodass eine Osteoporose wahrscheinlicher wird.

Muskelschwäche und Muskelzucken

Muskelzuckungen sind nicht gleich Muskelzuckungen. Sie bieten eine große Vielfalt an möglichen Ursachen für zum Teil harmlose Zuckung aber auch für ernstzunehmende Erkrankungen.
Entscheiden ist die Intensität der Muskelzuckungen, aber auch die Häufigkeit, also ob die Muskelzuckungen in regelmäßigen Abständen auftreten oder eher sporadisch. Je nachdem wie viel Muskelgewebe in die Zuckung involviert ist, ist sie für Betroffenen nicht nur spürbar, sondern für Außenstehende sogar als Bewegung erkennbar.
Gutartige Muskelzuckungen treten beispielsweise häufig in stressigen Lebensphasen, bei UnterzuckerungMagnesiummangel oder als Medikamentennebenwirkung auf. Solche Muskelzuckungen sind lediglich für den Moment unangenehm und verschwinden, sobald die auslösenden Faktoren reduziert oder beseitigt werden. Eine Muskelschwäche tritt in diesem Zusammenhang nicht auf.
Die Kombination von Muskelzuckungen –und schwächen bzw. eine nach der Zuckung folgenden Schwäche bestimmter Muskeln kann im Rahmen ernstzunehmender Erkrankungen sein. Als Beispiel sei die Amyotrophe Lateralsklerose genannt, eine degenerative Nervenerkrankung, bei der es initial klassischerweise zu Muskelzuckungen kommt. Im weiteren Krankheitsverlauf kommen vor allem Muskelschwächen bedingt durch einen Muskelschwund hinzu, was sich bis zu einer Lähmung fortsetzen kann. Muskelzuckungen sollten bei längerem Bestehen ohne banalen Zusammenhang wie Stress oder extreme Anspannung durch einen Arzt abgeklärt werden.

Diagnostik

Um die Ursache einer Muskelschwäche feststellen zu können, ist für den Arzt zunächst eine ausführliche Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) wichtig. Fragen, die zur Diagnosestellung hilfreich sein können, sind unter anderem: seit wann die Muskelschwäche besteht, welche Muskeln sie betrifft, ob es ein bestimmtes Ereignis gab (wie zum Beispiel einen Unfall), das der Muskelschwäche direkt voranging, ob es weitere Beschwerden gibt (zum Beispiel Empfindungsstörungen), ob es Medikamente gibt, die regelmäßig eingenommen werden und ob der Patient an irgendwelchen bekannten Vorerkrankungen leidet (wie Diabetes mellitus, Multipler Sklerose oder anderen).

Im Anschluss an die Anamnese wird der Arzt je nach Verdacht weitere Untersuchungen durchführen. Zum einen ist eine körperliche Untersuchung von großer Bedeutung. Hierbei wird genau die noch vorhandene Kraft in den Muskeln geprüft, nach eventuell vorhandenen Gefühlsstörungen gesucht und Reflexe werden überprüft. Außerdem kann bei vielen eine Blutuntersuchung sinnvoll sein. Speziellere Untersuchungsmethoden finden ihre Berechtigung bei einer begründeten Annahme von bestimmten Erkrankungen. Darunter fallen zum einen die bildgebenden Verfahren wie die Computertomographie (CT) oder die Magnetresonanztomographie (MRT), Entnahmen von Muskelgewebe (Muskelbiopsien), die Elektromyographie (EMG), eine Untersuchung des Hirnwassers (mittels einer Liquorpunktion), Elektroneurographie (ENG) oder die Elektroenzephalographie (EEG). Darüber hinaus kann es eventuell sinnvoll sein, einen Gentest durchzuführen oder die Untersuchung durch einen Facharzt zu veranlassen, zum Beispiel einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt oder einen Augenarzt.

Therapie

Die Behandlung einer Muskelschwäche richtet sich nach ihrer Ursache. Bei den einfachen Formen reicht es meistens schon aus, auf eine gesunde Ernährung zu achten, diese also gegebenenfalls durch Vitamin- oder Nährstoffpräparate (normalerweise Magnesium oder Eisen) anzureichern. Wenn eine Muskelschwäche im Rahmen eines einfachen Infekts aufgetreten ist, heilt sie auch ohne Behandlung aus, sobald der Infekt verschwindet.

Wenn jedoch eine neurologische Erkrankung die Muskelschwäche bedingt, so ist häufig eine ausführliche, mitunter lebenslängliche Therapie notwendig. Bei einigen der Krankheiten wie der Multiplen Sklerose lässt sich die Muskelschwäche dann nicht vollständig heilen, aber zumindest von den Symptomen her bessern. Neben spezifischen Maßnahmen, die sich an der vorliegenden Erkrankung orientieren, kommen bei krankheitsbedingten Muskelschwächen allgemeine Behandlungen wie die Krankengymnastik, Physiotherapie und physikalische Therapien (Massagen, Elektrobehandlungen, Wechsel- und Bewegungsbäder und Wärmebehandlungen) zum Einsatz.

Vorbeugen kann man der Muskelschwäche leider nur in ihrer einfachen Form. Dazu genügt es, auf eine gesunde ausgewogene Ernährung reich an Mineralien und Vitaminen zu achten und regelmäßig Sport zu treiben. Da für die Krankheiten, die mit Muskelschwäche einhergehen bis heute keine Ursachen bekannt sind oder genetische Fehler verantwortlich sind, kann man leider nichts tun, um ihnen vorzubeugen.

Dauer der Muskelschwäche

Die Dauer einer Muskelschwäche kann allgemein nicht definiert werden, da sie je nach Ursache individuell variiert.
Am schnellsten lässt sich eine Muskelschwäche wohl behandeln, wenn ein Vitaminmangel vorliegt oder eine starke körperliche und psychische Belastung besteht. Aber auch viele andere Auslöser bedingen eine nur vorübergehend vorliegende Muskelschwäche.
Durch eine jeweilige korrekte Behandlung kann die Muskelschwäche dann bereits nach wenigen Tagen bis Wochen verschwunden sein. Solange keine schlimmere, teils vererbbare Erkrankung Ursache für die Muskelschwäche sein könnte, ist eben diese Schwäche in der Regel reversibel und somit relativ unbedenklich.
Anderenfalls kann die Muskelschwäche lebenslang andauern und sich im Verlauf sogar verschlechtern und letztendlich die Todesursache darstellen.

Prognose

Die Prognose einer Muskelschwäche kann nur in Abhängigkeit von deren Ausprägung und Ursache gestellt werden. Reversible Ursachen wie beispielsweise ein Vitaminmangel, Stress oder bestimmte Medikamente haben eine gute Prognose.
Die Arzneimittelinduzierte Muskelschwächen beispielsweise ist sehr unbedenklich und nach Absetzung des Medikaments in der Regel zeitnah rückläufig. Allerdings gibt es auch ein paar wenige Erkrankungen mit einer eher schlechten Prognose.
Im konkreten Fall einer vorliegende Amyotrophe Lateralsklerose (=ALS) fällt die Prognose beispielsweise sehr schlecht aus, da diese degenerative Nervenerkrankung aufgrund einer unzureichenden Atemexkursion bedingt durch die geschwächten Atemmuskel letztlich zum Ausetzen zum Atmen führt. Bei Diagnosestellung beträgt die mittlere Überlebenszeit meist nur 2 bis 5 Jahre. Lediglich 10 % leben in Ausnahmefällen noch länger als 10 Jahre.
Die genaue Prognose kann also nur dann gestellt werden, wenn ein klares Krankheitsbild für die Muskelschwäche diagnostiziert wurde. Aufgrund der teils schlechten Prognosen, sollte keine voreilige Prognosestellung erfolgen.

Muskelschwäche beim Baby

Eine Muskelschwäche bei Babys zu erkennen und richtig zu diagnostizieren gestaltet sich recht schwierig. Vor dem 6. Lebensmonat ist es kaum möglich, eine relevante Muskelschwäche zu erkennen.  
Ein erster Hinweis kann sein, dass das Baby nicht in der Lage ist, sich auf den Bauch zu drehen oder beim Saugen an der Brust sehr angestrengt ist.
Auch ein verzögerter Beginn, das Krabbeln zu erlernen, kann als erstes Anzeichen gewertet werden. Eine ärztliche Abklärung der Muskelschwäche ist hier sehr wichtig, da es Muskel –oder Nervenerkrankungen gibt, die vererbbar und/ oder schon im frühen Lebensalter auftreten.
Der Begriff „Floppy Infant“, also ein "schlaffes" Kind, definiert das Phänomen eines ganzkörperlichen, schlaffen Muskeltonus, was automatisch mit einer Muskelschwäche einhergeht. Die Ursachen für einen solch reduzierten Muskeltonus beim sind sehr vielfältig. Daher muss das Auftreten einer nennenswerten Muskelschwäche unbedingt abgeklärt werden, da eine Reihe von behandlungspflichtigen Ursachen in Frage kommen.
Beim Baby können eine sogenannte „Neonatale Myasthenia“ oder eine „kongenitale Hypothyreose“ Auslöser der Muskelschwäche sein. Bei erstgenannter Erkrankung handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, die mit einer Bildung von Auto-Antikörpern einhergeht, was wiederum die für eine Muskelaktivität notwendige Erregungsübertragung verhindert.
Die „kongenitale Hypothyreose“, also eine Schilddrüsenfunktion ist eine ernstzunehmende frühkindliche Erkrankung, da sie schlimmstenfalls zu einer geistigen Retardierung führen kann. Die sich vorerst manifestierende Muskelschwäche ist ein vergleichsweise harmloses Symptom, sollte aber als erstes Anzeichen Aufmerksamkeit erregen.
Des Weiteren manifestieren sich bereits beim Baby genetisch bedingte Erkrankungen mit dem Symptom der Muskelschwäche. Hier sei beispielsweise das Prader-Willi-Syndrom oder das bekanntere Down-Syndrom bzw. Trisomie 21 zu nennen.
Generell gilt, dass eine frühzeitige physiotherapeutische Behandlung der Muskelschwäche bereits im frühsten Lebensalter in einigen Fällen sehr nützlich und effektiv sein kann. Je nach Erkrankung können weitere therapeutische Maßnahmen indiziert sein.

Muskelschwäche beim Kind

In der Medizin gibt es einige Gründe dafür, dass sich eine Muskelschwäche im Kindesalter ausbildet.
Ursachen können eine unausgewogene Ernährung mit der Folge eines Vitaminmangels, eine medikamenteninduzierte Muskelschwäche oder eine Unterzuckerung darstellen.
Es können auch schwere Erkrankungen, die zum Teil genetisch bedingt sind, für eine Muskelschwäche verantwortlich sein. Die kongenitale Myasthenia kann zwar bereits beim Baby auftreten, sich aber auch im Laufe der kindlichen Entwicklung ausprägen.
Gleiches gilt für eine Schilddrüsenunterfunktion. Nennenswert sind zudem die sogenannten „kongenitalen Muskeldystrophien“, bei denen es sich um vererbbare Muskelerkrankungen handelt.
Der Typ Duchenne aus der Gruppe der Muskeldystrophien manifestiert sich klassischerweise im 3. bis 5. Lebensjahr und basiert auf einer Mutation eines muskulären Proteins. Die Muskelschwäche  ist daraufhin durch einen Verfall der Muskulatur erklärlich. Als erstes lassen sich Lähmungserscheinungen und ein leichter Muskelschwund vor allem im Beckenbereich, später aber auch an den Schultern und Extremitäten erkennen, was mit einer Schwächung der entsprechenden Muskeln einhergeht.
Außerdem können Formen von spinalen Muskelatrophien zu verschieden Alterszeitpunkten für eine Muskelschwäche verantwortlich sein. Eine frühe Form, die sogenannte „infantile Form“ oder „Werding-Hoffmann“ tritt bereits vor dem ersten Lebensjahr auf und hat mit einer mittleren Überlebenszeit von 1,5 Jahren eine sehr schlechte Prognose. Im Gegensatz dazu hat eine, sich später manifestierende „juvenile Form“, auch „Kugelberg-Welander“ genannt, eine kaum einschränkende Lebenserwartung.
Wie auch schon beim Baby sollten Muskelschwächen beim Kind unbedingt ärztlich abgeklärt werden, um bei möglichen  behandelbare Erkrankungen entsprechende Maßnahmen ergreifen zu können.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 25.11.2013 - Letzte Änderung: 29.10.2021